Bei einer Magenverkleinerung wird ein Teil des Magens in einer Operation entfernt. Das soll schwer übergewichtigen Menschen helfen, ihr Gewicht zu reduzieren. Der Eingriff gilt als letzte Option, denn er lässt sich nicht rückgängig machen und birgt auch Risiken. Die Kosten für eine Magenverkleinerung werden von den Krankenkassen nur übernommen, wenn die medizinische Notwendigkeit eindeutig belegt ist und es keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Inhaltsverzeichnis
Die letzte Option
Dieser Eingriff gilt als letzte Option. Wer unter „normalem“ Übergewicht leidet, seine Ernährung nicht umstellt, keinen Sport treibt, zu viel Zucker zu sich nimmt, dem Alkohol frönt und generell deftiges Essen liebt, dem rät kein verantwortungsbewusster Arzt und keine seriöse Medizinerin zu einer Magenverkleinerung.
Immerhin handelt es sich um einen Eingriff, der sich nicht rückgängig machen lässt. Zielgruppe sind vielmehr krankhaft übergewichtige Menschen – dabei bezieht sich das krankhaft nicht auf Ess-Störungen, die eine psychische Ursache haben.
Nur bei extremen Übergewicht
Manche Menschen leiden nämlich an einem Body-Mass-Index über 40, der hauptsächlich biologische Ursprünge hat: Sie speichern unverhältnismäßig viel Fett im Körper und leiden auch unter schwerem Übergewicht, wenn sie sich ausgewogen ernähren.
Kein Ersatz für eine Diät
Ohne Begleiterkrankungen rät ein Arzt auch bei schwerem Übergewicht nur zu einer Magenverkleinerung, wenn alle konservativen Therapien ausgeschöpft sind. Das heißt: Der Patient oder die Patientin haben langfristig ihre Ernährung umgestellt, sie sind körperlich aktiv in dem Rahmen, den ihr Übergewicht zulässt. Trotzdem blieb ihr Gewicht seit mindestens drei Jahren in einer Höhe, die ein normales Leben stark einschränkt.
Krankheiten sind ein Indikator
Begleitkrankheiten wie Bluthochdruck, Atemaussetzer im Schlaf und Diabetes als Folge des Übergewichts sind harte medizinische Indikatoren, bei denen Ärzte auch bei einem BMI über 35 eine Operation empfehlen.
Psychische Stabilität erforderlich
Außerdem müssen die Betroffenen erstens volljährig sein, zweitens emotional relativ stabil, drittens dürfen sie weder psychische Störungen aufweisen, noch Substanzen missbrauchen. Dies ist besonders wichtig, da nach der Operation die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patienten eine große Rolle spielt.
Kontrollierte Lebensführung ist notwendig
Mit der Operation ist es nämlich nicht getan. Wer mit verkleinertem Magen weiterhin Alkohol in sich hinein schüttet oder Drogen nimmt, die den Stoffwechsel schädigen, wer Zucker in hohen Dosen konsumiert etc., der leidet zwar nicht mehr wie zuvor an Übergewicht, doch er belastet den durch den Eingriff belasteten Restmagen derart, dass schwere Erkrankungen die Folge sein können.
Verkleinerung oder Bypass?
Die Chirurgie hat prinzipiell zwei Möglichkeiten, extremes Übergewicht zu verringern. Erstens den Magen zu verkleinern. Ein kleinerer Magen kann weniger Nahrung aufnehmen, und die Betroffenen sind schneller gesättigt.
Der bei vielen Menschen mit krankhaftem Übergewicht vorhandene Drang, ohne Grenzen zu essen, wird so gestoppt. Mögliche Operationen sind der Schlauchmagen und das Magenband.
Bei einem Bypass wird ein Teil des Verdauungstraktes umgangen und so die Aufnahme von Nährstoffen eingeschränkt.
Der Schlauchmagen
Diese Magenverkleinerung trägt ihren Namen, weil das Resultat die Form eines Schlauches hat. Der Restmagen nimmt weniger als ein Zehntel der Menge eines normalen Magens auf, also circa 150 ml statt zwei bis drei Liter.
