Zwiebelsaft ist vor allem als Hausmittel bei Husten bekannt, am besten wirkt er zusammen mit Zucker oder Honig. Hier erfahrt ihr mehr über die gesunden Inhaltsstoffe der Zwiebel und weitere Anwendungsmöglichkeiten von Zwiebelsaft.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte der Zwiebel
Die Zwiebel, in der Fachsprache Allium cepa genannt, gehörte früher zur Pflanzenfamilie der Liliengewächse (Liliaceae ). Mittlerweile ist sie einer eigenen Pflanzenfamilie, die der Lauchgewächse (alliaceae ), zugeordnet.
Die Zwiebel stammt vermutlich aus Zentral- und Westasien. In Asien, im Orient und in den Mittelmeerländern nutzen die Menschen die Vorteile der Zwiebel schon seit mehr als 4000 Jahren. Auf Wandbildern sieht man, dass sie in Ägypten schon damals zu den Opfergaben zählte.
Sie galt auch als heilige Pflanze, wurde bei uns aber erst im Mittelalter als Küchenzwiebel verwendet. In Werken aus dieser Zeit, Pflanzenlisten und im berühmten Kräuterplan des Klosters St. Gallen wird sie erwähnt.
Im 16. Jahrhundert hat Paracelsus gesagt, die Zwiebel wäre quasi eine „ganze Apotheke”.
Sagen um die Zwiebel
So ranken sich viele Sagen und auch Volksglauben um die Zwiebel. Sie sei imstande Unheil, dunkle Mächte und Gifte an sich zu binden und somit die Menschen davor zu schützen.
Deshalb wurden Zwiebeln in Häusern, über Krankenlager, in Ställen aufgehängt und auch als Schutzamulett getragen. Angeblich war es mithilfe der Zwiebel auch möglich, in die Zukunft zu blicken.
Zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag stellten heiratswillige Mädchen für jeden Mann, der für sie infrage kam, eine Zwiebel in die Stube. Die Zwiebel, die daraufhin austrieb, sagt ihnen, wer der Gatte werden soll.
Gesundes in der Zwiebel
Die Zwiebel ist ein ziemlich gesundes Gemüse. Kein Wunder, dass sie 2015 zur Heilpflanze des Jahres gekürt wurde. Sie enthält viele schwefelhaltige Verbindungen, zum Beispiel das Alliin. Wenn man eine Zwiebel schneidet, entsteht daraus das Allicin, das für die tränenden Augen verantwortlich ist.
Des Weiteren enthält die Zwiebel:
- ätherische Öle,
- Calcium,
- Kalium,
- Phosphor,
- Eisen,
- Jod,
- Selen,
- Peptide,
- Flavonoide,
- Diphenylamin,
- verschiedene Zuckerarten und
- Steroidsaponine.
Die Inhaltsstoffe der Zwiebel wirken nicht nur appetitanregend und verdauungsfördernd, sondern auch entzündungshemmend, antibakteriell und antiallergisch. Der Zwiebel wird auch eine günstige Wirkung auf erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck nachgesagt.
Zwiebelsaft wirkt auswurffördernd, schleimlösend und antiasthmatisch. Zwiebelsaft kann innerlich und äußerlich angewendet werden.
Erfahrungsheilkunde
Innerlich wird Zwiebelsaft bei bakteriellen Infektionen des Verdauungstraktes, bei Husten und Erkältungen und äußerlich bei Narben, Pigmentflecken, Blutergüssen, Insektenstichen und Warzen angewendet.
Zwiebelsirup nach Kräuterpfarrer Künzle
Im Rezept des Kräuterpfarrers Künzle wurde der Zwiebelsaft als Hausmittel nicht roh, sondern gekocht verwendet. Dazu wurden etwa 250 Gramm Zwiebeln ohne Schale klein geschnitten und in einem Topf ohne Wasser erhitzt.
Dann wurden 25 Gramm Honig hinzugefügt und das Ganze unter Rühren leicht aufgekocht, bis ein Brei entstand, der dann in eine saubere Flasche abgefüllt wurde. Dieser konnte bis zu einem halben Jahr aufbewahrt werden. Bei Husten und Erkältungen wurde bis zu stündlich ein Esslöffel davon eingenommen.
Zwiebelsaft ohne Kochen
Heutzutage wird Zwiebelsaft roh als Hausmittel verwendet. Dazu werden ein bis zwei Zwiebeln ohne Schale klein gehackt (je kleiner die Stücke, desto mehr Zwiebelsaft kann austreten) und mit circa drei Esslöffeln Honig oder Zucker schichtweise in ein Schraubglas gegeben, dieses verschlossen und zum Ziehen in den Kühlschrank gestellt.
Nach einigen Stunden, besser über Nacht, ist der Zwiebelsaft fertig und kann abgeseiht werden. Im Kühlschrank ist er einige Tage haltbar. Bei Husten nimmt man davon mehrmals täglich einen Esslöffel, Kinder je nach Alter die Hälfte.
Kinder unter einem Jahr sollten keinen Honig essen, da er Bakterien enthält. Wer eine vegane Variante bevorzugt, kann den Saft auch mit Ahornsirup zubereiten.
Zwiebelsaft auf die schnelle Art
Wer nicht warten will und schnell einen Zwiebelsaft herstellen möchte, greift zu folgendem Rezept: Ein bis zwei Zwiebeln werden geschält, gehackt und zusammen mit etwa 300 Milliliter Wasser, einem Esslöffel Honig und eventuell noch einem Esslöffel Thymian in einem Topf bei mittlerer Hitze ziehen gelassen – auf keinen Fall darf das Ganze kochen.
Nach etwa 10 Minuten ist der Saft fertig und kann abgeseiht werden. Mehrmals täglich eine kleine Tasse (Espressotasse) voll davon trinken.
