Bei Birken (Betula) denken die meisten sofort an die auffällige weiße Rinde des Baumes. Ihretwegen besitzt das Laubgehölz einen außergewöhnlichen Zierwert und wird vielerorts in Baumalleen, Parks und Gärten gepflanzt. Dass die Birke aber auch als Heilpflanze dient, ist den meisten heute gar nicht mehr bewusst. Dabei war Birkenblättertee im Mittelalter ein fester Bestandteil der Volksheilkunde. Vor allem bei Nieren- und Blasenerkrankungen sollen die Bestandteile des Baumes aufgrund ihres harntreibenden und reinigenden Effekts gute Dienste leisten. Erfahren Sie deshalb nachstehend mehr über die Heilkräfte der Birke.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zur Birke
- Wissenschaftliche Name: Betula (Gattung)
- Pflanzenfamilie: Birkengewächse (Betulaceae)
- Volkstümliche Namen: Bark, Besenbaum, Bork, Frühlingsbaum, Hexenbesen
- Herkunft: Asien, Europa, Nordamerika
- Anwendungsgebiete: Erkrankungen des Blutes, Harnwegserkrankungen, Hauterkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Knospen, Rinde, Baumsaft
Die Birke: Traditions- und Frühlingsbaum
Die bis zu 25 Meter hohen Birken gehören zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae), der sie unverkennbar ihren Namen verliehen. Als europäischer Traditionsbaum gilt die Birke dabei als echter Nordbaum und hatte vor allem im keltischen, germanischen und skandinavischen Kulturraum einen festen Platz in den hiesigen Landesbräuchen.
In Deutschland wird er als Frühlingsbaum betrachtet, der mit seiner Blütezeit von März bis April den Frühlingsbeginn einläutet. Die Blütenknospen des Baumes haben dabei eine sehr eigentümliche Form und hängen in länglichen Kätzchen von den Birkenästen. Sie wachsen getrenntgeschlechtig (monözisch), wobei die männlichen Blüten etwas früher als die weiblichen Blütenknospen entstehen.
Letztere entwickeln sich erst gegen Ende April bis Anfang Mai gemeinsam mit den Birkenblättern und sind dafür verantwortlich, dass der von Blüten begleitete Blattaustrieb des Baumes Bestandteil einer Reihe von Frühlingsbräuchen ist. Beispielsweise wird von der Birke der traditionelle Maibaum gestellt, der am 1. Mai nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ost- und Nordeuropa vielerorts mit bunten Bändern und anderen Frühlingsornamenten geschmückt aufgestellt wird.
In Franken kennt man zudem das Birkenstecken. Hier stellen Männer im heiratsfähigen Alter eine junge Birke vor das Haus ihrer Angebeteten und machen ihr somit eine Liebeserklärung oder gar einen symbolischen Heiratsantrag.
Überhaupt werden Birken in der Volkstradition häufig mit Jungfrauen sowie Liebes- und Fruchtbarkeitsriten in Verbindung gebracht, was vermutlich nicht nur am schlanken und eleganten Wuchs des Birkenstammes und seiner zartweißen Rinde liegt, sondern auch daran, dass die weiblichen Blütenstände den alljährlichen Blattaustrieb und damit die Wiedergeburt des Baumes nach dem kargen Winter zur Folge haben.
Auch soll der Birkensaft, welcher im Frühjahr aus dem Stamm sowie den Ästen gewonnen wird, bei Haarausfall helfen. Daher haben ihn früher viele junge Frauen zur Haarpflege nutzten. Männern soll der Saft der Birke dagegen als Potenzmittel dienen. Zu diesem Zweck wird der zuckerhaltige Birkensaft bis heute in Teilen Russlands zu Birkenwein weiterverarbeitet und bei Potenzproblemen genutzt.
Birkenblätter
Von medizinisch größerer Bedeutung sind allerdings die Birkenblätter, welche zum einen durch ihre am Rand gezackte, elliptische Form und zum anderen durch ihre intensive gelbe Herbstfärbung auffallen. Sie werden zu Heilzwecken als Teekräuter für ein breites Spektrum an Beschwerden genutzt. Hierfür werden vor allem die Blattkräuter der Moorbirke (Betula pubescens) und der Hängebirke (Betula pendula) genutzt.
