Die Form der Samen erinnert angeblich an Flöhe, und deshalb heißen sie Flohsamen. Ebenso die Pflanze, von der sie stammen, der indische Flohsamen oder indische Flohwegerich, der mit unserem Spitzwegerich verwandt ist. Flohsamen sind ein Mittel gegen Verstopfung, Durchfall und Darmentzündungen. Hier die wichtigsten Fakten:
- Flohsamen sind Samen eines Wegerichgewächses aus Indien und Iran.
- Sie bieten wasserlösliche Ballaststoffe in besonders gut bekömmlicher Form.
- Samen und vor allem Samenschalen bieten sehr viel Schleim und Fette.
- Sie binden Wasser im Darm und verdicken so den Stuhl.
- Der Schleim wirkt im Darm wie ein Gleitmittel.
- Sie fördern die Verdauung und helfen ebenso gegen Durchfall wie gegen Verstopfung.
- Sie transportieren infektiöse Stoffe aus dem Körper und lindern so chronische Darmerkrankungen.
- Sie ersetzen keine Medikamente.
Inhaltsverzeichnis
Die Pflanze
Plantago ovata, der indische Flohsamen, wächst niedrig und einjährig, mit feinen Haaren. Die Blätter bilden eine Rosette, die kleinen Blüten stehen in Ähren. In Kapseln bilden sich ovale Samen von blasser Farbe. Dieser Wegerich wächst in Indien und Iran.
Flohsamen als Heilpflanze
Als Arznei dient die Außenhaut der Samenschalen. Diese enthält Schleimstoffe in veritabler Menge mit Zuckern wie Galactose und Rhamnose sowie reichhaltiges Öl. Die Samenkörper bieten Öle, Proteine und Iridoidglykoside. Als Medizin werden die Samen mitsamt den Schalen geerntet und sind hierzulande in Apotheken erhältlich. Indigene in Indien und Iran nutzen die Samen seit vielen Jahrhunderten, um Beschwerden der Verdauung und des Darms zu behandeln.
Ein Quellmittel
Entscheidend für die medizinische Wirkung sind die Schleimstoffe. Im Darm angekommen binden sie Wasser und quellen auf. Dadurch wird das Volumen des Darminhalts größer und das regt die Verdauung an – eine Hilfe bei Verstopfung, aber auch bei Völlegefühl oder gereiztem Darm. Das sehr fette Öl schmiert zusätzlich den Darm und sorgt so für einen schnellen Transport des Darminhalts. Geschrotete Samen oder Samenschalen wirken abführender als ganze Samen, die oft den Magen-Darm-Trakt unversehrt durchlaufen.
Wie nehmen Sie Flohsamen ein?
Damit die Schleimstoffe wirken, sollten Sie viel trinken. Am besten lassen Sie die Samenschalen in einem Glas Wasser vorquellen. Das trinken Sie dann und anschließend am besten noch zwei weitere Gläser Wasser.
Über den Tag verteilt sollten Sie mindestens zwei Liter trinken – Wasser, Tee oder verdünnte Fruchtsäfte. Der Schleim quillt sonst zu wenig auf, und wenig aufgequollene Schleimstoffe können die Darmwand verkleben.
Wie lange nehmen Sie die Flohsamen ein?
Die Wirkung von Flohsamen zeigt sich nach zwei bis drei Tagen. Täglich über längere Zeit sollten Sie Flohsamen nicht zu sich nehmen, zumindest nicht als ganze Samen, da sie sehr viel Energie enthalten.
Worauf sollten Sie achten?
Wenn Sie Medikamente nehmen, die über den Darm wirken, sollten Sie nicht zugleich Flohsamen verwenden, da diese die Aufnahme anderer Arzneien behindern, indem der Schleim sie aufnimmt. Zwischen der Einnahme von Flohsamen und diesen Medikamenten sollten Sie drei bis fünf Stunden vergehen lassen. Flohsamen dürfen Sie nicht einnehmen, wenn ihre Speiseröhre, ihr Magen oder Darm verengt sind, der Magen-Darm-Trakt akut entzündet ist oder sie einen Darmverschluss hatten.
Leiden Sie unter Erkrankungen, bei denen Sie nicht viel trinken dürfen, zum Beispiel bei einschlägigen Beschwerden von Nieren und Herz, dann entscheiden Arzt beziehungsweise Ärztin, ob Flohsamen für Sie geeignet sind. Eventuell empfiehlt es sich hier beispielsweise, die Flohsamen statt in Wasser in Quark aufzuquellen.
Gegen Durchfall und Verstopfung
Flohsamen lassen sich sowohl gegen Verstopfung als auch gegen Durchfall einsetzen, besonders bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Hier binden die Samen das überschüssige Wasser und verdicken so den Stuhl, regulieren zudem die Entleerung und entlasten die Betroffenen, die seltener auf Toilette müssen. Bei chronischen Darmerkrankungen bedeutet das eine gesteigerte Lebensqualität im Alltag.
Vorsicht: Wenn Sie Durchfall mit Flohsamen behandeln, sollten Sie dennoch genug trinken, denn die Flohsamen binden lediglich überschüssiges Wasser, das sich noch im Darm befindet, nicht aber das, was bereits ausgeschieden wurde.
Bei Entzündungen im Darm wirkt der Schleimfilm auch als Schutz für gereizte und entzündete Stellen, lindert so die Schmerzen beim Stuhlgang und wirkt als Gleitmittel an Verengungen, die durch die Entzündung ausgelöst sind.
