Besenginster ist ein weit verbreiteter Schmetterlingsblütler auf kalkarmen Böden. In der Vergangenheit wurden aus ihm Besen hergestellt, und er diente dazu, den Harn zu treiben und so Steine aus den Harnwegen zu schwemmen. Heutige Studien zeigen eine Fülle von medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen, die unter anderem Krebs und Erkrankungen des Herzkreislaufs vorbeugen. Da Besenginster giftig ist, sollten Sie diese aber nur als Fertigpräparate einnehmen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Cytisus scoparius
- Volksnamen: Besenstrauch, Besenkraut, Besenpfriem, Pfriemenstrauch, Bram, Geißklee, Geißenklee, Gelbe Scharte, Gilbkraut, Gelster, Gilster, Gierst, Ginsterkraut, Rehweide, Mägdebusch, Hasenheide, Hasengeilkraut, Hasenkräutich, Hasenkraut
- Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
- Verbreitung: Mittel-, Süd- und Osteuropa, Vorderindien, Japan, als Neophyt in Amerika
- Verwendete Pflanzenteile: Die nicht geöffneten Blütenknospen, Zweige und Blätter
- Inhaltsstoffe: Spartein, Lupanin, Isospartein, Tyramin, Epinin und Dopamin, Flavonoide, Isoflavone / Isoflavonoide
- Anwendungsgebiete: Gefäße verengen, Blutdruck erhöhen, Harn treiben und Herz regulieren. In der Volksheilkunde Anwendung bei Wassereinlagerungen, Nierensteinen, Gicht, Rheuma, Gelbsucht, Leberleiden, Bluterkrankungen und Herzschwäche.
Besenginster – Eine Übersicht
- Besenginster enthält herzwirksame Alkaloide und hat eine leicht harntreibende Wirkung.
- Historisch wurde Ginster eingesetzt, um die Wehen zu fördern. Da die Pflanze jedoch giftig ist, wird heute Schwangeren dringend davon abgeraten, sie zu konsumieren. Hildegard von Bingen (1098-1179) erwähnte den Ginster als Heilkraut „Sarothamni scoparii herball“ oder „Spartii scoparii herball“. Daher stammt der Name Spartein für einen Hauptwirkstoff der Pflanze. Blätter und Blüten des Besenginsters wurden in der frühen Neuzeit dem Bier zugefügt und galten als Lustförderer.
- Angeblich kamen Schäfer auf die Idee, Besenginster zu konsumieren, um sich zu berauschen, nachdem sie beobachtet hatten, dass Schafe sich nach dem Fressen der Pflanze merkwürdig verhielten. Getrocknete Blüten des Besenginsters werden heute als „legal high“ eingesetzt und zu Rauschzwecken in Rauchmischungen verwendet.
- Seine fünfkantigen grünen Zweige erinnern an einen Besen und wurden auch als ein solcher verwendet. Aus den rutenartigen Zweigen der Pflanze wurden nicht nur Besen hergestellt, sie dienten auch als Flechtwerk, und die Fasern waren Grundlage für grobe Textilien.
- Besenginster ist eine häufige Pflanze in Brachen, an Wegen, Böschungen, auf Extensivweiden, am Waldrand, in Waldschlaggebieten und in lichten Buchen- wie Eichenwäldern.
- Medizinisch anerkannt ist die Wirkung von Besenginsterkraut bei funktionellen Herz- und Kreislaufbeschwerden. Die Nebenwirkungen und Toxizität bedingen aber, dass Besenginster offiziell nicht als Arzneimittel empfohlen wird.
Inhaltsstoffe
Das Hauptalkaloid im Besenginster ist Spartein. Weitere Alkaloide sind das Oxospartein Lupanin und das Isospartein. Dazu kommen biogene Amine wie Tyramin, Epinin und Dopamin. Flavonoide und Isoflavone / Isoflavonoide sind reichlich vorhanden: Spiraeosid, Scoparin, Isoquercetin sowie Quercetin- und Kämpferolglykoside, C-Glykosole des Apigenins und Luteolins, Sarothamin und Genistein.
