Artischocken sind die Kulturformen einer Distelart. Deren Blütenstände gehören zur mediterranen Küche und wirken positiv auf die Gesundheit ein. Sehr wenige Kalorien und eine Vielfalt bioaktiver Stoffe machen Artischocken zur wertvollen Heilpflanze.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Cynara cardunculus / kultiviert scolymus
- Volksnamen: Erdschocke (selten), Golddistel, Welschdistel, regionale Bezeichnungen wie Artschock in Heidelberg, Jockeles in Friesland oder Strobildorn
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Verbreitung: Die Wildform wächst rund um das Mittelmeer, auf den Kanarischen Inseln, in Nordafrika und Vorderasien.
- Verwendete Pflanzenteile: Blütenstände und Blätter
- Inhaltsstoffe: Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Phosphor, Zink, Kupfer, Mangan, Selen, an Vitaminen Betacarotin, B 1, B 2, B 3, B 5, B 6, B 9, C, E und K, zudem Cynarin, Cynarosid, Caffeolychinasäuren, Cynaropikrin, Enzyme, Flavonoide, Gerbsäure, Inulin, Scomylosid
- Anwendungsgebiete: Blähungen, Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Gallenerkrankungen, Diabetes, Krankheiten der Bauchspeicheldrüse, Leberschwäche / Leberkrankheiten, Übelkeit, Bauchschmerzen
Artischocken – Eine Übersicht
- In der griechischen Mythologie stellte der Gott Zeus der Nymphe Cynara nach, die ihn ablehnte. Zeus tobte und verwandelte sie in eine Artischocke. Der wissenschaftlich-lateinische Name bezieht sich auf diese Erzählung.
- Der Name Artischocke stammt hingegen von der arabischen Bezeichnung al-haršūf. In Spanien wurde darus alchachofa, im Norden Italiens articiocco, im Englischen artichoke und im Deutschen Artischocke.
- Die Artischocke gehört zu den Korbblütlern, wächst bis zu zwei Meter hoch und hat gefiederte Blätter. Die distelartigen Blütenköpfe werden geerntet, bevor sie sich öffnen.
- Artischocken enthalten wenige Kalorien und dazu Stoffe, die die Verdauung fördern und den Blutfettspiegel ausgleichen.
- Im Freiland werden Artischocken vor allem in Regionen angebaut, die dem mediterranen Ursprung nahekommen: Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland, Ägypten, dem Süden der USA oder Argentinien. Artischocken sind ganzjährig erhältlich.
- Die Wildform ist kleiner als die kultivierte Pflanze, vor allem hat sie viel kleinere Blütenstände.
- Gekochte Artischocken schmecken zwar lecker, verlieren aber einen Großteil ihrer wertvollen medizinisch wirksamen Stoffe.
Inhaltsstoffe
Artischocken enthalten je 100 Gramm um die 10,5 Gramm Kohlenhydrate, 0,15 Gramm Fett, 3,27 Gramm Eiweiß und 5,4 Gramm Ballaststoffe. Sie liefern 47 Kilokalorien.
In der Pflanze ist eine Fülle an Vitaminen und Mineralstoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen enthalten: Kalzium, Kalium, Magnesium, Eisen, Phosphor, Zink, Kupfer, Mangan, Selen, an Vitaminen Betacarotin, B 1, B 2, B 3, B 5, B 6, B 9, C, E und K, zudem Cynarin, Cynarosid, Caffeolychinasäuren, Cynaropikrin, Enzyme, Flavonoide, Gerbsäure, Inulin und Scomylosid.
Wie gesund sind Artischocken und welche medizinische Wirkung haben sie?
Artischocken enthalten zahlreiche Stoffe, die die Gesundheit jeweils positiv beeinflussen. Sie haben nur sehr wenige Kalorien und zugleich viele Ballaststoffe, die für ein Sättigungsempfinden sorgen.
Das Inulin beeinflusst positiv den Blutzuckerspiegel und Artischocken eignen sich deshalb bestens für Diabetikerinnen und Diabetiker. Vitamin B 1 fördert den Energiestoffwechsel, die Nerven und das Herz.
Kalium entwässert. Eisen ist wichtig für Leber, Muskeln und Blut. Cynarin fördert die Verdauung und Fettverbrennung.
Artischocken helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken und die Cholesterinwerte im Gleichgewicht zu halten. Sie helfen, Fette zu verdauen und eignen sich, um Verstopfung zu lösen und Blähungen zu lindern.
Wenn sie regelmäßig gegessen werden, helfen sie, die Leber gesundzuhalten. Der Verzehr von Artischocken ist nützlich, um Wassereinlagerungen im Körper zu reduzieren.
Einer italienischen Studie von 2014 zufolge reduziert ein standardisierter Artischockenextrakt bei Übergewichtigen deutlich die glykometabolischen Laborwerte. Je höher diese sind, umso größer ist das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Der Wirkstoff Cynarosid hemmt ein Enzym, mit dessen Hilfe die Leber Cholesterin produziert. Bei regelmäßigem Konsum von Artischocken lässt sich so der Cholesterinspiegel nachweislich senken.
