Abführen bedeutet allgemein den „Darm entleeren, Verstopfung beseitigen“. Abführen kann auch mit einer geplanten Operation in Zusammenhang stehen, bei der der Darm am Tag vor dem Eingriff entleert werden muss. Für das Abführen sind die verschiedensten Mittel, meist frei verkäuflich, in der Apotheke erhältlich. Jedoch existieren auch viele Hausmittel, die richtig angewandt, „durchschlagenden“ Erfolg herbeiführen können.
Inhaltsverzeichnis
Verstopfung
Eine Verstopfung (Obstipation) ist etwas äußerst Unangenehmes. Der Bauch zwickt, Blähungen, Appetitlosigkeit, Erschöpfung und eventuell auch Übelkeit gesellen sich dazu.
Wenn die Verstopfung nicht aufgrund einer Darmerkrankung wie zum Beispiel einem Darmtumor entstanden ist, kein Darmverschluss vorliegt und sie nur hin und wieder vorkommt, kann mit einfachen Hausmitteln versucht werden, sanft ein Abführen herbeizuführen.
Ursachen
Meist liegt der Verstopfung eine ungesunde, ballaststoffarme Kost zu Grunde. Ebenso ist eine zu geringe Trinkmenge häufig die Ursache für Obstipation.
Bewegungsmangel, Stress, hormonelle Umstellungsphasen, aber auch psychische Probleme oder eine Klimaumstellung gehören zu den möglichen Ursachen.
Gesunde Ernährung
Bei vorliegender Verstopfung sollte zuerst die Ernährung überdacht werden. Ist die Nahrung auch wirklich ballaststoffreich? Werden genügend Obst und Gemüse gegessen? Wie sieht der Flüssigkeitskonsum aus? Wird ausreichend stilles Wasser getrunken?
Bewegung
Verstopfung kann durch mangelnde Bewegung entstehen. Regelmäßige sportliche Aktivitäten kurbeln die Darmtätigkeit an und tragen dazu bei, dass die Darmmuskulatur nicht erschlafft, was leicht zur Obstipation führen kann. Dabei reichen schon fünfzehn Minuten Bewegung am Tag aus, um einer Darmträgheit entgegenzuwirken.
Nahrungsmittel können helfen
Bestimmte Nahrungsmittel können bei Verstopfung hilfreich sein. Hausmittel zum Abführen sind hier rohes Sauerkraut, über Nacht eingeweichte Trockenfrüchte, wie Aprikosen, Pflaumen oder Feigen, sowie Hülsenfrüchte.
Ein Müsli mit frischem Obst, angereichert mit einem Löffel Kleie oder Milchzucker und mit Naturjoghurt vermischt, ist nicht nur ein gesunder Start in den Tag, sondern kann dem trägen Darm Beine machen und ein ganz natürliches Abführen erleichtern.
Der Verzehr von Weintrauben oder einem großen Stück Wassermelone kann ebenso hilfreich sein. Für regelmäßigen Stuhlgang sorgt zudem eine Scheibe frische Ananas, die nach jeder Mahlzeit gegessen wird.
Regelmäßiger Verzehr von Naturjoghurt, Kefir oder das Trinken von Molke unterstützt die Darmflora durch die darin enthaltenen Milchsäurebakterien und kurbelt gleichzeitig die Verdauung an. Ein Esslöffel Kleie oder Leinsamen dazu bringt zusätzliche Hilfe. Hier ist unbedingt daran zu denken, dass parallel genügend Wasser getrunken wird.
Milchzucker ist ebenfalls ein sanftes Hausmittel zum Abführen, jedoch nur, wenn keine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) vorliegt. Der Milchzucker wird in Flüssigkeit oder aber in Joghurt oder Müsli untergerührt.
Flüssiges zum Abführen
Verschiedene Säfte können das Abführen erleichtern, so zum Beispiel das Trinken von naturtrübem Birnen- oder Apfelsaft. Pflaumensaft ist ein hilfreiches Hausmittel, jedoch sollte dieser nur in kleineren Mengen konsumiert werden, da er leicht zu Durchfall führen kann.
Eine Tasse Buttermilch, morgens auf nüchternen Magen, kann den erwünschten Erfolg bringen. Auch dreimal täglich einen Esslöffel Rettich- oder Löwenzahnsaft aus dem Reformhaus in etwas Wasser gemischt und dies dann nach den Mahlzeiten getrunken, ist zwar nicht unbedingt lecker, kann die Verdauung jedoch positiv beeinflussen.