Die Betroffenen können nicht nur weniger aufnehmen, sie produzieren auch das Hungerhormon Ghrelin nicht mehr, denn der Teil des Magens, in dem dieses entsteht, wird entfernt. Sie fühlen sich also in jeglicher Hinsicht schneller satt.
Ohne Komplikationen geht das nicht: Ohne Komplikationen geht das nicht: Der Schlauchmagen bildet nicht mehr genug sogenannten intrinsic factor, der die Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm fördert, und die Patienten müssen dauerhaft Vitamin B 12 Präparate zu sich nehmen.
Die Operation ist schwierig, denn die Magennähte müssen absolut dicht sein, da durch ein Loch Mageninhalt in den Bauchraum gelangen könnte und dies zu der gefürchteten Entzündung des Bauchfells führen würde.
Der Magenbypass
Ein Magenbypass ist wesentlich aufwändiger als ein Schlauchmagen. Der große Vorteil besteht darin, dass er nicht nur die Aufnahme der Nahrung verringert, sondern auch die Aufnahme von Nährstoffen.
Patienten mit krankhaftem Übergewicht leiden nämlich oft darunter, dass ihr Körper Nährstoffe nicht adäquat verwertet.
Der Nachteil besteht darin, dass die Patienten nach der Operation in der Regel an einem Nährstoffmangel leiden. Sie müssen bis zu ihrem Tod Vitamine, Eiweiß und Spurenelemente zu sich nehmen.
Die Operation erfolgt in Vollnarkose und ist ein schwerer Eingriff. Der Arzt oder die Chirurgin verkleinern zuerst den Magen und vernähen ihn dann mit einer Dünndarmschlinge, um so den Zwölffingerdarm von der Verdauung auszuschließen. Dadurch bekommt der Patient jedoch auf Dauer zu wenig Kalzium, Eisen und Vitamin B 12. Diese müssen daher künstlich zugeführt werden.
Biliopankreatische Diversion (BPD)
Bei der BPD bleibt ein höheres Fassungsvermögen erhalten als bei der klassischen Magenverkleinerung, nämlich bis zu 300 ml. Der Chirurg verknüpft den Magenrest wie beim Magenbypass mit einer Dünndarmschlinge und umgeht so den oberen Dünn- wie den Zwölffingerdarm.
Doch die BPD leitet zugleich die Verdauungssäfte um, die für die Aufnahme der Nährstoffe sorgen – dafür versetzt der Chirurg den Dünndarm. So können die Säfte aus Galle, Leber und Bauchspeicheldrüse weiter ihre Arbeit tun, doch die Strecke verringert sich gravierend.
Maximal ein Meter des Dünndarms nimmt noch Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralien auf. Das Ziel ist es dabei, dass die Patienten Gewicht verlieren, ohne aber an einem Nährstoffmangel zu leiden.
Zahlt die Krankenkasse für die Magenverkleinerung?
Krankenkassen übernehmen die Kosten für solche Magenverkleinerungen nur im Einzelfall und bei eindeutiger medizinischer Indikation. Um eine Operation erstattet zu bekommen, ist es notwendig, eine vielschichtige Therapie auf sich zu nehmen.
Zum Team zählen dabei nicht nur Chirurgen, sondern auch Internisten und Psychologen, Bewegungstherapeuten und Ernährungsberater.
Vereinfacht gesagt: Hat die Kasse den Verdacht, dass Sie eine Operation durchführen, um konservative Therapien nicht auf sich zu nehmen, zahlt sie nicht. Sie zahlt auch nicht, wenn ihr Übergewicht erstens im Rahmen liegt und zweitens keine biologischen Ursachen hat.
Dies deckt sich aber mit der Indikation der zuständigen Ärzte, und das bedeutet: Wenn Sie ernst zu nehmende Gründe haben, eine solche Operation auf sich zu nehmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, diese bezahlt zu bekommen.
