Die amerikanische Agave ist eine Wüstenpflanze und im Zimmer und Garten beliebt, da ihre fleischigen, lanzettförmigen Blätter einen Blickfang darstellen. In ihrer Heimat Mittel- und Südamerika wird sie traditionell als Nahrung und Arznei verwendet. Ihre Biochemie wirkt bei Osteoporose wie bei Diabetes, bei Darminfektionen und Parasitenbefall. Sie enthält jedoch auch toxische Stoffe und sollte deshalb nicht frisch als Hausmittel eingesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Agave americana
- Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
- Volksnamen: Hundertjährige Agave, Jahrhundertpflanze, Hundertjährige Aloe
- Vorkommen: Amerikanischer Kontinent, Wüsten des Südwestens der USA, Mexiko, Mittelamerika, Venezuela, Kolumbien, Kanarische Inseln
- Verwendete Pflanzenteile: Die Blätter beziehungsweise der in diesen enthaltene Dicksaft
- Anwendungsgebiete:
- Verdauungsstörungen wie zum Beispiel Verstopfung
- Heilung äußerer Wunden
- Mundfäule
- Fiebererkrankungen
- Entzündungen durch Mikroben
- arthritische Erkrankungen
Heilwirkungen
Agave americana wird bis zu drei Meter hoch und bildet fleischige Laubblätter. Diese sind an den Rändern gezähnt und haben die Form von Lanzetten und einen Dorn an der Spitze. Die Blätter sind meist blaugrün und erscheinen wie mit einem weißgrauen Puder überzogen. Sie dienen als Wasserspeicher, und die Pflanze überlebt damit die Trockenzeiten in der Wüste. Poren auf der Oberfläche der Blätter helfen gegen das Verdunsten.
Der Wurzelstock hat die Form einer Spindel und wächst waagerecht. Die Blütenstände können bis zu zwölf Meter in die Höhe ragen. Sie bilden im Juli/August Rispen mit großen Einzelblüten. Die Früchte haben drei Kammern mit schwarzen Samen. Der Blütenstand entwickelt sich bei Agaven frühestens nach 15 Jahren und mit circa 20 Jahren stirbt die Pflanze bereits.
Inhaltsstoffe
Agave enthält steroidale Saponine (darunter die Agavoside A, B, C und Agavesaponin D, E und H), Fruktane (vor allem Agavin), Hecogenin, Tigogenin, Isoflavone und Cumarine, Tetratriacontanol, Homoisoflavonoide, geringe Mengen ätherisches Öl, Xylose, Polysaccharide wie Inulin sowie Oxalsäure. An Vitaminen bietet sie B, C, D und K, außerdem Beta-Karotin (Provitamin A).
Medizinische Wirkungen
Agave wirkt
- antiseptisch,
- diaphoretisch,
- diuretisch
- und entspannend.
Der Saft der Blätter lässt sich medizinisch einsetzen gegen Durchfallerkrankungen infolge eines Befalls mit Parasiten wie Amöbenruhr oder Lamblien sowie bei bakteriellen oder viralen Infektionen des Dickdarms. Tetratriacontanol und Homoisoflavonoide sind bioaktiv gegen pathogene Bakterien.
Saponine, Hecogenin und Tigogenin spielen eine wichtige Rolle beim Eindämmen von Entzündungen. Es handelt sich um Hauptkomponenten der Agave, was den Saft der Blätter zu einer wichtigen Arznei in der Wundheilung macht – dies ist in der traditionellen Medizin Amerikas auch eine der wichtigsten Anwendungen.
Agavensaft wirkt außerdem stark harntreibend. Substanzen der Agave könnten helfen, Übergewicht zu reduzieren und Diabetes zu lindern. So wirken die Fruktane sättigend und gleichen die Produktion von Insulin aus.
Agave für die Knochen
Agavin in der Agave erhöht den Kalziumspiegel im Blut und schützt so vor Osteoporose, einer Krankheit, bei der die Knochen brüchig werden. Ein höherer Kalziumspiegel stärkt zudem den Herz-Kreislauf.
Giftwirkung
Agave americana ist schwach giftig. Die Dosierungen in den Blättern schwanken stark und lassen sich bei Selbstversuchen nicht sicher bestimmen. Auf der Haut und den Schleimhäuten kann der Blättersaft schwere Hautreizungen und eine Bindehautentzündung verursachen.
Entzündungen – Warum hilft Agave?
Wenn sich Wunden im Heilungsprozess entzünden, werden freie Radikale produziert, die verschiedene entzündliche Mediatoren anziehen und verantwortlich sind für Schäden am Gewebe und der Schwäche der Antioxidantien im Körper. Flavonoide der Agave americana könnten die körpereigenen Antioxidantien stärken und die Biosynthese der Eicosanoiden beschränken.
