Baybaum, auch als Westindischer Lorbeer bezeichnet, ist ein Myrtengewächs, das einen hohen Anteil ätherischer Öle enthält. Er wächst ursprünglich in der Karibik, und dort dient er traditionell als Heilpflanze, um kleinere Wunden zu behandeln, Entzündungen zu lindern, für Kosmetik und Haarpflege und als Basis für Parfüme.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zum Baybaum
- Wissenschaftlicher Name: Pimenta racemosa
- Volksnamen: Bay, Bayrumbaum, Westindischer Lorbeer
- Pflanzenfamilie: Myrtengewächse (Myrtaceae)
- Vorkommen: Karibik, tropisches Südamerika
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter (enthalten ätherisches Öl)
- Inhaltsstoffe (Auswahl): Eugenol, Methyleugenol, Estragol, Chavicol, Linalool, Kampfer
- Anwendungsgebiete:
- Förderung der Durchblutung
- Bronchitis und andere Entzündungen der Atemwege
- fiebrige Erkältung
- Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
- Verdauungsbeschwerden
- Haarpflege
Baybaum – Eine Übersicht
- Baybaum ist ein neotropisches Myrtengewächs aus der Karibik.
- Die Blätter und das destillierte Öl sind traditionelle Heilmittel im tropischen Amerika.
- Indigene in Mesoamerika nutzen die Blätter als Antiseptikum für äußere Wunden.
- Das Öl eignet sich als Insekten-Repellent.
- Das Bay-Öl dient dazu, Verspannungen und Verstauchungen zu behandeln sowie einem Muskelkater vorzubeugen.
- Blätter und getrocknete Früchte sind Gewürze der karibischen Küche. Ihr Geschmack und ihre Verwendung in der Küche ähneln denen von Nelken.
- Das Öl ist eine Basis für Parfüme und in der Kosmetikindustrie aufgrund seines herb-würzigen Dufts beliebt.
- In Rum aufgelöstes Bay-Öl wird als Aftershave genutzt, riecht außergewöhnlich und verhindert Hautreizungen nach dem Rasieren.
Inhaltsstoffe von Pimenta racemosa
Die Blätter bieten bis zu fünf Prozent ätherisches Öl. Bay-Öl riecht ähnlich würzig wie Nelken-Öl. Das liegt an einem hohen Anteil Eugenol, welches mit bis zu 50 Prozent den Hauptbestandteil der ätherischen Öle der Pflanze ausmacht. Hinzu kommen Methyleugenol, Estragol und Chavicol.
Eugenol kann durch Kaliumpermanganat oder Ozon zu Vanillin oxidiert werden und dient dann als Basis für synthetischen Vanillegeschmack. Mit Eugenol werden auch Kosmetika parfümiert, besonders Seifen. In der Heilkunde ist dieser Inhalststoff vor allem interessant, weil er antibakterielle, schmerzstillende, entzündungshemmende und eine leicht betäubende Wirkung aufweist.
Außer Eugenol enthält das Öl des westindischen Lorbeers Terpinene, Linalool, Kampfer und Thujon. In Studien wurden 52 bioaktive Komponenten identifiziert, darunter 3,14 Prozent Monoterpene, 94,85 Prozent oxygenierte Monoterpene und 0,42 Prozent oxygenierte Sesquiterpene, von denen 1,8-Cineole (75,4 Prozent) und Linalool (9,08 Prozent) die Hauptbestandteile darstellen.
Weitere bioaktive Substanzen sind
- Gerbstoffe,
- Cynarosid,
- Quercetrin,
- Quercetin,
- Strictinin,
- Castalagin
- und Grandinin.
Baybaum als Heilpflanze
Eugenol wird gegen pathogene Bakterien, Pilze und Viren, sowie gegen Würmer (wie Nematoden), Trichomonaden, Milben und Zecken eingesetzt. Das Bay-Öl wird außerdem aüßerlich zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung verwendet, denn es beeinflusst die Botenstoffe, die an Entzündungen und Schmerzvermittlung beteiligt sind. So findet es beispielsweise in der Zahnmedizin als antibakterielles, schmerzstillendes und beruhigendes Mittel Anwendung, welches zudem als mildes Lokalanästhetikum wirkt.
Baybaumblätter und Bay-Öl sollen den Magen stärken, antiseptisch und anregend wirken sowie die Verdauung förden. Anwendungsgebiete sind Durchblutungsstörungen, Erkältungen und grippale Infekte.
Eugenol – Unerwünschte Nebenwirkungen
Eugenol ist in hohen Dosierungen und dauerhaft schädigend für Zellen und Gewebe und besitzt mutagene Eigenschaften. Auch kann es allergiefördernd wirken (mittelstarke Sensibilisierungspotenz). Es besteht eine Kreuzreaktivität mit Perubalsam.
Die Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten („Food and Drug Administration“, kurz: FDA) stuft Bay-Öl laut einem Bericht in den BMJ Case Reports (2013) generell als sicher ein.
