Wirbelsäulenerkrankungen können sich akut mit massiven Beschwerden äußern oder aber mit immer wiederkehrenden Schmerzen zeigen. Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule können leider schon in jungen Jahren auftreten. Je nach Ursache, Ausmaß, Alter und Diagnose werden verschiedenste Wirbelsäulentherapien durchgeführt.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau der Wirbelsäule
Ohne die Wirbelsäule könnten wir Menschen nicht aufrecht gehen. Sie stützt uns, bildet die Verbindung zu Kopf, Brustkorb, Becken, Armen und Beinen. Auch stellt sie ein Fundament für Muskeln und Sehnen dar.
Die Wirbelsäule besteht aus 24 knöchernen Segmenten, den Wirbeln und den dazwischen liegenden 23 Bandscheiben. Letztere sind als Puffer anzusehen und bestehen aus einem Knorpelring mit gallertartigem Kern. Bei einem Blick von der Seite auf die Wirbelsäule ist eine Doppel-S-Krümmung zu erkennen. Diese ist wichtig, damit wir ganz natürlich, dynamisch und elastisch laufen können.
Die Wirbelsäule besteht aus verschiedenen Abschnitten. Der erste Abschnitt, beginnend unter dem Kopf, ist die Halswirbelsäule, bestehend aus sieben Wirbeln (C1 bis C7). Daran schließt die Brustwirbelsäule mit zwölf Wirbeln an (Th1 bis TH12). Im unteren Rücken sitzt die Lendenwirbelsäule mit fünf Wirbeln (L1 bis L5). Diese endet im Kreuzbein, das aus fünf verknöcherten Wirbeln besteht. Das Ende der Wirbelsäule bildet das Steißbein. Dieses entspricht dem Schwanzskelett bei Wirbeltieren.
Die Wirbel, aufeinander gestapelt, bilden im Inneren einen Hohlraum, in dem sich das Rückenmark befindet. Zwischen den Wirbelbögen zweier benachbarter Wirbel ist ein Loch, an dem die Rückenmarksnerven austreten.
Aufgaben der Wirbelsäule
Die besondere Form der Wirbelsäule, die an ein doppeltes S erinnert, dämpft die Laufbewegungen ab, um das Gehirn vor Erschütterungen zu schützen. Dabei wirken die Bandscheiben wie Stoßdämpfer. Auch schützt sie das Nervensystem, indem sie das Rückenmark und den Spinalkanal umschließt.
Die Wirbelsäule hält den Kopf, stützt den Oberkörper und lässt uns aufrecht stehen, gehen und uns nach vorne, hinten, rechts und links bewegen. Je nach Erkrankung sind etwaige Bewegungen eingeschränkt oder können nur unter Schmerzen ausgeführt werden. Hier kommen unterschiedlichste Wirbelsäulentherapien zum Einsatz.
Erkrankungen der Wirbelsäule
Die Wirbelsäulentherapien richten sich nach den vorliegenden Erkrankungen der Wirbelsäule. So existieren akute, äußerst schmerzhafte, wie auch chronische Krankheiten, die immer wieder oder anhaltende Beschwerden auslösen.
Akute Rückenschmerzen entstehen häufig völlig aus dem Nichts heraus, oder auch nach einer bestimmten Bewegung. Ein Trauma, ein Unfall, ein Sturz können ebenso die Ursache dafür sein. In der Regel sind bei akuten Rückenschmerzen die Wirbel und Wirbel-Rippengelenke oder die Bandscheiben „schuld“. Und hier schmerzt nicht nur der Ursachenherd, sondern die daraus entstandene Abwehrspannung der umgrenzenden Muskulatur.
Zu den Wirbelsäulenerkrankungen gehören der Bandscheibenvorfall (Prolaps), die Skoliose, die Wirbelkanalverengung, das Wirbelgleiten, Wirbelbrüche, Osteoporose, Bandscheibenvorwölbung (Protrusion), Morbus Scheuermann, Morbus Bechterew, Metastasen an der Wirbelsäue und vieles mehr.