Im Vordergrund der heilpflanzlichen Anwendung steht die harntreibende Wirkung der Birkenblätter, welche bei Harnwegserkrankungen wie Blasenentzündung oder Nierensteinen eingesetzt wird. Doch auch bei anderen Gesundheitsbeschwerden, wie etwa Hauterkrankungen oder Rheuma, wird Birkenblättertee immer wieder empfohlen.
Insgesamt sind folgende Anwendungsgebiete bekannt:
- Harnwegserkrankungen wie z.B. Blasenentzündung, Nierenschwäche oder Nierensteine,
- Hautprobleme wie z.B. Ringe unter den Augen, Ekzeme, Hautausschlag oder Schuppenflechte,
- Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Diabetes, Gicht und rheumatische Beschwerden,
- sonstige Gesundheitsbeschwerden wie z.B. Allergien, Durchfall, Haarausfall, Infektionen, Neuralgien oder Frühjahrsmüdigkeit.
Wissenswertes: Die Birke wurde bereits von den Neandertalern recht umfangreich genutzt. Neben der Verwendung des Holzes zur Herstellung von Werkzeug- und Waffengriffen waren unseren Artverwandten Vorfahren dabei auch die Nutzung von Birkenpech als Kleb- und Bindemittel sowie die heilpflanzliche Anwendung von Birkenblättern nicht unbekannt.
Birkenblätter – Inhaltsstoffe und Wirkung
Die eher unscheinbaren Birkenblättern stecken voller medizinisch wirksamer Stoffe, Vitamine und Mineralien. Der Gesundheitswert ergibt sich bei den Blättern der Birke aus einer besonderen Wirk- und Nährstoffkombination, bestehend aus:
- Bitterstoffen,
- Flavonoiden,
- Gerbstoffen,
- Kalium,
- Kalzium,
- Phytosterinen,
- Saponinen,
- Terpenen
- und Vitamin C.
Bitterstoffe
Bitterstoffe tragen ihren Namen nicht umsonst, denn sie verleihen bestimmten Pflanzen ihren besonderen Bittergeschmack. Neben ihrer aromatischen Komponente weisen Bitterstoffe jedoch auch eine besondere Heilkraft auf, zu der unter anderem eine
- antibakterielle,
- antimykotische,
- appetitanregende,
- durchblutungsfördernde,
- entzündungshemmende,
- immunstärkende,
- krampflindernde
- und verdauungsfördernde
Wirkung gehört. Gerade die verdauungsfördernden Eigenschaften sind Grund dafür, dass bitterstoffhaltige Kräuter zur Herstellung von Magenbitter verwendet werden. Dieser soll bekanntlich gut gegen Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung oder Durchfall helfen. Zustande kommt die verdauungsfördernde Wirkung der Bitterstoffe durch ihre Fähigkeit, die Durchblutung sowie die Sekretproduktion im Magen-Darm-Trakt anzuregen.
Dies kann auch der Harnausleitung dienlich sein, denn durch eine erhöhte Produktion von Verdauungssekreten wie Magen- oder Gallensaft lässt sich eine verbesserte Entwässerung des Nahrungsbreis erreichen. In Folge kann den Nieren mehr Flüssigkeit zur Harnproduktion bereitgestellt und die Harnwege somit sorgfältig durchspült werden.
Flavonoide
Die Pflanzenstoffgruppe der Flavonoide erhielt ihren Namen von dem lateinischen Wort flavus für „gelb“. Er entstand, nachdem man die färbenden Inhaltsstoffe bestimmter Pflanzen genauer untersucht hatte, wobei die gelbfärbenden Flavone, eine Untergruppe der Flavonoide, als erstes identifiziert wurden.
