Bockshornkleesamen und -blätter sind von Griechenland bis Indien als Küchengewürze beliebt, was vermutlich auch an ihrem intensiven Geruch nach Sellerie liegt. Zugleich wird Bockshornklee als traditionelles Heilmittel angewandt.
Wunder bewirkt der Schmetterlingsblütler nicht – entgegen dem, was einige unseriöse Angebote versprechen. Belegt sind hingegen Effekte gegen Hautentzündungen, zudem fördern die leicht bitter schmeckenden Samen den Appetit.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Trigonella foenum-graecum
- Volksnamen: Griechisches Heu, Fenugreek (englischer Name, im Kraftsport populär), Ziegenhorn, feine Grete, Kuhhornklee, schöne Margareth
- Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
- Verbreitung: Ursprung vermutlich das antike Persien, als Kulturpflanze in Indien, Iran, Türkei und Mittlerem Osten, Maghreb, Frankreich, Ukraine, China, Nord- und Südamerika
- Verwendete Pflanzenteile: Samen, Blätter, Kraut
- Inhaltsstoffe: Unter anderem Proteine, Lipide, Schleimpolysaccharide, Steroidsaponine, Aminosäuren, ätherische Öle, Eisen, Calcium, Magnesium, Vitamin A, Vitamin C, Vitamin B3, Vitamin B6, Vitamin D, Cholin
- Anwendungsgebiete:
- Hautleiden
- Magen-Darm-Beschwerden
- Ödeme
- Appetitlosigkeit
- Diabetes
- lokale Entzündungen
Inhaltsstoffe
Die Samen enthalten bis zu 30 Prozent Protein, bis zu zehn Prozent Lipide und bis zu 40 Prozent Schleimpolysaccharide (Zuckerverbindungen), 1,2 bis 3,0 Prozent Steroidsaponine, außerdem die Aminosäure 4-Hydroxyisoleucin und 0,2 bis 0,4 Prozent Trigonellin. Ätherische Öle machen rund 0,015 Prozent aus.
Die Samen bieten pro 100 Gramm 33,5 Milligramm Eisen (wichtig, um Blut zu bilden und den Körper mit Sauerstoff zu versorgen), 176 Milligramm Calcium (nötig, um Fettsäuren zu binden, den Stoffwechsel auszugleichen und Knochen aufzubauen), sowie 191 Milligramm Magnesium (stärkt Nerven, Muskeln und Fettstoffwechsel).
Weiterhin enthalten die Samen des Bockshornklees Vitamin A (wichtig für die Sehkraft), Vitamin C (Antioxidans, das freie Radikale fängt, wichtig für das Bindegewebe), Vitamin B3 (Nikotinsäure) und Vitamin B 6 (für glatte Haut und funktionierende Nervenbahnen).
Vitamin D ist ebenfalls im Bockshornklee enthalten, welches vor allem in der dunklen Jahreszeit wichtig ist, da wir es dann kaum noch ausreichend durch die Sonne bilden können. Bockshornkleesamen enthalten außerdem das als entzündungshemmend geltende Cholin.
Die Öle enthalten Palmitin-, Linol-, Linolen- und Ölsäuren. Saponine (Bitterstoffe) wehren bei den Pflanzen schädliche Mikroorganismen und Insekten ab und sind potenziell wegen ihrer antimikrobiellen Wirkung auch bei Menschen zur Krankheitsvorbeugung und komplementären Behandlung geeignet.
Das in Griechischem Heu enthaltene 4-Hydroxyisoleucin und 2-Oxoglutarat stimuliert das Insulin im Körper. Die Verbindungen Diosgenin und Yamogenin werden zur synthetischen Produktion von Progesteron und anderen Steroiden genutzt. Die Verbindung 3-Hydroxy-4.5-dimethyl-2 (5H)-furanon sorgt dafür, dass Schweiß und Urin nach dem Verzehr des Bockshornklees nach Ahornsirup duften.
Wirkung
In der EU ist Extrakt aus Bockshornklee zugelassen als pflanzliches Arzneimittel gegen temporäre Appetitlosigkeit und zur äußeren Anwendung gegen kleinere Entzündungen. Dabei basiert diese Einschätzung nicht auf validen Studien, sondern auf dem traditionellen Gebrauch zu diesen Zwecken.
