Wenn es mit der Verdauung nicht richtig klappt, kommen viele Ursachen in Betracht. Denn unser Darm kann schon auf kleinste Veränderungen sehr empfindlich reagieren. Bewegungsmangel oder eine ungünstige Ernährung können beispielsweise schnell zu Darmträgheit führen und eine Virus-Infektion bringt den Verdauungsrhythmus oft völlig aus dem Takt. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Kräutern, Gewürzen und anderen Heilpflanzen, die auf natürliche Weise anregend wirken und dadurch unangenehme Beschwerden wie Völlegefühl, Verstopfungen oder einen Blähbauch lindern. Häufig lässt sich der natürliche Verdauungsvorgang schon durch kleine Veränderungen der Ess- und Lebensgewohnheiten wirkungsvoll unterstützen.
Inhaltsverzeichnis
Verdauung und Naturheilkunde
Die Verdauung hat in der Naturheilkunde einen besonderen Stellenwert. Mit einer gut funktionierenden Verdauung werden körperliche und seelische Gesundheit sowie stabile Abwehrkräfte verbunden. Verdauungsstörungen dagegen können mit vielen unangenehmen Symptomen wie z.B. Sodbrennen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall einhergehen.
Grundsätzlich lässt sich die Verdauung durch erhöhte Flüssigkeitsaufnahme, Ballaststoffe, Leinsamen, Flohsamenschalen, Weizenkeime und eingelegte Trockenpflaumen anregen, wobei letztere angesichts ihrere abführenden Wirkung etwas mit Vorsicht zu genießen sind. Allerdings liegen den Verdauungsstörungen oft Ursachen zugrunde, die ihrerseits angegangen werden sollten.
So tritt beispielsweise häufig eine bakterielle Fehlbesiedelung der Darmflora (Dysbiose) auf, die zu Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom) und damit zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten, insbesondere der Laktoseintoleranz, führen kann.
Andersherum kann eine belastete Darmflora erst zu Problemen führen, indem z.B. durch den Bakterienmangel unverdaute Speisereste nicht abgebaut werden können. Fäulnisgase mit Blähungen sind hier eine mögliche Folge.
Da weite Teile des Immunsystems im Darm lokalisiert sind, werden anhaltende Verdauungsstörungen auch mit der Ausbildung einer allgemeinen Abwehrschwäche von Allergien, Autoimmunkrankheiten, Hauterkrankungen und sogar Krebs in Zusammenhang gebracht. In dem naturheilkundlichen Ausspruch „Der Tod sitzt im Darm“ werden diese vermuteten Zusammenhänge kurz und drastisch formuliert.
Bitterstoffe bringen die Verdauung in Gang
Die Verdauung beginnt genau betrachtet nicht erst mit der Aufspaltung von Kohlenhydraten im Mund. Tatsächlich „isst“ nicht nur „das Auge mit“, sondern auch Nase und Zunge treffen Entscheidungen.
Durch die Sinneseindrücke, die wir beim Anblick, Geruch und Geschmack der Lebensmittel aufnehmen, wird über eine Reizung des Vagusnervs die Magensaftproduktion frühzeitig in Gang gesetzt. Dabei haben vor allem bitterere Geschmacksnoten, die sich auf unserer Zunge ausbreiten, einen anregenden Effekt.
Entsprechende (als Granulat zubereitete) Kräutermischungen brauchen deshalb zur Unterstützung der Verdauung kurz vor dem Essen lediglich etwa eine Minute lang gekaut werden. Es ist nicht notwendig (aber auch nicht abträglich), den bitteren Brei zu schlucken. Bittere Schnäpse werden zur Anregung dagegen meist nach der Mahlzeit gereicht.
Gesunde Unterstützung durch Salate und Gemüse
Mit dem Verzehr von bestimmten Salaten und Rohkost kann jeder seine Verdauung auf schmackhafte Weise ankurbeln. Darum sollten Salate zur Verdauungsförderung auch vor dem warmen Gang die Mahlzeit einleiten. Auch hier gilt: Je bitterer, desto wirkungsvoller.
Unter den Feld- und Gartensalaten erfüllen insbesondere Endiviensalat und Chicorée dieses Kriterium. Endivienblätter enthalten Stoffe, die über die Aktivierung von Hormonstoffen in der Magenschleimhaut Bauchspeicheldrüse und Gallenfluss anregen.
Letzteres kann in hohem Maße auch der Chicorée leisten, sodass er vorzugsweise bei träger Leber- und Gallenfunktion empfohlen wird. Weitere natürliche Verdauungshelfer sind zum Beispiel Artischocken und Rosenkohl.
Geeignete Wildsalate sind vor allem der Löwenzahn, der bekanntermaßen besonders Leber und Gallenblase stimuliert, sowie die Brennnessel, die darüber hinaus die Bauchspeicheldrüse zur Bildung von Verdauungssäften anregt. Beide können roh als Salat gegessen, als Gemüsebeilage serviert oder als Suppe zubereitet werden.
Verdauungshilfen aus dem Gewürzregal
Beinahe jeder Küchenschrank hält das eine oder andere Gewürz bereit, welches wirkungsvoll als Hausmittel bei Völlegefühl bzw. Verdauungsproblemen eingesetzt werden kann. Gewürze können täglich in den Speiseplan eingebaut werden.