Konservative Therapien
Konservative Wirbelsäulentherapien haben das Ziel, Schmerzen zu lindern und dies mit Hilfe physikalischer und medikamentöser Therapien.
Passive physikalische Therapien
Zu den passiven physikalischen Therapien gehören Wärme- und Kälteanwendungen, Ultraschalltherapie, Hydrotherapie, Elektrotherapie und die Massage.
Wärmetherapie
Die Wärmetherapie wird als lokale Behandlung am ganzen Bewegungsapparat eingesetzt, so auch als Wirbelsäulentherapie. Die Wärme hilft vor allem bei verspannten Muskeln. Die Durchblutung wird angeregt und das Gewebe dadurch besser mit Nährstoffen versorgt. Schmerzen werden gelindert, die Beweglichkeit wird verbessert und die Lymphzirkulation angeregt.
Die Wärmetherapie hat unterschiedlichste Anwendungsformen mit unterschiedlichen Temperaturen: Sie wird angewandt in Form von Fango- oder Moorpackungen, Heublumenbädern oder als sogenannte „heiße Rolle“. Wärme ist jedoch auch in „trockener“ Form möglich, als Infrarotlicht oder in Form von Heißluft.
Kältetherapie (Kryotherapie)
Als Wirbelsäulentherapie wird die Kältetherapie in der Regel lokal angewandt. Die Kälte bewirkt, dass Entzündungsprozesse verlangsamt ablaufen. Schmerzen werden dadurch gelindert. Die Nervenleitgeschwindigkeit für Schmerzreize wird verlangsamt.
Hierbei kommt es auf die Zeitdauer der Anwendung an. Ein kurzer Kältereiz von circa fünf Minuten bewirkt eine Schmerzlinderung. Und diese setzt unmittelbar ein. Wird länger gekühlt (circa zehn Minuten), wirkt sich dies noch zusätzlich entzündungshemmend aus. Schwellungen werden schneller abgebaut.
Eine ganz besondere Form der Kältetherapie ist die Kältekammer. Dort befindet sich flüssiger Stickstoff, der bis zu Minus 110 Grad Celsius kalt ist. Die Patientinnen und Patienten tragen Badesachen. Füße, Kopf, Ohren und vor allem die Nase werden zusätzlich geschützt.
Kontraindikationen für eine Kältetherapie sind Kälteagglutinin-Krankheit, Vaskulitis, periphere Durchblutungsstörungen, arterielle Durchblutungsstörungen, Nieren- und Blasenstörungen, systemische Sklerodermie (Autoimmunkrankheit, bei der es zu entzündlichen Veränderungen von Blutgefäßen in Geweben und Organen kommt) und Gefäßkrämpfe. Grundsätzlich ist jedoch der Patient oder die Patientin vor einer Wärme- oder Kältetherapie zu befragen: „Was tut Ihnen gut – Wärme oder Kälte?“
Ultraschalltherapie
Die Ultraschalltherapie wird bei Erkrankungen des Bewegungsapparates eingesetzt, insbesondere bei Erkrankungen der Wirbelsäule. Der zu behandelnde Bereich wird zuerst mit einem Gleitgel versorgt. Über die Haut wird dann der Schallkopf geführt. Dies kann kontinuierlich oder auch pulsierend sein. Der Schall durchdringt das Gewebe bis zu fünf Zentimeter tief. Dies erzeugt leichte Wärme, wirkt Muskel entkrampfend und löst Verklebungen im Gewebe.
Diese Wirbelsäulentherapie wirkt wie eine Mikromassage. Kontraindikation ist eine Laminektomie. Dies ist ein operativer Eingriff, der bei einer Spinalkanalstenose durchgeführt wird. Die Einengung des Wirbelkanals wird durch das Entfernen von Teilen des knöchernen Wirbels entlastet.
