Ein niedriger Puls ist nicht immer gleich krankhaft. So ist es bei durchtrainierten Sportlerinnen und Sportlern in der Regel „normal“, dass deren Puls niedrig ist. Ansonsten sollte dieser selbstverständlich ärztlich abgeklärt werden, da sich dahinter auch verschiedene Grunderkrankungen verbergen können.
Inhaltsverzeichnis
Niedriger Puls – wann Hausmittel sinnvoll sind
Ist der niedrige Puls abgeklärt und nicht behandlungsbedürftig, so sind die folgenden Hausmittel einen Versuch wert. Aber auch bei einer nötigen Behandlung ist das eine oder andere Hausmittel, vor allem was die Ernährung angeht, möglich. Dazu mehr in den folgenden Zeilen.
Puls – was ist das eigentlich?
Der Puls ist ein einfacher Begriff für die Herzfrequenz, die Anzahl der Herzschläge pro Minute. Und zwar ist der Sinusknoten der Taktgeber des Herzens.
Dieser gibt die Informationen an den Vorhof und dann über den AV-Knoten an die Herzkammern weiter. Und der Ruhepuls ist die Anzahl der Herzschläge, wenn der Körper völlig in Ruhe ist, ohne jegliche Belastung – im Sitzen oder Liegen.
Das Herz zieht sich im Laufe einer Minute immer wieder zusammen, um das Blut in den Körper zu pumpen – dies ist der Puls – ausgedrückt in einer Zahl. Ist diese zu niedrig, spricht man von einem niedrigen Puls, in der Fachsprache Bradykardie genannt.
Wie der Puls gemessen wird
Um den Puls zu messen, sind keine Geräte nötig. Der Puls kann natürlich immer gemessen werden, die aussagekräftigste Zeit ist jedoch morgens vor dem Aufstehen.
Jeder kann bei sich selbst oder bei anderen den Puls messen. Dieser ist zum Beispiel leicht am Handgelenk innen zu finden – und zwar auf der Daumeninnenseite.
Dort befindet sich der Radialispuls. Dort werden zwei oder drei Fingerkuppen aufgelegt, um den Puls zu spüren.
Der Daumen darf dafür nicht verwendet werden, da dieser einen eigenen Puls hat. Gezählt werden die Schläge eine Minute lang oder für 15 oder 30 Sekunden, und dann mit 4 oder mit 2 multipliziert.
Dann erhält man die Anzahl der Schläge pro Minute. Der Ruhepuls eines Erwachsenen sollte zwischen 60 und 80 sein.
Jedoch gibt es Menschen, die keine Sportlerinnen oder Sportler sind und immer einen Ruhepuls unter 60 oder über 80 haben. Letzteres vor allem bei zunehmendem Alter. Da muss das Herz einfach mehr kontrahieren, damit das Blut in den Körper gepumpt werden kann.
Durchtrainierte Menschen haben häufig einen niedrigen Ruhepuls, da das Herz in diesem Fall viel kräftiger ist und weniger Schläge benötigt, um dieselbe Arbeit zu leisten wie bei Untrainierten. In der Medizin wird häufig der Puls gemessen, der Aufschluss über das Herz und den Kreislauf gibt.
Wenn der Puls zu niedrig ist
Wenn der Puls bei einem „Nichtsportler“ oder einer „Nichtsportlerin“ regelmäßig zu niedrig ist, muss dies unbedingt ärztlich überprüft werden. Durch einen zu niedrigen Puls können eventuell die Organe nicht mehr richtig versorgt werden.
Denn das Herz zieht sich dann nicht mehr so oft zusammen und so wird auch weniger Blut in die Peripherie gepumpt. Der Körper kompensiert dies und steuert mit einem ansteigendem Blutdruck entgegen.
Folgende Beschwerden, die nicht spezifisch sind, können sich daraus entwickeln:
- Erschöpfung,
- müde und schlapp sein,
- Ängste,
- Nervosität,
- Sehstörungen,
- Übelkeit,
- Kopfschmerzen,
- Atemnot bei Anstrengungen,
- kalter Schweiß,
- Bewusstseinsstörungen bis hin zur Ohnmacht.
Ursachen für einen zu niedrigen Puls (krankhaft niedrigen Puls)
Für eine Bradykardie sind folgende Ursachen möglich:
- Herzkrankheit,
- in Verbindung mit einem Herzschrittmacher,
- Unterkühlung,
- Schilddrüsenunterfunktion,
- Kaliummangel,
- Medikamente,
- Unterernährung,
- gestörter Elektrolythaushalt,
- Gelbfieber,
- Typhus.
Hausmittel und allgemeine Tipps
Wenn die Bradykardie nur ab und zu vorkommt und keine zusätzlichen Beschwerden mit sich bringt oder medizinisch abgeklärt und nicht behandlungsbedürftig ist, dann können folgende Tipps und Hausmittel gegen niedrigen Puls etwas das „Leiden“ lindern und das Herz insgesamt kräftigen.