Bockshornkleesamen
Eine Studie der Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ergab, dass Bockshornkleesamen gegen Appetitmangel, Hautentzündungen und Untergewicht wirken.
Die Schleimstoffe der Samen hemmen Entzündungen und lindern Reize; die ätherischen Öle desinfizieren und wirken gegen Mikroben; die Bitterstoffe der Samen regen die Verdauung an, indem sie Magensäure und Galle stimulieren; die enthaltenen Vitamine schützen die Zellen, stärken die Knochen und bilden Blut.
Durch in vitro Studien belegt sind antioxidative Wirkungen und Effekte gegen freie Radikale.
Ebenfalls durch eine wissenschaftliche Studie untersucht sind scheinbar positive Wirkungen von Bockshornkleesamen gegen leichte Formen von Asthma bronchiale. Im Tierversuch belegt ist auch die Wirkung gegen Entzündungen.
In der äußeren Anwendung dient Bockshornklee traditionell dazu, Furunkel, Geschwüre und Ekzeme zu heilen. Die Kommission E sieht die Wirkung bei lokalen Entzündungen als gegeben an.
Bockshornklee bei Diabetes
Die Saccharide sind Galaktomannane. Sie wirken sich im Tierversuch positiv auf den Cholesterinspiegel und den Blutzucker aus. Das Endosperm der Guarbohne besteht zu 80 bis 95 Prozent aus Galaktomannanen. Es handelt sich um die einzige pflanzliche Arznei, die für die Zusatztherapie von Diabetes zugelassen ist.
Die Saccharide in Bockshornklee haben vermutlich ähnliche Effekte, Wirkungen gegen Diabetes wurden in wissenschaftlichen Studien (2001) untersucht. Die Ergebnisse deuten unter anderem auf eine verbesserte Blutzuckerkontrolle und verminderte Insulinresistenz bei einer leichten Form von Typ-2-Diabetes hin.
Im Tierversuch zeigten sich Wirkungen gegen Diabetes. Verantwortlich dafür scheint die Aminosäure 4-Hydroxy-Isoleucin zu sein, die offenbar ausschließlich im Bockshornklee vorkommt.
Indessen ist nicht klar, ob Bockshornkleesamen den Kohlenhydratstoffwechsel so beeinflussen, dass sie der Wirkung eingenommener Medikamente bei Menschen mit Diabetes negativ beeinflussen. Die Aufnahme gleichzeitig eingenommener Arzneien kann möglicherweise durch die Polysaccharide beeinträchtigt werden.
Außerdem regt Bockshornklee den Appetit an; viele Betroffene mit Diabetes sind jedoch übergewichtig und brauchen im Gegenteil Appetitzügler.
Bockshornklee in der Stillzeit
Das im Bockshornklee enthaltene pflanzliche Hormon Diosgenin (beziehungsweise dessen in der Pflanze enthaltene Vorstufe) soll sich ausgleichend auf den Hormonhaushalt von Frauen auswirken, Osteoporose in den Wechseljahren vorbeugen und gegen Krebs im Dickdarm helfen.
Es soll auch die Milchproduktion bei Stillenden fördern und findet sich mit Frauenmantel zusammen in vielen Stilltees. Valide Belege dazu stehen aus.
Gegenanzeigen
Medizinerinnen und Mediziner raten dringend davon ab, während der Schwangerschaft Bockshornklee zu sich zu nehmen. Inhaltsstoffe können in bestimmter Dosierung für Kontraktionen der Gebärmutter sorgen und Frühgeburten einleiten.
Bockshornklee enthält Cumarin, das als Blutverdünner wirkt. Wenn Sie Medikamente einnehmen, die das Blut verdünnen oder die Gerinnung hemmen, und/oder Probleme mit der Blutgerinnung haben, sollten Sie unbedingt einen ärztlichen Rat einholen , bevor Sie zu Bockshornklee greifen.
Bei einer Allergie gegen Hülsenfrüchte sollten Sie Bockshornklee ebenfalls vermeiden.
Bockshornklee in der Volksmedizin
In der Volksmedizin (zum Beispiel dem indischen Ayurveda, im Iran, der Türkei, in Griechenland) werden die Blätter und Samen der Pflanzen bei vielerlei Beschwerden eingesetzt. Sie sollen Gebärmutter und Herz stärken, das Kauen der Samen oder ein Tee aus ihnen soll Schleim in den Atemwegen lösen.