Anwendungen
Das Öl kann zur Entspannung einmassiert werden und hilft, stumpfe Traumen wie Verstauchungen und Zerrungen zu behandeln. Ebenso ist es als Badezusatz für Teil- oder Vollbäder geeignet. Die Blätter lassen sich zu einem Brei zerstoßen, auf einem Tuch ausbreiten und können dann als Umschlag oder Kompresse auf leichte äußere Wunden, Prellungen, Zerrungen und Verstauchungen aufgelegt werden.
Im heißen Badewasser und über die Einatmung der Dämpfe können Entzündungen der Atemwege gelindert werden. So findet ein Bad mit Ölzusatz Anwendung bei einer Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis oder Erkältung.
Das Öl lässt sich direkt auf Entzündungen im Mundraum träufeln und hilft so gegen bakterielle Infektionen in Mund und Rachen. Je nach Bedarf kann anschließend ein Glas lauwarmes Wasser getrunken oder damit gegurgelt werden – das schont den Magen und die Schleimhäute. Alternativ kann das Bay-Öl auch mit Honig vermischt werden.
Bay-Öl für die Fußpflege
In Mittelamerika reiben sich bewegungsaktive Menschen ihre Füße mit Bay-Öl ein, da dessen antibakterielle und antifungide Effekte Fußpilz und Infektionen verhindern und Entzündungen von Blasen vorbeugen.
Pimenta racemosa – Verbreitung
Pimenta racemosa wächst auf den karibischen Inseln, auf Anguilla, Antigua, Barbuda, Barbados, Kuba, Dominica, Grenada, Guadeloupe, Hispaniola, Martinique, Montserrat, Puerto Rico, St. Lucia, St. Vincent und den Grenadinen, auf Trinidad und den Jungferninseln. In Venezuela und Guayana wächst die Pflanze ebenfalls, wurde aber vermutlich von den Karibischen Inseln eingeführt.
Habitat
Bay ist eine tropische Tieflandpflanze, die bis in Höhen von 750 Meter wächst. In ihrem Lebensraum reicht die durchschnittliche Jahrestemperatur von 22 bis 28 Grad Celsius; die Pflanze kann 18 bis 32 Grad Celsius tolerieren. Sie ist nicht frosthart und eignet sich deswegen nicht zum Freilandanbau in Mitteleuropa, denn die Blätter erleiden bereits bei minus einem Grad Schaden.
Der durchschnittliche Regenfall im Habitat liegt bei 1400 bis 2000 Millimeter, die Pflanze kann aber 700 bis 2800 Millimeter aushalten. Bay bevorzugt einen sonnigen Standort und einen gut durchlüfteten Boden, die Erde kann neutral bis leicht sauer sein.
Bay-Öl in der Kosmetik
Bay wird in der Karibik kommerziell angebaut, vor allem für die Kosmetikindustrie.Die bis zu 20 Meter hohe Bäume werden auf bis zu vier Meter heruntergeschnitten, um sie besser abernten zu können. Aus den Blättern wird durch Destillation das ätherische Öl gewonnen. Es gilt als Mittel für die Förderung des Haarwachstums und wird unter dem Namen “Bay Rum” als After Shave, Eau de Cologne und Haarwasser verkauft.
Baybaum in der Küche
Die aromatischen Früchte, die Rinde und vor allem die Blätter des Bayrumbaums sind ein beliebtes Gewürz. Die getrockneten grünen Beeren lassen sich gut als Würze verwenden. Sie erinnern im Geschmack an Zimt, Nelke und Muskatnuss.
Karibische Spezialitäten mit Bayrumblättern und/oder Bay-Öl sind unter anderem
- Crème Caramel mit Limone und Bayrumblättern,
- Butterreis mit Bayrumöl,
- Tomatensuppe mit Bayrumblättern,
- Suppe mit schwarzen Linsen, wildem Reis, Pfeffer und Bayrumblättern
- sowie Schweinerippchen mit Orange und Bayrumblättern.
Bayblätter-Tee kochen
Die jungen hellgrünen Blätter ergeben einen Tee, der nach Menthol schmeckt; die älteren Blätter schmecken hingegen ein wenig wie Zimt und Nelken. Die Blätter werden mit Wasser zusammen 20 bis 25 Minuten aufgekocht und ziehen anschließend weitere 20 Minuten im Wasser. Je länger der Tee zieht, umso stärker und dunkler wird er. Zum Süßen eignet sich Honig sehr gut.
Worauf müssen Sie achten?
Das ätherische Öl des Bayrumbaums ist leicht entflammbar. Nehmen Sie das pure Öl nur nach ärztlicher Beratung zu sich. Bay-Öl ist generell für Kinder unter drei Jahren nicht empfehlenswert, ebenso sollten schwangere und stillende Frauen auf eine Anwendung verzichten. Lagern Sie es außerhalb der Reichweite von Kindern und vermeiden Sie jeden Kontakt des Öls mit den Augen. Reiben Sie Ihre Haut nicht mit dem Öl ein, wenn Sie sich direkt danach der Sonne aussetzen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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