Produkte aus Hanf sind in aller Munde. So etablieren sich immer mehr Geschäfte, in denen zum Beispiel Kleidung, Kosmetik, Tee, Blüten, Samen und Vieles mehr aus Hanf angeboten werden. Alles Wichtige zur Hanfpflanze, wie gesund Hanfsamen sind, wozu dieses Superfood geeignet ist und was man damit machen kann, erfahren Sie in den folgenden Zeilen.
Inhaltsverzeichnis
Hanfsamen ein Superfood?
Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen und war im alten China und im alten Ägypten ein wichtiges Nahrungsmittel. Aus den Fasern des Hanfs wurden Kleidungsstücke gefertigt, aber auch als Arzneipflanze war er von Bedeutung. Zudem war und ist Hanf immer noch vor allem durch seine berauschende Wirkung bekannt.
Ursprünglich stammt Hanf aus Asien und breitete sich von dort aus auf der ganzen Welt aus. Nutz- und Speisehanf wird mittlerweile in gemäßigten bis subtropischen Gebieten angebaut. Aufgrund seiner wertvollen Inhaltsstoffe wird Speisehanf bei uns immer interessanter. Gerade die Hanfsamen, auch Hanfnüsse genannt, machen sich einen Namen als „Superfood“.
Inhaltsstoffe von Hanfsamen
Botanisch betrachtet, gehören Hanfsamen zu den Ölfrüchten. Hanfsamen bestehen zu circa 30 Prozent aus gesunden Fettsäuren, 25 Prozent aus hochwertigem Eiweiß und der Rest aus Ballaststoffen, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen. Hanfsamen enthalten alle essentiellen Aminosäuren, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Phosphor, Vitamine B1, B2, B3, B6, E, K sowie Eisen, Kalzium und Magnesium.
Essentielle Aminosäuren
Hanfsamen liefern alle Aminosäuren, die für den Körper essentiell sind. Dies sind Aminosäuren, die der Körper unbedingt benötigt, die er aber selbst nicht herstellen kann, was bedeutet, dass sie über die Nahrung zugeführt werden müssen. Dazu gehören Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin.
Essentielle Aminosäuren sind in eiweißreichen Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten, Samen, Nüssen, Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten enthalten. Einige davon auch in Getreide und grünem Gemüse.
Hanfsamen enthalten zum Beispiel eine nicht unbeträchtliche Menge an der Aminosäure Arginin. Diese ist wichtig für eine gesunde Durchblutung. Sie entspannt die Blutgefäße und hilft somit dabei mit, dass der Blutdruck nicht so sehr ansteigt und somit auch das Risiko für Herzerkrankungen reduziert wird.
In einer Studie zum Thema Arginin wurde festgestellt, dass eine erhöhte Aufnahme dieser Aminosäure mit einem verminderten Anteil an CRP (C-reaktives Protein) in Verbindung steht. Dies bedeutet, dass Arginin ein entzündliches Geschehen verringern kann und gerade bei Herzerkrankungen ist das CRP ein wichtiger Laborparameter.
Essentielle Fettsäuren
Auch sind in den Hanfsamen essentielle Fettsäuren, also Fettsäuren, die der Körper nicht selbst zusammenbauen kann, enthalten. Hier sind vor allem die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu erwähnen.
In den Hanfsamen ist zwischen 50 und 70 Prozent Linolsäure enthalten. Diese gehört zu den Omega-6-Fettsäuren. Des Weiteren ist Alpha Linolensäure, eine Omega-3-Fettsäure, enthalten – mit einem Anteil von 15 bis 25 Prozent.
Und last but not least die Gamma-Linolensäure (GLA). Letztere hat einen Anteil von zwei bis vier Prozent an den Fettsäuren in Hanfsamen, gehört zu den Omega-6-Fettsäuren und kommt in Ölen und Saaten sehr selten vor. Sie ist ein Bestandteil der Zellmembran und für die Zellatmung wichtig.