So findet sich Bockshornklee in vielen Teemischungen in Kombination mit anderen Pflanzen, die gegen Erkältung, grippale Infekte, Bronchitis oder Nasennebenhöhlenentzündung eingesetzt werden.
In Indien, im Iran und der Türkei ist Bockshornklee ein populäres Mittel gegen Magenbeschwerden wie Magenschmerzen, Magengeschwüre oder Magenentzündungen sowie gegen entsprechende Erkrankungen des Darms.
Im Mittleren Osten sind Bockshornkleesamen ein beliebtes Mittel, um die Potenz zu steigern, starkes Schwitzen einzudämmen und Drüsenschwellungen zu lindern.
Innere Anwendung
Tee aus Bockshornklee wird traditionell getrunken bei Bronchitis, Lungenentzündung, Verschleimungen, Erkältung, Husten, Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung, Magen-Darm-Beschwerden.
Äußere Anwendung
Äußerlich eingesetzt, als Umschläge mit Samenbrei, ist Bockshornklee in der Volksmedizin ein Mittel gegen eitrige Entzündungen an Zehen und Fingern, lokale Entzündungen der Haut, Geschwüre und Furunkel.
Bockshornklee-Tee
Tee aus Bockshornklee lässt sich aus den Samen oder den Blättern herstellen – aus dem ganzen Kraut. Da die Pflanze sehr intensiv schmeckt, empfiehlt es sich, den Tee mit milderen Kräutern zu mischen, die eine ähnliche Wirkung haben. Geeignet dafür sind zum Beispiel Minze und Melisse.
Bockshornklee-Kapseln
Bockshornklee ist in Kapseln erhältlich, davon sollten Sie täglich drei Mal zwischen 500 und 600 Milligramm zu sich nehmen.
Da jeder Mensch individuell reagiert, holen Sie zur Sinnhaftigkeit und Menge der Einnahme vorher einen ärtzlichen Rat ein.
Bockshornklee-Pulver
Pulver aus der Pflanze können Sie im Reformhaus, in Drogerien oder Apotheken als Nahrungsergänzung erwerben. Das Pulver besteht aus Samen, denen die Fette entzogen wurden. Sie sollten es vor einer Mahlzeit zu sich nehmen, um so die Verdauung zu fördern.
Bockshornklee als Gewürz
Bockshornklee duftet sehr würzig, manche vergleichen den Geruch mit süßlichem Sellerie. Der Geschmack ist mehlig und ein wenig bitter. Die Samen spielen eine wichtige Rolle in indischen Curries sowie in der Küche des Iran, der Türkei, Ägyptens, Äthiopiens und Eritreas.
Ihr Geschmack bereichert Getränke (Tees), Süßwaren oder Sirups. Im Iran werden die Samen in Essig eingelegt oder pur verzehrt. Die Samen dienen auch dazu, Seifen, Cremes, Spülungen und Shampoos zu verfeinern und dazu, Tabak zu parfümieren. Die Samen werden über Gebäck gestreut oder über Brot.
Der bittere Geschmack mildert sich durch das Anrösten der ganzen Hülsenfrüchte. Diese werden danach mit dem Mörser zerstoßen. Bockshornklee harmoniert mit Kümmel, Schwarzkümmel, Liebstöckel, Curry und Chili.
Bockshornklee in der Kosmetik – „Die schöne Margareth“
Ihren Volksnamen „Die schöne Margareth“ trägt die Pflanze, da sie bereits in der Antike in der Kosmetik Verwendung fand. Auch die ägyptische Königin Kleopatra soll Gesichtsmasken mit Bockshornklee genutzt haben.
Dabei handelt es sich nicht um Aberglauben. Samen und Blätter bieten Vitamin C und Vitamin B 6 und beide helfen dabei, schlaffe Haut zu glätten. Das enthaltene Eisen fördert die Durchblutung, was ebenfalls zu einer gesunden Haut beiträgt. Die Samen sind sogar als Mittel gegen Hautentzündungen anerkannt und eignen sich gut, um unreine Haut zu bekämpfen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- BGA/BfArM (Kommission E): Foenugraeci semen (Bockshornsamen); in: Bundesanzeiger (BAnz), Heftnummer: 22a, 01.12.1990
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.