Wadenschmerzen treten aufgrund unterschiedlichster Ursachen auf. Leichte Schmerzen in den Waden, die nur ab und zu festzustellen sind und auch recht schnell wieder vergehen, können mit geeigneten Hausmitteln behandelt werden. Schmerzen, die jedoch häufiger auftreten und/oder länger anhalten, sind ärztlich abzuklären.
Die Schmerzen in den Waden setzen plötzlich ein, nach bestimmten Belastungen, sind leicht oder sehr massiv, chronisch, bohrend, stechend oder dumpf. Je nach Ursachen sind die Beschwerden im Ruhezustand, beim Gehen, Laufen oder beim Treppensteigen zu spüren.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen von Wadenschmerzen
Meist liegen die Ursachen im Bereich der Muskeln. Fehl- oder Überbelastungen und Verletzungen, vor allem in Verbindung mit sportlichen Aktivitäten wie Muskelfaserrisse oder Muskelzerrungen gehören zu den häufigen Ursachen für Schmerzen in den Waden. Bekannt sind Wadenschmerzen vor allem als Muskelkater nach ungewohnten oder zu langen Belastungen.
Gründe für Schmerzen im Bereich der Waden sind Durchblutungsstörungen, Entzündungen der Beinvenen, Funktionsstörungen der Venenklappen, Krampfadern sowie Wirbelsäulenschäden mit Einengung der Nervenwurzel und ein chronisches Logensyndrom. Aber auch Erkrankungen wie die Borreliose oder Leptospirosen und ein Mangel an Natrium, Kalium oder Magnesium können zu Wadenschmerzen führen.
Durchblutungsstörungen
Schmerzen, die in Ruhe verschwinden, jedoch beim Gehen oder Laufen sofort wieder auftreten, lassen an Durchblutungsstörungen denken. Diese können zum Beispiel aufgrund von Ablagerungen entstehen, welche die Durchlässigkeit der Gefäße behindern (Arterienverkalkung).
Die Schmerzen treten in Erscheinung, weil die Gefäße der geforderten Durchblutungsleistung nicht mehr nachkommen können. Betroffene leiden neben den Gefäßverkalkungen im Bereich der Waden meist auch unter Gefäßablagerungen im Bereich des Herzens, was eine erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt mit sich bringt.
Eine gefährliche Erkrankung ist die tiefe Beinvenenthrombose, auch Phlebothrombose genannt, bei der die Wadenschmerzen sehr massiv sind und meist recht akut auftreten. Der Arzt verordnet häufig sofortige Bettruhe, da sich dabei ein sogenannter Thrombus (Blutgerinnsel) lösen kann, der mit dem Blutstrom zur Lunge transportiert wird und dort unter Umständen eine lebensbedrohliche Lungenembolie auslöst.
Entzündungen
Entzündungen im Bereich der oberflächlichen Venen lösen mitunter starke Wadenschmerzen aus. Das betroffene Bein ist rot, geschwollen und heiß. Diese Erkrankung wird als Thrombophlebitis bezeichnet.
Bei der abakteriellen Form bildet sich ein Blutgerinnsel, in Folge dessen die zu diesem Ort wandernden Leukozyten (weiße Blutkörperchen) eine Entzündung auslösen.
Die bakterielle Entzündung hingegen entsteht aufgrund kleinster Verletzungen mit anschließender Ausbreitung der Bakterien. Bei beiden Formen müssen die Betroffenen unbedingt zum Arzt.
Erkrankungen der Wirbelsäule
Erkrankungen der Wirbelsäule, insbesondere im Bereich der Lendenwirbelsäule, können mitunter ebenfalls zu Wadenschmerzen führen, wenn dabei eine Nervenkompression vorliegt (zum Beispiel ausgelöst durch einen Bandscheibenvorfall). Auch eine degenerativ bedingte Spiralkanaleinengung kann Schmerzen im Bereich der Waden auslösen.
Das Logensyndrom/Kompartmentsyndrom gehört zu den Durchblutungsstörungen – und zwar einer einzelnen Muskelgruppe. Die funktionelle Einheit eines Muskels wird Kompartiment oder Loge genannt. Diese ist eingehüllt durch eine Faszie, die wie eine enge Haut anliegt.
