„Schleim“ hört sich „glitschig“ an, und „Schleimer“ bezeichnet einen „Kriecher“. Dabei ist Schleim lebensnotwendig: Fische reduzieren mit ihm ihren Energieverbrauch und wehren Hautparasiten ab, Algen schützen sich mit ihm vor dem Austrocknen – ohne Schleim in den Gelenken, Sehnen und den Knorpeln könnten wir uns nicht bewegen, und ohne Schleimhäute nicht atmen.
Inhaltsverzeichnis
Wozu dienen Schleimstoffe?
Schleimstoffe aus Pflanzen dienen als Energiereserve und Wasserspeicher, sie nehmen also Flüssigkeit auf. Die Medizin nutzt diese Eigenschaften für den menschlichen Körper.
Phytoschleimstoffe mindern Reize, erweichen Haut, Schleimhaut und Gewebe, lösen Verstopfung und führen ab, helfen gegen trockenen Reizhusten, befeuchten entzündete Schleimhäute ebenso wie rissige Haut, wirken gegen Halsschmerzen und Magen-Darm-Leiden. Eine Studie zeigte, dass bestimmte Schleimstoffe (Polysaccharide mit Beta-Glucan) die Wundheilung deutlich beschleunigten.
Woraus bestehen Schleimstoffe?
Als Schleimstoffe bezeichnen wir unterschiedliche Biopolymere mit Polysacchariden (Zuckerstoffe) als Hauptkomponenten. Sie nehmen Wasser auf und bilden mit der Flüssigkeit Gele und Kolloide, die als Schutzsubstanzen dienen.
Tierische Schleimstoffe bestehen aus Glykoproteinen (Eiweißen und Kohlenhydraten), und sie bilden zum Beispiel Schleimhäute, Magensaft und Speichel. Dementgegen bestehen pflanzliche Schleimstoffe fast nur aus Heteropolysacchariden, also Vielfachzuckern. Zu diesen Vielfachzuckern zählen Galactansulfate und Polyuronide (unter anderem Pektine). Diese Zucker beinhalten sowohl neutrale als auch saure Stoffe. Ihre Basis sind Uronsäuren.
Schleimstoffe für die Feuchtigkeit
Schleimstoffe kommen in hohem Ausmaß in Getreidekörnern (Grassamen) vor, außerdem in Wurzeln, Stielen, Rinden und Blättern höherer Pflanzen, in veritabler Menge allerdings auch in Algen. Sie befinden sich den Vakuolen, kleinen, mit Flüssigkeit gefüllten Hohlräumen, und in den Wänden der Pflanzenzellen. In den Vakuolen dienen sie als Speicher, um Wasser zu binden. Die Schleimstoffe sorgen dafür, dass der Pflanzensaft und das Umfeld der Samen länger feucht bleiben.
Schleimstoffe verlangsamen die Verdunstung und fördern so das Wachstum der Keimlinge. Der Schleimfilm verhindert, dass Pflanzenfresser die Samen beschädigen, die sich in ihrem Magen befinden. So werden die Samen von den Tieren unverdaut ausgeschieden, und die Pflanze pflanzt sich fort. Schleimstoffe befinden sich auch in den Samen selbst. Dort binden sie die bioaktiven Komponenten der Pflanze, die wichtig für ihr Wachstum sind.
Schleimstoffe in Algen
Zu den Algen gehören die primitivsten Pflanzen, die es gibt. Viele Spezies bestehen nur aus einer Zelle, und auch Arten mit mehreren Zellen können sich nicht selbst stützen, sodass größere Formen im Wasser leben müssen, weil sie sonst in sich zusammenfallen.
Algen sind glitschig (wie bei Fischen liegt das aber nicht daran, dass sie im Wasser leben), vielmehr enthalten Algen Alginate – Schleimstoffe. Diese schützen Algen vor Austrocknung (darum bleiben Meeresalgen auch bei Ebbe feucht) und halten sie zudem elastisch – so reißen sie auch in der Brandung nicht ab.