Wie groß ist der Erfolg?
Die Erfolge bei diesen Operation sind so groß, dass die meisten Patienten die lebenslange Unterstützung mit Vitaminen und Mineralstoffen gerne in Kauf nehmen.
Sie müssen allerdings dauerhaft „mitspielen“. Wenn Sie ihre Ernährung umstellen und mit Ratschlägen von Bewegungstherapeuten ein angemessenes Sportprogramm entwickeln, verlieren Sie bis zu zwei Drittel ihres Übergewichts in nur zwei Jahren.
Fallstricke
Aber Vorsicht: Die psychologische und therapeutische Unterstützung ist nicht nur ein organisatorischer Rahmen. Wer es nämlich gewohnt ist, Kalorien in hohem Ausmaß zu sich zu nehmen, der kann dieses (oft suchtartige) Verhalten fortsetzen, indem er dem Schlauchmagen zwar geringe Mengen, aber dafür extrem kalorienreiche Kost zuführt.
Außerdem lässt sich der Schlauchmagen wieder dehnen, wenn Sie auf Dauer große Portionen zu sich nehmen. Hier besteht die Gefahr, dass Sie ihr Essverhalten „normalisieren“ – sprich, Sie nehmen erst einmal gewaltig ab und gewöhnen sich dann wieder an, „so zu essen wie die anderen“.
Psychologische Hilfe
Zur Nachbehandlung gehört vor allem die psychologische Beratung. Die Betroffenen hatten sich nämlich zuvor in ihrem extremen Übergewicht eingerichtet. Zwar ist die psychische Indikation „Ess-Sucht“ nicht maßgeblich für eine Operation, doch ein bestimmter Lebensstil, der mit der Adipositas (Fettleibigkeit) einher geht, darf und soll nach dem Eingriff nicht mehr existieren.
Zum Beispiel bewegten sich die Menschen mit schwerem Übergewicht zuvor notgedrungen kaum. Sie waren zu vielen körperlichen Arbeiten, zum Beispiel zu handwerklichen Tätigkeiten, nicht in der Lage und dabei auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.
Veränderte Beziehungen
Meist müssen Betroffene nach der Operation die körperliche Teilhabe eines normalgewichtigen Menschen am gesellschaftlichen Leben erst wieder lernen. Diese neue Selbstständigkeit ist nicht nur ihnen selbst unbekannt, sie verändert auch das Beziehungsgefüge bis hin in die Partnerschaft.
In der Ehe und der Familie ändert sich der Alltag. Partner und Partnerinnen, deren Rolle auch darin bestand, den fettleibigen Menschen zu unterstützen, müssen und können diese Krücke nicht mehr stellen und oft haben sie damit Probleme.
Eine andere Gefahr besteht darin, dass die Betroffenen sich zu viel vornehmen. Von langen Bergwanderungen bis zu durchtanzten Nächten probieren sie dann alles aus, wozu sie zuvor körperlich nicht in der Lage waren, ohne dass sie die dafür nötige Fitness entwickelt hätten.
Gehen Sie außerdem „falschen Freunden“ nicht auf den Leim. Wer sich zuvor wegen ihrer Körperfülle über Sie lustig machte und jetzt ihre Nähe sucht, ist keine Freundschaft wert.
Auch im Freundes- und Bekanntenkreis sollten Sie skeptisch mit Komplimenten umgehen, die sich nur auf ihr Äußeres beziehen. Ernsthafte Gespräche über die Operation, die Veränderungen im Leben und darauf folgende Kommentare zu ihrem veränderten Körper haben eine ganz andere Qualität.
Das gilt bedingt auch für sexuelle Kontakte. Sie wirken zwar anders, wenn Sie ihr Gewicht reduzieren, doch Sie sind immer noch derselbe Mensch. Wer jetzt eine (sexuelle) Beziehung zu ihnen sucht, der wird in der Beziehung die gleichen Übereinstimmungen, Probleme und Konflikte mit Ihnen haben wie zuvor.