Als Inhaltsstoffe von Pflanzen wie der Färber-Eiche oder dem Färber-Maulbeerbaum sind Flavone bis heute als natürliche Färbemittel in der Textil- und Lebensmittelindustrie in Gebrauch. Und auch die Birke besitzt einige dieser gelben Flavonoide, welche in Birkenblättern etwa einen Anteil von drei Prozent ausmachen.
Neben ihrer färbenden Eigenschaft besitzen die meisten Flavonoide (und damit auch Flavone) interessante Heilwirkungen. Gerade ihre harntreibende Wirkung macht sie dabei zu vielfach genutzten Wirkstoffen von pflanzlichen Diuretika. Auch bei Verdauungsbeschwerden helfen Flavonoide immer wieder zuverlässig weiter. Weiterhin ist ein regelmäßiger Verzehr von Flavonoiden für Leber, Nerven, Herz und Gefäße sehr gesund. Alles in allem machen mögliche
- antiallergische,
- antimikrobielle,
- antivirale,
- antioxidative,
- blutdrucksenkende,
- entkrampfende,
- entwässernde,
- entzündungshemmende,
- Herz-Kreislauf stärkende,
- krebshemmende,
- leberschützende
- und Magen-Darm regulierende
Eigenschaften Flavonoide zu einem ungeahnt vielseitigen natürlichen Quell der Gesundheit, der auch das medizinische Potential von Birkenblättern in hohem Maße mitgestaltet. Die wichtigsten Flavone der Birke sind Hyperosid und Avicularin, die je nach Birkenart eine höhere oder niedrigere Konzentration aufweisen. Den höchsten Gehalt an Flavonen besitzt die Moorbirke.
Gerbstoffe
Weitere Inhaltsstoffe der Birkenblätter, die schon seit Jahrtausenden Verwendung finden, sind Gerbstoffe. Wie der Name bereits sagt, sind sie für das Gerben von Tierhäuten in der Lederverarbeitung essenziell, da sie eine
- antibakterielle,
- antimykotische
- und antivirale
Wirkung besitzen. Die Gerbstoffe von Pflanzen wie der Birke werden Tannine genannt. Sie sind auch in der Medizin als natürliche Desinfektionsmittel von großer Bedeutung, wo sie gerade im Bereich der Wunddesinfektion sowie zur Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen häufig gebraucht werden.
Die grundlegende Eigenschaft von Tanninen, wie auch von allen anderen Gerbstoffen, besteht darin, dass sie einen zusammenziehenden (adstringierenden) Effekt auf das Hautgewebe haben. Dadurch werden Hautporen verschlossen und Infektionserreger am Einwandern ins Gewebe gehindert. Darüber hinaus werden durch die Adstringenz Blutgefäße verengt, sodass im Falle einer Verletzung die lokale Wundblutung leichter gestillt werden kann.
Mit Blick auf Entzündungen sorgen Gerbstoffe durch das Verdichten von Gewebe und Gefäßen dafür, dass der Austritt von Entzündungssekreten aus der Blutbahn eingeschränkt wird. Überschießende Entzündungsreaktionen werden somit vermieden, was nicht nur bei entzündlichen Hautkrankheiten, sondern auch bei Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum sowie im Verdauungstrakt hilft.
Eine Mundspülung mit bzw. das Trinken von Birkenblättertee kann darum auch bei Erkrankungen wie einer Magen-Darm- oder Rachenentzündung helfen. Selbst eine stopfende Wirkung, die bei Gerbstoffen im Zuge ihrer adstringierenden Eigenschaften durch einen zusätzlichen Entwässerungseffekt eintritt, ist gegeben und wirkt sich positiv auf Durchfälle sowie die Harnausleitung aus.
Mineralien
Zu den wichtigsten Mineralien in Birkenblättern gehören Kalium und Kalzium. Beide gehören diesbezüglich zu den sogenannten essenziellen Mineralstoffen, welche für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen unabdingbar sind. Kalium ist hierbei vor allem für die Reizleitung der Nerven notwendig. Das gilt insbesondere für die Reizbildung des Herzens, die den Herzrhythmus und somit auch den Blutdruck bestimmt. Ferner spielt der Mineralstoff für das Zellwachstum sowie den Stoffwechsel und Hormonhaushalt eine Rolle.