Anis, Gewürznelke, Ingwer und Kardamom steigern die Produktion der Verdauungssäfte und regen den Stoffwechsel an, wodurch sie auch zum Abnehmen empfohlen werden. Sie können beim Backen, in Suppen, Saucen sowie bei der Herstellung von Getränken verwendet werden.
Fenchel, Kümmel, Koriander und Knoblauch zeichnen sich besonders durch ihren blähungsvorbeugenden Effekt aus. Weniger bekannt ist im Allgemeinen die verdauungsanregende Wirkung von Basilikum, Thymian, Wacholder, Rosmarin, Liebstöckel, Oregano und Majoran.
Anregende Heiltees
Es sind sehr viele bewährte Teedrogen bekannt, aus denen wohltuende Heiltees hergestellt werden können. Um Völlegefühl zu vermeiden kann die Magenentleerung mit Pfefferminze beschleunigt werden.
Der Muskeltonus von Magen und Darm wird durch Zubereitungen aus Andornkraut, Angelikawurzel (Engelwurz), Bitterklee (Fieberklee), Salbei, Kurkuma, Melisse, Schafgarbe oder Zimtrinde stimuliert und die Organe zur vermehrten Bewegung angeregt.
Die bitteren Heilpflanzen sorgen indes für eine ausreichende Produktion und Sekretion von Magensäure, Gallensaft und Bauchspeicheldrüsenenzymen. Aloe vera, Enzian, Wermut und Rhabarberwurzel können dazu als Tee getrunken oder in bekannter Rezeptur nach Maria Treben mit weiteren Heilpflanzen als kleiner Schwedenbitter eingenommen werden.
Rezept für einen wohltuenden Verdauungstee
Für eine große Tasse benötigen Sie:
Bringen Sie das Wasser zum Kochen. Vermischen Sie die anderen Zutaten und übergießen Sie zwei Teelöffel davon mit dem kochenden Wasser. Nun die Tasse zudecken und das Ganze etwa 10 Minuten ziehen lassen. Dann seihen Sie den Tee ab und trinken ihn ungesüßt und in kleinen Schlucken nach dem Essen. |
Warmes Wasser
Warmes Wasser kann ebenefalls helfen, die Verdauung anzuregen. Es soll den Stoffwechsel ankurbeln und die Blutgefäße weiten. Morgens ein Glas warmes Wasser auf nüchternen Magen wird sogar bei Verstopfung empfohlen (s. auch Japanische Wasserkur).
Äpfel halten den Darm gesund
„An apple a day keeps the doctor away“ – immer wieder kommen Studien zu dem Ergebnis, dass das alte englische Sprichwort zutrifft und Äpfel besonders wertvoll für die Gesundheit sind. Die „Nährstoff-Bomben“ wirken sich beispielsweise positiv auf den Cholesterinspiegel, bei Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen aus.
Doch das ist nicht alles: Denn das “Wundermittel” Apfel kann auch die Verdauung regulieren. Vermutet wird, dass dieser Effekt auf die in Äpfeln reichlich enthaltenen unverdaulichen Ballaststoffe zurückzuführen ist.
Diese sogenannten “Pektine” haben eine verdauungsfördernde Wirkung und unterstützen die Gesundheit des Darms. Experten empfehlen regelmäßig zwei Äpfel für einen gesunden Darm zu essen. Das Obst sollte zum Verzehr aber nicht geschält werden, da sich der Großteil der Nährstoffe in oder direkt unter der Schale befindet.
Eine leckere Variante ist ein Quark mit Äpfeln. Zum Frühstück oder am Abend verzehrt hilft dieser, die Verdauung auf natürlichem Wege in Schwung zu bringen.
Rezept für eine Portion Apfelquark:
Geben Sie den Quark in eine Schüssel. Den Apfel gründlich waschen und (mit Schale) in den Qaurk reiben. Anschließend fügen Sie die Leinsamen und den Honig hinzu und verrühren die Zutaten miteinander. |
Durch richtiges Essverhalten die Verdauung anregen
Neben der Auswahl der Zutaten entscheidet auch das Essverhalten darüber, in welchem Maße der Körper seine Verdauungskraft entfacht. So sollte das obligatorische Getränk zum Essen als Gewohnheit lieber der Vergangenheit angehören. Die Flüssigkeit vermischt sich nämlich mit den gebildeten Verdauungssäften und diese verlieren dadurch an Kraft, die Nahrung aufzuspalten.
Förderlich wirkt sich dagegen das Essen in ruhiger, reizarmer Umgebung aus. Hingebungsvolles Kauen und Schmecken der Speisen, auch als „Fletchern“ bekannt, kann die von den Kräutern, Gewürzen und Salaten unternommene Leistung, die Verdauung optimal anzuregen, bereits zu Beginn der Mahlzeit unterstützen. (jvs, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Michael Trauner: Ernährung und Verdauung, Facultas; Auflage: 12 (11. September 2017)
- John Henry Clarke: Erkrankungen der Verdauungsorgane, Ahlbrecht Verlag, 1. Auflage, 2013
- Norton J. Greenberger: Dyspepsie, MSD Manual, (Abruf 29.08.2019), MSD
- Volker Schmiedel et al.: Leitfaden naturheilkunde, Urban & Fischer verlag, 2003
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.