Der Begriff Restless Legs Syndrom, oft abgekürzt mit RLS, wird seit 1945 verwendet und bedeutet „unruhige Beine“ mit schmerzenden und kribbelnden Missempfindungen. Neben verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten können auch viele Hausmittel zur Linderung beitragen.
Inhaltsverzeichnis
Das Restless Legs Syndrom ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Frauen sind eher davon betroffen als Männer und mit zunehmendem Alter tritt die Erkrankung gehäuft auf. Restless Legs sind aber auch in der Kindheit möglich.
Oft treten die Symptome verstärkt am Abend und vor allem in der Nacht auf, so dass der Schlaf der Betroffenen gestört wird. Sie laufen durch die Wohnung oder massieren sich die Beine, was zwar etwas hilft, doch die Schlafqualität und die Lebensqualität leiden. So können auch Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen daraus entstehen.
Symptome des Restless Legs Syndrom
Charakteristische Symptome für Restless Legs sind:
- Unruhe- und Spannungsgefühl in den Beinen (selten in den Armen),
- Prickeln, Kribbeln, Stechen, Schmerzen,
- ständiger Bewegungsdrang – dehnen, anspannen der Beinmuskulatur,
- Beschwerden treten in Ruhe auf, vor allem nachts,
- in Bewegung oder durch Massieren verbessern sich die Beschwerden oder sind ganz weg – danach jedoch wieder da,
- eingeschränkte Lebensqualität,
- längeres Sitzen wie zum Beispiel im Flugzeug wird zur Qual,
- Schlafstörungen – Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen bis hin zur Depression.
Ursachen
Letztendlich sind die Ursachen für RLS noch nicht eindeutig geklärt. Diskutiert wird ein gestörter Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn. Unterschieden wird zwischen einem idiopathischen RLS, bei dem die Ursachen unbekannt sind und dem sekundären RLS, mit folgenden Ursachen:
- familiär bedingt,
- Erkrankungen wie Polyneuropathie, Morbus Parkinson,
- Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel,
- Funktionsstörungen der Schilddrüse wie zum Beispiel Hashimoto Thyreoidits,
- chronisches Nierenversagen,
- Diabetes mellitus,
- Multiple Sklerose,
- Depressionen,
- Angststörungen,
- rheumatoide Arthritis,
- Zöliakie,
- entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn,
- Narkolepsie,
- Schlafapnoe,
- Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antiemetika, Antidepressiva).
Diagnose und Behandlung
Um RLS richtig zu behandeln, ist die Diagnose das A und O. Dazu gehören eine ausführliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung, eine Labordiagnostik und der sogenannte L-Dopa-Test.
Nach entsprechender Diagnosestellung kann eine individuell angepasste Therapie erfolgen, wobei gegebenenfalls die Auslöser der Beschwerden direkt behandelt werden, jedoch auch allgemeine Linderung der Symptome mittels Medikamenten möglich ist.
Als Arzneimittel erster Wahl werden hier Gabapentin, Dopaminagonisten und Levodopa genannt, aber auch andere Wirkstoffe kommen in Frage. Angesichts der potenziellen Nebenwirkungen sollten bei der Therapieentscheidung allerdings auch die Intensität der Beschwerden und der Leidensdruck Berücksichtigung finden.
Allgemeine Tipps bei RLS
Selbstverständlich können Hausmittel gegen das RLS nur begrenzt helfen, jedoch die Therapie unterstützen und vielleicht auch etwas Linderung verschaffen. Hier ist, wie bei vielen Hausmitteln, Ausprobieren angesagt, denn nicht jedes Hausmittel wirkt bei allen Betroffenen gleich gut.
Allgemein kann es helfen, am Abend auf folgende Dinge zu verzichten:
- anstrengenden Sport,
- Alkohol, Nikotin,
- schwarzen, grünen oder Mate Tee,
- Guarana,
- Energy Drinks,
- Cola,
- Limonaden mit Zuckeraustauschstoffen.
Zu empfehlen sind Entspannungsübungen, Meditation und Yoga, um den Tag ruhig ausklingen zu lassen. Keine aufregenden Filme, sondern eine Schlafmediation oder eine Schlafgeschichte im Bett. Hier gibt es auch eine Vielzahl von verschiedensten Apps, die Hilfestellung bieten können.
Kräutertee zur Entspannung
Anstatt anregender Getränke, die zusätzlich den Schlaf stören können, ist eine Tasse Kräutertee aus beruhigenden Heilpflanzen als Hausmittel gegen Restless Legs einen Versuch wert.