Reines Olivenöl zu schlucken ist nicht für jede/n ganz einfach, kann jedoch die Darmpassage durchaus erleichtern. Verstärkt wird die Wirkung, wenn das Öl einige Tage vor Gebrauch mit Pfefferkörnern angereichert wurde.
Wirksam ist auch ein Glas warmes Wasser, vermischt mit einem Esslöffel voll Apfelessig und einem Teelöffel Honig. Das Ganze wird am besten nüchtern getrunken.
Selbst Mineralwasser kann eine Wirkung zeigen, da sich die darin enthaltene Kohlensäure positiv auf die Darmbewegungen auswirkt. Am besten wird dies mit etwas naturtrübem Apfelsaft gemischt.
Kaffeetrinker leiden allgemein seltener an Verstopfung als solche, die das schwarze Getränk ablehnen, da Kaffee generell die Verdauung anregt.
Ballaststoffe
Zu den Ballaststoffen, die den Darm in Schwung bringen und die beim Abführen helfen können, gehören Flohsamen, Leinsamen und Weizenkleie. Wichtig ist hierbei vor allem, dass zusammen mit der Einnahme dieser natürlichen Abführmittel immer genügend getrunken werden muss.
Flohsamen gehören zu den sogenannten Quellmitteln. Diese quellen in Verbindung mit Wasser auf und vergrößern auf diese Art und Weise den Darminhalt.
Zwei Teelöffel dieser Samen in etwas Wasser vorquellen lassen und dies zusammen mit zwei großen Gläsern Wasser trinken. Je nach Bedarf kann das Getränk morgens und zusätzlich noch abends aufgenommen werden.
Leinsamen zählen ebenso zu den Quellmitteln. Diese geben Schleimstoffe ab, die im Darm das Volumen vergrößern. Zusätzlich enthalten Leinsamen noch Leinöl, das die Darmpassage erleichtert.
Ein bis zwei Esslöffel Leinsamenschrot werden in etwas Wasser eingerührt und nach dem Aufquellen getrunken. Dazu sollten ebenso ein bis zwei Gläser Wasser getrunken werden.
Wärme
Wärme löst Verspannungen, so auch Verkrampfungen, die sich im Darmtrakt befinden. Eine Wärmflasche oder ein angewärmtes Kirschkernkissen auf den Bauch gelegt, kann mitunter die Verdauung anregen und beim Abführen helfen.
Kalter Wickel
Auch kalte Wickel können beim Abführen helfen. Dafür wird ein Baumwolltuch in kaltes Wasser, das eine Temperatur zwischen 18° C und 25° C haben sollte, getaucht und anschließend ausgewrungen. Dies wird auf den Bauch gelegt.
Darüber kommen ein zweites, etwas größeres Baumwolltuch und darüber noch ein Wolltuch. Das Ganze verbleibt solange dort, wie dies den Betroffenen angenehm ist, jedoch maximal eine halbe Stunde.
Bauchmassage
Ein einfaches Hausmittel zum Abführen ist die Bauchmassage. Mit einem angewärmten Öl, zum Beispiel einem Olivenöl, das mit ein paar Tropfen ätherischem Fenchel- oder Kümmelöl angereichert wurde, wird der Bauch im Uhrzeigersinn massiert.
Diese Massage dauert ein paar Minuten und kann mehrmals täglich durchgeführt werden, am besten noch vor dem Aufstehen.
Übungen, die den Darm in Schwung bringen
Fahrradfahren in Rückenlage, am besten schon morgens vor dem Aufstehen, kann als Gymnastikübung den Darm in Schwung bringen. Eine andere Übung geht folgendermaßen: Ebenfalls in Rückenlage wird zuerst das rechte Bein gebeugt und für einige Sekunden lang ganz nahe zum Körper herangezogen.
Anschließend wird dies mit dem linken Bein durchgeführt und zum Schluss mit beiden Beinen. Das Ganze wird mehrmals hintereinander wiederholt. Auch diese Übung findet am besten vor dem Aufstehen statt.
Einlauf zum Abführen
Ein schnelles Hausmittel zum Abführen ist der Einlauf. Ein Einlaufset mit genauer Anleitung kann in jeder Apotheke erworben werden.
Diese Methode ist natürlich nicht jedermann´s Sache, hilft jedoch schnell und vor allem mit Erfolg. Der Einlauf ist jedoch keine Dauerlösung. Den Ursachen der Verstopfung muss auf jeden Fall auf den Grund gegangen werden.
