Damiana wächst als kleiner Strauch in warmen Gegenden Amerikas. Die Einheimischen nutzen diese Pflanze, um die sexuelle Lust zu fördern, als Wachmacher und als Mittel gegen Angst und Asthma. Hierzulande finden sich die Blätter eher selten in Räuchermischungen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Turnera diffusa
- Volksnamen: Misibcoc, Chac-Mixib (Mexiko), spanisch Oreganillo, diverse Volksnamen von den USA bis Guatemala
- Familie: Safranmalvengewächse (Turneraceae)
- Verbreitung: Natürlich Nordamerika bis südliches Südamerika
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Kraut
- Inhaltsstoffe: Cineol, Cadinen, Arbutin, p-Cymol, Damianin, Pinen und Thymol, Apigenin, Gerbstoffe (Tannin) und Koffein, ätherisches Öl, Harz und Stärke
- Anwendungsgebiete: Unter anderem gegen Erkältungen, Husten, Bronchitis, Müdigkeit (Tonikum), Muskelschwäche, Asthma, Hautausschlag und als Aphrodisiakum
Damiana – eine Übersicht
- Diese Safranmalve wächst in Kalifornien und Texas, in ganz Mesoamerika, auf den Karibischen Inseln und südlich bis Argentinien. In der Baja California und in Nordmexiko ist sie häufig.
- Damiana leitet sich vom Heiligen Damian ab, dem Schutzpatron der Apothekerinnen und Apotheker.
- Die Pflanze nutzten bereits die präkolumbianischen Maya als Medizin und Sexualtrank.
- Im Voodoo im Süden der USA gilt Damiana als Pflanze der Liebesgöttin Erzulie und wird für Liebeszauber genutzt.
- Damiana hat einen unverkennbaren Wohlgeruch und wirkt leicht euphorisierend. Deswegen findet sie sich nicht nur in Kräuterzigaretten, sondern auch in Räuchermischungen.
- Neben ihrer zugeschriebenen Wirkung auf die Libido wird Damiana in den Herkunftsländern besonders eingesetzt gegen Menstruationskrämpfe, Muskelschwäche und Asthma.
Inhaltsstoffe
Eine polnische Pharmazeutin und ein österreichischer Pharmazeut erläuterten 2014 in einem Review, dass die Blätter dieser Safranmalve ein weites Spektrum von Terpenen enthalte, und zwar Cineol, Cadinen, Arbutin, p-Cymol, Damianin, Pinen und Thymol. Darüber hinaus liefere die Pflanze auch Gerbstoffe (Tannin) und Koffein. Die Blätter enthalten 0,2 bis 0,9 Prozent ätherisches Öl, sechs Prozent hartes Harz, acht Prozent weiches Harz und sechs Prozent Stärke.
In einer mexikanischen Studie zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen Wildpflanzen und solchen, die durch Mikrovermehrung produziert worden waren. Dies betraf die biochemische Struktur der Pflanzenöle. So waren diese Inhaltsstoffe in den durch Mikrovermehrung entstandenen Pflanzen einheitlicher, während die Qualität und Quantität der Hauptkomponenten des Öls bei Wildpflanzen stärker schwankte.
Wirkung
Angenommene und zum Teil experimentell belegte Effekte der Gattung Turnera umfassen: Wirkungen gegen Angstzustände; gegen Ansammlungen freier Sauerstoffradikale, die Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen können (antioxidativ); zum Ausgleichen des Blutzuckers (antidiabetisch); gegen Krämpfe (antispasmodisch); zum Fördern der Darmfunktionen (gastroprotektiv) und zum Schutz der Leber.
Das enthaltene Glucosid Arbutin wirkt gegen Bakterien und freie Radikale, es zieht zusammen und desinfiziert. Arbutin wird in Medikamenten eingesetzt, um bakterielle Infektionen der Harnwege zu bekämpfen: Staphylokokken, Klebsiella, Citrobacter oder Pseudomonas.
Damianakraut regt die Durchblutung an, und damit auch die Sexualorgane, was vermutlich den Gebrauch der Pflanze als Aphrodisiakum erklärt. Frauen können es nutzen, um Menstruationskrämpfe zu lindern. Der mexikanische Botaniker Mahinda Martinez erwähnte Damiana frühzeitig als kräftigend und als Aphrodisiakum.