Flavonoide und ihre Derivate sind bekannt dafür, das Absterben von Zellen zu verhindern. Indirekt vermindern sie das Formieren der Entzündungsprozesse und wenden dadurch weiteren Schaden ab. So sind die Flavonoide von Wert, um Wundheilungen zu beschleunigen. Tetratriacontanol und Homoisoflavonoide zeigen zudem Aktivität gegen pathogene Bakterien wie Helicobacter pylori, die Geschwüre im Darm hervorrufen.
Volksmedizin
Die Azteken im heutigen Mexiko nutzten Agave americana sowohl als Nahrung wie als Medizin. Die heutige Volksmedizin in Mexiko, Mesoamerika und Venezuela, aber auch das indische Ayurveda, setzen sie nach wie vor ein, um diverse Krankheiten zu behandeln, vor allem Fieber und äußere Wunden. Der Agavensaft ist in Mittelamerika traditionell ein Mittel gegen Warzen, Verbrennungen, Hautpilz und Geschwüre sowie gegen entzündete Gelenke.
Agave pflanzen
Agave sollte in einem Gemisch aus normaler Pflanzenerde und Sand eingepflanzt werden. Das entspricht am ehesten dem Wüstenboden. Sie braucht einen Standort in der Sonne, der warm und trocken ist. Staunässe mag sie nicht, und bei Schatten schwächelt sie ebenfalls.
Die Vermehrung ist denkbar einfach. Wenn die einzelnen Rhizome 15 Zentimeter oder länger sind, können wir sie direkt abschneiden und einpflanzen und schaffen so eine neue Pflanze.
Sukkulenten – winterhart
Agave americana gehört zu den Sukkulenten. Wie Kakteen kann sie in großem Ausmaß Wasser speichern, eine Anpassung an ihren Ursprung in den Wüsten Amerikas. In der Wüste des amerikanischen Südwestens fallen die Temperaturen nachts im Winter unter den Gefrierpunkt. Dennoch sollten wir sie im Winter besser bei vier bis sechs Grad Temperatur an einem hellen und kühlen Ort halten.
Agave als Nahrungsmittel
Agave hat vor allem in Mexiko eine lange Tradition als Nahrungsmittel. Der hohe Zuckergehalt führte dazu, dass sie sich heute in Honigwein findet, als Süßungsmittel in Form von Agavensirup beziehungsweise Agavendicksaft, in Weinbrand, Desserts, Brot, Essig, in Gewürzmischungen sowie in Marinaden zum Grillen oder in Eintöpfen.
In Mexiko werden der Stamm und die Blätter geröstet gegessen, die Blütenstiele gebraten und gekocht. Der Saft wird in verschiedenen Verfahren weiterverarbeitet, als Melasse oder konzentrierter Sirup oder zu Mescal und Tequila destilliert. In Südamerika werden aus Agaven Süßigkeiten und Kuchen hergestellt.
Agavendicksaft – Nebenwirkungen
Auch weiterverarbeiteter Agavendicksaft, der kaum noch toxische Stoffe enthält, kann bei Menschen mit einer Fruktose-Unverträglichkeit zum verstärkten Ausschütten von Harnsäure, zum metabolischen Syndrom und zu Hypertriglyceridämie führen. Überdosiert stört er die Verdauung. Schwangere und Stillende sollten ihn nicht einnehmen.
Fazit
Agave americana verfügt über wertvolle Komponenten, um Entzündungen, bakterielle Durchfallerkrankungen und Hautverletzungen zu behandeln. Da der Saft aber auch giftig ist und sich im Hausgebrauch kaum dosieren lässt, sollten Eigenbehandlungen mit frischen Pflanzen unterbleiben. Auf Fertigpräparate, Agavendicksaft und Tee zurückzugreifen und sich dabei an die vorgeschriebenen Dosierungen zu halten, ist jedoch unproblematisch. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Parker, Ron: Chasing Centuries: The Search for Ancient Agave Cultivars Across the Desert Southwest, Sunbelt Publications, 2019
- Starr, Greg: Agaves: Living Sculptures for Landscapes and Containers, Timber Press Inc, 2012
- Fehrmann, Ines: Dagegen ist ein Kraut gewachsen – Heilpflanzen im Tropengewächshaus 2001, Selbstverlag Gesamthochschule Kassel (GhK), 2001, Universität Kassel
- Hackman, D.A.; Giese, N.; Markowitz, J.S.: Agave (Agave americana): an evidence-based systematic review by the natural standard research collaboration, in: Journal of Herbal Pharmacotherapy, 6(2): 101-22, 2006, PubMed
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- Khan,M.T.J.; Ahmad, K.; Alvi, M.N.: Antibacterial and Irritant Activities of Organic Solvent Extracts of Agave americana Linn., Albizzia lebbek Benth. Achyranthes aspera Linn. and Abutilon indicum Linn - A Preliminary Investigation, in: Pakistan journal of zoology, 42(1): 93-97, February 2010, Zoological Society of Pakistan
Wichtiger Hinweis:
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