Halswickel – ein uraltes Hausmittel, das von unseren Urgroßmüttern und Großmüttern angewandt wurde – und zwar mit Erfolg. Das Wissen ist zum Glück nicht verloren gegangen und die Wickel sind bis heute vielfach im Einsatz. Entweder warm oder kalt, je nach Beschwerden und je nach Gefühl.
Inhaltsverzeichnis
Kalte Wickel
Kalte Halswickel werden vor allem bei einer akuten Entzündung angewandt. Kalte Wickel nehmen die Hitze, regulieren die Zirkulation, entstauen und wirken beruhigend.
Warme Wickel
Warme Halswickel können die Durchblutung fördern, fügen Wärme hinzu, sind krampflösend, schmerzlindernd und schleimlösend.
Kalt oder warm?
Auch wenn sich die Wirkung bei kalt oder warm unterscheidet, so ist der beste Indikator die Person, die den Wickel bekommt. Auch wenn zum Beispiel die Entzündung akut ist, der oder die Betroffene sich jedoch nach Wärme sehnt und Kälte ablehnt, so ist der warme Wickel die richtige Wahl.
Geschichtlicher Rückblick
Früher wurden Wickel in erster Linie „nur“ mit Wasser getränkt – mit warmem oder kaltem, je nach Beschwerden. Dies stammt aus der Zeit von Pfarrer Sebastian Kneipp und dem „Wasserdoktor“ Vinzenz Prießnitz. So heilte Prießnitz sich selbst nach einem Sturz vom Pferd mit einem Leibwickel. Kneipp nutzte die Hydrotherapie, die Behandlung mit Wasser, um sich selbst zu stärken und die Abwehr anzukurbeln.
Margarete Retterspitz erkannte schon früh die Heilkraft des Wassers und entwickelte die Wickeltherapie weiter. Sie setzte dafür dem Wasser verschiedene Wirkstoffe zu.
Halswickel – bei welchen Beschwerden?
Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Kratzen im Hals, Niesen, Heiserkeit, Lymphknotenschwellung, Nasennebenhöhlenentzündung und Kehlkopfentzündungen – hierbei kann ein Halswickel gute Dienste leisten. Auch gerne zeitgleich mit einer naturheilkundlichen, aber auch schulmedizinischen Behandlung.
Nützliche Materialien
Für den Halswickel werden ein Innentuch aus Baumwolle oder Leinen, ein Zwischentuch, am besten aus Molton, und ein Außentuch aus Wolle, Seide oder Frottee benötigt. Wer es leichter haben möchte, besorgt sich im Internet oder in der nächstliegenden Apotheke ein Wickelset, das für Kleinkinder, größere Kinder und Erwachsene zu haben ist.
Bei allen Wickeln zu beachten
Bei allen hier aufgeführten Halswickeln ist zu beachten, dass das unterste Tuch den Wirkstoff enthält, der mit der dünnsten Seite des Tuches auf dem Hals liegt. Die Wirbelsäule sollte wirkstofffrei sein, das bedeutet, dass zum Beispiel beim Verwenden von Quark dieser nicht die Wirbelsäule bedeckt.
Um dieses Tuch herum kommt bei jedem Wickel das Moltontuch und da herum ein Wollschal oder ein Seidentuch. Fixiert werden kann der Wickel mit einer Mullbinde. Bei fertigen Wickelpaketen wird das Fixieren durch den Klettverschluss erleichtert. Bei allen aufgeführten Halswickeln ist ein Hinlegen währenddessen und ein Nachruhen zu empfehlen. Wichtig ist auch, den Hals nach dem Halswickel noch etwas mit dem Außentuch warm zu halten.
Quarkwickel
Der Quarkwickel tut wohl bei Halsschmerzen, ist schmerzlindernd, antientzündlich und wirkt abschwellend. Für den Halswickel wird Quark – dafür ist einfacher Magerquark völlig ausreichend – ungefähr eine halbe Stunde vor Gebrauch aus dem Kühlschrank genommen und dann 0,5 Zentimeter dick auf ein Küchen- oder anderes Baumwolltuch auf die Mitte aufgebracht.
Wer keinen Quark zuhause hat, kann auch stichfesten Joghurt verwenden. Der Quark wird mit den beiden Enden des Tuches eingeschlagen und dann so um den Hals gelegt, dass der dünnste Teil des Tuches vorne auf dem Hals zum Liegen kommt. Hinten an der Wirbelsäule sollte kein Quark sein. Um dieses Tuch wird ein Moltontuch gewickelt und darüber dann ein Woll- oder Seidentuch.
Das ganze wird eventuell mit einer Mullbinde fixiert. Der Halswickel kann solange dort bleiben, wie dies als angenehm empfunden wird oder der Quark bereits trocken geworden ist. Bei Beschwerden ist das Anlegen des Wickels zweimal am Tag zu empfehlen. Der Quarkwickel kann vor Gebrauch, zum Beispiel auf der Heizung, etwas angewärmt werden.
