Kreuzblume wird vor allem als Mittel gegen Husten eingesetzt. Die enthaltenen Seifenstoffe wirken schleimlösend. Die Pflanze hat aber zudem einige weitere Wirkungen – die Bittere Kreuzblume diente hierzulande beispielsweise auch dazu, den Milchfluss stillender Mütter zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Polygala amara
- Volksnamen: Bittere Kreuzblume, Bittere Ramsel, Natterblume, Bitteramselkraut, Himmelfahrtsblume, Pilgerblume, Hustenblümlein, Milchkraut, des weiteren regionale Bezeichnungen wie Feldsträußl, Peterzöpfl in Niederösterreich, Natternzüngl und Schneiderlein in Böhmen oder Goldhansel im Egerland
- Familie: Kreuzblumengewächse (Polygalaceae)
- Verbreitung: Westkarpaten, Ostalpen, Ungarn und Balkan, in Deutschland beschränkt sich die Verbreitung auf Bergregionen im Süden
- Verwendete Pflanzenteile: Das Kraut, die frischen zur Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile, die getrocknete Wurzel
- Inhaltsstoffe: Bitterstoffe, wie Polygamarin und Saponine (Senegin, Presenegin), Gerbstoffe, Gaultherin und Methylsalicylsäureester, ätherische Öle
- Anwendungsgebiete: bei Erkrankungen der oberen Atemwege, Husten mit Auswurf/Schleim, bei Verdauungsproblemen und Magen-Darm-Beschwerden, gegen Entzündungen, zur Förderung der Milchsekretion (historisch: Milchkraut)
Bittere Kreuzblume – Eine Übersicht
- Die Bittere Kreuzblume wächst besonders im Gebirge, auf Magerrasen, in steinigem Gelände, in offenen Kieferwäldern und Quellfluren. Sie braucht viel Kalk.
- Die Gattung Polygala umfasst mehr als 600 Arten. Viele dieser Spezies werden in ihren Herkunftsländern als Heilpflanzen genutzt.
- Die Pflanze wurde in Kräuterbüchern des Mittelalters erwähnt. Bauern nutzten sie früher, um den Milchfluss der Kühe anzuregen. Auch beim Menschen sollte sie die Milchsekretion stillendender Mütter fördern.
- Der Gattungsname Polygala leitet sich ab von den griechischen Wörtern „polys“ für „viel“ und „gala“ für „Milch“.
- Die Bittere Kreuzblume enthält Saponine – unter diesen auch das bekannte Senegin. Der Anteil und die medizinische Wirkung als Schleimlöser und Entzündungshemmer bei Atemwegserkrankungen ist in verwandten Arten wie Polygala senega teilweise noch stärker.
- Als Heilpflanze dienen die oberirdischen Teile der Bitteren Kreuzblume sowie auch die Wurzel.
- Die bekannteste Anwendung ist die Zubereitung als Tee etwa bei Husten, Verdauungsproblemen oder als Brusttee. Senegasirup enthält Polygala senega-Wurzelextrakt und wirkt vor allem sekretlösend und auswurffördernd
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Polygala amara – Inhaltsstoffe
Die Bittere Kreuzblume enthält wie der Name schon andeutet Bitterstoffe, wie Polygamarin und Saponine (Senegin, Presenegin). Darüber hinaus sind wichtige Inhaltsstoffe Gerbstoffe, Gaultherin und Methylsalicylsäureester sowie ätherische Öle.
Kreuzblume – Medizinische Wirkung
Die meisten Wirkung, die der Kreuzblume zugeordnet werden, sind nicht ausreichend wissenschaftlich belegt, sondern basieren auf Beschreibungen aus dem Bereich der Volksheilkunde.
Ein Tee der Bitteren Kreuzblume soll die Milchproduktion stillender Mütter fördern, den Harn treiben, den Stoffwechsel anregen, die Verdauung fördern sowie bei Durchfall und Darmentzündungen helfen.
Für die Wirkung auf die Verdauung, bei Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, sind besonders die Bitterstoffe verantwortlich, da diese die Sekretion der Verdauungssäfte anregen.