GLA ist hilfreich bei Neurodermitis, rheumatoide Arthritis, PMS, Beschwerden während der Menopause und bei diabetischer Neuropathie. Sie wirkt zudem anti-entzündlich, was ganz nebenbei auch das Risiko von Herzkrankheiten reduzieren kann.
Die in den Hanfsamen enthaltenen essentiellen Fettsäuren können sich zudem positiv auf die Haut auswirken. Gerade bei trockenen Ekzemen, trockener Haut, trockenen Schleimhäuten (z.B. in den Wechseljahren), bei Neurodermitis und bei Juckreiz ist der Verzehr von Hanfsamen eine gute Empfehlung.
Ebenso ist zu erwähnen, dass in den Samen Stearidonsäure enthalten ist. Aus dieser kann der Körper die Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) herstellen. Doch ist dazu nicht jeder Körper fähig. Eine genetische Disposition oder die Einnahme von Medikamenten kann dies verhindern. Dann muss diese Säure unbedingt zugeführt werden, zum Beispiel in Form von Hanfsamen.
Oft ist die Ernährung zu Omega-6-Säuren-lastig. Die Hanfsamen beinhalten Omega-6- und Omega-3-Fettsäure in einem gesunden Verhältnis und zwar 3:1.
PMS, Wechseljahre
PMS (prämenstruelles Syndrom) begleitet viele Frauen. Psychische Symptome wie Traurigkeit, depressive Verstimmung, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit und körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, geschwollene Brüste und noch Vieles mehr gehören dazu.
Häufig sind Hormonstörungen, Stress, Magnesium- und/oder Vitamin-B6-Mangel oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung daran schuld. Ebenso wird die Empfindlichkeit gegen Prolaktin damit in Verbindung gebracht. An dieser Stelle kommt die Gamma-Linolensäure ins Spiel.
In Studien wurde festgestellt, dass die Einnahme dieser Fettsäure die Beschwerden im Zusammenhang mit PMS verringern kann. Aber auch Symptome in den Wechseljahren, die sich ebenso psychisch wie physisch zeigen, können mit Hanfsamen gelindert werden. Auch hierbei soll die enthaltene GLA eine Rolle spielen.
Vitamine/Mineralstoffe
Hanfsamen enthalten essentielle Vitamine der B-Gruppe wie B1, B2, B6 und B9. Des Weiteren viel Phosphor, Kalium, Magnesium und Eisen. Auch der Vitamin-E-Anteil ist hier unbedingt zu erwähnen. Insgesamt sind Hanfsamen, so klein sie auch sind, ein richtiges Vitamin-Powerpaket.
Mit Schale oder ohne Schale?
Auf jeden Fall sind beide Varianten der Hanfsamen – geschält oder ungeschält – gesund. Wer eher sein Augenmerk auf Fette und Proteine richtet, der sollte sie ohne Schale essen. Wem eher die Ballaststoffe wichtig sind, der kann die Samen mit Schale genießen.
Jedoch ist es bei letzterer Variante bekömmlicher, wenn die Hanfsamen vor Genuss eine Weile in Wasser eingeweicht werden, da die Schale ziemlich hart ist und die Samen durch das Einweichen für den Darm bekömmlicher werden.
Nebenwirkungen
Hanfsamen quellen im Magen – vor allem die Ungeschälten. Eine zu große Menge davon kann zu Unwohlsein, unangenehmen Völlegefühl und Durchfall führen. Bei Verzehr ist auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten.
Verwendung
Hanfsamen werden zum Beispiel verwendet, um das Müsli gehaltvoller und gesünder zu gestalten. Einfach so über den Joghurt gestreut, ist dies auch eine leckere Variante. Des Weiteren werden sie Smoothies beigemischt oder vor allem in ungeschälter Form über den Salat gestreut.