Zwiebelsirup mit Kräutern
Eine weitere Variante ist das Hausmittel Zwiebelsaft mit Kräutern. Salbei, Spitzwegerich, Ingwer, Thymian und Süßholzwurzel sind hier hilfreich:
Salbei wirkt antiseptisch und schleimlösend, Spitzwegerich auswurffördernd und schleimhautschützend, Ingwer ist vor allem bei Halsschmerzen zu empfehlen, Thymian entkrampfend und schleimlösend und Süßholzwurzel hilft bei festsitzendem Husten.
Es sollten nicht mehr als vier verschiedene Heilkräuter zugegeben werden – insgesamt ein bis zwei Esslöffel getrocknete Kräuter zusammen mit zwei Zwiebeln. Die Ziehzeit verlängert sich durch die Zugabe der Kräuter, da diese ihre Wirkstoffe erst entfalten müssen. Daher sollte der Zwiebelsaft als Hausmittel mit Kräutern ein bis zwei Tage ziehen.
Zwiebelsaft – orale Einnahme
Zwiebelsaft ist vor allem als Hausmittel gegen Husten und Halsschmerzen bekannt. Viele Leute ekeln sich schon allein bei den Worten “Zwiebelsaft” oder “Zwiebelsirup”. Aber da ja eine Menge Zucker oder Honig dazugegeben wird, ist der Saft überhaupt nicht eklig – er schmeckt einfach nur süß.
Vor allem abends vor dem Schlafen eingenommen, mildert er den Hustenreiz. Und wenn dann noch Kräuter hinzugefügt werden, ist die Wirkung noch besser und effektiver.
Wichtig ist hier noch mal zu erwähnen, dass Kinder unter einem Jahr keinen Zwiebelsaft mit Honig einnehmen dürfen.
Äußerliche Anwendungsmöglichkeiten
Der Zwiebelsaft ist ein Hausmittel, nicht nur für die orale Applikation, sondern dient auch zur äußerlichen Anwendung. So kann nicht nur das Auflegen einer Zwiebelscheibe bei einem Insektenstich Linderung verschaffen, sondern ist da Betupfen mit Zwiebelsaft oder das Auflegen eines, in Zwiebelsaft getränkten Wattepad, möglich.
Ebenso ist es einen Versuch wert, Narben, Pigmentflecken oder Warzen mit Zwiebelsaft zu behandeln. Ein relativ neuer Denkansatz ist die Anwendung von diesem Hausmittel, um den Haarwuchs zu fördern.
Haarmaske mit Zwiebelsaft
Wer unter glanzlosen, dünner werdenden Haaren oder gar Haarausfall leidet, wird sicherlich jetzt etwa hellhörig, aber was ist mit dem Zwiebelduft in den Haaren?
Nein, keine Sorge, wenn die Maske richtig hergestellt wird (unbedingt mit Zitronensaft und Joghurt), riechen die Haare danach gar nicht nach Zwiebeln. Das Bad riecht etwas danach, aber nach einem gründlichen Lüften ist das auch vorbei.
Hauptsache, die Maske wirkt. Der Zwiebelsaft auf den Haaren soll sich durch die in den Zwiebeln enthaltenen Schwefelverbindungen positiv auf das Haarwachstum auswirken, sodass die Haare kräftiger und glanzvoller werden.
Zutaten für die Zwiebelmaske:
- eine geschälte, mittelgroße Zwiebel,
- den Saft einer halben Zitrone,
- ein Esslöffel Leinöl und
- ein bis zwei Esslöffel Joghurt.
Die Zwiebel wird solange in einem elektrischen Mixer gehackt, bis ein Brei entsteht. Anschließend wird der Brei abgeseiht und mit dem Zitronensaft, dem Leinöl und dem Joghurt vermischt.
Im Anschluss wird die Mischung aufs feuchte Haar aufgetragen, inklusive der Haarspitzen. Als Nächstes am besten den Kopf zuerst in ein dünnes Baumwolltuch und dann in ein vorgewärmtes Handtuch hüllen.
Das Hausmittel sollte dann etwa 30 Minuten einwirken und anschließend mit ausreichend Shampoo ausgewaschen werden. Für zusätzlichen Glanz und gegen den Geruch kann man eine Spülung mit lauwarmem Zitronenwasser (Saft einer halben Zitrone auf ein Liter Wasser) verwenden. Empfohlen wird eine wöchentliche Anwendung für zwei bis drei Monate.
Zusammenfassung
Wie im Artikel beschrieben, kann man Zwiebelsaft als Hausmittel vielseitig einsetzen, sowohl innerlich als auch äußerlich. Wer allergisch auf die Zwiebel reagiert, sollte natürlich darauf verzichten.
Angeblich schützt das Schneiden der Zwiebel unter Wasser vor Tränen. Auch soll es helfen ein besonders scharfes Messer beim Schneiden zu benutzen, damit weniger Allicin austritt. Wer sich den Saft nicht selbst herstellen will, kann ihn im Reformhaus erwerben.(sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- 2015: Zwiebel ist Heilpflanze des Jahres. In: Pharmazeutische Zeitung (PZ), 2014, PZ
- Najmeh Hejazi, Hamid Ghalandari et al.: Onion supplementation and health metabolic parameters: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. In: Clinical Nutrition ESPEN, 2003, Vol. 58, S. 1-13, Clinical Nutrition Espen
- Khalifa E. Sharquie, Hala K. Al-Obaidi: Onion Juice (Allium cepa L.), A New Topical Treatment for Alopecia Areata. In The Journal of Dermatology, Vol. 29, Issue 6, Wiley
- Johann Künzle: Das große Kräuterheilbuch, 2006, Patmos
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.