Eine Mittelohrentzündung ist meist eine sehr schmerzhafte Angelegenheit, die normalerweise innerhalb weniger Tage von selbst abheilt. Durch die folgenden einfachen und bewährten Hausmittel kann der Schmerz jedoch gelindert werden. Im Falle starker Beschwerden sowie bei Babys und Kleinkindern sollte immer vorsorglich ärztliche Hilfe aufgesucht werden, um im Bedarfsfall entsprechende Medikamente zur Hand zu haben. Die Naturheilkunde kennt unterstützende Hausmittel zur Therapie einer akuten Mittelohrentzündung (Otitis media acuta), welche oft innerhalb kürzester Zeit eine deutliche Linderung der Beschwerden bewirken.
Inhaltsverzeichnis
Was hilft bei Ohrenschmerzen? Ein schneller Überblick
Als schnelles und einfaches Hausmittel haben sich Zwiebelsäckchen etabliert. Auch Kartoffelsäckchen oder Zwiebelsocken können zur Schmerzlinderung beitragen.
Warme Umschläge oder die Bestrahlung mit einer Rotlichtlampe können ebenfalls helfen. Gegen unangenehme Ohrgeräusche kann eine Auflage mit Rosen und Melisse für Abhilfe sorgen.
Auch ein Tee aus Melissenblüten kann zum Wohlbefinden beitragen. Ein in der Apotheke erhältliches Cantharidenpflaster kann den Körper beim Heilungsprozess unterstützen.
Dies führt jedoch zu einer sehr heftigen Blasenbildung und ist nicht ungefährlich. Daher sollte es nicht bei Kindern und grundsätzlich nur von erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten angewandt werden.
Erste Hilfe bei Ohrenentzündung: Zwiebelsäckchen
Die ätherischen Öle der Zwiebel haben eine antibakterielle Wirkung. Ein Zwiebelsäckchen ist das bekannteste Hausmittel bei Ohrenschmerzen und hat sich als Hausmittel bei Mittelohrentzündung bewährt.
Es wirkt stoffwechselanregend und schleimlösend. Außerdem lindert die im Säckchen entstehende Wärme den Schmerz. Das Zwiebelsäckchen ist auch für Kleinkinder geeignet.
Bei Erwachsenen kann es wahlweise mit Knoblauch und Kamille ergänzt werden. Hier finden Sie eine ausführliche Anleitung, wie man Zwiebelsäckchen herstellen kann.
Zwiebelsäckchen herstellen
|
Meist schlafen die Kinder auf der betroffenen Seite. In diesem Fall kann die Kompresse – zu einem Zwiebelsäckchen verschnürt – sanft unter das Ohr geschoben werden.
Der Effekt verstärkt sich, wenn das Säckchen vorher noch etwas über heißem Wasserdampf erwärmt wird. Etwa eine halbe Stunde drunter liegen lassen, immer wieder kontrollieren, dass sich das Kind nicht dreht und das kleine Päckchen auch richtig liegt und nicht verrutscht.
Liegen die Kinder auf den Zwiebeln, können die Dämpfe durch die entstehende Wärme besser aktiviert werden. Das kann einige Male am Tag wiederholt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Zwiebelstückchen glasig zu braten und noch warm in das Leinsäckchen einzupacken.
Kartoffelsäckchen als Alternative zum Zwiebelsäckchen
Ähnlich wie beim Zwiebelsäckchen kann auch mit Kartoffeln verfahren werden. Diese werden weich gekocht und zerstampft.
Anschließend geben Sie den Stampf in ein Leinentuch und lassen ihn etwas abkühlen. Das noch leicht warme Tuch mit den Kartoffeln legen Sie für etwa eine halbe Stunde auf das betroffene Ohr.
Zwiebelsäckchen und Kartoffelsäckchen arbeiten natürlich auch mit Wärme, die oft einen positiven Effekt bringt. Alternativ kann dieser Einfluss bei einer Mittelohrentzündung durch eine Rotlichtlampe genutzt werden.
Vorsicht ist geboten, dass die Lampe nicht zu nah und zu lange am Körper, bzw. am Ohr steht, damit es für die Betroffenen nicht zu heiß wird.
Wärme als Therapie gegen Ohrenschmerzen
Bereits ein warmes Tuch, was auf das schmerzende Ohr gelegt wird, kann zur Linderung beitragen. Dabei sollte man beachten, dass das Tuch nicht zu stark erhitzt wird, da es sonst zu Verbrennungen der Haut führen kann.
Am besten hält man das Tuch kurz an die eigene Wange, um zu prüfen, ob man das Tuch sich oder seinem Kind auflegen kann. Ebenfalls kann die Bestrahlung mit einer Rotlichtlampe bei Ohrenschmerzen helfen.