Unter den Algen spielt besonders die Braunalge Fucus vesiculosus eine Rolle als Heilpflanze und in der Hautpflege. Sie verfügt über eine Menge an Mineralstoffen und Spurenelementen wie Calcium, Jod, Magnesium und Schwefel, ihre Schleimstoffe fördern eine elastische Haut mit größerer Spannkraft.
Wie wirken pflanzliche Schleimstoffe beim Menschen?
Pflanzliche Schleimstoffe legen beim Menschen einen Film über entzündete Schleimhäute und mildern so die Reize, lindern also die Symptome der Entzündung. Trinken wir zum Beispiel einen Tee, der Schleimstoffe enthält, legen sich diese zuerst über die Schleimhaut des Rachens, dann über die des Magens. Im Magen schützen sie so eine entzündete Schleimhaut vor der Magensäure und helfen beim Abheilen.
Beim Sodbrennen helfen Schleimstoffe ebenfalls, weil sie als Säurepuffer dienen. Äußerlich eingesetzt, mildern sie die Reize bei Ekzemen und Hautentzündungen, bei Sonnenbrand und strapazierter, trockener oder rissiger Haut. Schleimstoffe senken den Blutzuckerspiegel, kühlen, und stärken das Immunsystem.
Welche Heilpflanzen enthalten Schleimstoffe?
Unter den in der Phytotherapie eingesetzten Pflanzen mit Schleimstoffen ragen Isländisches Moos mit bis zu 70 Prozent Schleimstoffen, und Leinsamen (Linum usitatissimum) mit bis zu 20 Prozent heraus. Diese starke Schleimbildung prädestiniert Leinsamen, um den Stuhl zu regulieren. Sie nehmen Wasser auf und quellen auf, halten zugleich den Nahrungsbrei feucht und sorgen so dafür, dass er schnell den Körper verlässt.
Andere Pflanzen und Pflanzenteile, deren Schleimstoffe in der Phytotherapie eine Rolle spielen, sind Flohsamen, Echter Eibisch (die Wurzel enthält bis zu 15 Prozent Schleimstoffe), Wilde Malve (und andere Malvengewächse), Lindenblüten, Huflattich (um die acht Prozent Schleimstoffe in Blüte und Blatt), Okra, Spitzwegerich (rund sieben Prozent Schleimstoffe in den Blättern), Bockshornklee, Borretsch, Lungenkraut, Wollblumen, Ringelblumen, Königskerzen und die Maulbeerblättrige Brennnessel.
Wasserlöslich oder wasserunlöslich?
Wir unterscheiden Schleimstoffe, die sich in Wasser lösen, von solchen, die es nicht tun. Beide wirken in der Pflanzentherapie. Wasserlösliche Schleimstoffe mildern Reize und erweichen Haut und Gewebe, indem sie entzündete Stellen einhüllen.
Wasserunlösliche Schleimstoffe wirken im Magen-Darm-Trakt: Sie steigern das Nahrungsvolumen durch Aufquellen und regulieren so den Stuhlgang und helfen beim Abnehmen durch ein Sättigungsgefühl, das entsteht, ohne zusätzlich Kalorien aufzunehmen. Zudem neutralisieren die Schleimstoffe den pH-Wert und wirken so gegen eine Übersäuerung des Magens.
Innerlich oder äußerlich?
Innerlich angewandt werden Schleimstoffe bei: Magen-Darm-Erkrankungen (zum Beispiel Isländisches Moos, Wilde Malve), Heiserkeit, Reizhusten (Spitzwegerich, Huflattich, Malve, Eibisch, Lungenkraut, Königskerze) und um das Darmvolumen zu steigern, als Quellmittel (Flohsamen und Leinsamen, Getreide wie Hafer).
Äußerlich eingesetzt werden Schleimstoffe bei trockenen Ekzemen und Hautentzündungen (Leinsamen, Huflattich, Spitzwegerich, Bockshornklee), zum Gurgeln bei Entzündungen im Rachenraum (besonders Eibisch, Wilde Malve), als Auflage bei Furunkeln, Geschwüren und Abszessen (Leinsamen).
