Ampfer (Rumex) als Heilpflanze
Ampfer sind in Eurasien weit verbreitete Wiesenpflanzen der Feuchtwiesen. In der Landwirtschaft und Weidetierhaltung als „Unkraut“ bezeichnet und ungern gesehen, bieten sie hingegen vielen Wildtieren Schutz und Nahrung und wirken gegen Hautbeschwerden sowie gegen Erkrankungen der Atemwege.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Rumex (Stumpfblättriger Ampfer – Rumex obtusifolius L., Gartensauerampfer – Rumex acetosa L., Krausblättiger Ampfer – Rumus crispus L.)
- Volksnamen: Mönchsrhabarber, Grindwurz, Mergelwurz
- Sauerampfer: Großer Ampfer, Sauergras, Sauerknöterich, Salatampfer, Feldampfer, Kuckuckskraut
- Krausblättriger Ampfer: Krausampfer, Rossblacke, Docke, Roodstrunk, Strupfwurze
- Stumpfblättriger Ampfer: Halbpferd, Rotstock, Kuhzunge, Ochsenzunge, Bubenkraut, Lendenwurz, Bardenwurzel, Pferdeampfer, Saukraut, Schorflattich, Stripplattich, Blacke, Wilder Tabak
- Familie: Knöterichgewächse (Polygonaceae)
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Wurzelstöcke
- Verbreitung: Rumex acetosa: in weiten Teilen Europas, in Nordafrika und Asien; der stumpfblättrige Ampfer sowie der Krausampfer wachsen besonders in Mitteleuropa bis in das Hochgebirge, vorwiegend in Sümpfen, an Ufern, auf Wiesen und Weiden sowie an Wegrändern.
- Anwendungsgebiete: Blutarmut, Schorf bildende Hautentzündungen, Darmbeschwerden, Entzündungen in Mund, Rachen und Atemwegen
Inhaltsstoffe
Sauerampferkraut enthält Kaliumoxolat, freie Oxalsäure, Gerbstoffe, Hyperosid, Flavonoide, Vitamin E und Vitamin C; Krausblättriger Ampfer weist Emodinglykoside, Emodinmonomethylether, Chrysophansäure, Anthocyane, Zucker, Phytosterole und Gerbstoffe auf. Krausampfer enthält sehr viel Eisen. Die bioaktiven Wirkungen der drei in der Naturheilkunde verwendeten Arten Krausblättriger Ampfer, Stumpfblättriger Ampfer und Sauerampfer überschneiden sich.
Verbreitung und Vorkommen
Rumex acetosa ist in weiten Teilen Europas verbreitet, außerdem in Nordafrika und Asien vom Meer bis ins Gebirge. Man findet ihn auf offenen Flächen, feuchten Wiesen, sumpfigen Weiden und Feldern, an Flussufern, Gewässern und in Wäldern. Er mag Staunässe, Lehmböden und Nährstoffreichtum.
Der stumpfblättrige Ampfer wächst besonders in Mitteleuropa bis in das Hochgebirge. Er beiedelt Wegränder, landwirtschaftliche Flächen und Grünland, wilde Fettwiesen und Feuchtgebiete. Der Krausampfer hat nahezu das gleiche Habitat: Sümpfe, Ufer, Wiesen, Weiden und Wegränder.
Medizinische Wirkung
- Die Blätter von Rumex-Arten werden meist als Nahrung eingesetzt, die Wurzeln und Samen vor allem als Arzneien. Die Samen sollen unter anderem gegen Durchfall helfen und die Blätter bei Hautentzündungen. In der Literatur finden sich viele Hinweise darauf, dass Extrakte und isolierte Einzelstoffe von Rumex-Arten verschiedene biologische Aktivitäten entfalten, besonders als Antioxidantien.
- In der traditionellen Medizin werden diese Stoffe vielfach eingesetzt, zum Beispiel gegen Entzündungen und gegen pathogene Mikroben. Zur Vorbeugung oder Behandlung verschiedener Krankheiten fehlen jedoch noch klinische Untersuchungen, die Wirksamkeit und Sicherheit bestätigen.
- Den höchsten Gehalt an Phenolen, die antioxidativ wirken, haben die Samen des Krausblättrigen Ampfers. Der Sauerampfer zeigt eine Wirkung gegen pathogene Bakterien und im traditionellen Gebrauch der Pflanze als Mittel gegen Hauterkrankungen haben sich positive Effekte gezeigt.