Regelmäßige Bewegung – regelmäßiger Sport
Zu den Hausmitteln gegen niedrigen Puls zählt ein moderates Training. Am besten geeignet ist Ausdauersport, wie zum Beispiel Schwimmen, Nordic Walking und Radfahren.
Der Sport sollte unbedingt Spaß machen und auf keinen Fall den Körper zu sehr belasten. Hilfreich ist schon ein täglicher Spaziergang um den Häuserblock.
Wechselduschen und Trockenbürsten
Wechselduschen und Trockenbürsten kurbelt den Kreislauf an, kräftigt das Herz. Somit ist dies auch ein Hausmittel gegen niedrigen Puls.
Der „Wasserdoktor“ Kneipp wusste bereits um die Wirkung der Wechseldusche auf den gesamten Körper. Man beginnt mit einer warmen Dusche und stellt dann den Strahl kühl bis kalt ein.
Die kühle Phase beginnt mit dem rechten Fuß, von der Außenseite aus nach oben und dann über die Innenseite des Oberschenkels wieder nach unten. Dasselbe dann auf der linken Seite.
Dann kommen die Arme an die Reihe. Zuerst der rechte – von der Hand außen nach oben zur Schulter und auf der Innenseite wieder nach unten.
Dann die linke Seite. Insgesamt wird das Ganze am besten zweimal durchgeführt: warm – kalt – warm -kalt.
Wer das Wechselduschen nicht mag, der kann mit Trockenbürsten ebenso den Kreislauf anregen. Auch dies ist ein Hausmittel gegen niedrigen Puls.
Für das Trockenbürsten wird am besten ein Luffahandschuh oder eine sanfte Bürste aus Naturfasern verwendet. Der Ablauf ist genauso wie beim Wechselduschen.
Teesorten
Folgende Teesorten sind als Hausmittel gegen niedrigen Puls zu empfehlen. Dazu gehören:
- Rosmarin ( Vorsicht: es kann auch den Blutdruck steigern),
- Herzgespannkraut (wirkt stärkend auf das Herz),
- Weißdorn (wirkt stärkend auf das Herz).
Diese Teesorten können gemischt, aber auch einzeln getrunken werden. Die Heilkräuter haben ihre Wirkung – also hier bitte auch vorsichtig sein und den Satz „weniger ist mehr“ gelten lassen.
Ernährung
Auch die Ernährung kann Einfluss auf den Puls nehmen. Hier einige Tipps dazu:
- Knoblauch lässt das Blut besser fließen,
- Artischocken sind Schutz für die Blutgefäße,
- Ingwer wirkt stärkend auf das Kreislaufsystem.
Bei niedrigem Puls sollte die Nahrung reich an Folgendem sein:
- Fisch (v.a fetter Fisch, wie z.B. Lachs),
- gute Öle, wie Olivenöl, Hanföl, Leinöl, Walnussöl,
- Nüsse,
- Samen,
- Hülsenfrüchte,
- Kurkuma, Kreuzkümmel, Pfeffer, Chili,
- Vollkorn,
- Zartbitterschokolade mit einem Kakaoanteil >70%,
- Beeren,
- grüner Tee,
- zuckerarmes Obst,
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr und mehrere kleine Mahlzeiten.
Bitte sorgen Sie für ein Normalgewicht.
Entspannung
Ein Hausmittel gegen niedrigen Puls ist Entspannung, in Form von Yoga, Meditation, Achtsamkeitstraining und anderen Entspannungsmethoden. Wenn Sie möchten und es sich einrichten lässt, dann planen Sie in der Mittagspause ein „Powernapping“ (kurzes Mittagsschläfchen) von circa 20 Minuten ein.
Zusammenfassung
Wenn Sie bei sich einen niedrigen Puls bemerken und dieser häufiger vorkommt, sollte dies unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Kommen Beschwerden, wie zum Beispiel Kurzatmigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und/oder Übelkeit vor, so ist der Gang in die ärztliche Praxis unumgänglich.
Bei einer nicht behandlungsbedürftigen Form der Bradykardie sind die Hausmittel gegen niedrigen Puls einen Versuch wert. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Springer Medizin: Dann ist ein niedriger Puls meist harmlos; in: MMW - Fortschritte der Medizin, Volume 158, Seite 3, 2016, link.springer.com
- Röcker, Annika: In Bestform. Ein niedriger Ruhepuls spricht für einen hohen Fitnesszustand; spektrum.de, veröffentlicht am 25.11.2021 (abgerufen am 30.07.2024), spektrum.de
- Niedriger Ruhepuls nicht immer ein gutes Zeichen; aerztezeitung.de, veröffentlicht am 31.01.2006 (abgerufen am 30.07.2024), aerztezeitung.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.