Das Spartein geht in den Samen weitgehend in Lupanin über. Dieser Leitstoff wurde 1851 erstmals durch John Stenhouse (1809-1880) aus der Pflanze isoliert.
Besenginster – Medizinische Wirkungen
Spartein schwächt Nervenimpulse am Herzen und schützt das Herz so vor außerordentlicher nervöser Belastung, was gegen funktionelle Störungen des Herzrhythmus hilft – also gegen Herzstolpern und Herzklopfen. Tyramin verengt Gefäße und steigert so den Blutdruck.
Oxidativer Stress spielt eine wichtige Rolle beim Entstehen diverser Erkrankungen wie Arteriosklerose (Arterienverkalkung), Krebsformen und Leberleiden. Aktuelle Studien zeigen, dass antioxidative Stoffe in Pflanzen den oxidativen Stress auch bei Menschen bremsen. Dazu gehören Flavonoide, die in Cytisus scoparius vorkommen.
In einer rezenten Studie ließ sich belegen, dass Besenginster antioxidative Effekte erzeugt und ein Isolieren und Identifizieren der antioxidativen Komponenten zu neuen Arzneien für entsprechende Erkrankungen führen könnte.
2013 veröffentlichten spanische Forschende eine Studie, die belegte, dass Besenginsterextrakte gegen oxidative Schäden an der Haut durch UV-Strahlen wirken und zwar in einem Ausmaß, das dem von synthetischen Antioxidantien entspricht, ohne dabei die Haut zu irritieren.
Medizinische Anwendungen
Besenginster enthält als eine der wenigen Pflanzen Stoffe, die sich wirksam in Behandlungen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einsetzen lassen, besonders bei leichten Herzrhythmusstörungen und niedrigem Blutdruck. Diese Inhaltsstoffe finden sich in Arzneien, die die Therapie bei Kreislaufstörungen unterstüützen.
Anwendungen in der Volksheilkunde
Traditionell war Besenginster vor allem ein Mittel, um den Harn zu treiben. Dazu wurde ein Sud aus den Blüten, Blättern oder Zweigen getrunken. Dies diente dazu, den Körper durch Harntrieb zu entwässern, eine zu starke Menstruation zu regulieren, sowie Gallen-, Nieren- und Harnsteine auszuschwemmen. Zudem war Besenginster ein Mittel gegen Ischias und Bronchialerkrankungen.
Anwendungen heute
Als Naturheilmitel werden Präparate aus Besenginster intravenös, subkutan oder oral verabreicht. Es gibt sie als Tabletten, Tropfen, als Arzneitee oder Injektionslösung.
Ginster ist giftig
Besenginster ist schwach bis mittel giftig. Präparate, die ihn enthalten, dürfen auf keinen Fall eingenommen werden, wenn Sie unter Bluthochdruck leiden, denn diesen verstärkt er. Als Hausmittel sollten Sie Tee aus den Blüten, Blättern oder Zweigen nicht konsumieren: Eine falsche Dosierung kann Vergiftungen auslösen.
Diese äußern sich als Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und verstärkten Speichelfluss, seltener durch neurologische Störungen. Bekannte Todesfälle der neueren Zeit traten nicht durch den Konsum der Pflanze auf, sondern durch Arzneien, die Spartein in höheren Konzentrationen enthielten.
Für den sicheren Gebrauch des Besenginsters sollten Sie ausschließlich Fertigpräparate nutzen und diese auch nur in Abstimmung mit dem Arzt oder der Ärztin. Besenginster hat starke Wechselwirkungen mit MAO-Hemmern wie Maprotilin oder Selegilin. Kinder unter 12 Jahren sollten keine Medikamente mit Besenginster verwenden.
Spartein wird vom Stoffwechsel verarbeitet und dann über die Niere mit dem Harn ausgeschieden. Sehr wenige Menschen können das dafür nötige Enzym nicht bilden. Dann führt auch eine schwache Dosierung zu Vergiftungen. Erste Anzeichen sind Sehstörungen, Benommenheit und Kopfschmerzen. Treten diese auf, müssen Sie die Anwendung sofort abbrechen und einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen.