Schwillt der Muskel zum Beispiel aufgrund eines Hämatoms an, erhöht sich der Gewebedruck im Kompartiment, wodurch die Mikrozirkulation gestört ist und Muskel und Nerven unterversorgt werden. Tritt dies akut auf, zum Beispiel in Folge eines Knochenbruchs oder einer Prellung, sind die Wadenschmerzen sehr stark und das Ganze stellt einen medizinischen Notfall dar. Von dem chronischen Logensyndrom sind fast ausschließlich Sportler befallen.
Mineralstoffmangel: Natrium, Kalium, Magnesium
Ein Mangel an den Mineralstoffen Natrium, Kalium oder Magnesium kann zu Wadenschmerzen führen. Natrium und Kalium sind wichtig für den Flüssigkeitshaushalt und die Funktion von Nerven und Muskeln.
Magnesium wird ebenso für die Nerven- und Muskelfunktion benötigt und ist am Energiestoffwechsel beteiligt. Mineralstoffe sollten jedoch nicht ohne medizinische Abklärung eingenommen werden. Hier ist vorher gegebenenfalls die Erstellung eines Blutbildes nötig.
Hausmittel bei krampfartigen Wadenschmerzen
Die erwähnten Erkrankungen, welche zu Wadenschmerzen führen, gehören in die Hand eines Arztes. Bei leichten Schmerzen jedoch können Hausmittel zum Einsatz kommen. Gerade Überlastungen oder Fehlhaltungen verursachen Beschwerden, die auf einfache Hausmittel recht gut ansprechen.
Nach körperlicher Anstrengung treten die Schmerzen oft in Form von Wadenkrämpfen auf. Das Trinken von isotonischen Getränken oder einer Apfelsaftschorle kann dies verhindern.
Eine Banane vor dem Sport dient als vorbeugende Maßnahme, da sie besonders reich an Magnesium ist. Hier sind auch Mandeln und Sonnenblumenkerne zu erwähnen, die besonders mineralstoffreich sind und daher den Wadenschmerzen vorbeugen können.
Häufig wird das Aufwärmen in Form von Dehn- und Streckübungen empfohlen, die vor dem Sport durchgeführt werden sollen, um erst gar keine Beschwerden eintreten zu lassen.
Schmerzen in den Waden können auch durch eine Art Übersäuerung entstehen. Eine gesunde, ausgewogene basenreiche Kost, bei der bewusst Tierisches reduziert und vor allem frisches Obst und Gemüse gegessen wird, steuert dem entgegen.
Für eine Zeit lang helfen auch Basentabletten und Basenpulver, um ein „gesundes“ Verhältnis im Säure-Basen-Haushalt herzustellen. Diese Basenmittel sind jedoch nicht zum Dauergebrauch geeignet und sollten nur eine gewisse Zeit lang oder nach Bedarf eingenommen werden.
Ein sehr wohltuendes Hausmittel gegen Krämpfe in den Waden ist das Einreiben mit etwas kaltgepresstem Öl, gemischt mit ein paar Tropfen ätherischem Lavendel- oder Rosmarinöl. Dies entspannt die gesamte Wadenmuskulatur.
Lavendel und Rosmarin als Tee können die Wirkung unterstützen. Rosmarin sollte jedoch niemals von Betroffenen angewandt werden, die unter Bluthochdruck leiden, da die Heilpflanze blutdrucksteigernd wirken kann.
Helfen sämtlich Hausmittel nicht, so ist der Gang zum Arzt erforderlich. Eventuell zu Grunde liegende Erkrankungen oder auch ein Mineralienmangel können festgestellt und anschließend gezielt behandelt werden.
Hausmittel, wenn die Venen betroffen sind
Eine Erkrankung der Venen gehört auf jeden Fall zum Arzt. Allerdings existieren einige Hausmittel, die zusätzlich zum Einsatz kommen können. Erwähnenswert ist hier die Rosskastanie.
