Ahorn als Heilpflanze: Ahornblätter und Ahornsirup
Beim Ahorn denken wir an seine mehrlappigen Blätter, die an eine Hand erinnern, und an die geflügelten Samen, die wie Pflanzenhubschrauber durch den Wind fliegen – aber auch an Ahornsirup mit seiner würzigen Süße. Die drei heimischen Arten der Gattung, Feld-, Berg- und Spitzahorn dienten darüber hinaus als Heilmittel gegen Insektenstiche, Hautgeschwüre und Magen-Darm-Beschwerden, zudem ist Ahorn eine proteinreiche Speise.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief: Ahorn
- Wissenschaftlicher Name: Acer; Feldahorn (Acer campestre), Spitzahorn (Acer platanoides), Bergahorn (Acer pseudoplatanus)
- Volksnamen:
- Bergahorn: Nasenzwicker (Früchte), Ehrenbaum, Engelköpfchenbaum, Wilder Feigenbaum, Eschdorn, Gaisbaum, Milchbaum, Fladerbaum, Steinahre, Steinehre, Steinohre, Waldeschem, Weinblatt, Weinlaub, Urlenbaum, Lauterbaum, Bucheschern.
- Feldahorn: Laubbaum, Leinbaum, Malzbaum, Hartholz, Bienenbaum, Bogenholz, Aehre, Agerl, Kreuzbaum, Feldmasholder, Kleiner Milchahorn, Peitschenholz, Strauchahorn, Wasserbaum, Schreiberbaum.
- Spitzahorn: Weissbaum, Spitzflader, Pommerscher Ahorn, Spitziger Ahorn, Norwegischer Ahorn, Polnischer Ahorn, Leimbaum, Lon, Lönn, Lönne.
- Pflanzenfamilie: Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
- Vorkommen: Die drei heimischen Ahornarten sind in Europa und Westasien verbreitet, in Mitteleuropa, Nordafrika und dem Kaukasus, als Neophyt weltweit, zum Beispiel in Australien, Neuseeland, Nordamerika und Argentinien
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Triebe, Keimlinge, Ahornfrucht, Rinde, Holz, Blüten
- Anwendungsgebiete: Insektenstiche, Hautgeschwüre, Wadenkrämpfe, schwere Beine, Hautschwellungen, Hautentzündungen, Prellungen, Zerrungen, Stauchungen, Hautverletzungen
Ahorn – Eine Übersicht
- Die heimischen Arten Berg-, Feld- und Spitzahorn bieten ähnliche Wirkstoffe als Heilpflanzen. Dazu gehören vor allem Saponine (Seifenstoffe), Gerbstoffe (ziehen Gewebe zusammen und fördern die Verdauung), Mineralien, Protein und pflanzliche Hormone.
- In Nordamerika sind Ahorne weit verbreitet, und ein rotes Ahornblatt ist das Nationalsymbol Kanadas, das für die typischen Wälder des Landes steht.
- Die Flügelsamen des Ahorns drehen sich wie die Blätter eines Hubschraubers, und so kann sich die Pflanze effektiv verbreiten.
- Ein alter Name des Ahorns lautete Massholder, und die Sprachwurzel Mass (Mati) bedeutet Speise / Essen, Holder heißt Baum. Wie in der (Schweine-) Mast, dem Mus oder dem Mett galt der Ahorn also als wichtige Nahrung. Das liegt vor allem an seinem hohen Anteil an Protein.
- Als Nahrung kennen wir Ahorn heute vor allem als Ahornsirup, der aus dem Saft des amerikanischen Zuckerahorns gewonnen wird.
- Im Volksglauben galt der Ahorn als Schutzpflanze. Er sollte schlechte Stimmungen ebenso vertreiben wie Hexen und Dämonen, darum wurden Türschwellen oft aus Ahorn gebaut. Das helle Holz war ein Symbol der Unschuld.
- Im Osten Nordamerikas färben besonders Ahorne die bunte Blätterpracht des Frühherbstes, der als „Indian Summer“ bekannt ist.