Hydrotherapie
Hydrotherapie oder ganz einfach als Wasserheilkunde bekannt, nutzt die Kraft des Wassers, sowohl in kalter als auch in warmer Form. Bereits im antiken Rom war diese Methode bekannt. Lange Zeit vergessen, erwachte die Hydrotherapie jedoch wieder durch Vinzenz Prießnitz und Pfarrer Sebastian Kneipp. Gerade in Form von Wickeln gehört die Hydrotherapie zu den Wirbelsäulentherapien.
Elektrotherapie
Elektrotherapie klingt beim ersten Hören etwas seltsam. Eine Therapie, die mit Strom arbeitet? Dabei werden elektrische Ströme zur Behandlung von Beschwerden im ganzen Bewegungsapparat und insbesondere auch bei Wirbelsäulenbeschwerden verwendet.
Der Behandler oder die Behandlerin bringt Elektroden im betroffenen Gebiet an. Dadurch werden Gleich- oder Wechselströme geleitet. Gerade bei chronischen Entzündungen oder chronischen Schmerzen ist dies eine gern verwendete Therapieform.
Der Stromimpuls fördert die Durchblutung, regt die Muskelaktivität und den Stoffwechsel im Gewebe an, verbessert den Lymphfluss und lindert den Schmerz. Kontraindikationen für eine Elektrotherapie sind akute Entzündungen, Tumore, Metallimplantate und Herzschrittmacher.
Massage
Bei einer Massage denkt fast jeder Mensch an eine „Wohlfühlbehandlung“. Therapeutische Massagen sind jedoch nicht in erster Linie zum Wohlfühlen da, sondern um die verspannte, verklebte, schmerzende Muskulatur zu lockern. Und dies ist gerade am Rücken, im Bereich der Wirbelsäule sehr wichtig.
Die Massage steigert in erster Linie die Durchblutung. Des Weiteren wird damit der Stoffwechsel im Gewebe verbessert, Verklebungen werden gelöst, das vegetative Nervensystem positiv beeinflusst und letztendlich über die Hautzonen, beziehungsweise Reflexbögen, innere Organ positiv beeinflusst.
Massagen können kräftig, tief, teilweise auch etwas schmerzhaft, aber auch sanft und ruhig sein. Bei den Wirbelsäulentherapien ist die Massage nicht mehr wegzudenken.
Manuelle Therapie
Manuelle Therapie – eine äußerst wichtige Therapie in der Behandlung von Wirbelsäulenbeschwerden. Mit besonderen Handgriffen und Mobilisationstechniken, durchgeführt von Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, wird versucht, Muskelverspannungen und Blockaden zu lösen und dadurch die Beweglichkeit zu erhalten. Die manuelle Therapie gehört sowohl zu den passiven, als auch den aktiven physikalischen Therapien.
Aktive physikalische Therapien
Aktive physikalische Therapien sind Therapien, bei denen die Betroffenen selbst mitmachen, selber mitarbeiten können.
Krankengymnastik
Die Krankengymnastik hat das Ziel, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Körpers wieder herzustellen (zum Beispiel nach Operationen) und zu verbessern. Die Krankengymnastik wird von ausgebildeten Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten durchgeführt.
Diese leiten die Betroffenen dazu an, bestimmte Übungen, abgestimmt auf das Krankheitsbild, durchzuführen. Dies geschieht zuerst in der Praxis und dann weiter zu Hause. Wichtig dabei ist, dass die erlernten Übungen regelmäßig ausgeführt werden.
Mit dieser Wirbelsäulentherapie mit Hilfe von gezielten Übungen wird die Beweglichkeit gefördert, Versteifungen vermieden, geschwächte Muskeln wieder gekräftigt, verspannte Muskeln entspannt und gelockert. Des Weiteren werden Fehlhaltungen korrigiert und Verhaltensweisen gelernt, wie zum Beispiel „richtiges Tragen“.