Wie wirken Schleimstoffe gegen Entzündungen?
Schleimstoffe legen eine Schicht über entzündete Regionen, über Schleimhäute ebenso wie über Haut und Gewebe. Sie schützen geschädigte Schleimhäute von außen und sorgen so dafür, dass diese sich regenerieren können. Schleimfilme schützen die Oberfläche lebenswichtiger Organe vor dem Austrocknen und bilden eine Barriere für Mikroben, Gifte und Fremdkörper, die Entzündungen auslösen.
Schleimstoffe gegen trockenen Reizhusten
Heilpflanzen mit Schleimstoffen eignen sich besonders, um trockenen Reizhusten zu bekämpfen, der zum Beispiel in der Endphase einer Erkältung entsteht. Die Schleimstoffe befeuchten und schützen jetzt die entzündeten Schleimhäute und mildern so die Reize, die den Husten auslösen. Geeignet sind zum Beispiel Drogen aus Eibischwurzel, Malvenblüten, Vogelmiere, Islandmoos, Königskerze, Lungenkraut oder Spitzwegerich.
Ein effektives Hausmittel ist ein Tee aus einem Teil Thymian und einem Teil Spitzwegerich. Thymian löst Krämpfe und ergänzt so die befeuchtenden Effekte des Schleims. Sie nehmen einen gehäuften Teelöffel des getrockneten Krauts auf eine große Tasse kochendes Wasser und lassen alles drei Minuten ziehen.
Geht es nur ums Befeuchten, dann lösen Sie die Schleimstoffe aus Eibischwurzel und Malvenblüten mit einem Kaltauszug. Sie geben einen Teelöffel von Wurzel und Blüten (jeweils eins zu eins) in 0,25 Liter kaltes Wasser, lassen es über Nacht stehen, wärmen es am nächsten Morgen an und trinken es. Die empfohlene Tagesdosis für Eibischwurzel liegt bei sechs Gramm.
Gereizte Schleimhäute heilen
Wenn Schleimhäute gereizt sind, schwellen sie an, sondern Sekrete ab, diese können sich verdicken und festsetzen – in Mund und Rachen, in Nasen- und Stirnhöhle oder den Bronchien. Dieses verdickte Sekret ist Nährboden für pathogene Mikroben, die Entzündungen verursachen.
Schleimstoffhaltige Pflanzen lindern nicht nur den Hustenreiz, sondern sorgen auch dafür, dass das zähe Sekret aufweicht und sich so besser löst. Eine In-vitro-Studie zeigte deutliche antientzündliche Effekte von Extrakten aus Kiefer und Spitzwegerich, wobei der wesentliche Effekt der Extrakte mutmaßlich auf die Schleimstoffe zurückzuführen ist.
Schleimstoffe für die Verdauung
Schleimstoffe nehmen Wasser auf und quellen auf. So vergrößern sie das Volumen des Nahrungsbreis, der Schleim sorgt dafür, dass die Restprodukte des Nahrungsbreis besser abgeführt werden können, helfen also gegen Verstopfung.
Ein besonders wirksames Abführmittel ist Leinsamen, der dank seiner Schleimstoffe ein großes Quellvermögen hat. Die reifen Samen erhöhen im Darm ihr Volumen um das Dreifache, was den Darm dehnt, die Darmperistaltik erhöht und so die Darmtätigkeit stimuliert.
Leinsamen wirken insofern auch gegen Darmträgheit. Der Schleim erleichtert den Stuhlgang, was nicht nur bei Verstopfung, sondern auch bei Entzündungen an After und Darmausgang eine Erleichterung bedeutet und Schmerzen lindert. Eine ähnliche Wirkung haben Flohsamen; diese sind zudem sehr kalorienarm und ideal, um eine Diät zu unterstützen.
