Die Blutblume ragt durch ihre leuchtend roten Blütenbälle, die aus einzelnen röhrenförmigen Blütenblättern bestehen, unter anderen Gartenpflanzen hervor. Sie blüht im Hochsommer, wird bis zu 60 Zentimeter hoch und verträgt keine Temperaturen unter zehn Grad Celsius. Alle Teile der Pflanze sind giftig und stellen eine Gefahr besonders für Kinder und Haustiere dar. Das dafür verantwortliche Lycorin zeigt zugleich Effekte gegen Bakterien, Viren, Entzündungen und Krebs.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Scadoxus multiflorus
- Volksnamen: Feuerball-Lilie, Roter Knoblauch, Afrikanische Blut-Lilie
- Familie: Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
- Verbreitung: Im tropischen Afrika, vom Senegal bis nach Mosambik
- Verwendete Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile sind giftig, die toxischen Alkaloide sind lediglich in isolierter Form möglicherweise medizinisch nutzbar
- Inhaltsstoffe: Lycorin und andere Alkaloide
- Anwendungsgebiete: Mögliche Einsatzgebiete des Stoffs Lycorin sind bakterielle und virale Infektionen, Krebsformen wie Speiseröhrenkarzinome, Leukämie, Lungenkrebs, Eierstockkrebs, und Lymphome
Blutblume – Eine Übersicht
- Der Name Blutblume bezieht sich auf die „blutroten“ oder orangefarbenen Blütenbälle.
- Blutblume lässt sich leicht verwechseln mit der Gattung Haemanthus, die ebenfalls Blutblumen genannt werden. Scadoxus bildet nach heutigem Stand jedoch eine eigene Gattung. Scadoxus und Haemanthus zählen beide zur Familie der Amaryllisgewächse.
- Als Pflanze für den Wintergarten, das Zimmer oder die Terrasse ist Blutblume anspruchsvoll. Sie mag es warm, aber nicht heiß, den Boden feucht, aber nicht nass, hell, aber nicht vollsonnig.
- Scadoxusarten vertragen keinen Frost und sollten bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius ins Haus oder den Wintergarten.
- In Kamerun, Kongo und Gabun wird der Zwiebelsaft der Scadoxusarten für Pfeilgifte genutzt, in Nigeria zum Fischen.
- Der Giftstoff Lycorin zeigte in neuen Untersuchungen ein Potenzial für die Krebstherapie, besonders bei Eierstockkrebs.
- Blutblume bildet Zwiebeln aus. Die gewellten Laubblätter werden rund 40 Zentimeter lang. Die Blattbasen formen einen Scheinstamm, der bis zu einen Meter Höhe erreicht.
- Scadoxus multiflorus war früher eine beliebte Zimmerpflanze. Heute ist sie weniger populär, findet sich aber wieder zunehmend in Wintergärten.
Inhaltsstoffe
Blutblumenzwiebeln enthalten Alkaloide, besonders Lycorin.
Medizinische und toxische Wirkungen
Das enthaltene Lycorin ist ein Alkaloid und führt bereits in geringen Dosen zu Erbrechen, Übelkeit und Durchfall, in höheren Dosierungen zu Krämpfen, Lähmungen und Kreislaufversagen sowie zum Tod durch Atemlähmung. Lycorin ist aber nicht nur hochgiftig, sondern hat auch ein großes Potenzial, um Viren und Bakterien zu bekämpfen – und ebenso Tumore.
Dieser Wirkmechanismus gegen Karzinome ist noch unzureichend erforscht. Eine Tierstudie an Beagles gab 2011 Hinweise darauf, wie diese Prozesse ablaufen könnten und welche Dosen welche Wirkung erzielen.
Auch eine Stoffwechselstudie, die auf elektrochemischer Stimulation basierte, gab Einblick in die Wirkung von Lycorin im Organismus.
Belegt ist: Lycorin hemmt die Proteinsynthese, was Effekte gegen das Ausbreiten bestimmter Krebszellen erklären könnte. Möglicherweise hemmt der Stoff auch die Biosynthese der Ascorbinsäure.
Die dazu vorliegenden Studien sind jedoch umstritten und widersprüchlich. Wirkungen des Lycorins gegen Krebszellen liegen vermutlich daran, dass es deren Struktur schädigt, statt einen programmierten Zelltod der Krebszellen herbeizuführen (wie es früher angenommen wurde).
