Elemi ist keine Pflanzenart, sondern ein Sammelbegriff für Harz von Bäumen, das in der Medizin verwendet wird. Zugleich werden damit auch häufig die Bäume bezeichnet, aus denen dieses Harz gewonnen wird, zum Beispiel Weihrauch, Brasilianisches Elemi oder Manila-Elemi.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Die Gattungen Canarium, Boswellia, Protium, Amyris
- Volksnamen: Brasilianisches Elemi, Manilaelemi oder Manila-Elemi, Afrikanisches Elemi, Elemiharz
- Familie: Burseraceae (Balsambaumgewächse)
- Verbreitung: Bei den jeweiligen Pflanzen unterschiedlich: Manila-Elemi stammt von den Philippinen und Molukken, Weihrauch aus Arabien und Nordafrika, Brasilianisches Elemi aus Kolumbien, Venezuela und Brasilien, Amyris-Harz aus Mexiko/Yucatan
- Verwendete Pflanzenteile: Das Harz und aus dem Harz destilliertes Öl
- Inhaltsstoffe: Abhängig von der zugrunde liegenden Pflanze, zum Beispiel Monoterpene, Phenylether, Monoterpenole und Ketone. Weihrauchharz enthält Acetyl-11-keto-ß-boswelliasäure
- Anwendungsgebiete: Magenbeschwerden, Husten, Erkältungen, Atemwegserkrankungen, Hautpflege, Wundbehandlung, Steigerung des Wohlbefindens, Aromatherapie, Zahnhygiene
Elemi – Eine Übersicht
- Manila-Elemi ist ein weißes Harz, das aus den Bäumen Canarium luzonicum, Canarium ovatum und Canarium indicum gewonnen wird. Es riecht verräuchert zitronig-pfeffrig, erinnert zudem an Fenchel.
- Auch andere Canarium-Spezies liefern Elemi, in Australien zum Beispiel Canarium muelleri, in Afrika Canarium schweinfurthi, Canarium paniculatum und Canarium vulgare.
- Afrikanisches Elemi bezeichnet hingegen das Harz von Weihraucharten wie Boswellia frereana und Boswellia sacra. Von diesen stammt vermutlich auch die griechische Bezeichnung ἐναίμον enhaimon, was „blutstillend“ bedeutet und sich auf Weihrauchharz bezieht.
- In der Neuzeit etablierte sich der Begriff Elemi zudem für Harze aus Brasilien, Kolumbien und Venezuela von Bäumen der Gattung Protium sowie der Gattung Amyris aus Mexiko.
- Diese Pflanzen haben gemein, dass beim Einschneiden der Rinde ein weißlich bis grünes wohlriechendes Harz austritt, das bei Kontakt mit der Luft aushärtet.
- Die Maya in Yucatan nutzen solches Harz zugleich als Medizin und Kaugummi.
- Das Harz wird entweder in Duftschalen verräuchert oder zu Elemi-Öl destilliert. Es enthält unter anderem Phellandren und Limonen.
Elemi – Inhaltsstoffe
Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich bei den einzelnen Harzen. Manila-Elemi enthält vor allem Monoterpene, Phenylether, Monoterpenole und Ketone.
Bei Canarium-Arten sind folgende Stoffgruppen in signifikanter Menge vorhanden: Terpene (Monoterpene, Triterpene, Carotenoide, Sesquiterpene, Sterole), Carbonsäuren, Furane, Cumarine, Lipide und Phenole (Flavonoide, Gerbstoffe, Phenolsäuren). Weihrauchharz enthält Acetyl-11-keto-ß-boswelliasäure.
Medizinische Wirkungen
Laut eines wissenschaftlichen Reviews aus Malaysia von 2011 enthält Canarium luzonicum Stoffe, die gegen Mikroben wirken und freie Radikale bekämpfen. Außerdem sollen sie gegen Entzündungen helfen, die Leber schützen und Aktivität gegen Krebs entfalten.
Dem Review zufolge wurden bisher lediglich zwölf Prozent der Canariumarten hinsichtlich ihrer pharmakologischen Wirkungen untersucht. Besonders Canarium luzonicum (Manila-Elemi) wäre völlig unzureichend wissenschaftlich geprüft.