Kräuter bei Verstopfung
Einige Kräuter sind erfolgversprechende Hausmittel zum Abführen. Jedoch ist hier Vorsicht geboten. Diese Kräuter sollten nur kurzzeitig, am besten nur einen Tag lang, angewandt werden. Sie sind auf keinen Fall für einen längeren Gebrauch geeignet.
Zu diesen Kräutern gehören vor allem Sennesblätter und die Faulbaumrinde. Sie werden gerne mit Anis, Fenchel oder Kümmel gemischt, da dies Pflanzen sind, die eine krampflösende Wirkung haben.
Eine „Abführmischung“ besteht zum Beispiel aus einer Dreifingergabe (das, was zwischen Daumen-, Zeige- und Mittelfinger passt) Sennesblätter und Kümmelsamen. Der Kümmel muss vorher leicht mit einem Mörser angestoßen werden, damit die ätherischen Öle ihre Wirkung entfalten können.
Eine weitere Mischung wird aus Faulbaumrinde und Fenchel hergestellt. Auch hier ist die Dreifingergabe anzuwenden. Die Kräuter sind jeweils mit 250 Milliliter kochendem Wasser zu übergießen und nach circa sieben Minuten abzuseihen.
Von dem Tee sollten nicht mehr als drei Tassen über den Tag verteilt getrunken werden. Danach ist häufig die gewünschte Wirkung zu erwarten.
Vorbeugendes
Um erst gar nicht Verstopfung zu bekommen oder Hausmittel zum Abführen zu benötigen, sollten stopfende Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Bananen, Schokolade, Weißmehlprodukte und Süßes reduziert, beziehungsweise nur in Maßen gegessen werden. Die Ernährung sollte ballaststoffreich sein und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr durch stilles Wasser und Kräutertee geachtet werden.
Auch sind Rhythmen wichtig, das heißt der tägliche Gang zur Toilette zur selben Zeit, um den Darm daran zu gewöhnen.
Babys, Kinder, Schwangere
Hausmittel zum Abführen sind für Babys nicht geeignet. Bei Kleinkindern und auch größeren Kindern ist zuerst die Ernährung und die Flüssigkeitsmenge zu überprüfen.
Geeignete Hausmittel sind mit dem Kinderarzt oder dem Heilpraktiker abzusprechen. Auch Schwangere sollten nicht eigenmächtig zu irgendwelchen Abführmethoden greifen. Hier hilft das Gespräch mit der Hebamme.
Wenn die Hausmittel zum Abführen nicht helfen
Helfen die Hausmittel nicht, ist unbedingt ärztliche Hilfe aufzusuchen. Vor allem chronische Verstopfung muss unbedingt abgeklärt werden.
Die bedeutet jedoch nicht, dass anschließend zwangsweise eine medikamentöse oder gar operative Behandlung erforderlich wird. Zum Beispiel sind aus der Naturheilkunde Akupunktur, Fußreflexzonenmassagen und TCM als alternative Methoden bekannt, um eine Verstopfung erfolgreich zu behandeln. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Volker Schmiedel: "Verstopfung So kommt der Darm in Schwung". Dr. Falk Pharma GmbH (2007), 14. Auflage, S1-29.
- Monika Fingado: Therapeutische Wickel und Kompressen: Handbuch aus der Ita Wegman Klinik, Verlag am Goetheanum, 2012
- Ben-Erik van Wyk, Coralie Wink, Michael Wink: "Handbuch der Arzneipflanzen: Ein illustrierter Leitfaden", Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2003
- Chang, David: Das große Buch der Massagetechniken: Die heilende Kraft der Hände bei Beschwerden von A bis Z, Bassermann Verlag, 2006
- Weißenberger, Christiane: Das große Kochbuch für Magen und Darm: Die Verdauung entlasten – Beschwerden lindern. Mit über 140 Rezepten gegen Bauchschmerzen & Co., Humboldt, 2018
- Seiderer-Nack, Julia: Was passiert im Darm?: Neues Wissen für mehr Darmgesundheit - Darmbarriere, Bauchhirn und die richtige Ernährung, Südwest Verlag, 2014
- Jing Yang, Hai-Peng Wang, Li Zhou: Effect of dietary fiber on constipation: A meta analysis, 2012 (abruf 25.08.2019), World Journal of Gastroenterology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.