Die Berg-Flockenblume war bei Menschen, die im Gebirge lebten, traditionell als Heilkraut beliebt. Aus der modernen Phytomedizin ist sie allerdings weitgehend verschwunden. Ihre Wirkung ähnelt der der nahe verwandten Kornblume.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Cyanus montanus / Centaurea montana
- Volksnamen: Waldhühnlein, Waldkornblume
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Verbreitung: Weite Teile Europas, von Spanien bis zum Balkan und von Deutschland bis Italien. In Skandinavien, dem Baltikum, Russland und Nordamerika ist die Berg-Flockenblume als Neophyt etabliert.
- Verwendete Pflanzenteile: Hierzulande als Tee / Pulver aus Blättern und Wurzeln erhältlich, genutzt werden auch Rinde, Blüten, Stängel, Früchte und Samen
- Inhaltsstoffe: Anthocyane und andere Flavonoide, Gerbstoffe und Bitterstoffe
- Anwendungsgebiete: Zum Beispiel Durchfall, Magen-Darm-Beschwerden, Harntrieb, Blasenbeschwerden, langsam heilende Wunden, ausbleibende Menstruation, Blutungen stillen, Entzündungen, Erfrierungen, Verbrennungen, Krampfadern
Berg-Flockenblume – Eine Übersicht
- In deutschen Hoch- und Mittelgebirgen gehörte die Berg-Flockenblume zu den Heilpflanzen der „Hausapotheke“ und wird bisweilen noch heute als Mittel gegen Durchfall gesammelt.
- Weit bekannter als die Berg-Flockenblume ist die eng verwandte Kornblume. Die Inhaltsstoffe und Wirkungen der beiden Pflanzen ähneln sich.
- Die Kommission E, die pflanzliche Arzneimittel auf ihre Wirkung prüft, hat keine Monographie über die Berg-Flockenblume erstellt, was zeigt, dass diese in der Pflanzenmedizin heute kaum eine Rolle spielt.
- Extrakte aus der Berg-Flockenblume hemmen Entzündungen und helfen gegen Verdauungsprobleme. Die enthaltenen Flavonoide und Gerbstoffe machen sie zu einem potenziellen Mittel gegen Entzündungen der Haut und des Rachenraums.
- Die Berg-Flockenblume ist durch den Ausbau der Skigebiete und die moderne Landwirtschaft selten geworden, steht regional unter Schutz und darf dort nicht gepflückt werden.
- Der Gattungsname Centaurea bezieht sich auf den mythologischen Zentaur (Pferdemenschen) Chiron, der sich aufgrund seiner Weisheit und seiner heilenden Fähigkeiten als Lehrer der Götter und Helden hervortat. Trotz seiner Heilkunst war Chiron jedoch nicht in der Lage, sich nach einer Verletzung durch einen vergifteten Pfeil zu heilen.
Inhaltsstoffe
Die Berg-Flockenblume enthält Flavonoide (besonders Anthocyane), Gerbstoffe und Bitterstoffe.
Medizinische Wirkung
Die Pflanze wird in der Volksheilkunde vor allem gegen Verdauungsbeschwerden und Magen-Darm-Probleme eingesetzt. Ihre Inhaltsstoffe ziehen zusammen, trocknen aus und hemmen Entzündungen.
Gerbstoffe, wie sie in der Pflanze enthalten sind, wirken antioxidativ, gegen Viren, Bakterien und Pilze. Sie entziehen Bakterien Eiweiße, indem sie die Epidermiszellen schließen.
Dadurch verdichtet sich die Hautoberfläche, und die Haut regeneriert sich. Zugleich können neue potenziell pathogene Erreger nicht eindringen.
So werden Wundinfektionen erschwert oder sogar verhindert. Insofern eignen sich Gerbstoffe, um Wunden zu desinfizieren und Blutergüsse zu linden.
Sie beugen einer Infektion von Wunden vor, mindern die Blutungen und stärken die Hautbarriere gegen Krankheitskeime. Sie ziehen Haut und Gewebe zusammen und lassen sich deshalb auch gut gegen Krampfadern einsetzen.