Gerade Hormone wie Insulin sind dabei auf eine geregelte Kaliumzufuhr angewiesen, wodurch sich die Anwendung von Birkenblättern bei Diabetes erklärt. Ebenso beeinflusst Kalium den Säure-Basen-Haushalt, was im Rahmen von Gicht eine wertvolle Hilfe sein kann.
Es gibt einige Eigenschaften, die Kalium sich mit dem namensähnlichen Kalzium teilt. Das gilt zum Beispiel für die
- herzstärkende,
- muskel- und nervenstimulierende,
- stoffwechselregulierende
- sowie zellschützende
Eigenschaft beider Mineralien. Zusätzlich ist speziell Kalzium aber auch für die Knochen- und Gelenkgesundheit wichtig und verbessert so die Heilwirkung von Birkenblättern bei rheumatischen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Auch die Stabilität anderer kalziumhaltiger Körperstrukturen wie Haut, Haare, Zähne und Fingernägel kann dank des Kalziums in Birkenblättertee von einer Anwendung profitieren. Daneben wirkt das Mineral an der Blutgerinnung mit.
Phytosterine
Als Sterine sind in der Biologie eine besondere Gruppe von Lipiden definiert, die ausschließlich in der Zellmembran von Tieren, Pflanzen und Pilzen vorkommen. Pflanzliche Sterine werden diesbezüglich auch als Phytosterine bezeichnet. Sie kommen also in der Zellmembran der Pflanzen vor, wo sie zum einen den strukturellen Aufbau mitgestalten.
Zum anderen regulieren sie den Energie- und Signalaustausch zwischen den Pflanzenzellen, was sich durch die Einnahme phytosterinhaltiger Kräuter im Übrigen auch auf den menschlichen Zellmechanismus übertragen lässt. So reagieren Hautzellen beispielsweise positiv auf die Anwesenheit von Phytosterinen, was in der Medizin zur Behandlung von Hautreizungen und Juckreiz genutzt wird, etwa bei Vorliegen von Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Hautallergien mit entsprechender Symptomatik.
Die Ähnlichkeit von Phytosterinen zum Cholesterin des Menschen ist ebenfalls von besonderer medizinischer Bedeutung. Aufgrund der ähnlichen Wirkungsweise lässt sich die körpereigene Cholesterinproduktion durch Phytosterine nämlich signifikant reduzieren. Hier ist jedoch eine moderate Anwendung wichtig, da ein Zuviel der cholesterinähnlichen Pflanzenlipide den gegenteiligen Effekt provozieren und die Cholesterinkonzentration langfristig auch erhöhen kann. Ein erhöhtes Arteriosklerose-Risiko ist dann die Folge.
Saponine
Mit Blick auf die Cholesterinwerte haben auch die Saponine in Birkenblättern eine den Phytosterinen ähnelnde Funktion, binden sie doch erfolgreich Cholesterin an sich und senken so dessen Konzentration im Blut. Außerdem wird Saponinen eine
- darmschützende,
- entzündungshemmende,
- harntreibende,
- hormonstimulierende,
- schleimlösende
- und verdauungsfördernde
Wirkung zugesprochen. Die darmschützende Eigenschaft ergibt sich aus einer besonderen Hemmung der Zellteilung von Darmzellen, was für die Prävention von Darmkrebs relevant ist. Verdauungsfördernd wirkt sich dagegen die Fähigkeit der Saponine aus, die Aufnahme von für den Körper wichtigen Nahrungsmittelbestandteilen im Darm zu verbessern. Auf diese Weise lässt sich nicht nur die Nährstoffaufnahme in den Stoffwechsel optimieren, sondern dem Nahrungsbrei auch mehr Flüssigkeit einziehen, was bei Durchfall sehr wünschenswert ist und außerdem die Harnproduktion unterstützt.
