Der Echte Alant sticht ins Auge mit großen knallgrünen Blättern und leuchtend gelben Blüten. Dabei wächst er bis zu drei Meter in die Höhe. Historisch bekannt war er vor allem für seine Heilwirkung und wurde weniger aus ästhetischen Gründen angebaut.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Inula helenium
- Volksnamen: Echter Alant, Brustalant, Großer Heinrich, Altkraut Darmkraut, Darmwurz, Edelwurz, Helenenalant, Schlangenkraut, Helenenkraut, Glockenwurz, Odinskopf
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Verbreitung: Ursprung in Klein- und Zentralasien, Alant wächst auch am westlichen Mittelmeer. In Mitteleuropa ist er eine Gartenpflanze, in Nordamerika als Neophyt verwildert.
- Verwendete Pflanzenteile: Die Wurzel, der Wurzelstock
- Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl mit Helenin, Sterole, Triterpene, reichlich Inulin, Vitamin C, Gerbstoffe und Bitterstoffe
- Anwendungsgebiete: Erkrankungen der Atemwege (begleitend), Hustenlöser, Appetitlosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen, Verdauung, Hautleiden
Alant– Eine Übersicht
- Alant ist eine der ältesten bekannten Heilpflanzen und wird seit der Antike als Gewürz und Medizin verwendet.
- Der lateinische Name Helenium wird unterschiedlich abgleitet. Zum einen soll sich im griechischen Mythos Helena die Hände mit Alantblüten gefüllt haben, bevor Paris sie nach Troja entführte. Zum anderen soll Alant dort entstanden sein, wo Helenas Tränen zu Boden fielen. Plausibler ist eine Ableitung von Heléne, einer Vegetationsgöttin im Kreta der Bronzezeit.
- Alant gilt in erster Linie als Hustenmittel, das den Auswurf fördert und Hustenkrämpfe löst. Vermutet werden die ätherischen Öle als Ursache dieses Effekts.
- Historisch galt Alantwein als Allroundmittel gegen diverse Leiden. Nur wenige dieser vermuteten Wirkungen ließen sich wissenschaftlich belegen.
- Alant ist unempfindlich und frosthart und eine beliebte Pflanze in Bauerngärten. Er benötigt kaum Pflege, es reicht, gelegentlich etwas Gartenkompost an die Wurzeln zu geben. Darauf zu verzichten führt kaum zum Tod der Pflanze – sie erreicht dann nur keine Rekordhöhen.
- Zu einer Verwechslung kann es mit der Großen Telekie, auch Scheinalant genannt, kommen. Dieser unterscheidet sich vom Echten Alant durch die Blattunterseiten, welche beim Scheinalant eher herzförmig grün und beim Echten Alant eher länglich und behaart sind.
Echter Alant – Inhaltsstoffe
Alant enthält bis zu drei Prozent ätherische Öle. Diese beinhalten vor allem Sesquiterpenlactone, darunter Alantolacton, Isoalantolacton, Dihydroisoalantolacton, Dihydroalantolacton und Tetrahydroalantolacton. Diese Mischung wird als Helenin bezeichnet. Außerdem liefert Alantwurzel Triterpene wie Fridelin und Dammarandienol, dazu Sterole (Beta-Sitosterol, Beta-Sitosterolglucosid, Stigmasterol), Polyzucker (Pectine und bis zu 44 Prozent Inulin). Hinzu kommen Harze und Wachse.
Laut einer neuen Studie der Fergana Universität, Usbekistan, enthält das Gras / Kraut des Echten Alants Flavonoide, Ascorbinsäure (Vitamin C), Bitterstoffe, Gerbstoffe (9,3 Prozent) und Lactone. Die Blätter liefern Fumar-, Essig- und Propionsäure; die Samen mehr als 20 Prozent fettes Öl.
Eine medizinische Studie aus Shijiazhuang, China, fand 2009 zudem Glucopyranosid und Anhydride.
Alantwurzel – Medizinische Wirkung
Es gibt rund 100 Alantarten, doch nur wenige davon wurden bisher wissenschaftlich-medizinisch untersucht. Nur acht der 16 Alantspezies, die als Heilpflanzen genutzt werden, wurden bisher in phytochemischen Studien erfasst.
Untersucht sind bisher die Sesquiterpenlactone. Diese spielen für die Pflanze eine wesentliche Rolle um Fressfeinde abzuwehren und wirken ähnlich wie Hormone. In Studien zeigten sich diese Stoffe beim Alant als diejenigen mit dem höchsten Potenzial für Arzneien gegen Entzündungen.