Lycorin zeigte hemmende Eigenschaften gegenüber verschiedenen Krebszelllinien: Lymphome, Karzinome, multiple Myelome, Melanome, Leukämie, menschlicher A549 nicht-kleinzelliger Lungenkrebs und menschlicher OE21 Speiseröhrenkrebs. Darauf deutete eine Studie von 2014 hin.
Lycorinderivate werden in der Krebsforschung eingesetzt. Dazu gehört Lycorinhydrochlorid (LH). Dieses hemmt, laut einer Studie von 2013, deutlich die Proliferation von Hey1B-Zellen mit geringer Toxizität und ließe sich, so das Studienergebnis, wirksam gegen Eierstockkrebs einsetzen.
Lycorin ist giftig für Kinder und Haustiere
Alle Bestandteile der Scadoxus-Arten sind giftig, mit den höchsten Konzentrationen in den Zwiebeln. Im Wintergarten, im Wohnzimmer und auch im Garten besteht die Gefahr, dass Kinder und Haustiere von den Pflanzen essen.
Lycorin wirkt auch auf Hunde, Katzen, Kaninchen, Hasen, Hamster, Meerschweinchen und Vögel. Bei Tieren zeigt sich Übelkeit und starker Speichelfluss.
Die Tiere erbrechen sich, haben Koliken und Durchfall. Dadurch verlieren sie Flüssigkeit.
Sie sind benommen und leiden unter Lähmungen. Starke Krämpfe und Herzrhythmusstörungen können zu Herzstillstand und zum Tod des Tieres führen.
Erste Hilfe bei einer Scadoxus-Vergiftung
Wenn der Verdacht auf eine Scadoxus-Vergiftung besteht, dann entfernen Sie bitte sofort potenzielle Reste der Pflanze aus dem Mund des Kindes oder Tieres. Sie kontaktieren umgehend einen Arzt oder eine Ärztin und bringen die Vergifteten dorthin oder rufen Hilfe unter Telefon 112. Es handelt sich um einen Notfall, und es besteht dringende Lebensgefahr!
Im Krankenhaus oder in der Tierklinik werden Häute und Schleimhäute gespült. Mit Infusionen wird der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen.
Außerdem werden Mittel verabreicht, die den Kreislauf stärken und die Krämpfe lösen. Andere Infusionen schützen Leber und Nieren.
Blutblume pflegen
Blutblumenzwiebeln pflanzen Sie im Frühjahr in Töpfen oder Kübeln. Es reicht, wenn die Triebspitzen locker mit Erde bedeckt sind.
Die Rhizome sollten aus der Erde ragen. Blutblume mag ein lehmiges Humussubstrat mit reichlich vorhandenen Mineralien. Der Boden sollte gut zersetzten Kompost enthalten und zugleich so locker sein, dass er entwässert.
Blutblume verträgt keine Staunässe. Es eignet sich zum Beispiel eine Mischung aus Gartenerde, Gartensand und Gartenkompost.
Welchen Standort braucht die Blutblume?
Die Blumenkübel sollten im Halbschatten stehen. Blutblume mag es hell, verträgt aber keine pralle Mittagsonne.
Die Erde sollte am besten immer leicht feucht, aber nicht nass sein. Bei Staunässe faulen die Knollen. Achten Sie besonders darauf, dass sich kein Wasser im Untersetzer hält.
Ins Freie kommen die Pflanzen, wenn kein Nachtfrost mehr auftritt, also ab Mitte Mai. Sehr gut geeignet sind Wintergärten oder sonnige Fensterbänke.
Blutblume gießen und düngen
Ab Ende März beginnt das Wässern der Pflanzen. Blutblume benötigt reichlich Flüssigkeit und Dünger und zwar während der gesamten Vegetationsperiode von Frühling bis Herbst.
Flüssigdünger sollte alle zwei Wochen dem Gießwasser beigefügt werden. Der Boden sollte sich dennoch nicht mit Wasser vollsaugen.
Wann blüht die Blutblume?
Die orangeroten Blütenbälle entfalten sich zwischen April und Juni und blühen im Hochsommer voll auf. Ausgewachsene Pflanzen zeigen bis zu 50 davon. Gerade in der Blütezeit braucht die Pflanze reichlich Dünger und besonders die Mineralstoffe Eisen und Magnesium.
Warum blüht die Blutblume nicht?
