Drüsiges Springkraut ist ein vermehrungsfreudiger Besiedler feuchter Böden. Vom indischen Subkontinent verbreitete es sich als Neophyt in Amerika und Europa. In der Volksheilkunde wird es genutzt als Brechmittel, um den Harnfluss zu steigern und gegen Infektionen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Impatiens glandulifera
- Volksnamen: Rotes Springkraut, Indisches Springkraut, Himalaya-Balsamie, Riesenbalsamie, Bauernorchidee
- Familie: Balsaminengewächse (Balsaminaceae)
- Verbreitung: Ursprünglich der indische Subkontinent (westlicher Himalaya), heute in Nordamerika und Europa invasiver Neophyt
- Verwendete Pflanzenteile: Blüten, Samen
- Inhaltsstoffe: Flavonoide wie Quercetin, Leucocyanidin und Kaempferol; ätherisches Öl mit Linalool, Hexanal, Benzaldehyd; Phytosterole wie Alpha-Spinasterol und glucosylierte Steroide; Vanillinsäure, Protocatechusäure, Kaffeesäure, Scopoletin; fettes Öl; Lawson, Parinarsäure in den Samen, Bitterstoffe und Gerbstoffe
- Anwendungsgebiete: Diuretikum, Abführ- und Brechmittel, bakterielle Infektionen, Hämorrhoiden, Ekzeme. Da Drüsiges Springkraut schwach giftig ist, wird von der Anwendung in größeren Dosen abgeraten. Die Wirkung als Abführ- und Brechmittel ist bereits ein Vergiftungssymptom.
Drüsiges Springkraut – Eine Übersicht
- Die hübsch blühende Pflanze fand ihren Weg nach Europa in den Ziergärten Englands im 19. Jahrhundert. Seitdem verbreitet sie sich hierzulande massenhaft und wird in Deutschland als invasiver Neophyt eingestuft. Der Grund: Massenbestände dieses Springkrauts verdrängen die Artenvielfalt in Auwäldern sowie der Uferzone und behindern das Wachstum junger Bäume.
- Die Art bevorzugt Schatten und hohe Luftfeuchtigkeit. Daher gedeiht sie in Auwäldern, Flusstälern und Feuchtwiesen.
- Die Pflanze verfügt über Saftdrüsen an den Blättern. Diese sondern faulig riechende Stoffe ab. Daher heißt sie Drüsiges Springkraut. Die Blüten duften hingegen süßlich. Charakteristisch für das Kraut ist ein süßlich-modriger Geruch nach verwesenden Blumen.
- Das Springkraut ist schwach giftig. Deswegen wird, trotz der Anwendung in der Volksmedizin, vom Konsum des Krauts der Pflanze abgeraten. Der Verzehr kann Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und Schwindel hervorrufen. Die nährstoffreichen Samen und kleine Dosen der Blüten lassen sich indessen mit geringem Risiko verwenden.
- Drüsiges Springkraut ist ein Magnet für Bienen und Hummeln. Es blüht zudem noch so spät, dass Imkerinnen und Imker weniger Zucker zufüttern müssen.
Drüssiges Springkraut – Inhaltsstoffe
Die Samen liefern rund 50 Prozent Parinarsäure. Der orange-rote Farbstoff Lawson, auch Hennannotansäure genannt, befindet sich nicht nur in den Blättern der Hennapflanze, sondern auch in den oberirdischen Teilen des Drüsigen Springkrauts.
Das Springkraut enthält den Stoff zu rund einem Prozent, das ist fast so viel wie in der Hennapflanze. Zudem liefert Springkraut Flavonoide wie Quercetin, Leucocyanidin und Kaempferol. An ätherischen Ölen sind Linalool, Hexanal und Benzaldehyd vorhanden.
Hinzu kommen Alpha-Spinasterol und glucosylierte Steroide, außerdem Vanillinsäure, Protocatechusäure, Kaffeesäure, Scopoletin und fettes Öl. Weiterhin wartet das Springkraut auch mit Bitter- und Gerbstoffen auf.
Medizinische Wirkungen
Das im Drüsigen Springkraut enthaltene Quercetin wirkt nachweislich anti-allergisch, indem es die Freisetzung von Histamin hemmt. Quercetin kann also allergische Reaktionen bremsen und wird genutzt, um Asthma wie Bronchitis vorzubeugen und zu behandeln.