Geeignete Kräuter sind hier zum Beispiel
- Lavendel (bei innerer Unruhe, Schlafstörungen, um mit Stress besser umzugehen),
- Hopfen (beruhigend, schlaffördernd – vor allem zusammen mit Baldrian),
- Melisse (bei Unruhe, wenn „alles auf den Verdauungstrakt schlägt“, schlaffördernd),
- Kamille (entkrampfend auf das Nervensystem, bei Nervosität, Schlafstörungen),
- Baldrian (Schlafstörungen – zusammen mit Hopfen, Melisse und Passionsblume),
- Passionsblume (krampflösend, angstlösend, beruhigend).
Sie können diese Heilkräuter einzeln anwenden, oder sich eine Mischung zusammenstellen. Derselbe Tee oder dieselbe Mischung sollte jedoch, wenn täglich getrunken, nach circa acht Wochen verändert oder damit zwei Wochen pausiert werden.
Ätherische Öle gegen RLS
Ätherische Öle können ebenfalls als Hausmittel gegen Restless Legs angewandt werden. Hierbei ist unbedingt auf hochwertige und reine Öle in Bioqualität zu achten.
Beispiel für ätherische Öle, die sowohl in einer Massageölmischung oder in einer Aromaöllampe angewandt werden können, sind:
- Pfefferminzöl (schmerzlindernd, kühlend, krampflösend),
- Lavendelöl (schmerzlindernd, krampflösend, beruhigend, entspannend),
- Majoran (krampflösend und beruhigend),
- Vetiver (schmerzlindernd, krampflösend – vor allem für Frauen),
- Lemongras (beruhigend und schmerzlindernd),
- römische Kamille (beruhigend, schmerzlindernd und krampflösend).
Wichtig: Pfefferminzöl ist nicht geeignet, wenn Bluthochdruck vorliegt; die römische Kamille und auch das Majoranöl sollten in der Schwangerschaft nicht verwendet werden.
Aromalampe oder Diffuser: Das Wasser in der Aromalampe wird mit zwei Tropfen ätherischem Öl, der Diffuser mit vier bis fünf Tropfen ätherischem Öl angereichert. Nach maximal 2 Stunden Verdampfen, sollte eine Pause folgen. Mit dem Verdampfen wird ein ruhiger, entspannter Abend unterstützt.
Als Massageöl: Auf 100 Milliliter Trägeröl (kaltgepresstes süßes Mandelöl, Jojobaöl oder fraktioniertes Bio- Kokosöl) kommen maximal 20 Tropfen ätherisches Öl. Mit dem Massageöl werden sowohl präventiv bereits am Abend oder im akuten Zustand die Beine eingecremt und leicht massiert. Dabei nicht die Fußsohlen vergessen.
Apfelessig als Hausmittel
Apfelessig gehört generell zu den beliebten Hausmitteln und auch gegen Restless Legs kann er zum Einsatz kommen und zwar innerlich und äußerlich.
Innerlich angewandt (ein bis zwei Teelöffel auf ein Glas Wasser, evtl. etwas Honig dazu) sollte er mindestens eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen werden und das Zähneputzen erst frühestens eine halbe Stunde danach erfolgen, damit die Zähne nicht angegriffen werden.
Äußerlich angewandt wird der Apfelessig ebenso vor dem Schlafen. Verdünnt mit etwas Wasser wird er in eine Sprühflasche gegeben, auf die Beine gesprüht und einmassiert.
Fußbäder gegen RLS
Ein Fußbad ist ein einfaches Hausmittel gegen Restless Legs. Kalte und warme Fußbäder können dabei im Wechsel angewandt werden. Füllen Sie hierfür zwei Eimer mit Wasser, einen mit kaltem, den anderen mit warmem Wasser.
Zuerst kommen die Füße circa drei Minuten ins warme, dann zwischen zehn und 60 Sekunden ins kalte Wasser. Das Ganze wird zwei- bis dreimal wiederholt. Diese Prozedur kann zweimal täglich angewandt werden – am besten am frühen Abend und nochmals vor dem Schlafen gehen.
Allerdings sollten die Fußbäder im Zweifelsfall vorab ärztlich abgeklärt werden, da sie zum Beispiel bei Personen peripherer Verschlusskrankheit oder erhöhtem Thrombose-Risiko zu Komplikationen führen können.
Rote-Beete-Saft, Brennnesseltee, Zuckerrohrmelasse
Eisenmangel gilt als mögliche Ursache des Restless Legs Syndroms und da Rote-Bete-Saft, Brennnesseltee und Zuckerrohrmelasse eine gesunde Menge an Eisen enthalten, bilden sie ein potenzielles Hausmittel gegen Restless Legs.
Der Brennnesseltee wird am besten über den Nachmittag hinweg getrunken – nicht am Abend, weil sonst die Nachtruhe zusätzlich gestört wird.