Diese zusammenziehende Wirkung hilft auch gegen Durchfall und bremst Entzündungen der Schleimhäute in Mund, Rachen, Magen und Darm. Auch Erfrierungen und Verbrennungen lassen sich mit Gerbstoffen behandeln.
Bei Flavonoiden ist die Wirkung abhängig von der jeweiligen Art dieser sekundären Pflanzenstoffe. Generell eignet sich der regelmäßige Konsum von Flavonoiden dazu, dauerhaft das Gewicht zu senken.
Flavonoide beeinflussen Enzyme und die DNA. Sie bremsen fast drei Dutzend Enzyme im menschlichen Körper und stimulieren die Immunabwehr. So wirken sie Entzündungen entgegen.
Eine Dissertationsstudie zeigte 2012 einen positiven Einfluss von Flavonoiden auf die Darmfunktionen, genauer gesagt auf den Glucosetransport.
Anthocyane, Flavonoide, die als Farbstoffe dienen und in den Blüten der Berg-Flockenblume enthalten sind, neutralisieren freie Radikale und stärken so die DNA gegen oxidativen Stress. Dies hemmt Entzündungen und beugt Krebsformen und Erkrankungen des Blutkreislaufs vor.
Sie gleichen die Insulinausschüttung aus und wirken Hautalterung entgegen. Eine Studie von 2007 kam zu folgendem Ergebnis: Anthocyane mindern Plasmakonzentrationen von Stoffen, die Entzündungen fördern, und so helfen sie gegen Entzündungen.
Bitterstoffe schließlich stimulieren die Tätigkeit von Galle, Leber und Bauchspeicheldrüse. Dadurch fördern sie die Fettverdauung und erhöhen die Produktion der Salzsäure im Magen.
Das wiederum bremst den Heißhunger auf Zuckerstoffe und hilft, Übergewicht zu reduzieren und Normalgewicht zu halten. Bitterstoffe wirken gegen Entzündungen und lassen sich auch gegen Übelkeit einsetzen.
Bitterstoffe unterstützen dabei, zugeführte Nahrung gut zu verwerten. Sie können auch bei Verdauungsbeschwerden und gegen bakterielle Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich eingesetzt werden.
Bitterstoffe wirken Entzündungen entgegen und helfen zum Beispiel bei Asthma bronchiale. Sie gleichen das Sättigungsgefühl aus, sodass unterm Strich die Regel gilt: Mehr Bitterstoffe heißt weniger Kalorien.
Eine algerische Studie kam zu dem Ergebnis, dass Arten der Gattung Cyanus diverse pharmakologische und biologische Wirkungen entfaltet. Die dafür verantwortlichen Stoffe könnten als Kandidaten für neue Medikamente dienen, sowohl in der Human- wie in der Veterinärmedizin.
Überlieferte Anwendungen in der Volksmedizin
In der historischen Volksheilkunde ist der Gebrauch von Berg-Flockenblume vielfach überliefert.
So dienten Auflagen mit Extrakten der Pflanze vor allem dazu, Hautverletzungen zu behandeln. Besonders wurden sie als Hausarznei gegen Insektenstiche von Bienen, Wespen und Hornissen sowie gegen Skorpionstiche und Spinnenbisse eingesetzt.
Die Samen sollten gegen Entzündungen im Mundraum helfen. Ein Tee aus den Blüten war und ist ein traditionelles Mittel gegen Husten, Halsschmerzen und Entzündungen des Rachenraums sowie gegen Infektionen der Augen und der Augenlider.
Bei letzteren wird der Tee abgekühlt, auf Tücher geträufelt und auf die Augenlider gelegt. Die enthaltenen Gerbstoffe und Flavonoide machen entsprechende Wirkungen plausibel.
Ebenso schlüssig ist der Effekt bei dem überlieferten Einsatz eines Blütenaufgusses gegen Zahnfleischbluten, da die Gerbstoffe die blutenden Gefäße zusammenziehen. Bei Ausbleiben der Menstruation wurde ebenfalls Berg-Flockenblume genutzt.