- Der hohe Gehalt an Tanninen in einigen Rumex-Arten könnte ein valides Potenzial gegen Krebserkrankungen bieten, doch liegen dazu bislang noch keine entsprechenden Studienergebnisse vor.
- Im Tierversuch zeigten sich positive Effekte eines Ethanol-Extrakts aus Stumpfblättrigem Ampfer auf den Glukosespiegel im Blut, die Leberenzymaktivitäten und das Körpergewicht. Vermutlich stimuliert der Extrakt das Ausschütten von Insulin.
- Frische Blätter des Sauerampfer zu kauen, fördert die Speichelbildung. Die Gerbstoffe in allen Ampfer-Arten wirken adstringierend. Ampfer wirkt zudem harntreibend und abführend. Darüber hinaus erfrischt er und wird eingesetzt um Fieber zu senken und Entzündungen zu hemmen.
- Ampfer wirken blutbildend und blutreinigend. Die Pflanzen fördern die Verdauung, regen den Appetit an und kräftigen den Organismus (tonisierender Effekt). Ampfer wirken adstringierend (zusammenziehend). Dies fördert die Wundheilung und hilft gegen Verdauungsbeschwerden. Gegen Entzündungen, besonders der Mundschleimhäute und des Rachens, ist Ampfer nach wie vor ein verbreitetes Mittel der Naturheilkunde.
- Da die Ampfer-Arten in hohem Ausmaß Vitamin C enthalten, waren sie in der Vergangenheit ein Mittel gegen Skorbut, eine Krankheit, die durch Vitamin C-Mangel verursacht wird. Mit der heutigen Ernährung in Industrienationen ist es nicht mehr nötig, Ampfer zu sich zu nehmen, um einem solchen Vitaminmangel vorzubeugen.
- Krausampfer wirkt ausgezeichnet gegen Eisenmangel und die durch Eisenmangel ausgelöste Blutarmut, da er die Zahl der roten Blutkörperchen und des Hämoglobins im Blut erhöht. Da er zudem abführend wirkt, ist er für Regenerationsphasen oft besser geeignet als andere Eisenderivate, die einen verstopfenden Effekt haben.
- Alle drei Ampferarten lassen sich gegen Entzündungen im Mund- und Rachenbereich sowie gegen Hautentzündungen einsetzen. Zu den Einsatzgebieten gehören beispielsweise Ekzeme, Akne, Hautgeschwüre, Schorfbildung und ähnliches. Extrakte wurden und werden genutzt gegen Durchfall und Verstopfung, bei Menstruationsproblemen und Schwellungen sowie zur Wundheilung.
Risiken beim Essen von Sauerampfer
Ältere Blätter des Sauerampfers können in größeren Mengen starken Durchfall hervorrufen, ausgelöst durch hohe Dosen der enthaltenen Oxalsäure. Junge und frische Blätter des Sauerampfers sind in eher geringen Mengen als Zutat in Suppen, Salaten, Pestos oder als Gemüse gesundheitlich jedoch unbedenklich und als Arznei in Form von Tees, Extrakten oder Umschlägen ebenfalls.
Ampfer sollte sparsam eingesetzt werden, da die reichlich vorhandenen Oxalate und Alkalisalze in größeren Mengen den Magen und Darm reizen. Wenn Sie an Nieren- oder Lebersteinen leiden oder auch an anderen Lebererkrankungen, schwanger sind oder stillen, sollten Sie auf Ampfer wegen der Oxalsäure verzichten.
Ampfer-Allergie
Auf Ampfer-Pollen reagieren manche Menschen allergisch, allerdings hat er nur eine mittlere allergische Potenz. Symptome sind unter anderem Niesen, Husten und Schnupfen. Wenn Sie unter einer Ampfer-Allergie leiden, sollten Sie keinen Ampfer zu sich nehmen und Kontakte mit Ampferpflanzen meiden. Kreuzallergien mit Ampfer sind unbekannt.
Ampfer-Anwendungen
Von Ampfer wird in der Regel der frische Saft eingesetzt, ein Tee gekocht oder ein Extrakt zubereitet. Der Tee wird getrunken und / oder äußerlich als Umschlag oder Kompresse genutzt. In der Naturheilkunde gelten auch geschnittene Blätter des Sauerampfers im Salat als Nahrungsergänzung, um das Blut zu reinigen und abzuführen. Beim stumpfblättrigen Ampfer ist ein Tee aus der getrockneten Wurzel ein traditionelles Abführmittel.