Bewegungstherapie
Auch die Bewegungstherapie gehört zu den Wirbelsäulentherapien. Sie baut auf die Therapie auf, die im akuten Krankheitszustand durchgeführt wurde. Die Bewegungstherapien sind vielseitig: Yoga, Qigong, Gleichgewichtsübungen, Tanz, Aquagymnastik, Rückenschule und vieles mehr. Ein Trainer oder eine Therapeutin leitet an und weist auf Fehlhaltung oder falsches Durchführen hin.
Spezielle Therapien
Zu den speziellen Therapien gehören die Extensionsbehandlung, das Kinesio-Taping und die Lymphdrainage.
Extensionsbehandlung
Wie der Name schon verrät – bei der Extensionsbehandlung wird auseinandergezogen, auseinandergedehnt, zum Beispiel, um die Wirbelsäule zu entlasten. Das Ziel dieser Therapie ist, die Beweglichkeit zu verbessern, zu mobilisieren und die Schmerzen zu lindern. Eventuell dient die Extensionsbehandlung als Vorbereitung für weitere Therapien, wie zum Beispiel Massage oder Krankengymnastik.
Die Extensionsliege ist ein Verfahren, das die Dehnungen und Streckungen sehr sanft und schonend ausführt. Die Behandlung wird in der Regel als angenehm empfunden. Ebenso kann mit speziellen Griffen aus der manuellen Therapie der Körper gedehnt und gestreckt werden.
Extensionsbehandlungen werden durchgeführt bei Nackenschmerzen, Muskelverspannungen, Rückenschmerzen und vielem mehr. Bei einem akuten Bandscheibenprolaps oder einem „Hexenschuss“ ist von der Behandlung abzuraten.
Kinesio-Taping
Sieht man Sportlerinnen und Sportler im Fernsehen, so trägt fast jede/r an irgendeiner Stelle ein farbiges Tape auf dem Körper. Diese Therapie stammt aus Japan. Das Tape soll schmerzlindernd und stoffwechselanregend wirken. Dafür existiert kein wissenschaftlich fundierter Beweis, aber die Sportlerinnen und Sportler vertrauen dieser Therapie.
Das Kinesio-Tape ist kein starres Pflaster. Bei jeder Bewegung entsteht eine leichte Massagewirkung, Lymph- und Blutfluss werden angeregt, wodurch Entzündungen leichter abheilen können. Die Tapes verbleiben bis zu einer Woche auf der Haut. Bei Muskelverspannungen, nach Injektionen oder auch bei Rückenschmerzen soll das Tape gute Dienste leisten.
Obwohl solch ein Pflaster mittlerweile in jedem Supermarkt erhältlich ist, ist von einem Eigengebrauch abzusehen. Eine ausgebildete Fachkraft sollte das Tape anlegen.
Die Naturheilkunde wendet die Tapes in verschiedenen Farben an und macht sich dabei die Farbtherapie zu Nutze. So steht hier das Blau bei Entzündungen für Kühlung, wobei Rot eher eine anfeuernde Wirkung besitzt.
Lymphdrainage
Die Lymphdrainage ist eine sehr sanfte Massageform, bei der mit speziellen Streichungen und Massagetechniken der Lymphfluss angeregt wird. Dies ist zum Beispiel nötig bei Stauungen und Schwellungen, die durch eine Operation oder durch Bewegungsmangel entstanden sind.
Alternative Therapien
Alternative Therapien, die jedoch auch zu den Wirbelsäulentherapien gehören, sind die Wirbelsäulentherapie nach Dorn und Breuß, Chiropraktik, die Osteopathie und die Cranio-Sakral-Therapie.
Wirbelsäulentherapie nach Dorn und Breuß
Die Wirbelsäulentherapie nach Dorn ist eine Form der manuellen Therapie. Sie wurde 1974 von dem Volksheiler Dieter Dorn entwickelt und enthält Anteile der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). In der Dornmethode finden einfache Griffe zusammen mit sanfter Drucktechnik statt.