Kreuzblumentee enthält schleimlösende Stoffe (Saponine), die bei Husten mit zähem Schleim helfen. Historisch war die Bittere Kreuzblume ein Mittel gegen chronische Bronchitis, Lungentuberkulose, Erkrankungen der Atemwege mit eitrigem Auswurf, Lungenentzündung sowie Asthma.
Auch soll die Pflanze gegen pathogene Pilze wirken und entzündungshemmend wirken, weshalb auch äußerliche Anwendungen bei verschiedenen Hautleiden bekannt sind.
Ein Review (2020) über bisherige Forschungsergebnisse zur Gattung Polygala listet für verschiedene Arten, aber nicht explizit auch der Bitteren Kreuzblume, unter anderem folgende Effekte auf: Sie schützen die Nerven, wirken Entzündungen entgegen, haben antidepressive Auswirkungen, betäuben (sedativ), können die Produktion bestimmter Enzyme hemmen, helfen gegen Arteriosklerose und können auch antitumoral wirken.
Das beschriebene phytopharmakologische Potenzial der Pflanzen müsste allerdings noch weitergehend untersucht werden, da der Forschungsstand und die Qualität einiger zugrundeliegender Studien noch nicht ausreichend sind für weiterführende Rückschlüsse.
Wie wirken Bitterstoffe?
Bitterstoffe, wie sie Polygala amara enthält, regen die Arbeit der Bauchspeicheldrüse, der Leber und der Galle an. Sie fördern so die Verdauung und erhöhen die Menge an Magensäure. Bitterstoffe helfen fettreiche Nahrung und Kohlenhydrate zu verarbeiten und zügeln auch den Appetit. Sie reduzieren Heißhunger auf Süßes, wodurch die beim Abnehmen helfen.
Auch Wirkungen gegen Entzündungen im Magen-Darm-Trakt und Effekte gegen pathogene Bakterien und Pilze sind bekannt.
Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten sind in der Volksmedizin verbreitet. Menschen, die unter Gallensteinen, Magengeschwüren oder einer Übersäuerung des Magens leiden, sollten allerdings auf Bitterstoffe verzichten.
Wie wirken Saponine?
Saponine sind Zucker (Glykoside) von Steroiden, Steroidalkaloiden und Triterpenen. Sie sind sekundäre Pflanzenstoffe, die auch zu den Bitterstoffen gehören und dienen der Pflanze als Schutz gegen schädliche Mikroorganismen, wie Bakterien und Pilze, und andere Schädlinge.
In Kombination mit Wasser schäumen sie auf, darum heißen sie auch Seifenstoffe. Ein Teil ihrer Moleküle löst sich in Wasser, ein anderer in Fett.
Hustenarzneien enthalten oft Saponine, da die Seifenstoffe zähen Schleim lösen und beim Abhusten helfen. Außerdem sollen sie harntreibende, immunstärkende, cholesterinsenkende, hormonregulierende, entzündungshemmende und antibiotische Wirkungen haben.
Einem Review (2011) zur Folge könnten Saponine auch für die Entwicklung neuer Krebstherapien interessant sein.
Da Saponine auch toxisch wirken können, dürfen sie nicht im Übermaß eingesetzt werden.
Einen Tee aus Kreuzblume zubereiten
Für einen Tee aus Bitterer Kreuzblume verwenden Sie rund zwei Teelöffel des getrockneten und geschnittenen Krauts und gießen dies mit einem viertel Liter kalten Wassers auf. Die Mischung kochen Sie auf und lassen sie dann einige Minuten ziehen. Dann gießen Sie den Sud ab.
Für Verdauungsbeschwerden oder Husten trinken Sie rund drei Tassen über den Tag verteilt. Der Tee sollte beim Trinken noch lauwarm sein. Sie können den Tee mit Honig würzen, wenn Sie den Geschmack der Bitterstoffe nicht mögen.
Bittere Kreuzblume in der Medizingeschichte
Autoren des 16. Jahrhunderts wie Lonicerus (Adam Lonitzer) und Hieronymus Bock erwähnten die „Creutzblum“ in ihren Kräuterbüchern als Pflanze, die die Milchsekretion treibe und sich gegen Geschwülste einsetzen lasse.