Sauerampfersuppe – Medizingeschichte
Sauerampfer war bereits in der Antike als Heilpflanze beliebt. Plinius berichtete, dass Rumex acetosa Legionäre von Julius Cäsar von Skorbut geheilt hätte. Damals wusste niemand, dass es sich bei der als Skorbut bezeichneten Erkrankung um einen Vitamin C-Mangel handelt, gegen den Sauerampfer tatsächlich hilft, da es dieses Vitamin in großen Mengen enthält. Seefahrer nahmen auf ihren Reisen Sauerampfer als Nahrung zu sich – eingelegt, im Eintopf oder als Suppe und beugten so Erkrankungen vor, die durch Vitamin C-Mangel entstehen.
Die Griechen und Ägypter der Antike und später die Europäer des Mittelalters setzten Sauerampfer zudem ein, um fettreiche schwere Speisen besser zu verdauen.
Rumex acetosa – Erläuterung des lateinischen Namens
Rumex ist der lateinische Name für Ampfer, acetosa als Artname stammt auch aus dem Lateinischen und bedeutet Essig / Säure. Aus dem Lateinischen stammt auch der englische Begriff Acid für Säure. Namensgebend war, wie auch im deutschen Begriff Sauerampfer (Sauerknöterich, Sauergras), der durch die Oxalsäure bedingte saure Geschmack der Blätter.
Ampfer-Pfahlwurzeln
Ampfer bilden Pfahlwurzeln, die bei der stumpfblättrigen Art bis zu zwei Meter in die Tiefe reichen und sich sehr gut durchsetzen – auch verdichtete Böden und Staunässe sind kein Problem, denn die Wurzeln verfügen über ein eigenes Belüftungsgewebe. Stumpfblättriger Ampfer gilt als hartnäckiges „Unkraut“, da Pferde und Rinder ihn nicht fressen und er Futterpflanzen des Viehs verdrängt. Auf der anderen Seite eignet sich sein Wurzelgewebe aber auch, um stark verdichtete Böden aufzulockern.
Starke Vermehrung
Noch nach 50 Jahren ist die Hälfte der Samen des stumpfblättrigen Rumex keimfähig, einige Samen sogar noch nach 80 Jahren. Eine einzige Pflanze produziert bis zu 6000 Samen. Diese überleben auch in Jauche, in Gülle, Heu- wie Misthaufen und besiedeln als Gülleflora neu gedüngte Flächen.
Die Überdüngung unserer Böden und der damit verbundene hohe Stickstoffanteil macht sehr vielen heimischen Arten zu schaffen, die magere Böden benötigen. Für die Ampfer-Arten bietet dies jedoch sehr gute Wachstumsverhältnisse. Der Stumpfblättrigen Ampfer ist im Ackerbau und in der Weidetierhaltung ein unbeliebtes “Unkraut”, welches sich rasant ausbreitet.
Stumpfblättriger Ampfer – Eine Pionierpflanze
Stumpfblättriger Ampfer ist eine Pionierpflanze auf bloßen Böden, in denen noch nichts anderes wächst. Es handelt sich um einen Lichtkeimer, deshalb finden wir ihn auf offenen Flächen, die die Sonne bescheint. Er liebt Feuchte und Nährstoffreichtum – es handelt sich um einen Stickstoffanzeiger, der außerdem Phosphor in größeren Mengen toleriert. Dicke Humusschichten sind ein gutes Substrat, aber auch Ton und Lehm bieten gute Standortbedingungen für die Pflanzen.
Seine kräftigen Stiele bilden große Blätter in der Form von Ellipsen, weiter oben wachsen lanzettförmige, schmalere Blätter. Die Pflanze wird circa 120 Zentimeter hoch, ihre Stängel sind grün und rötlich angelaufen (Rotstock). Die Blüten erscheinen im gesamten Sommer und sind gelb-grün.
Sauerampfer
Sauerampfer liebt schwere und feuchte Böden, wird bis 100 Zentimeter hoch mit aufrechtem Stängel und wechselständigen Blättern. Die Grundblätter tragen einen langen Stiel und haben die Form einer Lanzette. Die oberen Blätter haben keinen Stiel und sind kleiner. Im Unterschied zum stumpfblättrigen Verwandten haben die Blüten des Sauerampfers eine grünlich-rötliche Färbung.
Ampfer – starke Ausbreitung
Auf Fettwiesen, überdüngten Wegrändern, Wegschneisen und an vielen anderen Orten unseres mit Stickstoff überlasteten Bodens werden Ampfer-Arten dominant. Das gilt besonders für den Stumpfblättrigen Ampfer, der sich stellenweise so extrem ausbreitet, dass er andere Pflanzen fast vollständig verdrängt.