Dies sei dramatisch angesichts der Tatsache, dass sie ein enormes pharmazeutisches Potenzial hätte. Zudem sei sie durch das Abholzen der tropischen Regenwälder und unzureichenden Schutz massiv bedroht.
Dem Review zufolge wurden antibakterielle Wirkungen bei Canarium schweinfurthi (Afrikanisches Elemi) gegen den Erreger der Cholera Vibrio cholerae belegt. Außerdem gegen Staphylococcus aureus und Proteus vulgaris.
Proteus vulgaris löst Infektionen aus, die zum Beispiel Wunden, die Harn- und Atemwege sowie die Haut betreffen. Es kann auch eine Sepsis hervorrufen.
Staphylococcus aureus gehört zwar zur normalen menschlichen Mikroflora. Bei einem geschwächten Organismus kann es aber tödliche Organinfektionen und Blutvergiftungen einleiten.
Aus einer serbischen Studie von 2016 geht hervor, dass ätherische Öle aus Balsambaumgewächsen bei oraler Einnahme deutlich gegen den Candidapilz wirkten. Die beteiligten Forschenden schlossen, dass sie sich möglicherweise eignen, um Infektionen durch Candidapilze im Mundraum zu behandeln.
Medizinische Anwendungen
Manila-Elemi wird beim Erhitzen flüssig, deswegen sollte es nicht auf einem Räuchersieb aufgewärmt werden. Weihrauchharz bleibt hingegen fester.
Für Manila-Elemi eignet sich eine Räucherschale oder Räucherkühle. In flüssiger Form wird Manila-Eelemi als Spray oder in Duftlampen verwendet.
Das Harz löst sich in Alkohol, das ätherische Öl wird aber meist in Wasserdampf destilliert. Elemi-Harz findet sich als Zutat in Anti-Aging-Produkten in Drogerien für die Gesichts- und Körperpflege.
Fertigprodukte, die ätherisches Elemi-Öl enthalten, werden auf die Haut gerieben, um Schmerzen zu lindern, besonders Gelenk- und Muskelschmerzen, aber auch Kopfschmerzen. Sie erfrischen zudem strapazierte Muskeln und Gelenke nach dem Sport oder anderer körperlicher Anstrengung.
Elemi in der Aromatherapie
Verräuchert oder in Duftlampen, beim Inhalieren sowie beim Einatmen des damit versetzten Badewassers wird Elemi eingesetzt, um nervöse Spannungen aufzulösen.
Es soll Ängste lindern und innere Unruhe besänftigen. Es wird auch eingesetzt, um (milden bis mittleren) Depressionen entgegenzuwirken.
Elemi in der Hautpflege
Manila-Elemi ist heute eine beliebte Substanz, um Hautpflegeprodukte herzustellen. Neben dem angenehmen Duft und den hautpflegenden Inhaltsstoffen verfügt es auch noch über eine Konsistenz, die der von Feuchtcremes ähnelt.
Dem Harz wird zugeschrieben, die Haut zu regenerieren und leichte Verletzungen, Risse und Narben in der Epidermis zu heilen. Manila-Elemi soll die Haut reparieren und stärken.
Als Anti-Aging-Effekt soll es Fältchen glätten und der vorzeitigen Hautalterung vorbeugen sowie die Haut verjüngen. Medizinisch-wissenschaftlich sind solche Effekte bislang unzureichend erforscht.
Worauf müssen Sie achten?
Bei der Verwendung des aus dem Harz gewonnen Öls gilt: Ätherische Öle sollten nicht von Schwangeren und Stillenden sowie von Kindern unter sechs Jahren eingesetzt werden. Es sei denn, dies ist mit einer medizinischen Fachkraft abgesprochen.
Außerhalb der Risikogruppen sollten ätherische Öle unverdünnt nicht oral eingenommen oder auf die Haut aufgetragen werden. Um die richtige Verdünnung/Dosierung für solche Anwendungen zu bestimmen, sollte am besten eine Fachkraft hinzugezogen werden.
Für Massage und Hautpflege gilt als Faustregel: Auf fünf Prozent ätherisches Öl kommen rund 95 Prozent Basisöl. Um zu prüfen, ob Sie übersensibel auf diese Mischung reagieren, geben Sie wenige Tropfen der Mischung auf ihre Haut.
Rötet sich diese und/oder beginnt sie zu jucken, ist das Präparat für Sie ungeeignet. Beim Räuchern oder dem Zerstäuben in einer Duftschale sollten Sie regelmäßig den Raum lüften.