Lein- und Flohsamen bei Verstopfung
Lein- und Flohsamen sind dank ihrer Schleimstoffe ein gutes Mittel gegen Verstopfung. Der Schleim macht den Nahrungsbrei geschmeidiger und regt die Darmtätigkeit an. Damit die Schleimstoffe wirken, sollten Sie viel trinken. Am besten lassen Sie die Samenschalen in einem Glas Wasser vorquellen. Das trinken Sie und gleich noch zwei Gläser mehr danach.
Über den Tag verteilt sollten Sie mindestens zwei Liter trinken – Wasser, Tee oder verdünnte Fruchtsäfte. Der Schleim quillt sonst zu wenig auf, und wenig aufgequollene Schleimstoffe können die Darmwand verkleben. Ein Vorteil zu herkömmlichen Abführmitteln ist, dass diese dem Körper nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Nährstoffe entziehen, was bei Flohsamen nicht in gleichem Ausmaß der Fall ist.
Heilpflanzen mit Schleimstoffen im Einzelnen
Borretsch enthält außer Schleimstoffen Gerbstoffe, Harz, Saponin, Kieselsäure, Fettsäuren, ätherische Öle, Kaliumnitrat und Vitamin C, indessen auch toxische Pyrrolizidinalkaloide wie Amabilin, Intermedin, Lycopsamin und Supinin, die die Leber schädigen. In den schleimstoffhaltigen Blüten und Samen sind diese nur in sehr geringem Ausmaß vorhanden.
In der Volksmedizin ist Borretsch ein Mittel gegen verschleimte Atemwege, Durchfall, Entzündungen, rheumatische Erkrankungen und dient auch als Blutreiniger. Äußerlich eingesetzt wird er gegen Hautentzündungen, Ekzeme und Neurodermitis, in der Pharmazeutik ist die Pflanze eine Komponente von Hustensäften.
Königskerze
Königskerze wird traditionell genutzt, um den Harn zu treiben, gegen rheumatische Beschwerden wie Heiserkeit und äußerlich, um Wunden zu behandeln. Die Blüten enthalten in größerer Menge Schleimstoffe und Tee sowie Sirup aus ihnen dienen als Arznei gegen Husten, Erkältung, grippale Infekte, Nierenleiden und Darmentzündungen.
Äußerlich sie als Salben eingesetzt gegen Hautentzündungen wie Hautausschlag. Umschläge aus den Blättern sind ein Mittel gegen leichte Verbrennungen, Furunkel, Juckreiz und Hämorrhoiden. Bei allen diesen Beschwerden wirken die Schleimstoffe kühlend wie erweichend, geben Feuchtigkeit und legen sich als Schutzfilm auf die gereizten Stellen.
Lungenkraut
Lungenkraut war bereits in der magischen Medizin des Mittelalters verbreitet, aus dem Denken in Analogien heraus: Die Blätter erinnerten an Lungenflügel, deswegen sah Hildegard von Bingen die „Lungenwurz“ als Mittel gegen Lungenleiden. Tatsächlich enthält Lungenkraut Schleimstoffe, Gerbstoffe und Kieselsäure, löst zähen Schleim, lindert Reize und zieht Gewebe zusammen.
Tee aus Lungenkraut eignet sich gegen Reizhusten, Heiserkeit, Durchfall und Blasenleiden. Als Dosis gilt: Zwei Teelöffel des getrockneten Krautes mit einem Viertelliter kochendem Wasser aufgießen, alles zehn Minuten ziehen lassen und pro Tag drei Tassen trinken.
Huflattich
Die in Huflattich enthaltenen Schleimstoffe mildern Reize bei entzündeten Schleimhäuten, damit lindern sie Schmerzen und beruhigen Husten. Polysaccharide in der Pflanze fördern die Kommunikation der Zellen und stärken so die Immunabwehr. Hinzu kommen Gerbstoffe, die antientzündlich, leicht antitoxisch und antimikrobiell wirken.
