Kohlwickel lassen sich zur Linderung unterschiedlichster Beschwerden einsetzen. Bereits im antiken Griechenland wussten die Menschen um die Heilwirkung des Kohls. Sie bereiteten zum Beispiel eine Salbe aus Fett, Asche und verbranntem Kohl zu, um damit Wunden zu desinfizieren. Innerlich angewandt, als Saft, half und hilft auch heute noch der Kohl bei Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Äußerlich wirken Kohlauflagen vor allem entzündungshemmend und fördern die Wundheilung.
Inhaltsverzeichnis
Vorbereitung der Kohlblätter für die Auflage
Hierfür sind am besten Weißkohl und der Wirsing geeignet. Grundsätzlich können beide Kohlarten für alle genannten Beschwerden verwendet werden.
Jedoch existieren Meinungen, die besagen, dass der Wirsing noch mehr Toxine zu entfernen vermag als der Weißkohl. Probieren Sie ruhig beide Arten einfach aus!
Verwendet werden die großen, äußeren Blätter des Kohls. Diese werden zuerst gewaschen und getrocknet. Danach muss die dicke Mittelrippe entfernt werden. Jetzt werden die Kohlblätter mit einem Fleischklopfer geklopft oder mit einem Glas so fest gerollt, dass Flüssigkeit austritt.
Das Ganze findet am besten auf einer Unterlage statt, die die Flüssigkeit nicht aufnimmt, also nicht auf einem Holzbrett. Für die Anwendung auf kleineren Hautbezirken werden die Blätter danach einfach in Streifen geschnitten.
Anleitung – Wickel
Die vorbereiteten feuchten Blätter werden dachziegelartig auf die betroffene Stelle gelegt und dann mit einer elastischen Binde, oder einem Stück alter Damenstrumpfhose, fixiert. Der Verband kann über Nacht bleiben.
Kohlwickel für die verschiedensten Beschwerden
Der Kohlwickel wird bei den verschiedensten Beschwerden angewandt: Bei allen chronischen Gelenkbeschwerden, bei Rheuma, Gicht, bei Ödemen (Wassereinlagerungen) und auch bei schlecht heilenden Wunden. Des Weiteren ist der Wickel auch ein gutes Hausmittel gegen Verbrennungen, Neurodermitis, Insektenstiche und stumpfe Verletzungen.
Beschwerden im Atemtrakt, Nagelbettentzündungen und Gürtelrose sprechen ebenso gut auf die Behandlung mit Kohlblättern an. Hebammen empfehlen den Kohlwickel des Weiteren bei Milchstau und schmerzendem Milcheinschuss.
Bei chronischen Gelenkschmerzen
Kohlwickel sind entzündungshemmend und lindern deshalb Schmerzen. Des Weiteren sorgen sie für bessere Beweglichkeit der betroffenen Gelenke.
Bei Schmerzen durch Arthrose an Gelenken wie z. B. Knie, Fuß oder am Handgelenk kann ein Kohlwickel ebenso lindernd sein wie ein Schmerzgel und ist dazu noch völlig nebenwirkungsfrei. Bevor Sie zu einem Schmerzgel greifen, probieren Sie doch einfach mehrere Tage hintereinander den Kohlwickel aus.
Die Blätter werden, wie oben beschrieben vorbereitet, um das betroffene Gelenk gelegt und mit einer Bind fixiert. Die beste Zeit ist dafür der Abend – der Wickel bleibt dann die ganze Nacht über am Gelenk und die Prozedur wird am nächsten Abend wiederholt. Diesen Rhythmus behalten Sie am besten mehrere Wochen bei.
Bei schlecht heilenden Wunden
Sind die Wunden offen oder heilen schlecht, werden die bearbeiteten Blätter auf die Größe der zu behandelnden Fläche zugeschnitten, auf die Wunde gelegt und mit einer Kompresse und einer Binde fixiert. Der Wickel kann dort bis zu 12 Stunden, also auch über Nacht, bleiben. Danach sollte er jedoch unbedingt erneuert werden.
