Amerikanischer Schneeball – Inhaltsstoffe, Wirkung und Anwendung

Der Amerikanische Schneeball ist wegen seiner runden weißen Blütenstände („Schneebälle“) eine beliebte Zierpflanze. In Nordamerika dient er dazu, Wunden zu behandeln, Schmerzen zu lindern und Menstruationsbeschwerden zu erleichtern.

Steckbrief

• Wissenschaftlicher Name: Viburnum opulus subsp. trilobum
• Volksnamen: Gartenschneeball, Frauenball, Kirschblättriger Schneeball
• Familie: Moschuskrautgewächse (Adoxaceae)
• Verbreitung: Ursprünglich Nordamerika, heute global als Zierpflanze kultiviert
• Verwendete Pflanzenteile: Rinde, Wurzel, Früchte, Blüten
• Inhaltsstoffe: Arbutin, Beta-Sitosterol, Cumarine wie Umbelliferon, Aeskuletin und Skopoletin, Flavone, Ätherisches Öl, Arbutin, Gerbsäure, Harz, Isovalerinsäure, Biflavonoide (Amentoflavone), Triterpene (Oleanolsäure, Ursolsäure und deren Acetate), Salicylsäure
• Anwendungsgebiete: Wundversorgung, Entzündungen, Hauterkrankungen, Schmerzen (vor allem Kopfschmerzen), Nervenbeschwerden, Wechseljahresprobleme, Regelschmerzen, Arthritis, Asthma, Bluthochdruck, unregelmäßige Periode

Schneeball – Eine Übersicht

• Amerikanischer Schneeball enthält Salicylsäure und wird deswegen als „pflanzliches Aspirin“ eingesetzt.
• Der Amerikanische Schneeball ist ein Laubgehölz mit dunkelgrünen Blättern. Zur Blüte entwickelt er weiße bis hellrosa Blüten, die stark duften und aus denen rosa bis blaue Früchte reifen.
• Die Früchte werden in den USA „Highbush Cranberry“ genannt. Sie sind essbar, allerdings sauer, und enthalten viel Vitamin C.
• Reife Früchte können bei verschiedenen Schneeballarten verzehrt werden. In unreifen Früchten sind indessen toxische Glykoside enthalten.
• In Europa werden Schneeballarten kaum als Heilpflanze genutzt, sondern sind wegen ihrer Blütenpracht als Zierpflanzen beliebt. Im Frühsommer erscheinen die runden Blütenbälle, die immergrüne Pflanze ist aber ganzjährig attraktiv, und im Herbst sorgen die Früchte für interessanten Kontrast.
• Amerikanischer Schneeball enthält Gerbstoffe und Triterpene, die Entzündungsprozesse aufhalten.

Inhaltsstoffe

Arbutin, Beta-Sitosterol, Cumarine wie Umbelliferon, Aeskuletin und Skopoletin, Flavone, Ätherisches Öl, Arbutin, Gerbsäure, Harz, Isovalerinsäure, Biflavonoide (Amentoflavone), Triterpene (Oleanolsäure, Ursolsäure und deren Acetate), Salicylsäure. Die Früchte liefern Vitamin C.

Medizinische Wirkungen

Inhaltsstoffe des Amerikanischen Schneeballs ziehen zusammen, sie beruhigen, fördern die Menstruation, lösen Krämpfe, bremsen Entzündungen und lindern Schmerzen.

Umbelliferon wirkt antioxidativ, beugt insofern Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmten Krebsformen vor und absorbiert UV-Licht. Das Cumarin wird in der Produktion von Sonnenschutzmitteln genutzt.

Zudem hat es folgende positive Wirkungen auf den Organismus: Es löst Krämpfe, fördert den Gallenfluss und bremst Bakterien. Cumarine hemmen die DNS-Synthese der Oberhaut und wirken so gegen Schuppenflechte, bei der sich rötliche Flecken aus der Haut erheben, die mit weißlichen Schuppen bedeckt sind.

Cumarine fördern den Stoffwechsel, gleichen die Harnsäure aus und fördern die Produktion von Melanin. Die Cumarine Scopoletin und Aesculetin könnten für die krampflösenden Effekte am Uterus verantwortlich sein.

Eine rezente chinesische Studie zeigte, dass Scopoletin gegen autoimmune Enzephalitiden wirkt. Das sind entzündliche Erkrankungen, die durch die Aktivität des Immunsystems selbst ausgelöst werden und besonders das zentrale Nervensystem betreffen, wo sie epileptische Anfälle, Bewegungs- und Koordinationsstörungen auslösen.