Huflattichblätter lassen sich einfach zu einem Tee kochen, der entweder getrunken wird (gegen Husten, grippale Infekte, Halsschmerzen, Bronchitis und verschleimte Atemwege) oder als Umschlag die Haut beruhigt. Die Medizin rät heute aber davon ab, Huflattich selbst zu sammeln und zu verwenden, da er auch pyrrolizidine Alkaloide enthält, zwar nur in geringen Mengen, doch diese können die Leber schädigen und Krebs fördern.
Wilde Malve
Wilde Malve (und andere Malvengewächse) bieten viele Schleimstoffe und sind ein traditionelles Heilmittel gegen Husten, entzündete Schleimhäute in Mund und Rachen sowie Entzündungen im Magen.
Knabenkräuter
Die Knollen der Knabenkräuter enthalten bis zu 50 Prozent Schleimstoffe. Ein aus ihnen hergestelltes Pulver wird mit Wasser angerührt und bei Durchfall und entzündeten Schleimhäuten als Arznei eingesetzt.
Bockshornklee
Die Samen des Bockshornklees enthalten Schleimstoffe, die Entzündungen hemmen und Reize lindern, ätherische Öle, die desinfizieren und gegen Mikroben wirken, Bitterstoffe, die zusammen mit den Schleimstoffen die Verdauung anregen, indem sie Magensäure und Galle stimulieren.
Äußerlich eingesetzt dient Bockshornklee dazu, Ekzeme, Furunkel und Geschwüre zu behandeln. Die europäische Kommission E bestätigt eine Wirkung bei lokalen Entzündungen. Eine randomisierte kontrollierte Studie zeigte, dass Samen des Bockshornklees deutlich gegen mildes Asthma wirkten.
Eibisch
Die Eibischwurzel ist eine der effektivsten Schleimdrogen mit bis zu 20 Prozent Schleimstoffen (die Blätter enthalten höchstens zehn Prozent). Inhaltsstoffe sind unter anderem Glucane, Arabinogalactane und Rhamnogalacturonane. Eibischwurzel hemmt Entzündungen, schützt Zellwände und Schleimhäute. Einen Tee bereiten Sie mit kaltem Wasser zu und lassen ihn mehrere Stunden ziehen.
Spitzwegerich
Spitzwegerich enthält Schleimstoffe, Gerbstoffe, Bitterstoffe und das Glykosid Aucubin. Er wird eingesetzt gegen äußere Wunden, Verbrennungen, Insektenstiche, Hautentzündungen, Asthma bronchiale, Bronchitis, Rachen- und Mundentzündungen, Harnwegsentzündungen, Husten, grippale Infekte, Reizdarm, Magenschleimhautentzündung, Lungenentzündungen und andere Lungenleiden.
Er wirkt zusammenziehend, hemmt Entzündungen, lindert Reize und stillt Husten. Häufig findet sich Spitzwegerich in pflanzlichen Arzneien wie Hustentees, Hustenbonbons und Hustensäften. Ein Sirup aus Spitzwegerichblättern, Wasser, Zucker, Zitronensaft und Honig ist ein Hausmittel gegen Erkältung und grippale Infekte mit Husten und Schnupfen.
Hafer und andere Getreide
Hafer enthält zwölf Gramm Protein pro 100 Gramm Haferflocken und liefert so pflanzliches Eiweiß in hohem Ausmaß. Er enthält eine Menge Vitamine der B-Gruppe und 140 Milligramm Magnesium pro 100 Gramm. 140 Milligramm Magnesium und 470 Milligramm Phosphor pro 100 Gramm machen Hafer zu einer wertvollen Nahrung, um die Knochen aufzubauen und zu stärken.
Die sieben Gramm Fett pro 100 Gramm bestehen vor allem aus ungesättigten Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel regulieren. Haferflocken enthalten circa zehn Prozent Ballaststoffe und fördern so die Verdauung. Schleimstoffe im Hafer beruhigen den Magen und legen sich als Schutz auf die Magenschleimhäute.