Es gibt zu diesen zugeschriebenen Wirkungen bisher wenige handfeste Studienergebnisse. Generell können die meisten traditionellen Anwendungen und in experimentellen Studien belegten bioaktiven Effekte gegenwärtig nicht einer spezifischen Komponente in der Pflanze zugeordnet werden.
Eine amerikanisch-indische Studie konzentrierte sich auf das in der Pflanze enthaltene Flavonoid Apigenin, das im Tierexperiment als Schmerzhemmer belegt ist, und kam zu dem Ergebnis, dass es sich dabei um ein exzellentes Analgetikum handelt, dessen Wirkung ebenso stark ist wie die von Morphinsulfat.
Eine Studie hawaiianisch-kalifornischer Forscherinnen und Forscher untersuchte die Effekte von Damiana auf die weibliche Libido: 77 junge Frauen nahmen teil, die ihre sexuelle Lust steigern wollten. 34 nahmen ein Präparat mit Ginseng, Ginkgo und Damiana ein, 43 erhielten ein Placebo.
Nur 37,2 Prozent derjenigen, die das Placebo eingenommen hatten, äußerten nach vier Wochen, ihr Sexualleben hätte sich verbessert, im Vergleich zu 73,5 Prozent derjenigen, die das Mittel mit Damiana eingenommen hatten. Verbesserungen zeigten sich unter anderem in der eigenen Empfindung der Klitoris, der vaginalen Trockenheit und der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs.
Eine Studie mexikanischer Neurowissenschaftlerinnen und Neurowissenschaftler sowie Veterinärmedizinerinnen und Veterinärmediziner an sexuell wenig aktiven männlichen Ratten deutet vorsichtig auf eine erhöhte sexuelle Aktivität hin. Als Beleg für potenzielle prosexuelle Effekte sind die vorliegenden Studien unzureichend.
Nichtsdestotrotz ist in Mexiko Damiana anerkannt als Mittel gegen sexuelle Impotenz. Es wird dort auch verschrieben bei Samenfluss ohne sexuelle Erregung und Entzündung der Hoden.
Für einen sexuell förderlichen Effekt werden drei potenzielle Mechanismen diskutiert: Untersuchungen zeigten, dass Behandlungen mit Damiana die Aromatase hemmen. Dies stabilisiert den Testosteronspiegel und stärkt so die männliche Libido. Damiana aktiviert die cGMP-Bildung und hemmt die Phosphodiesterase-5 (PDE-5). Dies fördert die Durchblutung der Schwellkörper bei Frauen und Männern und verbessert so die Sexualfunktionen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Die beschriebenen Wirkungen deuten an, wann Damiana nicht eingesetzt werden sollte. Es sollte nicht konsumiert werden, wenn eine Operation bevorsteht, da es die Durchblutung steigert und den Blutzuckerspiegel beeinflusst.
Traditionelle Anwendungen von Damiana
Traditionell werden die nach süßen Zitrusfrüchten duftenden Blätter verarbeitet, außerdem die Zweige des Strauchs. Geerntet wird während der Blütezeit. Die getrockneten Blätter und Zweige werden zu Tee aufgebrüht, in Wasser extrahiert oder zu einer alkoholischen Tinktur verarbeitet. Auch die Fruchtkapseln werden getrocknet und anschließend zu Pulver zerstoßen.
Indigene Kulturen Mittelamerikas nutzen Damiana gegen Asthma, und der Maya-Name „mis kok“ bedeutet „Asthmabesen“. Dazu wird das Kraut wahlweise als Tee getrunken, geraucht oder in der Luft verbrannt.
In Mexiko wird Damiana nicht nur eingesetzt, um die Libido zu fördern, sondern auch, um den Harnfluss anzuregen. Indigene Nordmexikos setzen es ein, um Muskelverspannungen zu lösen, Muskelschwäche zu behandeln und als Mittel gegen Nervosität. Darüber hinaus gilt es hier auch als Arznei gegen Skorpionstiche, Kopfschmerzen, rheumatische Beschwerden und Magenleiden.