Das schmerzende Ohr sollte zehn bis fünfzehn Minuten bestrahlt werden. Bei Kindern sollte die Dauer zu Beginn nicht länger als fünf Minuten betragen und kann dann bei Bedarf langsam gesteigert werden. Für kleinere Kinder ist diese Methode weniger geeignet, da sie oft nicht lange still sitzen können.
Um mögliche Verbrennungen zu vermeiden, sollte das Kind während der Wärmebehandlung beobachtet werden. Bei Anzeichen von Hautrötungen muss die Bestrahlung abgebrochen werden. Im Zweifelsfall sollte ein Arzt befragt werden, ob die Rotlichtanwendung geeignet ist.
Natürliche Hilfe durch Homöopathie
Die Homöopathie bietet einige Mittel, die zur Linderung der unangenehmen Ohrenschmerzen und begleitenden Symptomen wie Schwerhörigkeit oder Ohrensausen beitragen können. Damit die Präparate entsprechend wirken könne, ist es bei einer Otitis media acuta wichtig, dass diese so früh wie möglich eingesetzt werden.
Sind Zugluft oder kalter Wind die Ursache für die Beschwerden und ist das schmerzende Ohr gerötet und überwärmt, kommt vor allem Aconitum (D6) in Frage. Belladonna kann das Mittel der Wahl sein, wenn neben den stechenden Schmerzen parallel übermäßiges Schwitzen und Fieber auftreten.
Chamomilla (D6) zeigt vorrangig bei Kindern eine gute Wirkung, gerade wenn die Schmerzen durch Wärme stärker bzw. durch kühle Getränke besser werden.
Rosen und Melisse gegen Ohrgeräusche
Häufig treten bei Ohrentzündung neben den stechenden, pulsierenden Schmerzen unangenehme Ohrgeräusche wie z.B. ein Pfeifen, Klingeln, Rauschen oder Brausen auf.
Hier kann eine Auflage aus Rosen und Wermut helfen.
Für diese benötigen Sie:
Der Knoblauch wird abgezogen und zerdrückt, die Blätter in einem Mörser zerkleinert. Vermengen Sie alles zusammen mit der Kleie zu einem Brei und wickeln von diesem jeden Abend eine kleine Menge in ein Leinen- oder Baumwolltuch ein. Das Päckchen legen Sie auf das schmerzende Ohr und belassen es über Nacht dort. |
Auch ein Melissenaufguss gilt als wirksames Hausmittel bei Ohrenschmerzen und Geräuschen im Ohr, denn die Blüten enthalten ätherische Öle, die beruhigend und kräftigend wirken.
So bereiten Sie den Tee zu:
|
Cantharidenpflaster zur Ausleitung von Giftstoffen
Zur Schmerzlinderung eignet sich bei einer Entzündung des Ohrs ein sogenanntes „Cantharidenpflaster“. Bei diesem handelt es sich um ein spezielles Pflaster aus der Apotheke, das mit einem Extrakt der getrockneten und pulverisierten Laufkäferart „Spanische Fliege“ bestrichen ist.
Die Anwendung zählt zu den „Ausleitverfahren“ und hat eine sehr stark hautreizende Wirkung. Durch das in der Paste enthaltende Gift Cantharidin wird eine Verbrennung erzeugt und die Durchblutung angekurbelt.
Einige Stunden nach dem Anbringen des Pflasters auf den Knochen hinter dem Ohr entsteht eine Blase, die vorsichtig aufgestochen wird, damit die Flüssigkeit ablaufen kann. Auf diesem Wege werden die Giftstoffe aus dem Körper ausgeleitet, gleichzeitig wird die körpereigene Abwehr durch die künstlich erzeugte Entzündung angeregt.
Die Anwendung sollte allerdings ausschließlich durch erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten erfolgen und für Kinder sind die Pflaster nicht geeignet.
Hinweis zur Verwendung von Hausmitteln bei Mittelohrentzündung
Die genannten Hausmittel sind als natürliche Hilfe zu betrachten, ersetzen aber keinesfalls eine medizinische Diagnose oder Behandlung. Auch in der Naturheilkunde wird der Einsatz von schmerzstillenden Mitteln als sehr hilfreich gegen die starken Schmerzen bei einer akuten Mittelohrentzündung angesehen.
Kritiker geben (zurecht) zu bedenken, dass sich die Entzündung im Mittelohr abspielt, die alternativen Heilmittel aber von außen auf das Ohr wirken würden und somit den Ort der eigentlichen Entzündung gar nicht erreichen. Erfahrungsberichte zeigen jedoch, dass die beschriebenen Verfahren und Mittel eine heilende und lindernde Wirkung auf die Umgebung des schmerzenden Ortes haben können und sich in vielen Fällen bewährt haben. (tf, nr, vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Thomas Lenarz, Hasn-Georg Boenninghaus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Springer, 14. Auflage, 2012
- Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Pflanzenheilkunde, Haug, 2011
- Heinz Schilcher, Susanne Kammerer, Tankred Wegener: Leitfaden Phytotherapie: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2016
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.