Clematis, die Waldreben, kennen wir heute als Zierpflanzen, die Hausfassaden mit Blüten schmücken. Die Arten der Gattung dienen jedoch in Europa, Asien wie Amerika in der Volksmedizin auch als Heilpflanzen, besonders gegen Hautleiden und entzündliche Erkrankungen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Clematis (Gattung)
- Volksnamen: Klematis; die Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba) trägt im deutschsprachigen Raum diverse regionale Bezeichnungen, zum Beispiel Waldstrick und Narrenholz; in Österreich Waschl (Putzknäuel), Lün, Liasch oder Lüln, in der Schweiz Niele. Historisch wurde Clematis vitalba auch Teufelszwirn genannt.
- Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
- Verbreitung: Die Gattung ist in rund 300 Arten in den gemäßigten Breiten Eurasiens und Amerikas verbreitet.
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Stängel und Wurzeln
- Inhaltsstoffe: Unter anderem Kaffeesäure, Campesterol, Anemonin, Protoanemonin und Trimethylamin
- Anwendungsgebiete: Hauptsächlich in der Volksmedizin: zum Beispiel Ekzeme, rheumatische und entzündliche Erkrankungen, Parasiten, Spinnenbisse und Skorpionstiche, Haarpflege, Wundbehandlung, Harnwegserkrankungen, Kopfschmerzen
Clematis – Eine Übersicht
- Die Gattung der Waldreben, auch Clematis oder Klematis genannt, gehören zu Familie der Hahnenfußgewächse. Ihre rund 300 Arten sind vorwiegend in gemäßigten Breiten Eurasiens und Nordamerikas verbreitet.
- Die meisten Clematisarten sind verholzende Lianen, also Kletterpflanzen, die an Baumstämmen und anderen Hilfen ranken. Manche Arten stehen aber auch selbstständig als Sträucher beziehungsweise Halbsträucher.
- Die heimische Waldrebe wächst besonders im Uferbereich von Gewässern und am Waldrand. Sie diente als Mittel gegen rheumatische Erkrankungen, Ekzeme, äußere Wunden und innere Entzündungen.
- In Nordamerika werden in der Medizin von rund 27 Kulturen der American Natives mindestens neun Arten der Gattung genutzt, besonders gegen Hautleiden wie Ekzeme, Parasiten, Spinnenbisse und Skorpionstiche, zur Haarpflege, und um äußere Wunden zu behandeln.
- Der Volksname „Narrenholz“ rührt von der Praxis, getrocknete Waldrebe zu rauchen, was zu Schwindelanfällen führen kann.
Inhaltsstoffe der Waldrebe
Der Pharmazeut Bernhard Lugger erwähnt in seiner Diplomarbeit an pharmazeutisch wirksamen Stoffen der gewöhnlichen Waldrebe unter anderem Kaffeesäure, Campesterol, Anemonin, Protoanemonin und Trimethylamin.
Ein Review von Forschenden aus dem Punjab und Rajasthan fasst zusammen: In Waldreben sind pharmakologisch effektive Stoffe vorhanden, wie Saponine (Seifenstoffe), Phytosterole (pflanzliche Hormone), Anemonin und Protoanemonin sowie Stigmasterolglykoside.
Saponine sind sekundäre Pflanzenstoffe, die zusammen mit Wasser Schaum bilden, und darum heißen sie auf Deutsch Seifenstoffe. Die Phytomedizin nutzt Pflanzen mit Saponinen als Hustenarznei, da sie Schleim verflüssigen und so das Abhusten erleichtern.
Medizinische Wirkungen
Saponine hemmen Entzündungen, fördern die Durchblutung und wirken gegen Mikroben, Bakterien und Pilze. Saponine aktivieren die T- und B-Zellen, fördern so das Bilden von Antikörpern und Gedächtniszellen. Saponine treiben den Harn und fördern die Produktion bestimmter Hormone.
Hustenmittel enthalten oft Saponine, da diese beim Abhusten helfen. Hier kommt es auf die Dosierung an: In größerer Menge können Saponine auch Entzündungen hervorrufen und Gewebe schädigen – da sie Blut auflösen können, sollten sie nicht in die Blutbahn gelangen.
Saponine steigern den Blutdruck und senken das Cholesterin. Eine chinesische Studie zeigte im Tierversuch bei Saponinen aus der Waldrebe Clematis henryi deutliche Effekte gegen arthritische Entzündungen.