Wasserlösliche Ballaststoffe
Indische Flohsamen sind wasserlösliche Ballaststoffe, die Bakterien der Dickdarmflora zersetzen sie. Dabei bilden die Bakterien kurzkettige Fettsäuren, die ihrerseits die Epithelschicht des Darms nähren und so die Abwehr krebserregender Stoffe fördern. Der Schleim bindet Teilchen, die Entzündungen fördern, und fängt freie Radikale ab. So reduzieren die Flohsamen indirekt oxidativen Stress.
Abtransport von Schadstoffen
Flohsamen wirken abführend und helfen so dabei, Schadstoffe abzutransportieren. Dies ist vor allem bei chronischen Darmentzündungen wie Colitis ulcerosa wichtig. Generell unterstützen sie dabei die Darmflora, die sich durch die Flohsamen regenerieren kann.
Blutzucker und Blutfett
Der Schleim des Flohsamens bindet freie Fette im Darm und reduziert so problematisches Cholesterin (LDL) aus der Nahrung, das gesundheitlich unbedenkliche Cholesterin (HDL) jedoch nicht.
Diabetikern helfen Flohsamen insofern, dass diese wasserlöslichen Ballaststoffe den Blutzuckerspiegel stabilisieren. Bei Menschen, die an Diabetes vom Typ II leiden, können die Flohsamen auch dazu beitragen, das Gewicht zu reduzieren und den Blutdruck zu senken.
Flohsamen zum Abnehmen?
Durch ihre wasserlöslichen Ballaststoffe führt die Einnahme von Flohsamen zu einem Gefühl der Sättigung. Die ganzen Samen enthalten allerdings auch viele Fette und Proteine, mithin viele Kalorien, so dass sie sich als Mittel zum Abnehmen nicht unbedingt eignen.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen sind selten und nicht gravierend, tauchen aber bisweilen auf. Wenn ihr Körper Flohsamen beziehungsweise ballaststoffreiche Nahrung nicht gewöhnt ist, kann die Anpassung erst einmal zu Blähungen und Krämpfen führen. Hier hilft es, noch mehr Wasser zu trinken.
Allergische Reaktionen
Wenn Sie auf Flohsamen allergisch reagieren, treten zum Beispiel Reizungen der Lunge und Luftröhre auf. Ist dies der Fall, suchen Sie umgehend einen Arzt auf. Jedoch merken Allergiker ihre Probleme meist bereits, wenn sie Samenteilchen einatmen oder berühren.
Nichts für Kleinkinder
Flohsamen sind nicht für Kleinkinder geeignet, da die winzigen Samen eingeatmet werden können und dann als Fremdkörper die Schleimhäute der Atemwege reizen.
Flohsamen statt Medikamente?
Flohsamen eignen sich zur komplementären Behandlung von chronischen Darmentzündungen ebenso wie im Rahmen einer speziellen Ernährung bei Durchfall oder Verstopfung. Sie ersetzen jedoch keine Medikamente gegen Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn.
Wie viel Flohsamen pro Tag?
Um abzuführen oder den Stuhl im Darm zu binden, reichen ein Teelöffel bis drei Esslöffel pro Tag. Geht es darum, LDL zu absorbieren, sollten Sie bis zu neun Teelöffel pro Tag einnehmen.
Flohsamen und Samenschalen
Ein Flohsamen besteht aus Samenkern und Samenschale. Die Wirkung von Ballaststoffen messen wir über den Quellindex, also dem Volumen, das ein Gramm nach vier Stunden Quellen einnimmt. Ganze Flohsamen haben einen Quellindex von neun, Flohsamenschalen indessen von vierzig. So verdicken die Schalen weit effektiver den Stuhl und verkürzen dessen Transport durch den Darm.
Flohsamen als Nahrung
Flohsamen sind nicht primär Medizin, sondern Nahrungszusatz und eignen sich gut für eine ausgewogene Ernährung und eine reibungslose Verdauung. Sie harmonieren mit Joghurt und Quark, eignen sich so für das Morgenmüsli, auch in Kombination mit Rosinen, getrockneten Brombeeren und Haferflocken.
Ebenso geben sie eine gute Einlage für Suppen und Eintöpfe ab, sie passen in Gemüsesuppen (Kürbis, Kartoffeln, Möhren) ebenso wie zu Hülsenfrüchten (Bohnen, Linsen) und zu Graupen, Nudeln und Reis. Auch als Streu über grünen Blattsalaten sind sie zu empfehlen, ein bis zwei Teelöffel machen sich gut in Smoothies.
Tipp: Versetzen Sie ihr Pesto mit Basilikum, Pinienkernen, Knoblauch und Parmesan mit einem Teelöffel Flohsamen oder streuen Sie Flohsamen zusammen mit geriebenem Käse über die Tomatensauce der Spagetti. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Elena Jovanovski, Shahen Yashpal, Allison Komishon, et al. : "Effect of psyllium (Plantago ovata) fiber on LDL cholesterol and alternative lipid targets, non-HDL cholesterol and apolipoprotein B: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials", in The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 108, Issue 5, November 2018, Pages 922–932 (Abruf: 23.11.2018), The American Journal of Clinical Nutrition
- Ben-Erik van Wyk, Coralie Wink, Michael Wink: "Handbuch der Arzneipflanzen: Ein illustrierter Leitfaden", Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2003
- Siew Chien Ng, YT Lam, et al. "Systematic review: the efficacy of herbal therapy in inflammatory bowel disease", 2013, wiley.com
Wichtiger Hinweis:
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