Diese, in Form eines Tees angewandt, stärkt die Venen und wirkt gegen Wadenschmerzen, die aufgrund von Venenschwäche beziehungsweise Krampfadern entstehen. Die Rosskastanie ist auch in vielen Salben und Gels enthalten, welche – sanft in die Waden einmassiert – eine Erleichterung bringen können.
Gerade, wenn längeres Stehen oder Sitzen nicht zu vermeiden ist, dient die äußerliche Anwendung der Rosskastanie zur Prävention, aber auch zur Nachsorge.
Ein weiteres Hausmittel bei Wadenschmerzen ist der Steinklee. Dieses Kraut wirkt venenkräftigend, antithrombotisch und abschwellend. Steinklee ist ebenso in einigen Venensalben enthalten, kann aber auch als Tee konsumiert werden.
Das dritte Kraut im Bunde ist Beinwell, der in verschiedenen Venensalben zur äußerlichen Anwendung enthalten ist. Die erwähnten Teesorten sollten nicht länger als sechs Wochen durchgehend getrunken werden. Danach ist eine Pause von mindestens zwei Wochen einzuhalten.
Kühle Umschläge oder ein Wickel für die Wade mit Heilerde können den Schmerzen zu Leibe rücken. Aus Heilerde wird mit etwas kaltem Wasser ein Brei hergestellt. Aufgetragen auf ein Leintuch, dieses zusammengefaltet und dann um die betroffene Wade gelegt, ist ein gutes Hausmittel, das die Schmerzen lindert.
Auch ganz normaler Magerquark leistet für einen Wadenwickel gute Dienste. Der Quark wird auf ein Tuch gebracht, die Enden werden eingeschlagen und das Tuch dann um die Wade gewickelt. Die kühlt und entlastet das venöse System.
Bei Wadenschmerzen ist es wichtig, die Beine so oft wie möglich hochzulagern. Hierfür sind spezielle Venenkissen zu empfehlen.
Aber auch das Hinlegen auf den Boden, bei dem die Beine zum Beispiel an der Wand oder dem Türrahmen nach oben hin angelehnt werden, dient der Entlastung der Beine. Das Blut kann wieder zurückfließen und die Venenpumpe, die eventuell nicht mehr so gut funktioniert, wird dabei entlastet.
Bestehen generell Probleme mit den Venen aufgrund von venöser Schwäche, so ist darauf zu achten, dass langes Sitzen und Stehen vermieden wird. Ist dies jedoch nicht möglich, hilft das Tragen von geeigneten Stützstrümpfen. Vor allem bei einer Flugreise ist dies zu empfehlen.
Bei Schmerzen in den Waden aufgrund von Venenproblemem gilt es Wärme zu meiden. Ein Gang in die Sauna oder in die Therme sollte vorher mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Ein Massieren der Waden ist ebenfalls kontraindiziert. Das Einreiben der Waden mit entsprechenden Venensalben sollte sanft geschehen.
Allgemeine Tipps gegen Wadenschmerzen
Bei schmerzenden Waden ist auf gutes Schuhwerk zu achten. Gerade, wenn längere Strecken zu Fuß zurückgelegt werden müssen, ist eine gut gedämpfte Sohle sehr wichtig.
Im Sommer hilft barfuß laufen. Treten die Beschwerden nach dem Joggen auf, so ist eventuell der Laufschuh nicht der richtige oder die Lauftechnik nicht geeignet. Hilfreich ist hier eine Laufanalyse, die einige Sportfachgeschäfte anbieten.
Auch die Kleidung bei sportlichen Betätigungen spielt eine nicht unerheblich Rolle. So sollten die Beine zum Beispiel stets warm gehalten werden und eine kurze Hose ist nur bei sehr warmen Temperaturen geeignet. (sw, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Monika Fingado: Therapeutische Wickel und Kompressen: Handbuch aus der Ita Wegman Klinik, Verlag am Goetheanum, 2012
- Ursel Bühring : Praxis-Lehrbuch der modernen Pflanzenheilkunde, Haug, 2011
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN): Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie Crampi/Muskelkrampf. 2017 (Abruf 27.08.2019), AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.)
- Physiopedia: Calf Strain (Abruf 27.08.2019), Physiopedia
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.