Laut einer chinesischen Studie von 2013 sind Saponine in Waldreben auch Kandidaten zur Prävention bestimmter Krebsformen.
Eine Studie taiwanesischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ergab: Das in Waldreben vorhandene Anemonin lässt sich isolieren und kann in Arzneien oral eingenommen wie injiziert werden, sowie äußerlich als flüssiger Extrakt oder Salbe aufgetragen werden. Es lindert Schmerzen, entspannt Krämpfe und bekämpft pathogene Bakterien.
Anwendungen in der indianischen Medizin
Die indigene Bevölkerung Amerikas nutzt mindestens neun verschiedene Waldreben – vor allem äußerlich. Sie setzen Salben, Umschläge und Blätter dieser Pflanzen ein, um Hautparasiten zu bekämpfen, zum Beispiel Milben und Läuse, um Spinnenbisse zu lindern, das Haar zu pflegen und die Heilung äußerer Wunden zu verbessern.
Indigene Nordamerikas verwenden die Pflanzen auch, um Rheuma- und Kopfschmerzen zu behandeln. Innerlich dient in den heutigen USA Waldrebe als Mittel gegen Erkrankungen der Harnwege, Blase und Nieren.
Die Shoshoni stellen aus den Blättern von Clematis ligusticifolia ein Pulver her, das sie bei Kopfschmerzen schnupfen. Da diese Methode aber allergische Reaktionen auslösen und die Rezeptoren der Nasenschleimhäute schädigen kann, wird in der modernen Phytotherapie von ihr abgeraten.
Clematis in Volksmedizin und Medizingeschichte
In Europa belegt ist die Verwendung der Wurzeln, Blätter und Stängel der Waldreben zu medizinischen Zwecken. Die Blätter dienten hier, innerlich eingenommen, dazu, den Harn zu treiben, auf stumpfe Verletzungen aufgelegt dazu, die Schmerzen zu lindern, sowie als Mittel gegen Juckreiz auf der Haut.
In China werden verschiedene Waldreben gegen Entzündungen, Gelenk- und Bauchschmerzen genutzt. Eine Studie koreanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sah deutliche antientzündliche Wirkungen der Art Clematis mandshurica im Tierversuch belegt.
Waldrebe – Volksmedizinische Anwendungen
Ein Review eines Forschungsteams aus China erwähnt als Anwendungen: Die Stängel und Wurzeln der Gewöhnlichen Waldrebe wurden abgekocht, und der Sud als Umschlag um Hautausschlag gewickelt oder als Tee dem Badewasser zugegeben (gegen Gebärmutter-, Gelenk- und Muskelschmerzen). Kompressen mit dem Tee dienten als Mittel gegen Hautentzündungen, Furunkel, Geschwüre und Ekzeme.
Clematis in der heutigen Phytotherapie
Die moderne Phytotherapie sieht die Behandlung von Hauterkrankungen mit Waldrebe kritisch. So können Extrakte aus Waldreben zwar Heilungsprozesse beschleunigen, da sie die Haut reizen, so die Durchblutung fördern und die Schmerzen lindern.
Der Übergang zwischen beschleunigten Heilungsprozessen und Hautirritationen, die Hautleiden verstärken statt sie zu lindern, ist aber fließend, je nach Anwendung und Dosierung. In der Phytotherapie Europas sind als „rötende“ Mittel, die zu verstärkter Durchblutung führen, heute Produkte aus Cayennepfeffer verbreitet, während Hahnenfußgewächse zu diesem Zweck in Südasien eingesetzt werden.
Toxische Effekte
Gewöhnliche Waldrebe ist ebenso wie andere Arten der Gattung ungenießbar und schwach giftig. Durch Trocknen und Kochen verliert sie indessen ihre toxische Wirkung.
Hauptgiftstoff ist Protoanemonin, und diesen setzt die Pflanze bei Verletzungen frei: Biologisch dient dieser Stoff als Schutz gegen Fressfeinde, er reizt die Haut, und dies führt zur Bildung von Blasen, zu Rötung und Juckreiz.
Im Mittelalter sollen sich Bettlerinnen und Bettler mit dem Saft der Waldrebe eingerieben haben, um ihre Haut zu entstellen und so Mitleid zu erregen. Die toxische Wirkung war vermutlich auch das Motiv für den historischen Namen „Teufelszwirn“.