Experimentelle Ergebnisse sind zwar vielversprechend, aber die genauen Mechanismen des biochemischen Prozesses, in dem die Lactone wirken, sind unzureichend erforscht. Auch eine mögliche Giftigkeit der Stoffe und der Alantextrakte müssen noch analysiert werden.
Alantwurzel wird eingesetzt bei Atemwegsbeschwerden, bei Magen-Darm-Leiden, bei Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege. Gut belegt sind die diuretischen Effekte der Alantwurzel. Als Diuretika werden Arzneien bezeichnet, die zu einem vermehrten Ausschwemmen des Urins führen oder zu einer verstärkten Produktion des Harns in den Nieren.
Evidenz gibt es auch dafür, dass die Einnahme von Alantwurzel die Sekretausschüttung fördert, also dazu führt, dass sich dünnflüssiger Schleim bildet, wodurch der Schleim aus den oberen Luftwegen ausgeworfen werden kann.
Eine polnische Studie meldete 2020: Inula helenium ist eine wertvolle Quelle für Stoffe, die aktiv Entzündungen entgegenwirken. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hielten es für gerechtfertigt, die traditionelle Anwendung von Alant zu empfehlen, um entzündliche Erkrankungen der Atemwege zu behandeln.
Eine rumänische Studie von 2014 testete die Wirkung verschiedener Alantextrakte gegen pathogene Bakerien (Bacillus subtilis, Bacillus cereus, Enterococcus faecalis, Escherichia coli, Staphylococcus aureus) und Pilze (Candida albicans, Candida parapsilosis, Candida lipolytica and Aspergillus niger). Mit Ausname von Aspergillus niger zeigten die Extrakte auf Ethanolbasis deutliche Effekte gegen alle erfassten Krankheitserreger.
Eine Studie der Universität der Azoren kam 2019 zu dem Ergebnis, dass Alantarten eine wertvolle Quelle sind für strukturell diverse Stoffe die eine antioxidative Wirkung im Körper entfalten. Sie könnten genutzt werden, um Krankheiten zu bekämpfen, die aus diesen Oxidationsprozessen entstehen.
Ist Alant ein potenzielles Mittel gegen Krebs?
Eine interdisziplinäre Vergleichsstudie eines wissenschaftlichen Teams aus Zellbiologie, Zoologie, Medizin und Toxikologie untersuchte die Wirkung eines Alantextrakts auf Krebszellen. Das Ergebnis fiel, so die Forschenden, exzellent für Inula hlenium aus: Es wirkte hundertmal stärker gegen Tumorzellen als gegen normale Blutzellen und veränderte zudem nicht die gesunden Gefäße.
Alant – Nebenwirkungen
Viele Menschen reagieren auf Alant allergisch. Bei einer allgemeinen Allergie gegen Korbblütler sollten Sie keinen Alant zu sich nehmen. Die in Alantwurzel vorhandenen Sesquiterpenlactone reizen die Schleimhäute und rufen Kontaktentzündungen hervor. Verzehr in größeren Mengen kann zu Übelkeit und Erbrechen führen, sowie Durchfall, Krämpfe und Lähmungen auslösen.
Alant in der Volksmedizin
Alantwurzel wird seit der griechischen und römischen Antike als Mittel eingesetzt gegen Husten, Magenkrämpfe und Beschwerden des Magen-Darm-Trakts. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war er als Medizinpflanze geschätzt: Alantwein gehörte in jede Apotheke. Osteuropäer nutzten Alantwurzel, Alantsirup oder Alantsalbe als gängiges Mittel gegen Husten und Erkrankungen der Haut.
Die Volksmedizin Europas im 17. und 18. Jahrhundert gebrauchte Alant vielfältig: Gegen Erkrankungen der Atemwege wie Bronchialkatarrh, gegen Husten, gegen Blähungen, gegen Harnstau, gegen Würmer, gegen Magen-Darm-Probleme, gegen „Gelbsucht“ (Ikterus, der sowohl eine Hepatitis wie Gallensteine zur Ursache haben kann) und gegen Eingeweidewürmer.
Äußerlich dienten Salben mit Alantwurzeln als Arznei gegen Hautgeschwüre, Krätze und Ekzeme. Frische Blätter wurden ebenso zu diesen Zwecken eingesetzt. Spreewälder rauchten Alantblätter bei Brustleiden.
Überlieferte Anwendungen in der Volksmedizin umfassen unter anderem: Atemnot, Bronchitis, Brustschmerzen mit Verschleimungen / Rippenfellentzündung, Blutarmut, Darmentzündungen, Durchfall, Schuppenflechte, Gallenleiden, Juckreiz auf der Haut, Lungenerkrankungen, Magenschwäche, Mandelentzündung, Keuch- und Reizhusten, Zuckerersatz bei Diabetes, Wundversorgung, Tuberkulose, Verdauungsschwäche, Würmer und andere Parasiten im Körperinneren.
