Manche Kulturen hielten zwar Haare im Gesicht bei Frauen für anziehend, so im Osmanischen Reich, heute gelten Damenbärte aber nur bei den Zwergen des Fantasy-Autors Terry Pratchett als chic, bei dem sich die Frauen der Zwerge von den Männern in der Form ihrer Bärte unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis
Bearded Women
Auf den Jahrmärkten und in sogenannten Freakshows gehörten „bearded women“ zu den fragwürdigen Attraktionen. Hier handelte es sich aber nicht um Frauen, denen ein leichter Flaum auf der Oberlippe wuchs, sondern um solche, die einen starken Haarwuchs im Gesicht und anderen Teilen des Körpers aufwiesen, was vermutlich an einer Überproduktion männlicher Hormone lag.
Hypertrichose
Auch bei den sogenannten „Haarmenschen“ handelt es sich nicht um einen einfachen Damenbart. Die Betroffenen, Männer wie Frauen, leiden vielmehr an der Hypertrichose, einer genetisch veranlagten Störung, bei denen die Haare am ganzen Körper sie wie ein Fell bedecken, und nicht nur im Kinn und Mundbereich, sondern auch auf der Stirn und den Wangen wuchern.
Der Kampf gegen die Haare
Ob in Deutschland oder den USA, der Türkei oder dem Iran – Frauen versuchen, mit unzähligen sinnvollen und sinnlosen Mitteln, den Lippenflaum loszuwerden. Orientalinnen entwickelten solche Hausmittel auch deshalb zur Kunst, weil ihre schwarzen Haare stärker ins Gesicht fallen als bei blonden Skandinavierinnen.
Ursachen für einen Damenbart
Hauptursache für einen Damenbart sind die Gene. Diese bestimmen den Hormonhaushalt und sorgen dafür, dass nicht nur weibliche Hormone, sondern auch Androgene ausgeschüttet werden.
Jede Frau hat so auch einen kleinen Teil männliche Hormone, aber manche Frauen reagieren auf deren Ausschüttung besonders sensibel, so dass ihre Haut das Haar stärker wachsen lässt.
Schwangerschaften und Wechseljahre
Die meisten Betroffenen tragen bereits als Mädchen einen Damenbart, stärker zeigt er sich dann in der Pubertät, wenn mit den Sexualhormonen auch männliche Hormone ausgeschüttet werden, bisweilen ändern auch Schwangerschaften und die Wechseljahre den Hormonhaushalt.
Ein Tabuthema
Es handelt sich um ein Tabuthema, über das viele Frauen höchstens mit ihrer besten Freundin reden. Deswegen gibt es auch keine soliden Statistiken, die Medizin geht jedoch davon aus, dass jeder fünften Frau ungewollte Haare um den Mund und am Kinn sprießen.
Störungen und Krankheiten
Wenn Frauen Haare im Gesicht wachsen, empfinden diese das zwar meist als lästig, es handelt sich aber nicht um eine Krankheit. Die meisten dieser Frauen sind vollkommen gesund.
Anders sieht es aus, wenn eine hormonelle Störung den Damenbart auslöst. Der Spiegel an Androgenen ist dann abnormal hoch, und die Ursache können Fehlfunktionen in den Organen sein.
Ein Gang zur Ärztin bzw. zum Arzt ist in jedem Fall vonnöten, denn der Damenbart kann jetzt auch ein Zeichen für eine ernste Basiskrankheit sein. Ein zu hoher Spiegel an Androgenen lässt sich zudem durch eine Hormontherapie regulieren, und dadurch verschwindet auch der Bart.
Sehr selten, aber umso gefährlicher, ist sprießendes Haar als Indikator für Krebs in den Eierstöcken. Der führt nämlich dazu, dass vermehrt Androgene ausgeschüttet werden.
Behandlung gegen den Damenbart
Liegt keine Störung der Hormone vor, stehen Frauen viele Werkzeuge zur Verfügung. Sie nutzen Enthaarungscremes, Epiliergeräte, Wachs oder Pinzetten. Iranerinnen kennen derweil ein natürliches Mittel, das zudem die Haut pflegt.
Hafer, Honig und Zitrone
Sie nehmen Honig, Zitronensaft und Haferflocken. Dadurch versorgen sie ihre Haut mit Vitaminen, Antioxidantien und Mineralstoffe: Hafer gibt Feuchtigkeit und reguliert den PH-Wert, als Peeling entfernt er Hautschüppchen; die Zitrone hellt die Haut nicht nur auf, sondern sie bremst auch das Haarwachstum; Honig liefert Antioxidantien und Vitamine.
Damenbart rasieren?
Um einen Bart zu entfernen, ist die einfachste Methode die Rasur. Leider hat sie bei Frauen im Gesicht große Nachteile. Je nachdem, wie schnell die Haare wachsen, bilden sich bereits am nächsten Tag wieder Stoppeln.