Bei äußerer Anwendung frischer Waldrebe auf der Haut in höheren Dosierungen kann es zu einer Hautreizung kommen. Bei innerer Anwendung in größeren Dosen sind Blutungen in Magen und Darm ebenso möglich wie blutiger Harnfluss und Nierenschäden.
Clematis beschneiden
Clematisarten wachsen rapide, und Sie können die Pflanzen im Spätherbst und Frühwinter ohne Weiteres bis auf 20 Zentimeter über dem Boden zurückschneiden. Wenn Sie im Februar / März schneiden, müssen Sie darauf achten, keine neuen Triebe zu beschädigen.
Waldrebe pflanzen
Clematisarten pflanzen Sie im Spätsommer und Frühherbst in humusreichem Boden (es handelt sich um Waldpflanzen). Sie mögen lockere Erden und einen hellen Standort, bei dem die Wurzeln aber im Schatten liegen sollten.
Von Anfang an sollten Sie Rankhilfen anbieten. Mit einer Schicht Rindenmulch oder Kompost verhindern Sie, dass die Pflanze austrocknet.
Standort
Waldreben lieben kalkreiche Erdböden, die sowohl Humus enthalten wie Wasser abfließen lassen. Dazu zählt die Uferzone von Flüssen, dazu gehören Waldränder und lichte Wälder sowie Küstenregionen.
Im Garten können Sie dieses halb sonnige, halb schattige Areal durch Mauern, Zäune und Pergolen nachbilden. Diese sollten nach Osten oder Westen ausgerichtet sein.
Rankhilfe
Clematis rankt an dünnen Hilfen besser als an dicken. Besonders geeignet sind Metallgitter mit senkrechten ebenso wie waagerechten Stäben. Von Hauswänden sollten die Reben eine Handbreit Abstand haben, damit sie genug Luft bekommen.
Pflege
Clematisarten haben geringe Ansprüche. Clematis vitalba gilt auf kalkreichen Böden in Forsten oft sogar als Plage. Stellen Sie sich als natürliches Habitat einen Waldrand vor. Auf diesen scheint die Sonne, die Zone unmittelbar über der Erde ist aber schattig.
Dort finden Sie Clematis, und an einer solchen Stelle können Sie Ihre Waldrebe pflanzen. Dann braucht sie nur wenig Pflege, ist aber bei Trockenheit für regelmäßiges Gießen dankbar.
Vermehrung
Clematis können Sie einfach vermehren, indem sie starke Triebe abschneiden und als Ableger einpflanzen. Junge Pflanzen, die Wurzelwerk bilden, können Sie von der Mutterpflanze trennen.
Clematis kaufen
Sie können verschiedene Waldreben in Gärtnereien und Gartencentern kaufen. Achten Sie auf die Art und die Sorte, kontrollieren Sie die Pflanzen auf Krankheiten und Schädlinge, prüfen Sie dafür auch das Substrat.
Die beste Zeit zum Kauf sind Frühling und Frühsommer. Dann kann sich die Pflanze gut auf den neuen Standort einstellen.
Clematis montana – Die Berg-Waldrebe
Clematis montana, die Berg-Waldrebe, wächst in Wäldern Ostasiens. Manche Sorten von ihr, wie „Rubens“, wachsen sehr stark, bis zu acht Metern und sogar noch höher, wenn sie in milden Wintern nicht zurückfriert.
Clematis viticella – Die Italienische Waldrebe
Die Italienische Waldrebe (Clematis viticella) wächst am Mittelmeer, von Spanien bis in die Türkei. Sie ist seit Jahrhunderten kultiviert und eine weit verbreitete Gartenpflanze.
Ist Clematis winterhart?
Als Pflanzen gemäßigter Breiten sind Wildformen der Gattung Clematis generell winterhart. Das gilt zum Beispiel für Clematis montana. Alpenwaldreben (Clematis alpina) und Italienische Waldreben vertragen sogar Temperaturen bis minus 25 Grad Celsius, sollten aber vor frostigen Winden und zu viel Wintersonne geschützt sein.
Für Hybriden gilt das nicht notwendig, es kommt auf die Sorte an. Pflanzen im Topf / Kübel müssen Sie besser vor Frost schützen als solche im Freiland, zum Beispiel durch ein Vlies oder eine Laubschicht. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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