Von der Zuckerrohrmelasse, die reich an verschiedensten Mineralien und Eisen ist, kann ein Esslöffel in eine Tasse warmes Wasser eingerührt und circa eine halbe Stunde vor dem Schlafen getrunken werden. Nicht erschrecken – die Melasse ist eine dunkle, klebrige Masse. Dieses Getränk kann noch zusätzlich mit einem Teelöffel gutem Apfelessig vermischt werden.
Gerade für Personen, die eine herkömmliche Eisentherapie überhaupt nicht vertragen, sind die genannten Nahrungsmittel eine gute Unterstützung. Bei massivem Eisenmangel ist das natürlich nicht ausreichend. Dieser muss medikamentös oder per Infusion behandelt werden.
Eisenhaltige Nahrungsmittel
Wie bereits erwähnt, wird von einem Zusammenhang zwischen Eisenmangel und dem RLS ausgegangen. Daher sollte die Ernährung gegebenenfalls dahingehend etwas ausgeweitet werden. Hier ein paar Beispiele für eisenhaltige Nahrungsmittel:
- Tofu,
- Kichererbsen,
- Linsen,
- Hirse,
- Quinoa,
- Amaranth,
- Weizenkleie,
- Kürbiskerne,
- Sesam,
- Holunderbeeren,
- Schwarze und rote Johannisbeeren,
- Brombeeren.
Da die Eisenaufnahme durch Vitamin C unterstützt wird, kann es zum Beispiel sinnvoll sein, eine Linsensuppe mit einem Schuss Orangenschaft zu ergänzen.
Ein abendliches Bad mit Bittersalz
Bittersalz, oder besser ausgedrückt Magnesiumsulfat, wenden viele Sportler an, um Muskelkater zu lindern. Auch wird diesem Salz nachgesagt, dass es die Nerven beruhigt. So ist dies als Hausmittel gegen Restless Legs unbedingt zu erwähnen.
In die Wanne wird etwas Wasser eingelassen und darin eine große Tasse mit Bittersalz mit den Händen aufgelöst und verrührt, dann die Wanne mit Wasser gefüllt. Das Badewasser sollte auf keinen Fall zu heiß sein und die Badezeit nicht länger als 15 Minuten dauern. Bei Unwohlsein, wird die Wanne sofort verlassen. Nach dem Bad sollte man am besten direkt ins Bett gehen.
Öle und Salben
Auch Öle und Salben, die entspannend und entkrampfend wirken, können gegen das RLS helfen. Hier eignen sich zum Beispiel
- Kampferöl,
- Kokosöl,
- Johanniskrautöl,
- Magnesiumöl,
- Kupfersalbe rot.
Die Öle und Salben können präventiv abends vor dem Schlafengehen sanft in kreisenden Bewegungen, beginnend von den Knöcheln nach oben hin, in die Beine einmassiert werden. Auch ist eine Anwendung möglich, sobald die Beine unruhig werden.
Weitere Sofortmaßnahmen
Wenn nachts das unangenehme Kribbeln und die Ruhelosigkeit losgeht, ist außerdem ein kaltes Abduschen der Beine einen Versuch wert. Ebenso kann es helfen, sich zu bewegen. Natürlich ist dadurch die Nachtruhe gestört, aber die Unruhe in den Beinen wird meist ein wenig gelindert.
Ernährungstipps bei RLS
Abschließen noch einige allgemeine Ernährungstipps gegen Restless Legs und zur Verbesserung der Schlafhygiene:
- Abendessen mit ausreichendem Abstand (ein paar Stunden) vor dem Schlafengehen,
- leicht verdauliche Speisen und keine zu großen Portionen beim Abendbrot,
- Lebensmittel mit Konservierungsstoffen und zugesetzte Süßungsmittel meiden,
- Koffein und Alkohol ebenfalls meiden,
- abends Nahrungsmittel mit höherem Gehalt an L-Tryptophan aufnehmen wie Milch, Nüsse, Bohnen und Linsen, weil L-Tryptophan eine schlaffördernde Wirkung zugeschrieben wird. Es bleibt jedoch umstritten, ob über die Ernährung ausreichend L-Tryptophan zugeführt werden kann, um eine Wirkung zu erzielen.
- Karl Ekbom, Jan Ulfberg: Syndrom der ruhelosen Beine; in: Journal of Internal Medicine (veröffentlicht 08.10.2009), onlinelibrary.wiley.com
- Henrike Staudte: Ernährungstherapeutische Ansätze beim Restless-Legs-Syndrom, in: Ernährung & Medizin (2016), thieme-connect.com
- Deutsche Restless Legs Vereinigung: Einsatz von i.v. Eisen-Isomaltose beim RLS (Abruf 19.10.2023) , restless-legs.org
- Universitätsspital Zürich: Restless Legs-Syndrom (Stand 09.10.2023), usz.ch
(sw)
Autoren- und Quelleninformationen
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Wichtiger Hinweis:
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