Welche Frau würde nicht gerne auf ständiges Rasieren, Epilieren oder Waxing verzichten. Ameisenöl wird hier als wahres Wundermittel angepriesen. Das Internet ist voll von Versprechungen, was die Wirkung dieses Öls angeht. So sollen angeblich nach einigen Anwendungen die Haare spärlicher werden oder gar nicht mehr wachsen. Kann das Öl dieses Versprechen halten?
Inhaltsverzeichnis
Haarentfernung – geschichtlicher Rückblick
Bereits in der Steinzeit wurde mit Hilfe von scharfkantigen Muscheln und Steinen versucht, den Bart und auch andere Körperhaare im Zaum zu halten. Im antiken Griechenland wurden mittels einer ätzenden Paste lästige Haare entfernt und auch im Mittelalter waren die Methoden nicht gerade hautfreundlich. Katzenkot und Kalbsurin halfen dabei, unerwünschte Härchen zu entfernen.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird das Entfernen von Haaren am ganzen Körper auch von Männern durchgeführt. Rasieren, Epilieren, Waxing, Sugaring und das Anwenden von verschiedenen Cremes sind heutzutage gängige Methoden. Bei den meisten dieser Verfahren wachsen die Haare allerdings immer wieder nach.
Kostengünstige Möglichkeiten, den Haarwuchs für eine längere Zeit oder gar für immer einzudämmen, sind daher weiterhin gesucht. Viele im Handel erhältliche Masken, Cremes und Öle versprechen dies. Die Frage dabei ist, ob die Mittel tatsächlich wirken. Leider existieren hierzu in der Regel nur Erfahrungsberichte und keine Studien.
Woraus besteht dieses Ameisenöl?
Viele der „Wundermittel“ zur Haarentfernung enthalten Ameisenöl. Bei dem Begriff Öl denkt man in der Regel an pflanzliche Auszüge. Doch Ameisenöl wird aus Insekten beziehungsweise aus Ameiseneiern gewonnen. Deshalb auch häufig der Begriff Ameiseneieröl. Die Puppen der Ameisen werden hierfür händisch gesammelt, gepresst und erwärmt.
Ein in dem gewonnenen Öl enthaltenes Protein soll dafür zuständig sein, den Haarwuchs einzudämmen. Dabei wird auch berichtet, das dies der Haut nicht schadet und sie sogar pflegen soll.
Das Herstellungsverfahren des Ameisenöls ist ziemlich aufwendig und wird in einigen Ländern Asiens und Afrikas angewandt. So ist ein hochwertiges Produkt teuer und bei billigen Varianten ist Vorsicht geboten.
Auch eine künstliche Synthese ist möglich und kostengünstiger. Jedoch wird eine geringe Wirksamkeit unterstellt und es bleiben Fragen zur Verträglichkeit.
Beim Kauf genau beachten
Was beim Kauf genau beachtet werden sollte, ist die Zusammensetzung. Ein hochwertiges Öl ist von Natur aus trüb und besitzt ein saures Aroma. Auch sollte dies nicht geleeartig sein, da es dann die Poren der Haut nicht durchdringen kann. Vorsicht: Manchmal wird das Ameisenöl mit Ameisenalkohol verwechselt.
Leider sind die Produkte nicht zertifiziert, da klinische Prüfungen noch ausstehen. Auch kann jeder Hersteller zusätzlich Komponenten dazugeben, die angeblich die Wirkung verstärken sollen. Hier ist die Auswahl wirklich nicht einfach.
Da es bisher bezüglich dieses Öls nur Erfahrungsberichte und keine wissenschaftlichen Studien gibt, ist es für Verbraucherinnen und Verbraucher schwierig, das vermeintlich richtige Öl erkennen. Hochwertiges Ameisenöl sollte grundsätzlich ein möglichst reines Naturprodukt sein und empfohlen werden beispielsweise Öle, die aus der Türkei oder aus Syrien kommen.
Wer das Ameisenöl nicht verwenden sollte
Dem Ameisenöl geht der Ruf nach, dass es bei korrekter Anwendung keine Nebenwirkungen gibt und die Haut keinen Schaden davon nehmen kann. Jedoch ist davor zu warnen, das Öl einfach so anzuwenden, ohne es vorher an einer kleinen Körperstelle auszuprobieren.
Gerade nach dem Epilieren oder Ähnlichem ist die Haut schon ziemlich irritiert. Durch die Anwendung des unbekannten Öls direkt im Anschluss kann diese eventuell noch mehr gereizt werden. Auf jeden Fall ist hier absolute Vorsicht geboten.
Wer an Allergien leidet und/oder empfindliche Haut hat, sollte noch zurückhaltender sein. Treten beim Ausprobieren des Öl an einer kleinen Stelle bereits Hautreizungen auf, sollte das Öl sofort mit warmem Wasser abgespült und nicht weiter verwendet werden. Personen, die Hauterkrankungen haben oder gar eine schwere Erkrankung, verzichten am besten auf das Ameisenöl. Schwangere, Stillende und Kinder sind selbstverständlich von der Anwendung ausgenommen.
Ameisenöl Anwendung
Als erstes sollte ein Test durchgeführt werden. Dafür wird das Öl auf einer kleinen, empfindlichen Körperstelle, zum Beispiel im Bereich der Achsel, aufgetragen und diese zwei bis drei Tage beobachtet. Treten Rötungen oder Reizungen auf, ist von einer großflächigen Anwendung unbedingt abzusehen.
Besteht die Haut den Test, müssen vor der Anwendung des Öls, die Haare entfernt werden. Allerdings reicht eine normale Rasur nicht aus, sondern die Haarwurzeln sollten entfernt werden, wie es zum Beispiel mit Epilieren, Waxing oder Sugaring erreicht wird.
Danach wird die Haut mit Seife gereinigt und getrocknet. Erst jetzt folgt die Anwendung des Ameisenöls. Dies wird in kreisenden Bewegungen circa acht bis zehn Minuten lang einmassiert. Ist die Haut sehr trocken, wird noch etwas mehr Öl verwendet. Das Ameisenöl sollte anschließend ein paar Stunden oder am besten über Nacht einwirken.
Das Ganze wird ein paar Tage hintereinander durchgeführt. Sind wieder Haare gewachsen geht die Prozedur von vorne los. Den Herstellern zufolge sind mehrere Zyklen nötig, damit Resultate sichtbar werden. Laut Erfahrungsberichten ist eine Zeit von circa sechs Monaten nötig, um ein Resultat zu erreichen. Da wissenschaftliche Studien zu der Wirkung bislang allerdings fehlen, lässt sich hier keine belastbare Aussage treffen. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dr. Ortlechner,Kerstin: Dauerhafte Haarentfernung mit Ameiseneieröl – was steckt dahinter?; miss.at (veröffentlicht 05.12.2018) Natur oder Rasur?
- Alexandra A. Fernandez, Katlein França, Anna H. Chacon, Keyvan Nouri: From flint razors to lasers: a timeline of hair removal methods; in: Journal of Cosmetic Dermatology (veröffentlicht 03.06.2013), onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.