Alant in der Medizin Chinas, Tibets und Indiens
Ein Review eines portugiesischen Wissenschaftsteams nahm 2019 die traditionelle Anwendung von Alant unter die Lupe und fand heraus: In der chinesischen Pharmazie werden drei Inulaarten eingesetzt. Die daraus hergestellten Arzneien heißen Tumuxiang, Xuanfuhua und Jinfeicao.
Sie dienen als Mittel gegen bakterielle Infektionen, gegen Husten und dazu, den Schweiß zu treiben. Auch im indischen Ayurveda und in der Medizin Tibets kommen Alantpräparate zum Einsatz gegen Krankheiten wie Bronchitis, Fieber und Entzündungen.
Alant bei Hildegard von Bingen
Die Äbtissin Hildegard von Bingen setzte sich im 11. Jahrhundert in ihrer Physica intesinsiv mit dem Alant auseinander. Sie schrieb:
„Über Alant. Der Alant ist von warmer und trockener Natur und hat nützliche Kräfte in sich. Und das ganze Jahr über soll er sowohl dürr als auch grün in reinen Wein gelegt werden.
Aber nachdem er sich im Wein zusammengezogen hat, schwinden die Kräfte in ihm, und dann soll er weggeworfen werden und neuer eingelegt werden. Und wer in der Lunge Schmerzen hat, der trinke ihn täglich mäßig vor dem Essen und nach dem Essen, und das Gift das ist der Eiter nimmt er aus seiner Lunge weg, und er unterdrückt die Migräne und reinigt die Augen. Aber wenn einer ihn häufig so trinken würde, den würde er wegen seiner Stärke schädigen.“
Alant-Tee zubereiten
Für einen Alant-Tee berechnen Sie pro Tasse einen Teelöffel getrocknete Wurzeln. Diese überbrühen Sie mit heißem Wasser. Da Alant Bitterstoffe enthält, erwähnen viele Rezepte Honig als Süße. Sie können aber auch Süßholzwurzel beigeben, um die Bitterkeit zu lindern. Als Hustentee oder gegen Magen-Darm-Beschwerden bietet sich eine Mischung als Alant, Salbei und Thymian an.
Alant als Gewürz
Die Alantwurzel schmeckt bitterharzig und diente als Zutat für Liköre, wobei sich hier die kulinarische und medizinische Verwendung überschnitt. Die Bitterstoffe fördern die Verdauung, und Plinius der Ältere empfahl bereits Alantwurzeln zu kauen, um den Geschmackssinn zu verbesseren, die Verdauung zu stimulieren und schlechte Stimmungen zu vertreiben.
Der römische Koch Apicus erwähnte Alant als eins der Gewürze, die in jeden Haushalt gehörten.
Alant im Garten
Echter Alant ist ein Klassiker in Bauerngärten. Er wächst mehrjährig und ausdauernd. Alant gedeiht im Halbschatten, kommt aber auch mit voller Sonne zurecht. Er lässt sich einfach aussehen, noch einfacher ist es, sich Jungpflanzen in der Gärtnerei zu kaufen.
Besonders im Kleingarten empfiehlt es sich, Echten Alant in eingefasste Beete oder Kübel zu setzen. Bei halbwegs guten Bedingungen überwuchert er sonst nämlich andere Pflanzen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Yongming Zhao, Manli Zhang, Chnaghong Huo et al.: Study on the chemical components of the Inula helenium, in: Bioactive natural products from plants (project), 2009, (Abruf 24.03.2022), ResearchGate
- Barbara Gierlikowska, Wojciech Gierlokwski, Katarzyna Bekier et al.: Inula helenium and Grindelia squarrosa as a source of compounds with anti-inflammatory activity in human neutrophils and cultured human respiratory epithelium, in: Journal of Ethnopharmacology, Volume 249, 2020, (Abruf 24.03.2022), Sciencedirect
- Camelia Filofteia Diguta, Calina Petruta Cornea: Studies on antimicrobial activity of Inula helenium L Romanian cultivar, in: Roman biotechnological letters, Volume 19, Issue 5, Seiten 9699-9704, (Abruf 24.03.2022), ResearchGate
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- Ana M. L. Seca, Alice Grigore, Diana C. G. Pinto et al.: The genus Inula and their metabolites: from ethnopharmacological to medicinal uses, in: Journal of Ethnopharmocology, Volume 154, Issue 11, Seiten 286-310, 2014, (Abruf 24.03.2022), Sciencedirect
Wichtiger Hinweis:
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