Bei stumpfen Verletzungen
Kohlwickel bei stumpfen Verletzungen lassen die Schwellungen und auch die entstandenen blauen Flecken schneller verschwinden. Selbst wenn dabei die Haut geschürft ist, bleibt der Kohlwickel ein gut geeignetes Mittel. Die Blätter werden, wie bereits beschrieben, dachziegelartig aufgelegt und mit einer Binde fixiert.
Kohlwickel gegen Kopfschmerzen
Dies klingt vielleicht etwas seltsam, ist jedoch unbedingt einen Versuch wert. Die vorbereiteten, ausgedrückten Blätter werden klein geschnitten in ein dünnes Baumwolltuch gepackt, dann auf Stirn und/oder Schläfe gelegt und mit Stirnband oder Ähnlichem fixiert, während Sie sich ausruhen.
Bei Erkrankungen des Atemtraktes
Auch bei Erkrankungen des Atemtraktes können Kohlwickel helfen, so zum Beispiel bei Halsschmerzen oder Husten. Die Kohlblätter, die am grünsten sind, werden wie Dachziegel auf den Hals oder die Brust gelegt (Vorsicht: beim Hals muss die Wirbelsäule frei bleiben) mit einem Tuch und einem Schal fixiert und verbleiben dort am besten über Nacht.
Bei schmerzhaftem Milcheinschuss oder Milchstau
Hebammen empfehlen bei schmerzhaftem Milcheinschuss oder Milchstau die Auflagen aus Kohlblättern. Dafür werden am besten die größeren, äußeren Blätter verwendet und wie oben beschrieben vorbereitet.
Danach wird mit einer Nagelschere in die Mitte der Blätter ein Loch für die Brustwarze geschnitten und anschließend werden diese auf die Brüste gelegt. Um die Brustwarzen zu schützen, wird etwas Brustwarzensalbe aufgetragen und das ganze mit einer Stilleinlage abgedeckt.
Beim Fixieren hilft ein Netzhöschen, das im Schritt aufgeschnitten ist. Darüber kommt der Still BH. Die Kohlblätter können solange aufgelegt bleiben, wie dies angenehm ist oder sie welk geworden sind. Vor dem nächsten Stillen wird die Brust abgewaschen.
Kohlauflagen – Was tun außerhalb der Kohlsaison?
Wer im Sommer nicht auf die Wirkung von Kohlauflagen verzichten möchte, kann im Herbst oder Winter selber Kohlmus herstellen und dies einfrieren. Für das Mus werden die Kohlblätter gewaschen, getrocknet, die Mittelrippe entfernt und danach mit dem Fleischklopfer oder einem Glas so lange bearbeitet, bis Saft austritt.
Das Ganze wird dann mit einem Stabmixer zerkleinert und in Eiswürfelbehältern eingefroren. Im Sommer, wenn Bedarf vorhanden ist, wird das Kohlmus bei Zimmertemperatur aufgetaut und circa zwei Millimeter dick auf die betroffenen Stellen aufgetragen, eventuell mit einer Frischhaltefolie abgedeckt und dann mit einer Binde fixiert.
Zusammenfassung
Die Kohlauflagen sind ein einfach anzuwendendes und äußerst wirksames Hausmittel, das häufig besser wirkt als ein Schmerzgel oder eine Schmerzsalbe und dabei keine Nebenwirkungen zeigt. Auch wenn Sie vielleicht noch etwas ungläubig sind, geben Sie dem Kohl eine Chance und probieren Sie das Ganze einfach aus. Wichtig dabei ist jedoch, dass Sie die Anwendung, je nach Beschwerden, mehrmals oder gar über ein paar Wochen hinweg wiederholen. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Boh Boi Wong, Serena Koh, Desley Gail: The effectiveness of cabbage leaf application (treatment) on pain and hardness in breast engorgement and its effect on the duration of breastfeeding, 2012 (Abruf 25.08.2019), Pupmed
- Monika Fingado: Therapeutische Wickel und Kompressen: Handbuch aus der Ita Wegman Klinik, Verlag am Goetheanum, 2012
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.