Besenginster als Tiergift
Besenginster ist giftig für Pferde und Schafe, Hunde und Katzen, Kaninchen und Hasen, andere Nagetiere und Vögel. Bei trächtigen Stuten kann der Verzehr die Wehen auslösen. Sie sollten ihn nich an Zierfischteichen pflanzen, da die Samen für die Fische tödlich sein können. Vergiftungen bei Tieren zeigen sich durch Erbrechen, Durchfall, erhöhten Speichelfluss, Verstopfung, Lähmungen und Bewusstlosigkeit.
Schmetterlingsblütengewächse
Besenginster gehört in die Unterfamilie der Schmetterlingsblütler, einer sehr artenreichen Gruppe, zu der 12.000 Spezies und 420 Gattungen gehören. Charakteristisch für diese ist ihre Symbiose mit Knöllchenbakterien.
Solche Mikroben leben in Knöllchen an den Pflanzenwurzeln, sammeln Stickstoff und stellen ihn der Pflanze zur Verfügung, die den Bakterien wiederum Nährstoffe und Wasser liefert. Aus diesem Grund gedeiht Besenginster auch auf stickstoffarmen Böden.
Besenginster – Blätter
Besenginster ist ein sommergrünes Gehölz mit dunkelgrünen Blättern. Diese sind an Langtrieben lanzettförmig, an Kurztrieben dreizählig. Besenginster ist an heißes Klima angepasst, und die Blätter bieten deshalb nur wenig Oberfläche, so dass kaum Wasser verdunsten kann. Obwohl die Pflanze von vielen kleinen Blättern bedeckt ist, sieht sie aus der Ferne so aus, als ob sie kahl wäre.
Ginster- Sommerwurz
Besenginster kann pathogene Erreger gut abwehren, allerdings ist ein pflanzlicher Parasit auf ihn spezialisiert. Diese Ginster-Sommerwurz (Orobanche rapum-genistae) betreibt keine Fotosynthese, sondern saugt über besondere Organe, die Haustorien, aus der Wurzel ihres Wirts – des Besenginsters.
Sie dockt sich an die Zucker führenden Leitungen aus den oberen Teilen der Pflanze ebenso an wie an den Transportwegen für die Mineralien, die aus der Wurzel kommen. Es handelt sich, biologisch gesehen, um einen Vollschmarotzer (im Unterschied zu Halbschmarotzern wie der Mistel, die selbst Fotosynthese betreiben).
Besenginster im Garten
Besenginster mag Wäme und volle Sonne – Hitze stört ihn nicht, und er liebt offene Stellen, auf denen viele andere heimische Pflanzen nicht gedeihen. Besenginster verträgt keinen Kalk, ist aber, davon abgesehen, beim Boden nicht anspruchsvoll: Sandiger und steiniger Untergrund stört ihn nicht – es handelt sich um eine Pionierpflanze.
Die Erde sollte indessen locker sein und Wasser durchlassen. Bei Lehmböden können Sie Splitt oder Sand einmischen, um der Pflanze das Anwachsen zu erleichtern. Das war es dann auch schon fast. Wenn Sie in langen Trockenphasen gelegentlich wässern, wächst der Ginster von allein, ist robust und braucht keine Düngung. Auf keinen Fall sollten Sie ihm Stickstoff zugeben, denn dann schwächeln die Triebe. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Informationszentrale gegen Vergiftungen Bonn: Besenginster (Cytisus [Sarothamnus] scoparius), (Abruf 14.12.2021), gizbonn.de
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- Karl Hiller, Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band A bis K, Heidelberg / Berlin, 1997
- Psychotropicon: Cytisus, Cytisin und Chinolizidinalkaloid-haltige Pflanzen, (Abruf 15.12.2021), psychotropicon.info
- Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen, Felsberg, 2019
- Raja Sundarajan, Nazeer Ahamad Haja, Kumar Venkartesan et al.: Cytisus scoparius link - A natural antioxidant; in: BMC. Complementary and Alternative Medicine, Volume 6, Issue 8, 2006, (Abruf 15.12.2021), BMC
Wichtiger Hinweis:
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