In der Regel wird davor nach der Breuß-Methode massiert. Diese Massagetechnik lockert Gewebe und Muskeln und konzentriert sich auf den Bereich entlang der Dornfortsätze. Sie wirkt streckend und richtend und verwendet Johanniskrautöl in Verbindung mit Seidenpapier.
Chiropraktik
Chiropraktik ist ein Verfahren, bei dem mit kleinen Handgriffen versucht wird, Gelenkblockaden zu lösen. Dies ist in der Regel mit einem „Krachen“ verbunden. Diese Wirbelsäulentherapie ist immer noch recht umstritten, vor allem die Anwendung im Bereich der Halswirbelsäule. Wird die Therapie verantwortungsvoll durchgeführt, kann dies, gerade im Bereich der Lendenwirbelsäule, zur echten Erleichterung führen.
Voraussetzung dafür ist ein Röntgenbild und/oder ein MRT. Angewandt werden sollte sie nur von Therapeutinnen und Therapeuten sowie Ärztinnen oder Ärzten mit fundierter Ausbildung.
Zur Chiropraktik gehören auch verschiedene Massagen und Dehnungen. Nach der Therapie sind Krankengymnastik und häusliche Übungen zu empfehlen.
Osteopathie
Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Behandlungsmethode, bei der die Suche nach der Ursache das A und O ist. Nach einer ausführlichen Anamnese dienen die Hände zur weiteren Diagnose.
Verspannungen werden ertastet, Muskeln werden gelockert, mit speziellen sanften Handgriffen Nerven aktiviert und der Blut- und Lymphfluss verbessert. Ins Leben gerufen wurde die Osteopathie vor vielen Jahren von dem amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still.
Diese Therapieform richtet ihr Augenmerk auf die Faszien des Körpers. Dies sind bindegewebige Hüllen, die jede Struktur umgeben. Die Osteopathie regt den Körper zur Selbstheilung an. Diese besondere Therapieform ist ausschließlich ausgebildeten Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern sowie Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Cranio-Sacral-Therapie
Die Cranio-Sacral-Therapie ist eine äußerst sanfte Therapie. Wörtlich übersetzt heißt sie „Schädel-Kreuzbein-Therapie“. Sie ist keine wissenschaftlich anerkannte Methode, wird jedoch von vielen Osteopathinnen und Osteopathen mit Erfolg angewandt.
Die Behandelnden erspüren mit ihren Fingern das Pulsieren des Liquor (Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit), und versuchen diese Flüssigkeit bei Unstimmigkeiten zu stärken und zu harmonisieren. Dies geschieht sehr sanft, die Betroffenen merken fast gar nichts davon.
Die Cranio-Sacral-Therapeuten und -Therapeutinnen sollen in der Lage sein, mit den Fingern das Pulsieren der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit (auch „Liquor“ genannt) durch Berührungen an Kopf und Rücken zu ertasten. Daraus sollen sie Informationen erhalten, die ihnen bei der Diagnose und der folgenden Therapie nützlich sind.
Wie die Osteopathie, ist die Cranio-Sacral-Therapie keine isolierte Wirbelsäulentherapie, sondern eine ganzheitliche, auf den gesamten Körper ausgerichtete Therapie.
Minimalinvasive Wirbelsäulentherapien
Bei Erkrankungen der Wirbelsäule wird in der Regel zuerst konservativ behandelt. Dies eventuell noch zusammen mit geeigneten Schmerzmitteln. Hilft dies alles nichts und leidet der Patient oder die Patientin, kann die nächste Stufe – die minimalinvasive Wirbelsäulentherapie – Erleichterung bringen.
Dies sind schmerztherapeutische Verfahren, bei denen sehr dünne Nadeln unter optischer Kontrolle an die befallenen Segmente der Wirbelsäule gebracht und dort Cortison und Betäubungsmittel injiziert werden. Dies wird meistens ambulant oder bei größerem Ausmaß auch stationär durchgeführt.