Laut einem kalifornischen Review von 2000 hilft Quercetin gegen Ekzeme, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Prostata-Entzündung, Gicht und Grauen Star.
Laut einer Doktorarbeit der technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig hat Quercetin ein starkes antioxidatives Potenzial. Es wirkt ähnlich als Radikalfänger wie Vitamin A, C und E.
Eine Dissertationsstudie aus Kiel zeigte einen Einfluss von Flavonoiden auf die Darmfunktion, beziehungsweise den dortigen Glucosetranport.
Das im Springkraut enthaltene Kaempferol wird wissenschaftlich auf mutmaßliche Effekte gegen Krebserkrankungen untersucht. Auch wird vermutet, dass es sich positiv auf Osteoporose nach der Menopause auswirkt, Mikroben und Entzündungen bekämpft, Herz und Nerven stärkt sowie Angststörungen lindert.
Das ebenfalls vorhandene Linalool wirkt, laut eines Reviews südafrikanischer Forschender, Entzündungen entgegen. Außerdem bekämpft es Kolibakterien und Candidapilze.
Vermutlich wirkt es präventiv und akut gegen verschiedene Formen von Krebs. Zudem hilft es wahrscheinlich bei Erkrankungen des Nervensystems wie der Alzheimer-Krankheit.
Eine 2012 veröffentlichte polnische In vitro-Studie kam zu dem Ergebnis, dass Peptide im Drüsigen Springkraut effektiv sind gegen Bakterien, die Karies verursachen. Der Farbstoff Lawson hat mutmaßlich Effekte gegen Bakterien und Pilze sowie Entzündungen. Er lindert Schmerzen.
Springkraut – Anwendungen in der Volksmedizin
Drüsiges Springkraut ist in der Volksmedizin nur wenig verbreitet. In Indien werden die Blüten in kleiner Menge als Tee getrunken, um abzuführen und den Harn zu treiben. Bekannt ist auch, dass zerdrückte Blüten auf Hautstellen gelegt werden, die durch Pilze infiziert sind, oder auf Ekzeme.
Merkmale des Drüsigen Springkrauts
Das Drüsige Springkraut ist eine krautige Pflanze, die einjährig wächst und den Winter als Samen übersteht. Sie wächst bis zu zwei Meter hoch.
Der Stängel ist kahl und unverzweigt, dabei fleischig und durchscheinend, hohl und von rötlicher Farbe. Die Blätter sind gegenständig und wachsen oben oft zu dritt im Quirl. Ihre Form ist lanzettartig zugespitzt und scharf gezähnt.
Die Blätter sind zwischen zehn und 25 Zentimeter lang. Am Grund des Blattstiels und an der Blattbasis sitzen Drüsen.
In Trauben bilden sich jeweils fünf bis 20 Blüten in blassroter Farbe. Die grünen Früchte sitzen in Kapseln, die die Samen verteilen. Die Samen selbst sind schwarzbraun.
Warum heißt das Springkraut Springkraut?
Das Springkraut entwickelt Kapselfrüchte, die rund fünf Zentimeter lang werden und aus einem oberständigen Fruchtknoten reifen. Die Samen werden durch einen Außenreiz aus den Kapseln geschleudert.
Dazu reicht bereits ein Regentropfen. Die Kapsel platzt auf, und die Samen fliegen wie Kugeln durch die Luft – bis zu sieben Meter weit.
Von diesen Samen produziert das Springkraut große Massen, nämlich zwischen 1.600 und 4.300 pro Pflanze und bis 32.000 pro Quadratmeter Boden. Diese verbreiten sich zum einen durch den Schleudereffekt, zum anderen durch fließendes Wasser oder über Tiere.
Außerdem bilden die Stängelknoten Wurzeln aus, die sich nach Stürmen, Hochwasser oder sogar einem kompletten Ausreißen der Pflanze neu im Boden verankern. Die Samen haben zudem eine hohe Keimrate.
Drüsiges Springkraut in seinem Herkunftsgebiet
Drüsiges Springkraut stammt aus dem Gebiet des westlichen Himalaya, aus Nord-Pakistan, Kaschmir und angrenzenden indischen Bundesstaaten. Es wächst hier zwischen 1.600 bis 1.800 Meter und 3.200 bis 4.300 Meter Höhe.
Als Biotop bevorzugt die Pflanze feuchte Nadelwälder und Waldlichtungen, Straßengräben und Ackerränder. Nur selten wächst sie an Bachufern, an Ufern größerer Flüsse wird nicht über sie berichtet.