Auf den Bahamas wird der Dampf von Damianatee gegen Kopfschmerzen inhaliert. Zusammen mit Zimtkassie ist es ein Mittel gegen Menstruationsschmerzen, das nicht nur Krämpfe löst, sondern auch eine euphorische Stimmung auslöst.
Ärztinnen und Ärzte in Mexiko setzen Damiana gegen Erschöpfung ein, gegen Hypernervosität, mindere Depressionen und um die kognitiven Fähigkeiten zu stärken. Andere Anwendungen in Mesoamerika umfassen: Blutarmut, Bronchitis, Husten, Diabetes, Fieber, Pilzerkrankungen (äußere Umschläge mit den Blättern), Magen-Darm-Erkrankungen (Tee), Schmerzen und Hautentzündungen / Hautausschlag (Umschläge mit den Blättern).
Damiana-Blätter
Die Blätter lassen sich als Tee aufbereiten, mit Alkohol extrahieren, rauchen oder als Räucherwerk nutzen. Als Aphrodisiakum werden die Blätter oft mit Sabalfrüchten oder Colanuss gemixt. Die Blätter eignen sich gut, um mit ihnen Schnäpse und Liköre herzustellen.
Damiana-Tee
Damiana-Tee lässt sich als Infusion, Kaltwasserextrakt oder Dekokt zubereiten. Ein Aufguss aus dem Kraut wird rund fünf Minuten gebrüht. Ein stärker wirkendes Dekokt kann bis zu einer Stunde kochen. Ein Kaltwasserextrakt zieht 24 Stunden. Beim Tee sollten Sie rund vier Gramm des getrockneten Krauts pro Tasse rechnen.
Damiana rauchen
Beim Rauchen der Damianablätter tritt eine leichte Euphorie auf, die mit der Wirkung von Marihuana verglichen wird. Ein solches High dauert rund eine Stunde. Wissenschaftliche Studien zur Verträglichkeit dieses Rauches stehen aus, es ist aber wahrscheinlich, dass durch den Verbrennungsprozess Giftstoffe entstehen.
Damiana-Margarita
In Mexiko wird Damiana in Likör verarbeitet und auch in Margaritas genutzt, besonders die Gegend Los Cabos in Mexiko kennt diese „Damiana Margaritas“. Im 19. Jahrhundert wurde Damiana zusammen mit Cocablättern in einer Art Wein verarbeitet. Der Tee oder das Rauchwerk haben nur eine sehr milde Wirkung als Rauschmittel, und auch deswegen wird Damiana in Mexiko häufig mit Alkohol versetzt.
Damiana-Pflanze
Damiana ist ein niedriger Strauch mit kleinen Blättern und kleinen, intensiv duftenden gelben Blüten. Er blüht in Amerika im Spätsommer und bringt Früchte hervor, deren Geschmack an Feigen erinnert.
Damianasträucher geben einen deutlich wahrnehmbaren Geruch ab. Der spanische Name Oreganillo leitet sich davon ab, dass die Sträucher ähnlich würzig wie Oregano riechen.
Wo kann man Damiana kaufen?
Damiana ist in Deutschland selten. Als Räucherware finden sich die Blätter in manchen Kräuterläden. Räuchermischungen und Tees aus Damiana sind in Deutschland legal. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Rosa Estada-Reyes, Miguel Carro-Juárez, Lucia Alba Martínez-Mota: Pro-sexual effects of Turnera diffusa Wild (Turneraceae) in male rats involves the nitric oxide pathway; in: Journal of Ethnopharmokology, Volume 146, Issue 1, Seiten 164-172, 2013, ScienceDirect
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- Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen. Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen, Aarau, Schweiz, 2019
- Katarzyna Szewczyk, Christian Zidorn: Ethnobotany, phytochemistry, and bioactivity of the genus Turnera (Passifloraceae) with a focus on damiana – Turnera diffusa; in: Journal of Ethnopharmacology, Volume 152, Issue 3, Seiten 424-433, 2014, ScienceDirect
- Bert Marco Schuldes: Psychoaktive Pflanzen: mehr als 65 Pflanzen mit anregender, euphorisierender, beruhigender, sexuell erregender oder halluzinogener Wirkung, Solothurn, 1994
Wichtiger Hinweis:
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