Die „Liebscher & Bracht Schmerztherapie“ ist ein Behandlungskonzept, das Roland Liebscher-Bracht und Dr. med. Petra Bracht vor rund dreißig Jahren erstellt und seitdem weiterentwickelt haben. Es soll gegen Schmerzen des Bewegungsapparates wirken, deren Ursache aus Fehlbelastungen und Bewegungsmangel entstandene Probleme an Muskeln und Faszien sind. Die Therapie besteht aus dem Drücken von Schmerzpunkten, speziellen Dehnübungen, Faszienmassage mit Faszienrollen sowie regelmäßiger Teilnahme an einer Übungsgruppe.
Inhaltsverzeichnis
Für die Wirksamkeit der „Liebscher & Bracht Schmerztherapie“ gibt es zwar noch keine wissenschaftlichen Belege, sodass diese Therapieform von der Schulmedizin bisher nicht anerkannt ist und als alternativ- oder komplementärmedizinische Methode gilt. Gezielte Bewegung und eine Verbesserung der Durchblutung durch Massage oder ähnliche Techniken sind jedoch nachweislich bei vielen Problemen des Bewegungsapparates hilfreich.
Zudem sind keine Nebenwirkungen oder Gefahren der Methode bekannt, sofern sie von einem ausgebildeten Behandler oder einer ausgebildeten Behandlerin fachgerecht durchgeführt wird. Sie sollten dennoch Ihre Beschwerden zunächst ärztlich abklären lassen und im Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin prüfen, ob eine Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht für Sie sinnvoll sein könnte. Geben diese grünes Licht, spricht nichts dagegen, die Therapieform einmal auszuprobieren und selbst herauszufinden, ob sie bei den eigenen Beschwerden Wirkung zeigt.
“Liebscher & Bracht Schmerztherapie“: Ein kurzer Überblick
Hier finden Sie einen kurzen Überblick zur Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht.
- Definition: Die Schmerztherapie setzt sich zusammen aus dem Drücken von Schmerzpunkten („Osteopressur“), speziellen Dehnübungen („Engpassdehnung“), Faszienmassage mit Faszienrollen („Faszienrollmassage“) sowie regelmäßiger Teilnahme an einer Übungsgruppe („Engpassdehnungsübungsgruppe“).
- Anwendungsgebiete: Schmerzen, die aufgrund muskulär-faszialer Fehlspannungen entstanden sind. Hauptursachen dafür sind Fehlbelastung und/oder Haltungsfehler sowie zu wenig Bewegung. Zu den Einsatzgebieten zählen beispielsweise verschiedene Arten von Gelenk- und Rückenschmerzen, Verspannungen sowie Kopfschmerzen, die von Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich herrühren.
- Kontraindikationen: Schmerzen, die beispielsweise durch einen Tumor oder durch eine Verletzung entstanden sind, können mit dieser Methode nicht behandelt werden.
- Kosten: Krankenkassen tragen die Kosten in der Regel nicht. Da die Preise variieren können, sollten Sie sich vor Therapiebeginn ein individuelles Angebot einholen.
- Wer darf die Therapie anbieten?: Die „Liebscher & Bracht Schmerztherapie“ ist ein geschützter Begriff und darf in dieser Form nur von Behandlerinnen oder Behandlern angeboten werden, die die viertägige Ausbildung absolviert haben und dies entsprechend nachweisen können.
- Hinweis: Bislang fehlen wissenschaftliche Belege zur Wirksamkeit der „Liebscher & Bracht Schmerztherapie“ und Sie sollten vorab ärztlichen Rat dazu einholen, ob diese Form der Schmerztherapie in Ihrem Fall sinnvoll sein könnte.
Liebscher & Bracht: Die Theorie hinter dem Konzept
Grundgedanke der „Liebscher & Bracht Schmerztherapie“ ist die Annahme, dass Schmerzen im Bewegungsapparat häufig auf mangelnde Bewegung und/oder falsche Haltung und Belastung im Alltag zurückzuführen sind. Viele Menschen verspüren regelmäßig Schmerzen, lange bevor es beispielsweise zu tatsächlichen Verschleißerscheinungen durch eine nachweisbare Arthrose oder zu einem Bandscheibenvorfall kommt.
Diese Art des Schmerzes nennen Roland Liebscher-Bracht und Dr. Petra Bracht „Alarmschmerz“. Aus ihrer Sicht ist es seine Funktion, auf eine drohende gesundheitliche Schädigung frühzeitig aufmerksam zu machen, sodass eine Änderung vorgenommen werden kann.
Liebscher-Bracht und Bracht führen den Alarmschmerz auf Veränderungen in Muskulatur und Faszien zurück. Auch, wenn bereits tatsächliche Schäden vorliegen, kommt der Schmerz aus ihrer Sicht weiterhin hauptsächlich von Problemen wie Verspannungen, Verhärtungen und Verklebungen von Muskel- und Fasziengewebe. Dort setzt dann auch ihre eigens entwickelte Therapiemethode an.
Vier Säulen der Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht
Sie setzt sich zusammen aus dem Drücken von Schmerzpunkten, wofür Liebscher-Bracht und Bracht den Begriff „Osteopressur“ verwenden, speziellen Dehnübungen („Engpassdehnung“ genannt), der Faszienmassage mit Faszienrollen („Faszienrollmassage“) sowie einem anschließenden Langzeittraining in einer sogenannten „Engpassdehnungsgruppe“.