Inhaltsstoffe des Ahorn
Ahorne sind Seifenbaumgewächse, und die bieten – wie der Name es vermuten lässt – Saponine (Seifenstoffe) in hohem Maße. Junge Blüten und Blätter enthalten reichlich Kalium, Kalzium, Magnesium, Zink, Mangan und Eisen und rund fünf Prozent pflanzliches Eiweiß. Bisher sind 331 Stoffe aus 34 Arten der Gattung Acer identifiziert, neben Flavonoiden und Tanninen zählen dazu Phenylpropanoide, Diarylheptanoide, Terpenoide, Benzolsäurenderivate, Phenylethanoidglykoside und Alkaloide.
Medizinische Wirkungen
Saponine
Kennzeichen von Ahornblättern sind zuerst einmal die Saponine (Seifenstoffe) die aufschäumen, wenn sie in Wasser gelöst und geschüttelt werden. Sie lösen hartnäckigen Schleim, bei schwerem Husten und Erkältungserkrankungen. Der Schleim verflüssigt sich so schneller und kann abgehustet werden. Manche Saponine wirken gegen Entzündungen, treiben den Harn und stimulieren das Bilden von Hormonen. In hohen Dosen können Saponine auch Entzündungen verursachen.
Tannine
Die Gerbstoffe (Tannine) ziehen Schleimhäute zusammen. So wirken sie gegen Durchfall, wenn sie die Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt zusammen ziehen sowie gegen kleine äußere und innere Verletzungen, indem sie beschädigte Blutgefäße verschließen. Gerbstoffe senken auch den Blutzuckerspiegel, indem sie die Zuckeraufnahme in das Blut bremsen.
Flavonoide
Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe) hemmen Entzündungen, wirken antioxidativ, gegen Pilze, Viren und Bakterien und hemmen das Entstehen bestimmter Krebsformen. Vermutlich wehren diese Stoffe in der Pflanzen pathogene Mikroben ab und wirken Pflanzenerkrankungen entgegen – und diese Wirkung zeigen sie auch im menschichen Organismus.
Mineralien
Kalium ist nötig, damit die Zellen und der Flüssigkeitsstoffwechsel funktionieren, Eisen führt Sauerstoff in das Blut. Eisenmangel führt zu Blutarmut und blockierter Sauerstoffzufuhr. Mangan ist notwendig, damit Proteine im Körper wirken können, ein Mangel führt zu Störungen im Fettstoffwechsel und am Ende sogar zu verformten Knochen.
Zink brauchen wir, um Geruch und Geschmack zu entwickeln und dazu, Spermien zu bilden; Magnesium fördert Muskeln und Nerven, interagiert mit Kalzium in den Knochen. Kalzium bildet die Knochen und Zähne, stützt Nervenzellen, Blut und Bindegewebe.
Ahorn in der Volksmedizin
In der Volksmedizin wurden Ahornkeime, Ahornblätter und Ahornfrüchte ebenso gegen Fieber und Geschwüre eingesetzt wie gegen schmerzhafte Schwellungen und Prellungen. Dem Ahorn wird zudem eine kühlende Wirkung zugeschrieben. Außerdem dienten Umschläge wie Auflagen aus Ahornblättern und Wasser beziehungsweise Öl als Mittel, um Insektenstiche zu behandeln.
Bäder mit Ahornblättern sollten gegen Wadenkrämpfe und schwere Beine helfen. Die medizinischen Wirkungen der Saponine, Flavonoide und Gerbstoffe lassen solche Anwendungen als sinnvoll erscheinen.
Eine Studie belegt, dass Extrakte aus Ahornblättern die Haut elastisch halten, gegen Falten wirken und den Alterungsprozess der Haut verlangsamen.
Ahorn Blatt als Hausmittel
Sie können Ahornblätter zerquetschen und auf frische Mücken-, Bienen- oder Wespen-Stiche legen. Die Blätter werden als kühlende Auflage bei Hautschwellungen verwendet, vor allem wenn Entzündungen zu lokalen Erhitzungen führen.
Ahornsirup
Ahornsirup wird industriell in großem Ausmaß aus dem amerikanischen Zuckerahorn hergestellt, auch verwendet werden Schwarz-, Silber- und Rotahorn. Dazu wird der Baum im Frühjahr angezapft und das ausfließende Baumwasser entnommen. Es enthält bis zu acht Prozent Zucker. Beim Verkochen entsteht der Ahornsirup.
