Schluckauf kann eine lästige Störung sein. Ob man etwas Scharfes gegessen, falsch eingeatmet oder sich erschreckt hat, es gibt viele potenzielle Auslöser von Schluckauf. Ebenso vielfältig wie die möglichen Ursachen sind auch die vermeintlichen Hilfsmittel gegen Schluckauf. Manch einer schwört auf die langsame Einnahme von Wasser, ein anderer hält die Luft an und der Volksmund legt nahe, dass Erschrecken beim Schluckauf Abhilfe schafft. Welche Mittel wirklich helfen können, wird im Folgenden erörtert.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Schluckauf?
Schluckauf (Singultus) entsteht, wenn sich das Zwerchfell plötzlich verkrampft, weil der Zwerchfellnerv (Nervus phrenicus) gereizt wird. Gleichzeitig holt man tief Luft, während sich die Stimmritze zwischen den Stimmbändern verschließt.
Der Verschluss blockiert die eingeatmete Luft, sodass diese an der Stimmritze abprallt und zurückströmt. Die Luft schnellt zurück in die Lunge und der daraus entstehende Druck ruft den charakteristischen Hickslaut hervor.
Bislang konnte noch nicht herausgefunden werden, welchen Zweck der Schluckauf hat. Es wird spekuliert, dass der Verschluss der Stimmritze dafür Sorge tragen soll, dass keine Flüssigkeit in die Lunge gelangt.
Dies ist insbesondere von Bedeutung, um den Transport von Fruchtwasser bei Embryos – oder von Muttermilch bei Säuglingen – in die Lunge zu verhindern. Hierbei handelt es sich jedoch nur um eine Theorie. Der tatsächliche Zweck des Schluckaufs ist Gegenstand weiterer Untersuchungen.
Die Intensität, Dauer und Häufigkeit des Schluckaufs ist von Person zu Person und von Situation zu Situation unterschiedlich. In der Regel verschwindet er nach wenigen Minuten. Während dieser Zeit hicksen Betroffene zwischen vier und 60 Mal pro Minute.
Chronischer Schluckauf
In seltenen Fällen dauert der Schluckauf jedoch auch länger an, teilweise sogar mehrere Monate. Dann wird von einem chronischen Schluckauf gesprochen.
Für gewöhnlich ist Schluckauf ein akuter Zustand, der ohne Konsequenzen wieder verschwindet. Manchmal steckt jedoch auch eine Erkrankung dahinter, vor allem, wenn der Schluckauf sehr häufig oder anhaltend auftritt. Ungewöhnlicher Schluckauf sollte immer medizinisch abgeklärt werden, um die Ursache dahinter zu untersuchen und eine Behandlung in die Wege zu leiten.
Auslöser für Schluckauf
Schluckauf tritt als Folge vieler verschiedener Auslöser auf. Häufig ist zum Beispiel der Schluckauf nach dem Essen.
Das Phänomen kann zum Beispiel durch die Temperatur der zugeführten Nahrung hervorgerufen werden. Zu heißes oder zu kaltes Essen reizt den Zwerchfellnerv und begünstigt daher das Auftreten eines Schluckaufs. Ebenso wirkt sich die Menge und Schnelligkeit bei der Nahrungsaufnahme aus.
Scharfes Essen kann ebenfalls Schluckauf hervorrufen. Wer unkonzentriert isst, verschluckt sich außerdem von Zeit zu Zeit. Die Verkrampfung des Zwerchfells wird hier als Schutzreflex eingeleitet.
Schluckauf ist darüber hinaus auch die körperliche Antwort auf einen Zustand der Psyche. Psychische Ausnahmesituationen wie Angst, Stress oder Erschrecken äußern sich in einer krampfhaften Anspannung in vielen Teilen des Körpers. Hierbei zieht sich gleichzeitig auch das Zwerchfell zusammen.
In Filmen aller Art wird Trunkenheit gerne durch das charakteristische Hicksen veranschaulicht. Tatsächlich spielen Alkohol und Nikotin als magenreizende Substanzen eine wichtige Rolle beim Entstehen von Schluckauf.
Viele beliebte Getränke, nicht nur alkoholische, enthalten mit Kohlensäure zudem einen Stoff, der den Magen reizt und das Auftreten von Schluckauf begünstigt.
Weitere mögliche Auslöser umfassen den Druck des Embryos auf das Zwerchfell während einer Schwangerschaft. Auch Arzneimittel oder Eingriffe am Magen wie Operationen oder Spiegelungen können einen Schluckauf auslösen.
Welche Erkrankungen können sich im Schluckauf manifestieren?
Schluckauf ist meistens harmlos. Manche Ursachen für Schluckauf sind jedoch klinischer Natur. Wenn der Schluckauf ständig wiederkehrt oder mehr als zwei Tage andauert, ist es wahrscheinlich, dass er chronisch geworden ist.
Häufiger Schluckauf kann ein Indikator für verschiedene Beschwerden sein. Vor allem Entzündungen und Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts können chronischen Schluckauf hervorrufen. Dazu zählen, unter anderem:
- die Refluxkrankheit,
- Magengeschwüre,
- Magenschleimhautentzündungen (Gastritis)
- und Schäden am Zwerchfell.
- In äußerst seltenen Fällen verbergen sich auch Krebserkrankungen hinter einem Schluckauf.
Darüber hinaus kann Schluckauf als Symptom von Nervenbeschwerden und Störungen im Herz-Kreislauf-System auftreten. Da die Nerven an der Entstehung beteiligt sind, kann Schluckauf bei Gehirnerkrankungen wie Meningitis und Enzephalitis eine mögliche Begleiterscheinung sein.