Viele Pflanzenliebhaberinnen und Pflanzenliebhaber wissen nicht, dass die Blutblume eine Ruhephase einlegt, die ungefähr von Oktober bis Ende März dauert, und in der sie kühlere Temperaturen braucht. Wenn die Pflanze diese Erholungsphase nicht hat, sondern den Winter über bei Zimmertemperatur bleibt, fehlt ihr die Kraft, in der Vegetationsphase Blüten auszubilden.
Wie überwintert die Blutblume?
Im Herbst welken die Blüten und Blätter. Sobald die Blätter komplett verwelkt sind, fängt die Ruhephase an. Sie schneiden das gelbe Laub ab und stoppen das Gießen.
Die Blutblume überwintert an einem kühlen, nicht kalten Standort. Im Winter braucht sie nur wenig Licht.
Optimal ist ein Dachboden oder ein Keller mit Temperaturen zwischen fünf Grad und 15 Grad Celsius. Die Ruhephase dauert von Oktober bis Ende März.
Die Knollen müssen nicht gegossen werden, aber Sie sollten sie gelegentlich ein wenig anfeuchten, damit sie nicht austrocknen. Ende März setzen Sie die Pflanze in frische Erde und stellen sie an einen wärmeren und helleren Platz.
Im Mai geht es dann wieder ins Freiland. Ab jetzt wird auch wieder regelmäßig gegossen.
Blutblume umtopfen
Um eine Blutblume umzutopfen, ist die beste Zeit vor dem Austrieb im Frühjahr. Sie sollten umtopfen, wenn die Zwiebeln den Topf ausfüllen oder sogar Wurzeln aus dem Gefäß herauswachsen.
Der neue Topf sollte aber nicht zu groß sein, denn die Blutblume steckt sonst ihre ganze Kraft in das Bilden neuer Zwiebeln. Als Faustregel gilt: Zwischen Zwiebel und Topfrand sollten bei der Blutblume vier Zentimeter liegen.
Ist der Topf noch groß genug, aber die Erde ausgelaugt? Dann können Sie die obere Schicht Boden entfernen und durch frisches Substrat ersetzen. Das reduziert den Stress für die Zwiebeln.
Welche Schädlinge befallen die Blutblume?
Blutblume hat zwar mit den Alkaloiden einen wirksamen Schutz gegen Fressfeinde und pathogene Mikroben, wirkt aber dennoch wie ein Magnet für bestimmte Schnecken. Das Beste ist, diese in den kühlen Morgenstunden abzusammeln.
Selten werden Blutblumen vom Roten Brenner befallen: Es handelt sich um eine Pilzerkrankung an Stängeln und Blättern der Pflanze, die zu roten Flecken führt.
Später färben diese Flecken sich braun, und dann bilden sich die schwarzen Sporenlager des Pilzes. Dieser Pilz gedeiht nur bei hoher Luftfeuchtigkeit.
Bei trockener Luft kann es hingegen zum Befall mit Woll- und Schmierläusen kommen, die sich an der Unterseite der Laubblätter ansiedeln. Generell verfügen Scadoxusarten jedoch über gute Abwehrmechanismen gegen ihre Schädlinge. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Zhifei Cao, Di Yu, Shilong Fu et al.: Lycorine hydrochloride selectively inhibits human ovarian cancer cell proliferation and tumor neovascularization with very low toxicity; in: Toxicology Letters, Volume 218, Issue 2, Seiten 174-185, 2013, ScienceDirect
- Sandra Jahn, Bettina Seiwert, Sascha Kretzing et al.: Stoffwechselstudien der Amaryllidaceen-Alkaloide Galantamin und Lycorin basierend aus elektrochemischer Stimulation zusätzlich zu In-vivo- und in-vitro-Modellen; in: Analytica Chimica Acta, Issue 756, Seiten 60-72, 2012, ScienceDirect
- Sascha Kretzing, Getu Abraham, Bettina Seiwert et al.: Dosisabhängige emetische Wirkungen des Amaryllidaceous Alkaloids Lycorin bei Beagle-Hunden; in: Toxikon, Volume 57, Seiten 117-124, 2011, ScienceDirect
- Peng Wang, Hui-Hui Yuan, Xue Zhang et al.: Novel Lycorine Derivatives as Anticancer Agents: Synthesis and In Vitro Biological Evaluation; in: Molecules, Volume 19, Issue 2, 2014, MDPI
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.