Spätere Mediziner vermerkten Erfolge dabei, die Eiterung bei einer Tuberkulose durch Kreuzblume zu verhindern. Im 19. Jahrhundert war sie als Mittel gegen Lungentuberkulose bekannt, sollte zudem gegen schlechte Verdauung und schleimige Diarrhöe helfen. Zudem wurde sie gegen Asthma eingesetzt.
Im Deutschland der 1920er Jahre galt die Bittere Kreuzblume als Ersatz für die damals teure verwandte Polygala senega.
Polygala senega – Die Klapperschlangenwurzel
Die Gattungsverwandte der Bitteren Kreuzblume und als Klapperschlangenwurzel bezeichnete Polygala senega aus Nordamerika galt bis in das 20. Jahrhundert als bessere und teurere Alternative zur Bitteren Kreuzblume. Beiden Pflanzen wurden ähnliche Eigenschaften zugesprochen, bei der Bitteren Kreuzblume sollten diese jedoch schwächer ausgeprägt sein.
Die Blume ist nach der indigenen Kultur Nordamerikas, der Seneca, benannt und der Name Klapperschlangenwurzel verweist darauf, dass Indigene Nordamerikas sie gegen Bisse von Giftschlangen einsetzen. In Deutschland war sie bekannt dafür, Hustenschleim zu lösen und die Produktion von Muttermilch anzuregen.
Polygala senega ist reicher an Saponinen als die Bittere Kreuzblume und wirkt daher noch stärker schleimlösend. In der Volksmedizin und Homöopathie sind Anwendungen bekannt gegen Augenentzündungen und Infektionen der Harnwege und der Blase. Hier liegt ihr Effekt darin, dass es die Sekrete / Flüssigkeiten treibt, also die Tränen und den Urin.
Die Wurzel wird in Form von Extrakt, Tinktur, Sirup (Senegasirup) oder Abkochung angewandt, bei Erkrankungen der oberen Atemwege, bei Husten und chronischer Bronchitis.
Was kennzeichnet die Bittere Kreuzblume?
Bittere Kreuzblume wächst an der Oberfläche bis rund 20 Zentimeter in die Höhe und hat eine spindelförmige Wurzel. Sie wächst in kalkreicher Erde, besonders auf Steinrasen der Gebirgsregionen, Halbtrockenrasen oder Frischwiesen mit reichem Moosbewuchs.
Auf Fettwiesen und intensiv gedüngte Weiden wächst sie nicht. Die Blume entwickelt Blüten in elliptischen Trauben von blauer, roter, violetter und weißer Farbe.
Bittere Kreuzblume selbst pflanzen
Sie können Bittere Kreuzblume selbst im Garten anbauen, wenn Sie dabei die Bedürfnisse dieser alpinen Pflanze berücksichtigen. Sie braucht einen durchlässigeren Boden – lehmige Böden kann man dafür zum Beispiel mit Sand oder Steingrus versetzen.
Am besten wächst die Pflanze an einem sonnigen, hellen und windgeschützten Strandort. Die Pflanzen brauchen einen kalkreichen Boden und nur wenig Nährstoffe. Mit dem Düngen müssen Sie deshalb sehr sparsam umgehen. Am besten düngen Sie von März bis September alle zwei Wochen mit etwas organischem Kompost.
Sie sollten die Pflanzen besser zu wenig als zu viel stutzen. Wenn Sie im Sommer stark zurückschneiden, bleiben zunächst die Blüten aus. Polygala amara eignet sich gut für einen Steingarten und ein Alpinum. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Marie-Aleth Lacaille-Dubois, Clément Delaude, Anne-Claire Mitaine-Offer: A review on the phytopharmacological studies of the genus Polygala, in: Journal of Ethnopharmacology, Volume 249, Artikel 11241, 2020, Science Direct
- Mayank Thakur, Matthias F. Melzig, Hendrik Fuchs, Alexander Weng: Chemistry and pharmacology of saponins: Special focus on cytotoxic properties, in: Botanics Targets and Therapys, Volume 2011, Issue 1, Seiten 19-29, Dovepress
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.