Andere Wirkmechanismen der Pflanze begrenzen den Cholesterinspiegel zusätzlich. Die vermehrte Synthese von Gallensäure verbraucht Cholesterin, durch die geförderte Verdauung wird mehr Cholesterin als gewöhnlich ausgeschieden.
Ein brasilianischer Review nahm 2018 die Auswirkungen von Artischocken auf das Lipidprofil genauer unter die Lupe. Lipidprofil fasst Testreihen zusammen, die das Risiko für Gefäßerkrankungen abschätzen, vor allem der Herzkranzgefäße und der Gefäße des Gehirns.
Deutlich zeigte sich, dass Artischocken den Spiegel an LDL-Cholesterin, Gesamtcholesterin und an Triglyceriden absenken. Das wissenschaftliche Team vermutet, dass bei diesem bioaktivem Prozess die enthaltenen Stoffe Luteolin und Chlorogensäure eine Schlüsselrolle spielen.
Bei gekochten Artischockenherzen würden jedoch mutmaßlich die löslichen Ballaststoffe wirken. Unter anderem Inulin.
Dem Review zufolge stünden die gesundheitlichen Vorteile der Artischocke außer Frage. Es wären aber klinische Langzeitstudien nötig, um das Potenzial gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen auszuschöpfen.
Die Wirkungen der Artischocken zusammengefasst
Artischocken senken den Blutzucker, die Triglyceride und das LDL-Cholesterin. Damit beugen Artischocken Arterienverkalkung (Arteriosklerose) vor.
Sie hemmen Entzündungen und verbessern die Fettverdauung. Sie helfen beim Abnehmen und sind eine ideale Kost für Menschen mit Diabetes.
Sie enthalten starke antioxidative Stoffe. Diese können schädliche Zellveränderungen verhindern und so Erkrankungen des Herzens und des Blutkreislaufs sowie bestimmten Krebsformen entgegenwirken.
Sie fördern den Gallenfluss und regen die Bauchspeicheldrüse an. Sie fördern den Appetit und die Verdauung. Sie lösen Krämpfe, schützen die Leber und helfen dieser, sich zu regenerieren.
Artischocken zum Abnehmen
Artischocken enthalten wenige Kalorien und wenig Fett. Sie regen zugleich den Appetit an und sättigen durch die Ballaststoffe.
So beugen sie Heißhunger vor. Zudem fördern sie die Verdauung, da ihre Bitterstoffe wie Cynarin die Produktion des Gallensafts, den Leberstoffwechsel und die Funktion der Bauchspeicheldrüse anregen.
Medizinische Anwendungen
Artischocken entfalten viele positive Wirkungen bereits durch die Verwendung als Nahrung, besonders, wenn sie roh verzehrt werden. Die Blätter werden zudem in Säften, Tees, Trockenextrakten und Tinkturen verwendet.
Medizinische Anwendungen umfassen auch Frischextrakte, Kapseln oder Tabletten. Frischpflanzenextrakte werden eingesetzt, um einen zu hohen Cholesterinspiegel zu drücken und gegen einen Reizmagen. Frischextrakte werden auch genutzt, um den Stoffwechsel zu stimulieren.
Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten
Bei einer Allergie gegen Korbblütler dürfen Sie keine Artischocken verzehren und auch nicht bei einem Verschluss der Gallenwege, Gallenentzündungen und / oder Gallensteinen. Artischocken fördern die Produktion des Gallensaftes, was gewöhnlich positive Effekte auf die Verdauung hat.
Bei den genannten Erkrankungen ist es jedoch wichtig, die Produktion der Galle zeitweise zu drosseln. Denn die Gallenflüssigkeit verschlimmert die Entzündung und übt zusätzlichen Druck auf verschlossene Gallenkanäle aus.
Artischocken in Kapseln und als Extrakt
Artischockenextrakt gibt es als Fertigpräparat in Form von Tabletten, Dragees oder Kapseln. Diese werden empfohlen gegen Verdauungsstörungen im Oberbauch (funktionelle Dyspepsien), gegen Symptome wie Übelkeit, Sodbrennen, Aufstoßen, Völlegefühl oder Blähbauch.
Sie werden auch eingenommen, um Erbrechen zu beenden und Bauchkrämpfe zu entspannen. Allerdings halten solche Extrakte, die auch in Drogerien und im Internet angeboten werden, nicht unbedingt das, was sie versprechen.
Wichtig ist, dass die Extrakte einen hohen Anteil an den spezifischen Wirkstoffen enthalten, zum Beispiel an Caffeeolychinasäuren und Flavonoiden. Diese Konzentrationen sind in Frischpflanzen-Extrakten wesentlich höher als in Extrakten aus den getrockneten Blättern.
Hinweis: Die oben genannten Symptome können verschiedene Ursachen haben. Lassen Sie im Zweifel bitte ärztlich abklären, ob die Einnahme von Artischockenextrakt bei Ihren Beschwerden sinnvoll ist.
Artischocken zubereiten und kochen
Artischockenblütenstände schmecken süßlich-zartbitter und etwas nach Nuss. Die weichen inneren Blätter lassen sich zu Salat und Gemüse verarbeiten.