Tauschen Sie sich unbedingt mit anderen Betroffenen aus, denn die Probleme, die Sie nach einer Operation haben, teilen andere Patienten und diese können Ihnen gute Ratschläge geben.
Last but not least: Wenn Sie vor der Operation Probleme hatten, ob in der Psyche, im Beruf oder den Finanzen, dann lösen diese sich nicht durch ein geringeres Gewicht in Luft auf. Auch im Leben nach der OP bestehen weiterhin Konflikte, werden Sie weiterhin Schwierigkeiten meistern müssen.
Die Hautschürze
Seriöse Ärzte warnen davor, die Operation mit einem idealen Körper gleichzusetzen. Übrig bleibt hingegen in der Regel eine Hautschürze. Die zuvor durch das Übergewicht gedehnte Haut hängt jetzt wie ein leerer Sack am Körper, und die Patienten leiden darunter, dass sie nicht so ästhetisch aussehen, wie sie gerne würden.
Je größer das Übergewicht zuvor war, und je mehr die Patienten an Gewicht verloren, umso größer ist diese Hautschürze aber – daran führt kein Weg vorbei.
Folgeoperationen sind notwendig, und die Krankenkassen zahlen hier nur bei eindeutigen Gutachten – vor allem spielt jetzt die psychologische Einschätzung eine Rolle, denn im Unterschied zur Magenverkleinerung handelt es sich beim Straffen der Fettschürze um eine ästhetische Frage, nicht um eine medizinische.
Fazit
Eine Magenverkleinerung oder ein Magenbypass sollte sehr gut überlegt sein – von allen Beteiligten. Beraten Sie sich über eine mögliche Operation umfassend mit verschiedenen Experten, mit Chirurgen, Psychologen und Ernährungsberatern.
Prüfen Sie, ob Sie Alternativen wirklich ausgeschöpft haben. Viele Dickleibige kennen nämlich das „Wunder“, wenn Sie regelmäßig Kraftsport treiben und tatsächlich auf Dauer Gemüse, Obst, Vollkornbrot, fettarmen Fisch etc. zu sich nehmen.
In den ersten Monaten nehmen Sie nur wenige Kilogramm ab, dann purzeln, ohne, dass Sie es vermuteten, in einer „zweiten Phase“ die Pfunde. Der besser trainierte Körper verbrennt jetzt nämlich wesentlich mehr Kalorien sogar im Ruhezustand und außerdem bewegen Sie sich viel mehr als zuvor, oft ohne es zu merken.
Haben Sie sich hingegen an einen Lebensstilegewöhnt, der Fettleibigket fördert, ist es sehr schwer, sich einen anderen vorzustellen. Sie denken jetzt vielleicht aufrichtig, alles getan zu haben, lernten aber nie, im Alltag Zucker zu reduzieren oder gymnastische Übungen in den Tagesablauf zu integrieren.
Ist eine Operation allerdings wirklich angebracht, dann handelt es sich zwar um einen Eingriff, der nicht leicht ist – jedoch bei angemessenem Verhalten einen massiven Gewichtsverlust mit sich bringt. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Helmholtz Zentrum München: Operationen zur Magenverkleinerung bei Fettleibigkeit (Abruf: 12.08.2019), diabetesinformationsdienst-muenchen.de
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Operationen zur Behandlung von Adipositas (Abruf: 12.08.2019), gesundheitsinformation.de
- Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV): S3-Leitlinie Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen, Stand: Februar 2018, Leitlinien-Detailansicht
- Universitätsmedizin Leipzig, IFB Adipositas-Erkrankungen: Operative Behandlung (Abruf: 12.08.2019), ifb-adipositas.de
- Mayo Clinic: Guide to types of weight-loss surgery (Abruf: 12.08.2019), mayoclinic.org
- Mayo Clinic: Bariatric surgery (Abruf: 12.08.2019), mayoclinic.org
- National Institute on Diabetes and Digestive and Kidney Diseases: Bariatric Surgery (Abruf: 12.08.2019), niddk.nih.gov
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.