Ablauf der Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht
In der „Liebscher & Bracht Schmerztherapie“ kommen keine Medikamente zum Einsatz. Stattdessen werden zunächst in einem ausführlichen Gespräch die Schmerzpunkte bestimmt, die für das jeweilige Schmerzgeschehen auslösend sind. Insgesamt existieren laut Roland Liebscher-Bracht und Dr. Petra Bracht circa siebzig Druckpunkte, aus denen je nach Beschwerdebild eine Auswahl getroffen wird.
Die ausgewählten Punkte werden anschließend nacheinander jeweils für ungefähr eineinhalb Minuten gedrückt. Der Druck erfolgt dabei direkt am Knochen. Liebscher-Bracht und Bracht nennen diese manuelle Behandlung „Osteopressur“, was so viel bedeutet wie „Knochendruck“. Die Osteopressur ist eine Akutbehandlung, die die Schmerzen deutlich reduzieren soll. Mit dem Drücken der ausgewählten Stellen sollen die Schmerzrezeptoren erreicht werden, um eine Art „Ausschaltung“ des Alarmschmerzes zu erzielen. Das Drücken soll dem Körper den Impuls „Muskel entspannen“ vermitteln. Damit zählt die Osteopressur zu den manuellen Behandlungsmethoden und hat Ähnlichkeit mit der Osteopathie oder dem Rolfing.
Nach der Schmerzpunktbehandlung erfolgt eine sogenannte „Engpassdehnung”. Diese besteht aus speziellen Bewegungen, bei denen die betroffenen Muskeln in massive Dehnung gebracht werden, um anschließend maximal entspannen zu können. Auch sollen die daran beteiligten Strukturen gekräftigt und die Fehlbelastungen von Wirbelsäule und Gelenken reduziert werden.
Normalerweise sollte nach der ersten Akutbehandlung absehbar sein, ob das Schmerzgeschehen positiv auf eine Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht anspricht und es Sinn macht, die Therapie fortzusetzen.
Nach der Behandlung erhalten die Betroffenen Übungsanweisungen. Damit sollen sie zu Hause täglich circa fünfzehn Minuten üben. Diese Bewegungsübungen sind laut Roland Liebscher-Bracht und Dr. Petra Bracht wichtig, damit die muskulären Fehlstellungen umprogrammiert und die neuen „Einstellungen“ fest verankert werden. Vor den Übungen soll eine Faszienrolle dafür sorgen, Muskeln und Faszien vorzubereiten.
In der Regel sind nur zwei bis drei Akutbehandlungen notwendig. Wichtig ist laut Liebscher-Bracht und Bracht jedoch, dass die Bewegungsübungen und die Faszienbehandlung regelmäßig weitergeführt werden.
Außerdem sollen nach der Behandlung die Patientinnen und Patienten in sogenannten „Engpassdehnungsgruppen“ aktiv bleiben. Dieses Programm wird in darauf spezialisierten Bewegungsschulen angeboten. Die Übungen sollen vor allem zur Nachbehandlung dienen, um langfristige Schmerzfreiheit zu erzielen.
Anwendungsgebiete
Die Schmerztherapie nach Liebscher & Bracht soll bei Schmerzen helfen, die aufgrund muskulär-faszialer Fehlspannungen entstanden sind. Die Hauptursachen dafür sind Fehlbelastung und/oder Haltungsfehler sowie zu wenig Bewegung. Insbesondere unsere sitzende Lebensweise führt zu massiven Verkürzungen der Muskulatur in den vorderen Körperbereichen sowie zu Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich und der paravertebralen Muskulatur.
Zu den Anwendungsgebieten zählen beispielsweise verschiedene Arten von Gelenk- und Rückenschmerzen, Verspannungen sowie Kopfschmerzen, die von Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich herrühren.
Kontraindikationen
Schmerzen, die beispielsweise durch einen Tumor oder durch eine Verletzung entstanden sind, können mit dieser Methode nicht behandelt werden. Probleme, die etwa durch eine Schonhaltung nach einem Bruch oder einer Operation entstanden sind, können jedoch durchaus auf diese Form der Schmerztherapie ansprechen.
Kosten
Meist sind zwei bis vier Akutbehandlungen ausreichend. Dazu kommen die Kosten für eine Faszienrolle sowie für die Teilnahme an der Engpassdehnungsgruppe. Krankenkassen tragen die Kosten in der Regel nicht. Da die Preise je nach Behandlerin oder Behandler variieren können, sollten Sie sich vor Therapiebeginn ein individuelles Angebot erstellen lassen.
Wer darf die Therapie anbieten?
Die „Liebscher & Bracht Schmerztherapie“ ist ein geschützter Begriff und darf in dieser Form nur von Behandlerinnen und Behandlern angeboten werden, die die viertägige Ausbildung absolviert haben und dies entsprechend nachweisen können. Achten Sie bei der Auswahl eines Behandlers oder einer Behandlerin also unbedingt darauf. Auf der Internetseite zur Therapie gibt es auch eine Suchfunktion für Behandlerinnen und Behandler, die in der „Liebscher & Bracht Schmerztherapie“ ausgebildet sind. (kh, sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Liebscher & Bracht Schmerztherapie: www.liebscher-bracht.com. Abgerufen am 25.09.2019, Liebscher-Bracht
- Luan, Xin et al. “Exercise as a prescription for patients with various diseases.” Journal of sport and health science vol. 8,5 (2019): 422-441, PubMed
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.