Springkraut als invasiver Neophyt
In Indien gilt das Drüsige Springkraut wegen dieser enormen Vermehrung und Überlebensfähigkeit als Symbol für Vitalität. Gerade diese Vitalität gilt in Europa zunehmend als Problem.
Das Drüsige Springkraut erweist sich gerade in Biotopen, deren Fauna selten geworden ist, weil es sie immer weniger gibt, wie Auwäldern, als „zu vital“ gegenüber dort wachsenden Pflanzen, die auf der roten Liste stehen.
Die Bestände von Impatiens glandulifera sind meist so dicht, dass aus Mangel an Licht keine anderen Pflanzen wachsen können. Durch das Katapultieren der Samen ist die Ausbreitung immens. Im Unterschied zu Indien gibt es keine einheimischen Schädlinge, die die Ausbreitung verlangsamen.
Drüsiges Springkraut als Nektarspender
Drüsiges Springkraut ist ein exzellenter Nektarlieferant. Darum stehen sich hier oft Imkerinnen/Imker und Naturschützerinnen/Naturschützer gegenüber.
Während im Naturschutz vor dem Indischen Springkraut als invasivem Neophyten gewarnt wird, säen Imkernde dieses gerne aus, um ihre Bienen zu ernähren. Die Blüten des Springkrauts bilden einen Rachen.
In diesen kriechen Hummeln, Bienen, Wespen und andere nektarfressende Insekten hinein, um an den Nektar zu gelangen. Der Nektar ist zwar nicht außergewöhnlich zuckerreich, er enthält Zucker zu 48 Prozent.
Aber jede einzelne Blüte des Springkrauts produziert vergleichsweise extrem viel Nektar. Bis zu 40 Mal so viel wie die meisten Blütenpflanzen und mehr als alle Pflanzen Mitteleuropas.
Außerdem blüht sie bis in den Herbst hinein. Dazu sondert sie zuckerhaltigen Nektar auch noch aus ihren Saftdrüsen ab.
Sie gibt nicht nur Nektar, sondern auch ihre Blätter dienen manchen Insekten aus Nahrung. Die Larven des Mittleren Weinschwärmers nutzen das Kraut des Neophyten inzwischen als Hauptspeise.
Hier zeigt sich eine Ambivalenz des „invasiven Neophyten“. Denn auch bedrohte Insekten konnten sich durch die Verbreitung des Drüsigen Springkrauts erholen.
Vom Drüsigen Springkraut besiedelte Uferböschungen sind anfällig für Erosion: Die Pflanze bildet nur schwache Wurzeln aus und stirbt im Winter ab. So bleibt gerade in der kalten Jahreszeit der Boden ungeschützt und ist so den Belastungen durch Erfrieren und Auftauen schutzlos ausgesetzt.
Springkraut in der Küche
Von August bis Oktober sind die Samen des Drüsigen Springkrauts gereift. Sie können diese in der Küche verwenden, und die Samen schmecken angenehm nach Walnuss.
Das Aroma ist umso intensiver, je reifer sie sind. In der Pfanne geröstet, springen sie auf, und ihr Geschmack wird mit dem von Pommes Frites verglichen. Die Samen eignen sich als Zutat für Aufläufe, Gebäck, Bratlinge, Dips, Salate oder Saucen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Stephen Coles: Quercetin: A Review of Clinical Applications; in: Natural Medicine Online, 2000, chiro.org
- Stephanie Trebst: Flavonoide in Holunder- und Silberlindenblüten - Isolierung, Antioxidativität und Bioverfügbarkeit. Dissertation an der Fakultät für Lebenswissenschaften der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, 2014, tu-braunschweig.de
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- Thomas Karow, Ruth Lang-Roth: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 2005
- Malgorzata Miazga-Karska, Katarzyna Szewczyk, Katarzyna Klimek; et. al.: In vitro activity of peptide fractions from Impatiens glandulifera against caries causing bacteria, in: Acta Poloniae Pharmazeutica, Volume 74, Issue 2, Seiten 710-714, researchgate.net
- Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Arzneimittelgeschichte. Stuttgart, 2005
- Bettina Schwanck: Flavonoide als potentielle Inhibitoren des darmständigen Natrium-abhängigen GlucoseCotransporters 1 (SGLT1). Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, vorgelegt von Bettina Schwanck, Kiel, 2012, uni-kiel.de
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