Übrigens: Die hormonstimulierende Wirkung von Saponinen könnte außerdem für den fruchtbarkeitsfördernden Effekt von Birkenblättern und Birkensaft verantwortlich sein. Zudem wird der Haarwuchs in entscheidendem Maße durch die Ausschüttung von Hormonen, wie etwa dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen, mitbestimmt, was die jahrhundertealte Anwendung von Birkenblättern gegen Haarausfall erklären würde.
Terpene
Die meisten Saponine in Birkenblättern gehören zu den Terpenen. Genauer gesagt sind es Triterpene, bei denen es sich um eine besondere Gruppe von Pflanzenstoffen handelt, die insbesondere als Hauptbestandteile von ätherischen Pflanzenölen bekannt sind. Hier wirken sie maßgeblich als Aromastoffe sowie als
- antimikrobielle,
- entzündungshemmende,
- wundstillende
- und zellschützende
Inhaltsstoffe. Eines der wichtigsten Triterpene in der Birke ist diesbezüglich das Betulin. Es verdankt seinen Namen unverkennbar dem Umstand, dass es mit Ausnahme einiger Eschenarten ausschließlich in Birken vorkommt.
Die medizinischen Eigenschaften von Betulin werden derzeit noch Malariaerforscht. Doch bereits jetzt deuten verschiedene Studien darauf hin, dass das Triterpen als natürliches Antibiotikum und Virustatikum interessant ist. Dabei scheint Betulin selbst gegen schwere Infektionskrankheiten wie Malaria und HIV-Infektionen erstaunlich effizient vorzugehen.
Obendrein scheinen auch die zellschützenden Fähigkeiten des Triterpens sehr intensiv zu sein. So konnten Wissenschaftler der Medizinischen Universität Lublin (Polen) und der Universität Turku (Finnland) im Rahmen einer Meta-Studie zeigen, dass Betulin gegen Tumorzellen wirken könnte.
Ganz ähnliche Wirkungen lassen sich auch bei der Betulinsäure und dem Lupeol der Birkenblätter finden. Sie gehören innerhalb der Gruppe der Triterpene zu den sogenannten Lupanen welche eine besondere Form der Harzsäuren darstellt. Diese werden unter anderem zur Herstellung von Räucherharz verwendet.
Zur Gruppe der Oleanane gehören wiederum die birkeneigene Oleanolsäure sowie Erythrodiol. Oleanolsäure ist hier ein sogenanntes Sapogenin, also ein Auszug von Saponinen, und wird als medikamentöser Wirkstoff gegen Niereninsuffizienz untersucht.
Vitamin C
Ein letzter wichtiger Wirkstoff der Birkenblätter wird von der auch als Vitamin C bekannten Ascorbinsäure gestellt. Das Vitamin ist eines der vielseitigsten, wenn es um die körperliche Gesundheit geht und bündelt in sich zahlreiche Wirkungen einzelner Inhaltsstoffe von Birkenblättertee.
So vereint Ascorbinsäure beispielsweise den antioxidativen und damit gefäßschützenden Effekt von Triterpenen, die verdauungsfördernden Eigenschaften von Bitterstoffen sowie die muskel- und nervenstimulierende Funktion der Mineralien Kalium und Kalzium in sich. Hinzu kommt eine cholesterinregulierende Wirkung, die jener von Phytosterinen ähnlich ist.
Eine weitere besondere Fähigkeit von Vitamin C ist es, die Kollagenstrukturen des Bindegewebes zu festigen. Eine straffe und faltenfreie Haut lässt sich durch eine geregelte Zufuhr von Ascorbinsäure unterstützen.
Im Bereich des Immunsystems hilft Vitamin C außerdem bei der Infektionsprävention, da es als Bestandteil von Abwehrzellen deren Funktionalität mitgewährleistet. Sogar der Hormonhaushalt, und hier insbesondere für die Fruchtbarkeit relevante Sexualhormone sowie Stress- und Schilddrüsenhormone, kommt ohne Ascorbinsäure nicht aus. Das Vitamin unterstützt deshalb die ganzheitliche Gesundheitswirkung der Birkenblätter um ein Vielfaches und macht Birkenextrakt zu einem echten Vitalstoff.