Mehr noch: Bei dunklen Barthaaren bleibt auch im glatt rasierten Gesicht ein leichter Schatten über. Das Resultat: Die Betroffene hat zwar für den Moment keinen Damenbart, sieht aber aus wie ein frisch rasierter Mann.
Frauenbart Zupfen
Frauen, die ihren Damenbart rasieren, müssen das zumindest, ebenso wie Männer, täglich tun. Eine Alternative ist Epilieren. Dabei werden die Haare mit der Wurzel ausgerissen.
Der Vorteil ist: Die Haare sind nicht abgeschnitten, sondern entfernt, und aus entfernten Haarwurzeln können keine Haare sprießen. Der Nachteil ist, dass Epilieren Schmerzen bereitet.
Sprießen nur einzelne Haare, dann können sie diese gut mit einer Pinzette einzeln auszupfen. Sie straffen dazu die Haut, fixieren das Haar mit einer nicht zu breiten Pinzette und ziehen es mit einem kurzen Ruck heraus.
Fadentechnik bei Frauenbart
Die Fadentechnik bietet sich an, um mehrere Haare gleichzeitig zu entfernen. Sie ziehen einen Fadenkreis, legen den um die entsprechenden Haarwurzeln und ziehen sie aus der Haut. Diese Technik erfordert einige Übung.
Spirale
Die Spirale funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip, ist aber für Anfängerinnen geeignet. Sie können eine solche Spirale beim Kosmetiker oder in der Drogerie kaufen.
Eine Spiralfeder befindet sich in der Mitte und an den Außenseiten sitzen zwei Griffe, mit denen sie die Spirale halten. Die Spirale biegen sie zu einem U und setzen sie an der Stelle an, wo sie die Haare beseitigen wollen. Dann ziehen sie die Spirale über die Haut.
Epilierer bei Damenbart
Für einen starken Damenbart bietet sich ein Epilierer an. Die gibt es in verschiedenen Versionen. Gerade an der Oberlippe ist Epilieren aber schmerzhafter als die vorherigen Techniken.
Wachs
Sie können in der Drogerie kalte Wachsstreifen kaufen, die sich sehr einfach anwenden lassen. Sie müssen die Streifen nur auf die entsprechenden Stellen drücken und danach abziehen.
Heißwachs ist effektiver, schmerzt aber ein wenig mehr. Sie schmelzen dazu heiße Wachskugeln zu einer Masse und tragen diese, noch weich und warm auf die Haut auf.
Dort lassen sie das Wachs circa zehn Minuten trocken und ziehen es dann ab. Der Vorteil: Sie ziehen viele Haare auf einmal hinaus.
Zucker
Statt Wachs können sie auch Zucker mit Zitronensaft mischen und beides zusammen aufkochen. Ist die heiße Masse zäh, dann nutzen sie diese wie Heißwachs, tragen sie also noch warm auf die Haut auf, lassen sie kühlen und ziehen sie dann ab.
Wachs und Zucker entfernen die Haare mit der Wurzel, und es dauert circa einen Monat, bis diese wieder nachwachsen und sie das Procedere wiederholen müssen.
Helfen Hausmittel?
„Das“ Wundermittel gegen einen Damenbart gibt es nicht. Alle Methoden, die sich zu Hause anwenden lassen, sind mühsam, bisweilen schmerzhaft und auf Dauer unbefriedigend. Viele Frauen suchen deshalb eine professionelle Dermatologin auf oder gehen ins Kosmetikstudio.
Professionelle Behandlung
Dort lassen sich lästige Körperhaare inzwischen mit Lichttherapie, Laser und elektrischen Epiliergeräten dauerhaft entfernen. Eine solche Behandlung muss zwar anfangs häufiger wiederholt werden und kostet pro Termin um die 20 bis 25 Euro, und die Krankenkasse zahlt nicht, dafür haben die Betroffenen aber auf Dauer Ruhe. Für die gesamte Behandlung sollten Sie um die 150 Euro einplanen.
Bei allen Hausmitteln ist das Problem, dass die meisten nachwachsenden Haare unsichtbar sind. Sie haben die Hautoberfläche noch nicht durchbrochen.
Nach den ersten Behandlungen in einer dermatologischen Praxis sprießen deshalb sogar mehr Haare als zuvor, weil den unter den haut versteckten der Platz nicht mehr von den sichtbaren versperrt wird.
Von Sitzung zu Sitzung entfernt die Fachkraft jetzt die nachkommenden Haare mitsamt der Wurzel, bis nach circa sieben Sitzungen alle Wurzeln restlos entfernt sind. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Behandlung unerwünschter Gesichtsbehaarung bei Frauen, Haarerkrankungen.de, Haarerkrankungen
- Leidenberger, F., Strowitzki, T. et al.: Klinische Endokrinologie für Frauenärzte, 5. Auflage, Springer Verlag, 2014.
- Wolfram Sterry et al.: Kurzlehrbuch Dermatologie, Thieme (25. April 2018)
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.