Facetteninfiltration
Die Indikation für eine Facetteninfiltration ist eine schmerzhafte Abnutzung der kleinen Wirbelgelenke, der Facettengelenke. Zuerst wird mit einem bildgebenden Verfahren, dem CT, die genaue Lage der Koordinaten festgelegt. Der Behandler oder die Behandlerin schiebt unter CT- oder MRT-Steuerung eine dünne Injektionsnadel mit Lokalanästhetikum zu den betroffenen Facettengelenken vor.
Zur Kontrolle wird eine kleine Menge an Röntgenkontrastmittel injiziert und anschließend wieder Lokalanästhetikum und etwas Cortison gespritzt. Der komplette Eingriff läuft unter Bildkontrolle ab.
Facettendenervation
Stellt sich heraus, dass die Beschwerden vor allem durch die Facettengelenke verursacht werden, wird in einigen Fällen eine Facettendenervation durchgeführt. Die kleinsten Nervenfasern, die die Facettengelenke versorgen, werden dabei mittels alkoholischer Lösung, Radiofrequenz, Wärme- oder Kältesonden verödet. Der Ablauf der Therapie ist der Facetteninfiltration ähnlich.
Eine Verödung hält nicht für immer an. Die Nerven bilden sich wieder, ungefähr innerhalb von sechs bis 18 Monaten. Die Therapie kann mehrmals wiederholt werden.
Periradikuläre Therapie
Die periradikuläre Therapie (PRT) ist eine minimalinvasive Wirbelsäulentherapie, die gerne nach einem Bandscheibenvorfall mit komprimierter und gereizter Nervenwurzel durchgeführt wird. Ebenso wie oben beschrieben, findet der Vorgang unter Bildgebung statt. Das Medikament, bestehend aus Lokalanästhetikum und Cortison, wird mit einer dünnen Nadel an die betroffene Nervenwurzel gebracht.
Epidurale sakrale Infiltration
Die epidurale sakrale Infiltration ist eine Injektion, die in den Raum zwischen den Rückenmarkshäuten erfolgt. Bandscheibenvorfälle oder Bandscheibenvorwölbungen können zu Entzündungen und Schwellungen führen, die eine Verengung des Wirbelkanals nach sich ziehen. Hier setzt diese Injektionstherapie an. Der Ablauf ähnelt der oben beschriebenen Infiltration.
Sonstige Therapien
Die Akupunktur ist eine mittlerweile anerkannte Therapie, die den Menschen als Ganzes sieht und hierbei auch die Ursachen der Wirbelsäulenbeschwerden mit ins Boot nimmt. Des Weiteren wird bei Beschwerden rund um die Wirbelsäule in der naturheilkundlichen Praxis gerne die Fußreflexzonenmassage angewandt. Diese kann auch im akuten Zustand, fern des Schmerzortes, angewandt werden und relativ schnell Linderung bringen.
Die anthroposophische Medizin hat eine große Menge an Mitteln parat, die sowohl oral als auch per Injektion verabreicht werden können. So ist der Patient oder die Patientin auch zu Hause gut versorgt.
Operationen an der Wirbelsäule werden heutzutage zum Glück nur noch durchgeführt, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten versagen, beziehungsweise nicht zum erwünschten Erfolg führen. Nach der Operation sind jedoch wieder viele dieser oben beschriebenen Wirbelsäulentherapien nötig und wichtig. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Theodoridis, Theodoros, Krämer, Jürgen: Injektionstherapie an der Wirbelsäule: Manual und Atlas, Thieme, 2007
- Geraedts, Paul: Physiotherapeutisches Training bei Rückenschmerzen, Springer, 2018
- Jerosch, Jörg, Steineitner, Werner: Minimal-Invasive Wirbelsäulen-Intervention, Deutscher Ärzte Verlag, 2009
- Hüter-Becker, Antje, Dölken, Mechthild: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage, Thieme, 2011
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.