Zwiebelwickel
Zwiebeln helfen bei Halsschmerzen und lösen den Schleim. Dieser Halswickel wird sowohl warm oder auch kalt angewandt. Dafür werden je nach Größe zwei bis drei Zwiebeln gehackt oder in dünne Ringe geschnitten. Die Zwiebeln werden angewärmt oder gleich nach dem Schneiden in die Mitte eines Baumwolltuches gelegt und von beiden Seiten eingeschlagen.
Wie beim Quarkwickel kommt die dünne Seite auf den Hals und die Wirbelsäule bleibt „zwiebelfrei“. Darüber kommen, wie oben bereits beschrieben, das Moltontuch und noch ein weiteres Tuch darüber. Der Halswickel wird normalerweise nach ein bis zwei Stunden abgenommen – bei Unwohlsein natürlich früher.
Kartoffelwickel
Der Kartoffelwickel gibt sehr viel Wärme ab – Vorsicht. Bevor er um den Hals gelegt wird, bitte immer die Temperatur überprüfen. Er hilft bei Halsschmerzen und ist dazu noch schleimlösend. Circa 500 Gramm Kartoffeln werden in Schale gekocht, mit der Gabel zerdrückt und danach in das Innentuch eingeschlagen. Die Wärme am besten an der Innenseite des Unterarms überprüfen, da der Wickel anfangs sehr heiß ist.
Ein Baumwolltuch, direkt auf den Hals unter das Innentuch gelegt, kann die Hitze etwas abmildern. Der Wickel bleibt bis zu 30 Minuten am Hals. Bei Verschlimmerung der Beschwerden oder Unwohlsein wird dieser natürlich sofort abgenommen. Am besten ist es, sich während des Halswickels ins Bett zu legen und danach noch etwas zu ruhen. Der Wickel wird einmal am Tag angewandt.
Zitronenwickel
Der Halswickel mit Zitronen leitet die Hitze aus dem Hals ab, wirkt kühlend und schmerzlindernd. Eine unbehandelte Biozitrone wird in circa 0,5 Zentimeter dicke Scheiben geschnitten, in die Mitte eines Baumwolltuchs gelegt und dieses dann so eingeschlagen, dass der Halswickel danach eine dünne, einlagige Seite hat, die auf dem Hals zum liegen kommt.
Wer es kalt mag, legt die Zitrone vorher eine Weile in den Kühlschrank. Die Wirbelsäule wird, wie bei den anderen Wickeln, ausgespart. Zitronensaft kann die Haut reizen – deshalb bei Irritationen den Wickel abnehmen. Ansonsten bleibt er circa 10 bis 15 Minuten auf der Haut.
Anschließend den Wollschal oder das Seidentuch um den Hals wickeln und noch etwas nachruhen. Wer keine Hautreizungen erfährt, darf diesen Halswickel gerne zweimal am Tag anlegen.
Wickel einfach nur mit Wasser
Ein Halswickel muss nicht zwingend mit irgendeiner Substanz getränkt oder gefüllt sein. Auch ein feucht-warmer oder feucht-kühler Wickel tut seine Dienste. Dafür wird das Innentuch mindestens einmal gefaltet und von den Längsseiten hin aufgerollt. Dies kommt dann in eine Schüssel mit kühlem oder warmem Wasser – die beiden Enden ragen aus dem Wasser heraus.
Vorsicht bei zu heißem Wasser – Verbrennungsgefahr! Das ausgewrungene Innentuch wird dann um den Hals gelegt und bleibt dort eine halbe Stunde. Gerne zweimal am Tag.
Wickel mit Essigwasser
Gerne kann dem Wasser auch guter Bio-Essig zugesetzt werden und zwar im Verhältnis Wasser zu Essig vier zu eins. Essig lindert Halsschmerzen und kann auch neben der einzunehmenden Medizin bei Mandelentzündungen helfen.
Wickel mit Salzwasser
Salz hat jeder zuhause. Demnach ist dies ein Halswickel, der ganz leicht zu jeder Zeit hergestellt werden kann. Salz wirkt entzündungshemmend und abschwellend. Am besten wird ein hochwertiges Salz, wie zum Beispiel Fleur de Sel, Himalaya Salz oder Steinsalz verwendet. Eine Handvoll Salz wird in warmem oder heißem Wasser vollständig aufgelöst.
Gerne wird, um die Wirkung noch zu verstärken, etwas Honig hinzugefügt. Der Salzwickel kann, wenn der oder die Betroffene es gerne mag, mehrmals täglich erneuert werden, aber Vorsicht – Salz reizt auf Dauer die Haut und entzieht etwas Feuchtigkeit. Der Hals benötigt nach dem Halswickel etwas Pflege mit einer geeigneten Feuchtigkeitscreme.