Die Pflanzenkundlerin Lisa Andrea Zisser erwähnt in ihrer Diplomarbeit: Das im Schneeball enthaltene Arbutin spielt in der Phytotherapie und Kosmetik eine wichtige Rolle.

Eine italienische Studie von 2009 fand in Versuchen mit Meerschweinchen deutliche Belege für krampflösende Wirkungen, die die breite Verwendung der Pflanze in der traditionellen Heilkunde durch Evidenz unterstützen.

Beta-Sitosterol ähnelt strukturell dem Cholesterin und kann so den Cholesterinspiegel im Körper senken. Es wirkt gegen Entzündungen im Gewebe.

Triterpene senken den Blutdruck und den Cholesterinspiegel, hemmen die Blutgerinnung und fördern die Herzfunktionen. Sie stillen Schmerzen und verhindern das Ausschütten von Histamin, was allergische Reaktionen bremst.

Ursolsäure hemmt Entzündungen und behindert möglicherweise die Entwicklung bestimmter Krebszellen; Oreanolsäure wirkt ebenfalls Entzündungen entgegen und bremst oxidativen Stress. Dadurch beugt sie vorzeitigem Altern der Haut vor und glättet diese.

Da der Amerikanische Schneeball außerdem Gerbstoffe enthält, ist eine Wirkung gegen Entzündungen plausibel. Gerbstoffe haben folgende Effekte:

• Antioxidativ,
• antiviral,
• antibakteriell und
• antimykotisch.

Sie entziehen Bakterien Eiweiße, indem sie die Zellen der Oberhaut schließen. Die so verdichtete Haut kann sich regenerieren und versperrt möglichen pathogenen Mikroben den Eingang in den Körper. Auf diese Art werden Wundinfektionen gedrosselt.

Gerbstoffe desinfizieren Wunden, mindern Blutergüsse und Blutungen und helfen gegen Krampfadern. Sie ziehen Haut und Gewebe zusammen und mindern so das Ausbeulen der Venen.

Die adstringierenden Effekte eignen sich, um Entzündungen der Schleimhäute zu behandeln: In Rachen und Mund ebenso wie in Magen und Darm. Im Magendarmtrakt verfestigen Gerbstoffe Durchfall.

Flavonoide, die der Schneeball aus den Gruppen der Flavone und Biflavonoide enthält, erfüllen wichtige biologische Funktionen: Sie schützen im Körper Vitamin C und Adrenalin vor der Oxidation. Flavonoide gelten als Kandidaten, um bösartigen Tumore und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.

Die Wirkung der Salicylsäure

Salicylsäure stillt Schmerzen, senkt Fieber und hemmt Entzündungen. Sie wird äußerlich vor allem in Cremes und Salben eingesetzt, um Hornhaut aufzulösen und Schmerzen zu lindern.

Solche Cremes dienen als Mittel gegen Verhornung der Haut. Sie wirken auch gegen Hautentzündungen wie Akne und Schuppenflechte.

Außerdem verhindert die Säure die Ausbreitung pathogener Bakterien und Pilze auf der Haut. Umschläge aus der abgekochten Rinde des amerikanischen Schneeballs werden traditionell ebenso eingesetzt, um Hauterkrankungen zu behandeln.

Medizinische Anwendungen

Die abgekochte Rinde des Strauchs lässt sich innerlich einsetzen, um Menstruationsschmerzen zu lindern und Krämpfe während der Periode zu entspannen. Eine Tinktur wird äußerlich eingesetzt, um Muskeln zu entspannen und Muskelkrämpfe zu lösen.

Amerikanischer Schneeball in der Volksmedizin

Amerikanischer Schneeball wird von American Natives als natürliches Aspirin eingesetzt (Aspirin / Acetylsalicylsäure ist ein Abkömmling der Salicylsäure). Außerdem dient die Pflanze dazu, Fehlgeburten und Frühgeburten zu vermeiden und Krämpfe zu lindern.

In Europa wurde die Rinde in der Neuzeit ebenfalls medizinisch genutzt. Allerdings geriet sie diesbezüglich ins Abseits, als Ibuprofen und Aspirin ihre Rolle als Schmerzmittel ersetzten.