Ampferstecher
Gegen die evolutionär erfolgreichen Wurzeln wurde ein Gerät erfunden – der Ampferstecher. Es handelt sich um eine Grabgabel mit zwei Zinken, die tief genug in den Boden vordringen kann, um die Wurzeln vollständig zu entfernen. Dazu bieten sich regenreiche Tage an, denn dann ist der feuchte Boden locker.
Ampfer als Strukturelement
Im Landschafts- und Naturschutz gelten Ampfer aber nicht als nur negativ. In der ausgeräumten Agrarwüste, in der Strukturelemente wie Hecken, Gräben, Steinhaufen, Haine und wilde Wegränder weitgehend fehlen, sind die Ampferinseln auf Pferdeweiden bisweilen der einzige Sichtschutz und eine gute Nahrungsquelle für Wildtiere.
Ampfer zieht viele Insekten an, die wiederum Nahrung für Insektenfresser bieten. Der Stumpfblättrige Ampfer ernährt große wie kleine Feuerfalter, Zimtbären, die Ampfer-Rindeneule, die Graubraune Seidenglanzeule und viele andere Schmetterlinge. Ampferinseln auf Weiden bieten Rückzug für bodenbrütende Vögel, Mäuse, Hasen, Marder und Rehe.
Ampfer-Knöterich
Der Ampfer-Knöterich gehört zwar ebenfalls in die Familie der Knöterichgewächse, nicht aber in die Gattung Rumex, an die er optisch erinnert. Er wächst bis zu 150 Zentimeter hoch, die Stängel sind stark verzweigt, rot oder rot überlaufen. Die lanzettförmigen Laubblätter erinnern an den Sauerampfer. Wie dieser weist auch der Ampfer-Knöterich einen hohen Gehalt an Oxalsäure aus.
Sauerampfer Rezept
Sauerampfer lässt sich vielfältig verwenden, der säuerlich-frische Geschmack eignet sich für Nudelsaucen wie für Salate und auch für Mischgemüse. Für einen Pesto schneiden Sie Sauerampferblätter klein, rösten Pinienkerne ohne Fett, lassen sie erkalten, hacken einige Knoblauchzehen klein und reiben Parmesan fein, geben alles in einen Mixer und pürieren es mit Öl zu einer Creme. Das Pesto eignet sich für Nudeln, Gnocchi, Gemüse, Fisch und Fleisch oder als Füllung für Pasteten.
Sauerampfer kaufen und sammeln
Sauerampfer können Sie in gut sortierten Gemüsegeschäften, Naturkostläden und auf Wochenmärkten kaufen. Im Frühling können Sie ihn auch selbst sammeln – was bei einer so häufigen Pflanze sinnvoller ist. Mit einem guten Bestimmungsbuch sind die blattlosen Stängel, die pfeilförmigen Blätter und die rispenförmigen rötlichen Blüten auf feuchten Wiesen, an Wassergräben und Flussufern kaum zu verwechseln.
Aufpassen sollten Sie ab Mitte Juni, wenn sich die Blätter rot färben. Die rote Farbe liegt an einem Anstieg des Kalium-Hydrogen-Oxalats in den Blättern, also dem Stoff, der zu Oxalsäure umgewandelt wird. In hoher Dosis kann es zu Krämpfen, Durchfällen und Organschäden kommen.
Sinupret Extrakt
Das pflanzliche Arzneimittel Sinupret extract enthält Ampfer und dazu Enzianwurzel, Holunderblüten, Eisenkraut und Schlüsselblumenblüten. Die kombinierte Biochemie der verschiedenen Heilpflanzen bietet ein wirksames Phytotherapeutikum gegen Entzündungen der Nasennebenhöhlen mit Schnupfen und drückenden Kopfschmerzen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Anush Aghajanyan und andere: Biochemical Activity and Hypoglycemic Effects of Rumex obtusifolius L. Seeds Used in Armenian Traditional Medicine. , karger.com
- P.B Cavers und andere: Germination Polymorphism in Rumex Crispus and Rumex Obtusifolius. In: Journal of Ecology. Vol. 54, No. 2 (Jul., 1966), pp. 367-382. , jstor.org
- Sandra L-Ibánez-Calero: A new anthraquinone isolated from Rumex obtusifolius. In: Revista Boliviana de Química versión On-line ISSN 0250-5460 Rev. Bol. Quim v.26 n.2 La Paz oct. 2009
Wichtiger Hinweis:
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