Wickel mit Tee
Anstatt mit reinem Wasser kann der Halswickel auch mit Tee seine Wirkung zeigen. So zum Beispiel mit Kamillentee. Hier entfaltet sich die antientzündliche Heilwirkung der Kamille. Oder auch ein Tee mit Salbei. Dieser wird gerne auch zum Gurgeln bei Halsweh verwendet und kann aber auch im Halswickel schmerzlindernd wirken.
Für den Kamillentee wird ein gehäufter Esslöffel voll Kamillenblüten mit einem halben Liter kochendem Wasser überbrüht und nach zehn Minuten abgeseiht. Darin wird, wie oben beschreiben, das Innentuch getränkt. Für den Salbeitee einen Esslöffel getrocknete oder sieben bis acht frische Salbeiblätter verwenden.
Hier bitte auch auf die Wärme achten. Der Halswickel bleibt circa eine halbe Stunde am Hals und kann gerne zweimal am Tag zur Wirkung kommen.
Wickel mit Retterspitz
Retterspitz äußerlich ist eine Flüssigkeit, die nach altem Rezept aus den verschiedensten ätherischen Ölen, wie zum Beispiel Thymol, Rosmarin, Zitrone und Bergamotte, hergestellt wird. Diese Zusammensetzung ist für die äußerliche Anwendung bei rheumatischen Beschwerden aber auch als Halswickel bei Entzündungen und Schmerzen in Hals und Rachen zu empfehlen.
Retterspitz kann pur oder verdünnt mit Wasser angewendet werden (Verhältnis 1:1). Wer zu Hautreizungen neigt, entscheidet sich besser für die verdünnte Variante. Ein Retterspitz Halswickel wird am besten kühl, das heißt mit einer Temperatur von circa 15 Grad Celsius, angelegt.
Der Wickel „arbeitet“, er erwärmt sich mit der Zeit selbst, er steigert die Durchblutung und nach kurzer Zeit fühlt sich der Umschlag wohlig an. Auch wirkt er entspannend, sodass es am besten ist, wenn Sie sich dafür wirklich Ruhe gönnen. Der Wickel kann und soll bis zu anderthalb Stunden wirken. Ein fertiges Wickelset kann zusammen mit Retterspitz äußerlich erworben werden.
Wickel mit ätherischen Ölen
Ätherische Öle haben ein großes Anwendungsspektrum. Auch für Halswickel sind sie geeignet. Wichtig ist auch hier, dass die Qualität stimmt. Sie können gerne selbst eine Mischung zusammenstellen oder sich zum Beispiel ein fertiges Lavendelöl, das bereits einem Trägeröl zugemischt ist, erwerben.
Wer sich lieber selbst etwas mischt, der gibt ein paar Tropfen des gewünschten Öls oder auch mehrere Öle (zusammen drei bis vier Tropfen) in drei Milliliter Trägeröl (kaltgepresstes Mandelöl, Olivenöl, Sesamöl oder ähnliches). Das Öl wird dann auf ein vorher in warmes Wasser getauchtes und ausgewrungenes Innentuch gebracht.
Der Halswickel bleibt, wenn keine allergischen Beschwerden auftreten, circa 30 Minuten am Hals. Beispiele für ätherische Öle sind Zitrone, Lavendel, Teebaum, Salbei, Bergamotte und Ysop.
Zusammenfassung
Halswickel sind ein tolles, einfaches Hausmittel, das die Behandlung durch eine(n) Arzt/Ärztin oder Heilpraktiker/-in unterstützt. Der Wickel ist einfach anzuwenden und die dafür nötigen Substanzen sind in der Regel in jedem Haushalt vorhanden. Zu empfehlen ist ein fertiges Wickelset, gerade dann, wenn Wickel häufiger angewendet werden. So ein fertiger Wickel lässt sich vor allem leichter verschießen.
Kinder sollten vor ihrem zweiten oder gar dritten Lebensjahr noch keinen Halswickel bekommen. Noch mehr Vorsicht gilt bei der Anwendung von ätherischen Ölen. Solche Halswickel sind erst für größere Kinder geeignet. Wer einen kalten Halswickel anlegen möchte, sollte vorher unbedingt prüfen, ob die Haut um den Hals auch wirklich warm ist. Bei kalter Haut ist ein kalter Wickel kontraindiziert. Und bitte immer daran denken, dass die Wirbelsäule von den Wickelsubstanzen stets ausgespart wird. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sebastian Kneipp: Mein Testament für Gesunde und Kranke, Ehrenwirth, 2001
- Annegret Sonn, Ute Baumgärtner, Brigitte Best: Wickel und Auflagen, Thieme, 2004
- Angela Fetzner: Meine liebsten Hausmittel: Heilen mit der Kraft der Natur, Books on demand, 2018
- Thomas Hoek, Dagmar Suda: Sichere Hausmittel für mein Kind, Springer, 2002
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.