Die Cherokee nutzten die Rinde als stärkendes Mittel und eine Infusion gegen Fieber und Pocken. Sie gurgeln einen Sud aus der Rinde gegen eine entzündete Zunge und Infektionen im Rachenraum.

Die Lenape mischen die Rinde des Schneeballs mit Blättern anderer Pflanzen. So sollen die weiblichen Organe gestärkt werden.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Wenn Sie allergisch auf Aspirin / Salicylsäure reagieren, dürfen Sie keine Schneeballrinde nutzen. Salicylsäure kann die Wirkung anderer Arzneimittel verstärken.

Dazu zählen Hormoncremes, Schmerzpflaster und Blutzuckersenker. In der Schwangerschaft kann Salicylsäure über das Blut den Embryo schädigen.

In hohen Dosierungen, die Schneeball nicht enthält, wirkt Salicylsäure auf der Haut stark reizend. Im Magen kann sie hochkonzentriert kleinere Blutungen auslösen und die Schleimhäute schädigen.

Konzentrationen, bei denen solche Nebenwirkungen auftreten, enthält der Amerikanische Schneeball als Arznei zwar nicht, dennoch sollten Präparate aus der Pflanze nicht auf die Augen, Schleimhäute, offene Wunden oder sehr sensible Haut aufgetragen werden.

Wo wächst der Amerikanische Schneeball?

Amerikanischer Schneeball ist in Kanada und den USA weit verbreitet. Vom Staat Washington bis nach Virginia, von Neufundland bis British Columbia, und von New Mexico bis zu den Rocky Mountains.

In den USA gibt es Nachweise für eine Reihe Bundesstaaten. Im Nordosten wie Maine, New Jersey und Massachusetts ebenso wie im Bereich der großen Seen in Michigan und den nördlichen Plains in Nebraska, Wyoming, North und South Dakota.

In den kanadischen Provinzen findet er sich ebenso im Osten in Quebec wie im präriegeprägten Alberta. Auch im Pazifikstaat British Columbia wächst der Amerikanische Schneeball.

Amerikanischer Schneeball in der Küche

Die Früchte des Amerikanischen Schneeballs werden als „Highbush Cranberry“ bezeichnet. Jedoch sind sie weder mit Cranberries verwandt noch ähneln sie ihnen geschmacklich.

Wie der Name der Familie aussagt, hat das Moschuskraut einen Geruch, den Menschen nicht als angenehm empfinden. Dieser bleibt auch beim Kochen erhalten.

Die Beerenfrüchte haben in den Küchen Nordamerikas nur wenig Bedeutung. Denn sie sind zwar essbar, schmecken aber sauer.

Im kanadischen Ontario wird Marmelade aus ihnen hergestellt. In der fertigen Marmelade ist der typische Geruch verschwunden.

Schneeball schneiden

Schneeballsträucher schneiden Sie am besten nach der Blüte. Amerikanischer Schneeball wächst zwar gut, ein jährlicher Rückschnitt ist aber nicht notwendig.

Das erste Mal sollten Sie zur Gartenschere greifen, wenn der Strauch vier Jahre alt ist. Überaltertes Holz trennen Sie nahe am Boden ab. Schneeball sollte nicht radikal gekürzt, sondern nur ausgelichtet werden.

Amerikanischen Schneeball pflanzen

Amerikanischer Schneeball wächst wild in einem Klima, das dem Mitteleuropas ähnelt. Dementsprechend lässt er sich hierzulande gut pflanzen.

Er ist winterhart, ein Flachwurzler und auf einen ähnlichen Wechsel der Jahreszeiten eingestellt wie hierzulande. Sie pflanzen ihn am besten im Herbst oder Vorfrühling.

Standort

Amerikanischer Schneeball mag es feuchter. In seiner Heimat wächst er meist im Umfeld von Flüssen und Sümpfen.

Trockenheit hält er hingegen nicht lange aus. Das macht ihn im Garten besonders interessant, da die Auswahl solch prächtig blühender Pflanzen für Feuchtböden nicht groß ist.

Der Busch kann in Höhe wie Breite bis zu vier Meter wachsen. Daher eignet er sich gut als Einzelpflanze.

Aus ökologischen Gründen sollten Sie indessen den heimischen Gewöhnlichen Schneeball (Viburnum opulus) als Zierpflanze vorziehen. Viele Wildinsekten sind auf die heimische Art eingestellt und können den amerikanischen Verwandten nicht nutzen. (Dr. Utz Anhalt)