Anwendung und Dosierung von Birkenblättern
Von allen Birkenpräparaten wirkt Birkenblättertee nachweislich am besten, weshalb die Nutzung der Blätter als Teekräuter auch die gängigste Variante der Anwendung ist. Es ist nicht zwingend notwendig, die Kräuter zu kaufen. Man kann sie ganz einfach selbst von Hänge- oder Moorbirken sammeln und anschließend trocknen, bevor man sie als Tee zubereitet.
Die Sammelzeit für Birkenblätter erstreckt sich dabei von Mai bis Juni. Blattknospen werden im März, Birkensaft von März bis Mai entnommen.
Zubereitung von Birkenblättertee
Die harntreibende Wirkung von Birkentee ist so gut, dass dadurch gelegentlich sogar Nierensteine und Nierengrieß aufgelöst bzw. ausgespült werden können. Hierfür werden mitunter auch Teile der Birkenrinde ausgekocht.
Als Dosierungshinweis für reinen Birkenblättertee gilt:
- Geben Sie zwei Esslöffel zerstoßene Birkenblätter in eine Tasse.
- Übergießen Sie diese mit 250 Milliliter kochendem Wasser.
- Lassen Sie den Aufguss circa zehn Minuten ziehen.
- Nun können Sie die Kräuter abseihen und den Tee in kleinen Schlucken trinken.
Wichtig: Es sollte täglich nicht mehr als eine Tasse Birkenblättertee getrunken werden, da der harntreibende Effekt bei Überdosierung eine starke Entwässerung des Körpers verursachen könnte.
Teemischungen mit Birkenblättern
Ebenfalls üblich sind neben der Zubereitung von reinem Birkentee auch Teemischungen. Die Zusammensetzung des Tees richtet sich dabei nach dem jeweiligen Anwendungsbereich. Nachstehend einige Beispiele:
Birken-Tee zur Vertreibung von Frühjahrsmüdigkeit
- ein Teil Birkenblätter,
- ein Teil Ehrenpreisblätter,
- ein Teil Huflattichblüten,
- ein Teil Schlüsselblumenblüten,
- ein Teil Taubnesselblüten
- und ein Teil Veilchenblätter.
Zubereitung: Nehmen Sie einen Esslöffel (EL) dieser Kräutermischung oder geben Sie je eine Prise jedes Krautes in eine Tasse mit heißem Wasser. Lassen Sie den Tee circa zehn bis 15 Minuten ziehen und filtern Sie anschließend die Kräuter ab. Von diesem Frühlingstee können pro Tag drei Tassen getrunken werden.
Birkenblätter-Tee für Diabetiker
- ein Teelöffel (TL) Ackerschachtelhalm,
- ein TL Birkenblätter,
- ein TL Brennnesselblätter,
- ein TL Blutwurz,
- ein TL Geißraute,
- ein TL Heidelbeere,
- ein TL Schafgarbe
- sowie ein TL Wermut.
Zubereitung: Diese Teemischung empfiehlt sich zur Normalisierung des Blutzuckerspiegels. Entnehmen Sie der aufgezeigten Kräutermischung hierfür einen Teelöffel und lassen sie die Kräuter zusammen mit einer Tasse Wasser aufkochen. Nach einer Ziehzeit von zehn Minuten die Kräuter wie gewohnt absieben und den Tee einmal täglich in kleinen Schlucken trinken. Der Tee sollte natürlich ungesüßt oder allenfalls mit zuckerfreien Alternativen wie Honigkraut (Stevia) zubereitet werden!
Birkentee bei Herzbeschwerden
- ein Teelöffel (TL) Ackerschachtelhalm,
- ein TL Birkenblätter,
- ein TL Brennnesselblätter,
- ein TL Johanniskraut,
- ein TL Schafgarbe,
- ein TL Sennesblätter
- und ein TL Spitzwegerich.