Am besten beginnt man mit einer kleinen Menge, zum Beispiel mit einem Teelöffel am Tag. Dies kann dann langsam gesteigert werden. Wer Hanfsamen zu sich nimmt, um seiner Gesundheit Gutes zu tun, nimmt davon ein bis drei Esslöffel am Tag. Sportler, die Hanfsamen vor allem als Proteinquelle nutzen, werden zwischen 50 und 75 Gramm am Tag empfohlen.
Gesundheitlicher Nutzen
Wer sich das wichtige Protein in der Ernährung lieber aus pflanzlichen, anstatt aus tierischen Quellen holt, hat mit Hanfsamen eine gute Wahl getroffen.
Die einzige pflanzliche Eiweißquelle, die noch mehr Eiweiß enthält, ist die Sojabohne. Und da es immer mehr Menschen gibt, die Soja nicht vertragen oder aufgrund von einer Erkrankung, wie zum Beispiel Hashimoto, dies nicht verzehren sollen, sind die Hanfsamen eine sehr gute Alternative.
Eiweiße sind äußerst wichtige Bausteine für Körperzellen, das Hormon- und das Immunsystem. Des Weiteren ist nochmals Gamma-Linolensäure zu erwähnen. Diese hat eine hormonregulierende Wirkung auf die Schilddrüse, die Bauchspeicheldrüse und die Sexualdrüsen. Ihr wird auch eine regulierende Wirkung auf das Hungergefühl und damit verbundene Gewichtszunahmen nachgesagt. Dies ist jedoch nicht bewiesen.
Hanfsamen kaufen – Alternativen
Egal ob geschält oder ungeschält, Hanfsamen sollten Bioqualität haben. Sowohl Bioläden, Drogeriemärkte als auch ausgewählte Supermärkte bieten gute Qualität an. Wer die Samen nicht möchte, aber nicht auf deren Eiweiß verzichten will, der besorgt sich ein gutes Hanfprotein als Pulver. Wem es eher auf die Fettsäuren ankommt, greift zu einem hochwertigen Hanföl.
Rezept – „Hanfmilch“
Wer gerne auf Milch verzichtet und gesunde Alternativen sucht, der kann sich die „Hanfmilch“ auch selbst zubereiten. Dazu werden 60 Gramm ungeschälte Hanfsamen mit circa 200 Milliliter Wasser auf höchster Stufe so lange gemixt, bis eine cremige, homogene Masse entstanden ist. Ein Smoothie-Maker ist zur Zubereitung perfekt geeignet.
Die „Hanfmilch“ wird anschließend pur getrunken oder mit weiteren Früchten verfeinert. Wer eine eiweißreiche Milchalternative möchte, hat hier einen wirklich gesunden Ersatz gefunden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Hohenheim: Schaufenster Bioökonomie: Superfood Hanf – innovative Quelle für pflanzliches Eiweiß (veröffentlicht 16.09.21), uni-hohenheim.
- Youjie Xu, Jun Li, Jikai Zhao, Weiqun Wang, Jason Griffin, Yonghui Li, Scott Bean, Mike Tilley, Donghai Wang: Hempseed as a nutritious and healthy human food or animal feed source: a review; in: International Journal of Food Science + Technology (veröffentlicht 08.08.2020), ifst.onlinelibrary.wiley.com
- Saberivand,Ein, Karimi,Ich, Becker,L.A:, Moghaddam,EIn, Azizi-Mahmoodjigh,S., Yousefi,M., Zavareh,S.: Die Wirkungen von Cannabis sativa L.-Samen (Hanfsamen) im ovariektomierten Rattenmodell der Menopause; in: Methods & Findings in Experimental & Clinical Pharmacology 2010, 32(7): 467, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Barbara Simonsohn: Hanföl und Hanfsamen: So helfen Hanfprodukte, sich vor Demenz, Arteriosklerose sowie Rheuma zu schützen und Wohlbefinden und Ausstrahlung zu steigern, Schirner Verlag, 2017
- Trend Hanfprodukte; in: Ernährung & Medizin 2021; 36(01): 46-47, thieme-connect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.