Ein Parfümöl
Manila-Elemi wird industriell nicht als Arzneimittel, sondern als Parfümöl geführt. Zu solchen Parfümölen gehören ätherische Öle, Resinoide und Absolues, die aus Pflanzenteilen wie Blüten, Blättern, Stängeln, Früchten, Wurzeln, Hölzern, Nadeln oder Harzen gewonnen werden.
Auch isolierte Verbindungen, wie Balsambaumgewächse sie enthalten, fallen unter Parfümöle. Dazu zählen Geraniol, Citronellal, Citral, Eugenol, Menthol und andere.
Elemi in Medizingeschichte und Kultur
Der Begriff Elemi bezog sich in Antike auf die Arten der Gattung Weihrauch. Der Begriff soll entweder vom griechischen Wort für „blutstillend“ stammen oder aber vom arabischen „al-lami“ („das Glänzende“). Zumindest das griechische Wort bezeichnet ausdrücklich das aus dem Harz des Weihrauchbaums gewonnene Öl.
Im Mittelalter wird der Begriff Elemi dann für das Harz aus Weihrauch und Myrrhe selten genutzt. In der frühen Neuzeit werden Harze aus dem tropischen Amerika und Südostasien als Elemi bezeichnet.
Das Manila-Elemi wurde in Europa bekannt, nachdem Magellans Mannschaft 1521 die Philippinen bereist hatte. Diese wurden eine spanische Kolonie, und das Harz mit seinem pfeffrigen Zitrusduft verbreitete sich in den Apotheken Europas.
Manila-Elemi
Manila-Elemi ist das bekannteste der unter der Sammelbezeichnung Elemi angebotenen Harze. Es stammt ursprünglich von dem Baum Canarium luzonicum, der in primären Regenwäldern auf den nördlichen und zentralen Philippinen wächst.
Später wurden auch nahe verwandte Canarium-Spezies Ostasiens als Manila-Elemi bezeichnet. Die Bäume wachsen bis zu 35 Meter hoch und sind von immergrünen fiedrigen Blättern bedeckt.
Vorkommen sind bekannt auf den Inseln Luzon, Alabat, Mindoro, Ticao, Masbate und Bohol. Durch das Abholzen der tropischen Regenwälder ist Canarium luzonicum heute stark bedroht.
Hingegen wird durch das Gewinnen des Harzes der Bestand der Bäume nicht gefährdet. Das Harz wird in der Regenzeit geerntet.
Dafür werden Schnitte in die Baumrinde gesetzt, aus denen das ölige Harz herausfließt und gesammelt werden kann. Das Harz hat eine gelbliche Farbe.
Auf den Philippinen wird dieses Elemi eingesetzt, um die Durchblutung zu fördern und zu wärmen. Es wird zu Salben verarbeitet, auf Umschläge aufgetragen und aufgelegt, um rheumatische Schmerzen, Muskelverspannungen, Schwellungen, Verstauchungen und Verrenkungen zu behandeln.
Am wichtigsten ist es aber in verräucherter Form: Mit dem Rauch werden Häuser „gereinigt“, besonders in den Zimmern von Kranken. Zudem dient der Rauch dazu, Moskitos zu vertreiben.
Mit Manila-Elemi werden Lacke, Seifen und Parfüms hergestellt. Manila-Elemi ist unter den Harzen besonders weich und zudem klebrig.
Es verbrennt schnell und tränkt die Luft mit einem intensiven Geruch. Frisches Manila-Elemi hat einen Anteil an ätherischen Ölen, der den anderer Duftharze weit übersteigt. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Barry Cunliffe: 10000 Jahre. Geburt und Geschichte Eurasiens, 2017
- Peter Frankopan: Silk Roads. A new history of the world, 2015
- Milos Nikolic, Marila Smiljkovic, Tatjana Markovic et al.: Sensitivity of clinical isolates of Candida to essential oils from Burseraceae family; in: EXLI Journal, Volume 15, Seiten 280-289, 2016, pubmed.gov
- Mogana Rajagopal, Christophe Wiart: Canarium L.: A Phytochemical and Pharmacological Review; in: Journal of Pharmacy Research, Volume 4, Issue 8, Seiten 2482-2489, 2011, doc-developpement-durable.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.