Erst einmal werden die harten Außenblätter entfernt, die Blattspitzen abgeschnitten und die Stiele abgebrochen. Aus ästhetischen Gründen lässt man Zitronensaft auf die Schnittstellen tropfen, denn sonst färben die Stellen sich bräunlich.
Die Blätter werden in gesalzenem Wasser mit einigen Spritzern Zitronensaft ausgekocht. Die aufgekochten Blätter stecken Sie mit dem unteren Ende in einen Dip und ziehen das Innere mit den Zähnen heraus.
Artischockensaft
Aus den frischen Blättern können Sie den Saft herauspressen. Alternativ können Sie frischen Artischockensaft auch kaufen.
Bei Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen hilft es, rund einen Viertelliter davon pro Tag zu trinken. Hier sollten Sie jedoch zunächst die Ursache ärztlich abklären lassen, um einschätzen zu können, ob Artischockensaft ein geeignetes Mittel ist.
Was sind Artischockenherzen?
Unter den Blüten der Artischocken befinden sich Härchen. Diese müssen erst einmal entfernt werden, um den Blütenboden zu essen.
Artischockenherzen sind der am meisten verzehrte Teil der Pflanze. Es handelt sich um den unteren Teil des Kelchblatts. In Italien werden sie mit Kräutern in Öl eingelegt und als Antipasti gegessen.
Artischockenblüte als Gemüse
Die fleischigen Teile der Blüte werden meist in Salzwasser und Zitrone rund 30 Minuten gekocht. Das schmeckt zwar gut, das Aufkochen zerstört aber einen Großteil der medizinischen Wirkstoffe.
Deshalb empfiehlt sich, Artischocken roh oder nur kurz blanchiert zu essen, damit die Effekte für die Gesundheit erhalten bleiben.
Rezept: Artischockenpizza
Essen kann man sowohl die Artischockenherzen wie auch die Blätter. Die Blätter blanchieren Sie erst einige Zeit in heißem Wasser.
Um diese zu essen, müssen Sie erst die äußeren Blätter abbrechen, denn diese sind zäh. Den Stiel kürzen Sie auf rund fünf Zentimeter und schälen ihn mit einem Messer.
Ungefähr die obere Hälfte der Knospe schneiden Sie ab und danach einmal längs durch. Haben sich bereits faserige Röhrenblüten entwickelt, dann schneiden Sie diese heraus.
Sie schneiden die Artischocken darauf in dünne Scheiben und legen sie ein in eine Marinade aus Zitronensaft, Olivenöl und Salz. Artischocken sind als Auflage für Pizzen beliebt.
Wenn Sie zerkochte Artischocken oder solche aus der Dose dafür nutzen, sind nur noch wenige Vitalstoffe vorhanden. Stattdessen können Sie auf selbst eingelegte blanchierte Pflanzen zurückgreifen.
Artischocken pflanzen
Die Artischocke kommt ursprünglich aus einem mediterranen Klima. Hierzulande heißt das: Sie braucht Sonne, Wärme und Windschutz, dazu einen tiefen und lockeren Boden.
Die Samen keimen bei rund 25 Grad Celsius. Nach dem Frost, also Mitte Mai, lassen sich die aus den Samen gezogenen Jungpflanzen in Deutschland ins Freie setzen, jeweils im Abstand von ungefähr einem Meter.
Der Boden sollte gut mit Gartenkompost versetzt sein. In der Regel beginnt die Ernte im zweiten Jahr, und dann mehrere Jahre hintereinander. Im Herbst werden die Pflanzen zurückgeschnitten und für den Winter mit einer dicken Laubschicht bedeckt, um sie warm zu halten.
Artischocken kaufen und lagern
Artischocken lassen sich ganzjährig erwerben. Die Blütenköpfe sollten sich prall und nicht ausgedörrt anfühlen, der Stiel sollte halbtrocken sein. Sie decken Artischocken mit einem Küchentuch ab. So halten sie sich im Kühlschrank bis zu zwei Wochen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Huige Li, Ning Xia, Isolde Brausch, Ying Yao; et al.: Flavonoids from Artichoke (Cynara scolymus L.) Up-Regulate Endothelial-Type Nitric-Oxide Synthase Gene Expression in Human Endothelial Cells; in: The Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, Volume 310, Issue 3, Seiten 926-932, 2004, aspetjournals.org
- Mariangella Rondanelli, Annalisa Opizzi, Milena Faliva; et al.: Metabolic Management in Overweight Subjects with Naive Impaired Fasting Glycaemia by Means of a Highly Standardized Extract From Cynara scolymus: A Double-blind, Placebo-controlled, Randomized Clinical Trial; in: Phytotherapy Research, Volume 28, Issue 1, Seiten 33-41, 2014, wiley.com
- Heitor Oliveira Santos, Allain Amador Bueno, Joao Felipe Mota: The effect of artichoke on lipid profile: A review of possible mechanisms of action; in: Pharmacological Research, Volume 137, Seiten 170-178, 2018, sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.