Zubereitung: Kochen Sie einen Teelöffel dieser Kräutermischung mit einer Tasse Wasser auf. Anschließend geben Sie das Ganze in eine Teetasse und lassen den Absud zehn bis 15 Minuten abgedeckt ziehen. Vor dem Essen ist der Tee dann ohne Zuckerzusatz ungesüßt schluckweise zu trinken.
Achtung: Es versteht sich von selbst, dass bei chronischen Herzbeschwerden zusätzlich dringend ein Arzt konsultiert werden muss, um langfristig eine medikamentöse Behandlung einzuleiten!
Teemischung gegen Nervenentzündungen
- ein Teelöffel (TL) Birkenblätter,
- ein TL Ehrenpreis,
- ein TL Stiefmütterchen,
- und ein TL Wacholder.
Zubereitung: Nach dem Vermischen der Kräuter wird ein Teelöffel entnommen und mit 250 Milliliter Wasser übergossen. Nach dem Abfiltern können von diesem Tee drei Tassen pro Tag genossen werden.
Waschungen mit Blättern der Birke
Neben der innerlichen Anwendung kann ein Aufguss aus Birkenblättern auch für Waschungen oder Heilbäder hergenommen werden. Die äußere Anwendung ist empfehlenswert zur Reinigung von Wunden oder zur Behandlung von Hauterkrankungen und Hautallergien.
In Sachen Dosierung gilt hier: 250 bis 500 Gramm Blätter auf zwei Liter Wasser. Das Birkenwasser wird anschließend in das Vollbad gegeben oder abgefiltert für eine Waschung verwendet. Alternativ kann Birkenrinde als Badezusatz dienen. Hier kommen 250 Gramm Birkenrinde auf einen Liter Wasser.
Weitere Anwendungen mit Birke
Zur Behandlung von Schuppenflechte oder Ekzemen wird auch gerne Birkenholzteer bzw. Birkenholzteersalbe genutzt. Gegen Haarausfall und Schuppen ist ferner Shampoo aus Birkenholzteer und Schwefel ein Spezialtipp. Entsprechende Produkte gibt es in gut sortierten Reformhäusern oder in der Apotheke zu kaufen.
Birkenblätter: Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Nicht angewendet werden sollten Birkenblätter bei bestehender Birkenpollenallergie. In diesem Zusammenhang können nach der Einnahme auftretende Hautirritationen und Juckreiz auf eine vorliegende Allergie hinweisen. Gelegentlich kommt es nach der Nutzung von Birkenblättertee zu leichten Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.
Auch von einer gezielt harntreibenden Therapie bei Herzschwäche oder Niereninsuffizienz ist entschieden abzuraten. Darüber hinaus sollten Schwangere, stillende Mütter und Kinder unter 12 Jahren von der Einnahme des Birkenblättertees absehen. Die möglichen Nebenwirkungen für besagte Risikogruppen sind bislang noch nicht ausreichend untersucht, weshalb die Therapie hier vorsichtshalber nicht auf eigene Faust angefangen werden sollte. (ma)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hiller, Karl; Melzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. Band 1: A bis K; Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 2000
- Bayrische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft: Beiträge zur Sandbirke, LWF-Wissen 28 (Abruf: 20.11.2019), LWF Bayern
- Merk, Daniel; Schubert-Zsilavecz, Manfred: Triterpenoid als Hoffnungsträger, in: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 01/2012, PZ
- Król, Sylwia Katarzyna; Kiełbus, Michał; Rivero-Müller, Adolfo; Stepulak, Andrzej: Comprehensive Review on Betulin as a Potent Anticancer Agent, in: BioMed Research International, 2015: 584189., PMC
- Alakurtti, S.; Mäkelä, T.; Koskimies, S.; Yli-Kauhaluoma J.: Pharmacological properties of the ubiquitous natural product betulin, in: European Journal of Pharmaceutical Sciences, 29(1): 1-13, September 2006, PubMed
- Rödig, Mirko: Behandlung aktinischer Keratosen mit Birkenoleogel- eine klinische Phase 2a- Studie mit histologischen Untersuchungen, Inauguraldissertation zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, 2008, Uni Freiburg
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.