Problematisch ist es auch, wenn der Schluckauf in Kombination mit anderen Symptomen wie Sodbrennen, Verdauungsproblemen, Übelkeit oder Magenschmerzen auftritt. Chronischer Schluckauf muss in jedem Fall medizinisch untersucht und behandelt werden.
Welche Hausmittel helfen gegen Schluckauf?
Eine Reihe von Hausmitteln beziehungsweise Behandlungsmaßnahmen versprechen schnelle Erfolge gegen Schluckauf. In der folgenden Aufzählung sind auch alte Klassiker der Schluckauflinderung vertreten:
- Wasser trinken,
- Ruhig atmen,
- Luft anhalten,
- Kamillen- und Fencheltee
- und Ablenkung.
Schocktherapie mit kaltem Wasser
Der Konsum von kaltem Wasser schreckt den Körper als Ganzes auf und spricht mehrere Zentren an. Gleichzeitig wirkt die Kälte auf den Vagusnerv und senkt die Herzfrequenz. Der Körper erschlafft und Spannungen werden gelöst.
Ob das Wasser schnell oder langsam getrunken wird, ist eine Frage der persönlichen Wahl. Schnell getrunken sorgt es für ein größeres Überraschungsmoment, doch auch langsam getrunken erzielt kaltes Wasser seine Wirkung.
Wenn das Wasser rasch eingenommen wird, besteht des Weiteren das Risiko, dass sich der Schluckauf durch den Schock eher noch verschlimmert. Eine gute Vorgehensweise wäre es, zunächst langsam zu trinken und die schnelle Methode erst auszuprobieren, wenn das langsame Trinken keine Linderung verschafft.
Atmung beruhigen
Schnelles, stockendes Atmen, das sogenannte Hyperventilieren, stresst den Körper und begleitet zum Beispiel Angstzustände. Eine schnelle Atmung sorgt dementsprechend für einen Stresszustand, der sich wiederum in Verkrampfungen äußert.
Langsames, bewusstes Atmen hat den gegenteiligen Effekt. Es löst Spannungszustände und lindert Nervosität. Der Körper kann sich in der Folge entspannen. Dies wirkt sich direkt auf den Zwerchfellnerv aus, der sich langsam aus seiner Reflexspannung löst.
Luft anhalten
Wenn man als Kind Schluckauf hat, raten einem die Eltern, die Luft anzuhalten. Tatsächlich beruht dieser Ratschlag auf einem wissenschaftlichen Fundament. Durch das Anhalten des Atems stößt man kein Kohlendioxid mehr aus. Dieses sammelt sich, die Kohlendioxidmenge nimmt zu und unterbricht hierdurch den Schluckaufvorgang.
Nach dem kontrollierten, langsamen Ausatmen holt man wieder tief Luft und hält diese erneut an. In der Regel reichen einige wenige Durchgänge aus, um den lästigen Schluckauf loszuwerden. Alternativ kann man auch in eine Tüte aus- und wieder einatmen.
Tee
Beruhigende Tees wie Kamillentee oder Fencheltee sorgen für eine allgemeine Erschlaffung der angespannten Muskulatur und lösen Krämpfe und Spannungen im Körper.
Kamillentee soll gegen überschüssige Magensäure helfen und hat eine beruhigende Wirkung auf den Magen. Lauwarm und langsam getrunken, kann Kamillentee dem Schluckauf schnell und effizient entgegenwirken.
Auch Fencheltee ist bekannt für seine krampflösenden Eigenschaften. Wichtig ist, dass der Tee nicht zu heiß getrunken wird. Zu heiße Flüssigkeit sorgt für einen gegenteiligen Effekt und verschärft den Schluckauf eher.
Ablenkung
Auch dieser Trick kann helfen. Psyche und Körper sind in vielen Bereichen untrennbar miteinander verbunden. Nervosität und Verkrampfung gehen Hand in Hand. Wer schon einmal ausgiebig gegrübelt hat, weiß, dass das Grübeln von alleine aufhört, wenn man sich ablenkt.
Genauso verhält es sich mit dem Schluckauf. Wenn die Konzentration der Sinne auf einen anderen Bereich gelenkt wird, lässt die Stimulation der verantwortlichen Nerven zwischen Hirnstamm und Zwerchfell nach. Zur Ablenkung kann man Eiswürfel oder eine Zitrone lutschen oder eine kleine Prise Pfeffer einatmen, um sich künstlich zum Niesen zu bringen.
Wirkt jedes Hausmittel gleich gut?
Die aufgeführten Hausmittel sind nicht für jeden Menschen in gleichem Maße zielführend. Bei einem Schluckauf gibt es zahlreiche Methoden der Reizbekämpfung. Genauso verschieden sind auch die individuellen Voraussetzungen des jeweiligen Körpers.
Bei der einen Person entsteht der Schluckauf durch zu viel Magensäure, bei einer anderen durch Stress.
Grundsätzlich gilt es, individuell herauszufinden, welche der aufgeführten Methoden bei auftretendem Schluckauf hilfreich ist. Aus diesem Grund gibt es nicht das eine Allheilmittel. Durch die Anwendung der aufgeführten Hausmittel können Betroffene herausfinden, wie sie bei einem Schluckauf Abhilfe schaffen können. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Daniel Howes: "Hiccups: A new explanation for the mysterious reflex", 2012 ( Abruf: 22.03.2019), BioEssays
- Justin A. Cole; Michael C. Plewa: "Singultus (Hiccups)", 2019 ( Abruf: 22.03.2019), PubMed
- Georg Royl, Marcus Ohlrich: "Singultus – Diagnostik und Therapie", Aktuelle Neurologie 2014; 41(02), S.116 - 124
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.