Ahornsirupkrankheit
Die Ahornsirupkrankheit heißt so, weil das Ohrenschmalz und der Urin der Erkrankten nach Ahornsirup riecht. Es handelt sich um eine genetisch verursachte Erkrankung des Stoffwechsels. Sie wird aber weder durch Ahornsirup ausgelöst, noch hat sie irgend etwas mit Ahorn zu tun – außer der Assoziation zum Geruch.
Ahorn Frucht
Ahornfrüchte bestehen aus zwei Teilen, jeweils mit einem Samen und einem Flügel (Flügelsamen). Diese Früchte reifen im Herbst und fliegen – wie mit dem Propeller eines Hubschraubers – zu Boden. So legen sie große Strecken zurück und sorgen dafür, dass die Pflanze sich verbreitet.
Ahornfrüchte enthalten wie die Blätter Gerbstoffe, Flavonoide, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen und Protein. Sie schmecken am besten, wenn die Samen unreif sind, also hellgrün. Sie lassen sich mit Knoblauch in Öl anbraten und dann als Aufstrich oder in Saucen nutzen. Im Öl können die Samen mehrere Monate gelagert werden.
Ahornspinat
Ahornblätter lassen sich als Gemüse zubereiten. Dazu befreien Sie die frischen Blätter von den Stängeln, braten einige Zwiebelwürfel an und köcheln die klein geschnittenen Blätter mit etwas Wasser und Pflanzenöl. Nach kurzem Aufkochen schmecken Sie das Ganze mit Knoblauch, Salz und Pfeffer ab.
Ahorn Smoothie
Einheimische Ahornblätter schmecken leicht herb und etwas säuerlich und lassen sich gut in Smoothies einsetzen. Früher wurden sie zu Sauerkraut verarbeitet, sie passen zu Blattsalaten, zusammen mit den Blüten. Mit Honig gemischt ergeben Ahornblätter auch einen guten Tee.
Ahorn Tee
Ein Tee mit Ahornblättern hilft gegen hohen Blutzucker und beugt Arterienverkalkung vor. Traditionell war der Tee ein Mittel gegen Ekzeme, Magen-Darm-Leiden, fiebrige Erkrankungen und Entzündungen. Für einen Tee eignen sich nicht nur Blüten und Blätter, sondern auch die zerriebene Rinde des Baumes.
Ahorn Baum: Größe und Alter
Junge Ahorne wachsen sehr schnell und der ausgewachsene Baum erreicht eine Höhe von über 30 Meter. Der Stamm ist gerade und oft bis in 15 Meter Höhe ohne Äste. Der Bergahorn wird bis zu 500 Jahre alt – mehr als dreimal so alt wie der Feldahorn.
Ahorn Arten
Die Gattung der Ahorne wächst in der nördlichen Hemisphäre, in Nord- wie Zentralamerika, Nordafrika und Eurasien. In der Tropenzone wachsen sie nur im höheren Bergland. In China gibt es 99 Arten, von denen 61 endemisch sind, in Nepal 13, und in Pakistan 7. Vor der letzten Eiszeit waren in Mitteleuropa weit mehr Ahornspezies verbreitet als heute. Neben dem Spitz-, Feld- und Bergahorn gibt es im zentralen Europa noch den Schneeball-Ahorn und den Tatarischen Steppen-Ahorn. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- American Chemical Society. "Maple leaf extract could nip skin wrinkles in the bud."; ScienceDaily, 20 August 2018., sciencedaily.com/
- Albert-Ludwigs-Universität Freiburg - Forstbotanik: Bergahorn- Acer pseudoplatanus, Baum des Jahres 2009 (Abruf: 19.05.2021), forstbotanik.uni-freiburg.de
- Guido W. Grimm, Susanne S. Renner, Alexandros Stamatakis, Vera Hemleben: A nuclear ribosomal DNA phylogeny of acer inferred with maximum likelihood, splits graphs, and motif analysis of 606 sequences; in: Evolutionary bioinformatics online. Band 2, S. 7–22, 2006, journals.sagepub.com
- Jianhua Li et al.: Phylogenetics of Acer (Aceroideae, Sapindaceae) based on nucleotide sequences of two chloroplast noncoding regions, in: Harvard Papers in Botany, Volume 11, Issue 1, 2006, flora.huh.harvard.edu
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.