Haferbrei und Haferschleim
Haferflocken in Milch aufgelöst oder eine Haferflockensuppe, Haferbrei und Haferschleim sind ein gutes Hausmittel gegen Magenschmerzen und Verdauungsbeschwerden und helfen gegen Sodbrennen. Sie müssen Haferflocken immer mit reichlich Flüssigkeit zu sich nehmen. Hafer eignet sich auch, um Frauenleiden zu linden. Hafer fördert die Produktion weiblicher Hormone und hilft insofern gegen die Beschwerden der Wechseljahre.
Haferschleim ist ein traditionelles Hausmittel gegen das Prämenstruelle Syndrom und eine ausbleibende Periode. Haferschleim bereiten Sie zu, indem Sie Haferflocken mit einer circa zehnfachen Menge Wasser, Kuh-, Soja- oder Reismilch mehrere Minuten aufkochen.
Traditionell kochten die Menschen auf dem Land die Flocken so lange auf, bis alles einen zähen Brei ergab. Für die gesunde Ernährung sollten Sie den Hafer aber nicht länger als drei Minuten kochen, denn so bleiben die meisten Nährstoffe erhalten. Dazu passen Früchte, Nüsse, Mandeln, Honig, Sirup, Zimt, Vanille, Kardamom, Marmelade oder Kakao.
Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen
Schleimstoffe sind nicht nur gesund, sie haben auch Nebenwirkungen und lösen potenziell Unverträglichkeiten aus. Allergische Reaktionen hängen davon ab, ob jemand gegen spezifische Stoffe der jeweiligen Pflanze allergisch ist (meist sind es nicht die Schleimstoffe selbst).
Spitzwegerich sollten Sie zum Beispiel meiden, wenn eine Allergie gegen Wegerichgewächse vorliegt. Inhaltsstoffe im Bockshornklee können für Kontraktionen der Gebärmutter sorgen und Frühgeburten einleiten, die Alkaloide im Huflattich können Geburtsdefekte bei Neugeborenen verursachen und den Säugling schädigen.
Schleimstoffe als Therapie?
Schleimstoffe dienen lediglich zur komplementären Behandlung. Bei ernsten Erkrankungen ersparen sie nicht den Besuch eines Arztes oder einer Ärztin und können nur bei zwar unangenehmen, aber ungefährlichen Beschwerden ein Alleinmittel sein – zum Beispiel bei Verstopfung oder Durchfall ohne schwere Erkrankung als deren Ursache. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Rania Elhosary, Shereen Elmancy, Hanaa Eid et al.: Efficient wound healing composite hydrogel using Egyptian Avena sativa L. polysaccharide containing β-glucan; in: International Journal of Biological Macromolecules, Volume 149, Seite 1331-1338, 2019 , ScienceDirect
- Majid Emtiazy, Laleh Oveidzadeh, Minoo Habibi et al.: Investigating the effectiveness of the Trigonella foenum-graecum L. (fenugreek) seeds in mild asthma: a randomized controlled trial; in: Allergy, Asthma & Clinical Immunology, Volume 14, Artikel 19, 2018 , BMC
- European Scientific Cooperation on Phytotherapy: Ecops Monographs – The Scientific Foundation for Herbal Medicinal Products, 2003
- Volker Fintelmann, Rudolf Fritz Weiss: Lehrbuch der Phytotherapie, Stuttgart, 2005
- Eva Maria Vigo, Roman Perez Fernandez, Oreste Gualillo: In-vitro anti-inflammatory activity of Pinus sylvestris and Plantago lanceolata extracts: effect on inducible NOS, COX-1, COX-2 and their products in J774A.1 murine macrophages; in: Journal of Pharmacy and Pharmacology, Volume 57, Issue 3, Seite 383-391, 2005 , OXFORD ACADEMIC
- Elfrune Wendelberger: Heilpflanzen. Erkennen, sammeln, anwenden. München / Wien / Zürich, 2003
- Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Lage, Stuttgart, 2008
Wichtiger Hinweis:
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