Der Gewöhnliche Blutweiderich – Eine vergessene Heilpflanze
Purpurrot leuchten die Blüten des Blutweiderich aus Uferzonen und lassen vergessen, dass wir in Deutschland sind und nicht in einem tropischen Regenwald. Schnecken verschmähen ihn, gegen Pilzerkrankungen ist er immun, seltene Wildbienen brauchen ihn als Nahrung, er hilft beim Heilen von Wunden und gegen Ekzeme. Nichtsdestotrotz geriet die Pflanze in Vergessenheit.
Inhaltsverzeichnis
Die blutige Weide
Weiderich bedeutet „weidenartig“ und bezieht sich auf die Form der Blätter. Der Gattungsname „Blut“ hat zwei Ursprünge. Zum einen benannten die antiken Griechen damit die „blutroten“ Blüten der Pflanze, zum anderen wussten bereits die Menschen im Altertum um die blutstillenden Eigenschaften.
Eine alte Nutzpflanze
Das Weiderichgewächs liebt feuchte Lehmböden, er wächst in der Natur auf Feuchtwiesen und in der Uferrandzone, aber auch im flachen Wasser. Staunässe ist kein Problem für ihn, aber er überlebt auch, wenn die Gewässer im Sommer austrocknen.
Heute ziert er Gartenteiche wie Sumpfbeete, unsere Vorfahren nutzten ihn indessen praktisch. Die Pflanze enthält viele Gerbstoffe, und so diente sie zum Gerben von Tierhäuten und dazu, Holz zu imprägnieren. Da sier an Gewässern wächst, benutzten ihn besonders Fischer dazu, ihre Seile haltbar zu machen.
In der Alltagsmedizin setzten die Menschen sie ein bei Menstruationsbeschwerden, Entzündungen in der Scheide, bei Ekzemen, Hautausschlag, vor allem aber dazu, blutende Wunden zu stillen. Blutweiderich wirkt adstringierend und tötet Bakterien ab.
Blutweiderich als Zeigerpflanze
Bluweiderich ist eine der wichtigsten Insektenweiden überhaupt und in der Natur eine wichtige Zeigerpflanze. Wenn im Spätsommer die Gräben am Feldweg pupurrot leuchten, dann ist das ein Hinweis dafür, dass hier ein Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten besteht.
Eine Gartenpflanze
Das Weiderichgewächs lässt sich ausgezeichnet im Garten pflanzen. Im Spätsommer sind die „exotischen“ Blütenstände ein Leuchtturm im Garten. Im „normalen“ Beet mit trockenem Untergrund sollte er im Schatten stehen, besser geeignet sind Sumpfbeete, die Randzonen eines Gartenteichs, Schwimmteiche und Minibiotope im Feuchtkübel.
Biologie
Der Gewöhnliche Blutweiderich wird bis zu 2 Meter hoch und bis zu 1,5 Meter breit. Aus seinem Wurzelgeflecht wachsen mehrere Dutzend mehrkantige Stängel. Die Triebe im Wasser dehnen sich als Gewebe aus und versorgen die Wurzeln mit Sauerstoff.
Die Laubblätter sitzen gegenständig oder wechselständig an den Stängeln und sind lanzettörmig, die kleineren Blätter haben die Form von Herzen.
Die krautige Pflanze blüht von Juni bis September in ährenförmigen Blütenständen, von denen jeder einzelne bis zu über hundert Blüten enthält. Die Pollen sind grün und groß oder gelb und klein.
Die Bestäubung funktioniert, weil die Narben der langen Griffel die längsten, die der kurzen die kürzesten Papillen haben. Ein einzelner Blutweiderich produziert bis zu 3 Millionen Samen, die Schleimhaare enthalten. Diese heften sich an Wasservögel und verbreiten sich so flächendeckend.
Ökologischer Wert
Schwebfliegen, Wildbienen und Falter suchen die Pflanze auf, um seinen Nektar zu verzehren. Die Raupen der Nachtpfauenaugen ernähren sich von ihm.
Vorkommen
Der Gewöhnliche Blutweiderich wächst in Eurasien, in Nordamerika ist er als Neophyt eingeführt. Er besiedelt nasse, wechselfeuchte Sumpfböden. Er ist keine Art des offenes Wassers, sondern typisch für zeitweise überschwemmte Standorte, zum Beispiel Auwälder.
Anwendung von Blutweiderich als Heilpflanze
Die „Blutweide“ enthält Pectine, Harze und ätherische Öle en masse, außerdem Gerbstoffe in Mengen, Vitexin und Salicarin, außerdem Provitamin A, Kalzium und Eisen.
Die Gerbstoffe wirken adstringierend und bakterizid. Sie treiben den Harn und stillen Blutfluss. Traditionell diente die Pflanze gegen Durchfall, innere Blutungen, äußere Wunden sowie übermäßige Blutungen während der Periode.
Die Pflanze hilft bei Darminfektionen und Magenverstimmungen durch seine antibakteriellen Wirkstoffe, außerdem ist er ein gutes Hausmittel gegen Halsschmerzen.
Ein Absud aus Blutweiderich sollte gegen Infektionen der Scheide, Erkrankungen der Haut und siffende Wunden helfen. Hierzu dienen entweder ein aus dem Blüten und Blättern gekochter Tee oder ein heißes Bad mit circa einer Handvoll Blutweiderich auf drei Liter Wasser.
Blutweiderich-Tee
Für einen Tee übergießen wir eine Handvoll getrockneter Blüten mit einem Liter kochendem Wasser und lassen die Mischung 30 Minuten ziehen. Bitte keinen Zucker verwenden, das schwächt die Gerbstoffe. Bei Durchfall trinken wir davon 4-5 Tassen am Tag, bei Zahnfleischbluten gurgeln wir mehrmals täglich.
Äußere Anwendung bei Hauterkrankungen
Um die Pflanze äußerlich anzuwenden kochen Sie zwei Handvoll getrockneter Blüten bei schwacher Hitze 20 Minuten, dann gießen Sie das Wasser ab und lassen es kühlen. Damit tupfen Sie die entzündeten Stellen auf der Haut ab. Die Flüssigkeit stellen Sie in einem sauberen Gefäß in den Kühlschrank und kochen sie einmal pro Woche neu.
Anbau von Blutweiderich
Wenn Sie das Weiderichgewächs anbauen, verfügen Sie jeden Spätsommer über einen großen Vorrat an Blüten, die sich problemlos trocknen lassen. Entnehmen Sie keine Pflanzen der Natur, Blutweiderich bekommen Sie in Naturgärtnereien. Für den Standort sollte ein feuchter und sonniger Platz gewählt werden. An den Boden stellt der Blutweiderich keine großen Anforderungen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Heilkräuter-Seiten: www.heilkraeuter.de (Abruf: 25.01.2018), Blutweiderich
- Madaus, Gerhard: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Georg Olms Verlag, 1938
- Costa, Joana et al.: "Experimental insights on Darwin's cross-promotion hypothesis in tristylous purple loosestrife (Lythrum salicaria)", in: American Journal ob Botany, Volume 104 Issue 4, 2017, Wiley Online Library
- Liath, Claudia: Der grüne Hain, Books on Demand, 2012
- Bader, Christa: Wilde Kräuter und Heilende Pflanzen für Körper und Seele: Ein Kurs in Heilpflanzenkunde, Books on Demand, 2014
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.