Statt eines Tees wurden als Notapotheke auch Blüten zerquetscht und als Brei direkt auf Insektenstiche, Hautgeschwüre und oberflächliche Hautwunden aufgetragen. Der Tee diente als Blasen- und Nierentee, um den Harntrieb zu fördern.
Salben, die Berg-Flockenkraut enthielten, sollten das Haarwachstum fördern. Heute wird die Pflanze in ihren Herkunftsgebieten immer noch eingesetzt, um Durchfall zu bremsen und einen gereizten Darm zu beruhigen.
Natürliche Verbreitung der Berg-Flockenblume
Das natürliche Vorkommen der Berg- Flockenblume sind Mittel- und Hochgebirge in Mittel- und Südeuropa. Dort wächst sie in lichten Wäldern und am Waldrand, weshalb sie im Volksmund auch Wald-Kornblume heißt.
Ist die Berg-Flockenblume essbar?
Die Berg-Flockenblume ist grundsätzlich essbar, findet sich aber kaum in der Volksküche, da sie bitter schmeckt. Sie wird jedoch bisweilen als Dekoration eingesetzt.
Berg-Flockenblume vermehren
Die Berg-Flockenblume ist eine schöne Zierpflanze und in Gärten beliebt. Bereits im 16. Jahrhundert wurde sie kultiviert und besonders in Bauern- und Naturgärten zu einer gerne gesehenen Beetpflanze.
Sie mag am liebsten Sonne oder Halbschatten im Umfeld von Bäumen oder Mauern. Die Blume ist ausdauernd und hart im Nehmen.
Sie erträgt Trockenheit wie Regen, mag allerdings keine Staunässe und keinen verdichteten Boden. Um die volle Blütenpracht zu genießen, entfernen Sie verblühte Teile umgehend.
Sie lässt sich leicht vermehren, zum einen durch Aussaat, zum anderen durch das Teilen eines Wurzelstocks einer bestehenden Pflanze. Während die Wurzel im Herbst oder Vorfrühling eingepflanzt wird, werden die Samen im April ausgestreut.
Die beste Pflanzzeit für erworbene Berg-Flockenblumen ist der April. Auch im Spätsommer können Berg-Flockenblumen in die Erde gesetzt werden.
Ökologischer Nutzen
Die Berg-Flockenblume ist eine hervorragende Insektenweide. Diverse Bienen und Schmetterlinge finden hier Nahrung.
Dabei ist sie unempfindlich gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Dies liegt unter anderem an den enthaltenen Flavonoiden.
Berg-Flockenblume und andere Heilpflanzen im Garten
Berg-Flockenblume ist zäh und breitet sich aus. Deshalb harmoniert sie mit anderen konkurrenzstarken Heil- und Nahrungspflanzen, zum Beispiel mit dem Frauenmantel und der Lupine.
Auch Akelei und Storchschnabel lassen sich gut mit Berg-Flockenblume kombinieren. Das gilt ebenso für Steppensalbei und Schafgarbe. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Monica L. Bertoia, Eric B. Rimm, Kenneth J. Mukamal et al.: Dietary flavonoid intake and weight maintenance: three prospective cohorts of 124 086 US men and women followed for up to 24 years; in: The BMJ, Issue 17, Seite 352, 2016, bmj
- Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K, Heidelberg-Berlin, 1999
- Amina Khammar, Samah Djeddi: Pharmacological and Biological Properties of Some Centaurea Species; in: European Journal of Scientific Research, Volume 84, Issue 3, 2012, ResearchGate
- Bettina Schwanck: Flavonoide als potentielle Inhibitoren des darmständigen Natrium-abhängigen GlucoseCotransporters 1 (SGLT1). Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, vorgelegt von Bettina Schwanck, Kiel, 2012, Uni Kiel
- Walter Wurzer (Herausgeber): Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen, Klagenfurt, 1994
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.