Das Echte Labkraut wurde früher vor allem genutzt, um Käse herzustellen, aber auch als Färbemittel. In der Volksmedizin ist es ein Mittel, um den Harn zu treiben, Hautwunden zu behandeln und Knöchelschwellungen zu lindern. Die Pflanze ist in Eurasien weit verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Galium verum
- Volksnamen: Echtes Labkraut, Liebfrauenstroh, Bitterstielkraut, Butterstiel, Liebkraut, Gelbes Waldstroh, Wegstroh, Gliedkraut, Gelb-Labkraut, Gelbes Käselab, Herzbresten, Lauritzen, Magerkraut, Milchgerinnkraut, Grasstern, Wundstillkraut
- Familie: Rötegewächse (Rubiaceae)
- Verbreitung: In Eurasien weit verbreitet
- Verwendete Pflanzenteile: Das Kraut
- Inhaltsstoffe: Flavonoide, Iridoidglykoside (unter anderem Asperulosid und Monotropein), ätherisches Öl, Cumarine, Gerbstoffe, Kieselsäure, Chlorogensäure, Anthrachinon-Derivate, Protein (das dem Labenzym ähnelt)
- Anwendungsgebiete: in der Volksmedizin zur Förderung des Harndrangs bei Blasenentzündung, Infektionen der Harnwege, Nierensteine, Harngrieß, sowie äußerlich bei Schwellungen (Knöchel), Hautwunden und Ekzemen
Labkraut – Eine Übersicht
- Die Labkräuter sind eine Gattung der Rötegewächse. Die über 600 Spezies bevorzugen gemäßigtes Klima und finden sich auf der Nord- wie der Südhalbkugel der Erde (Eurasien).
- Labkraut heißt so, weil es das Labferment enthält, das zur Käseproduktion genutzt wird. Heute gibt es dazu Alternativen, doch in manchen Käsesorten ist Labkraut nach wie vor enthalten.
- Die Blüten des Labkrauts wurden und werden teilweise noch heute als Färbemittel eingesetzt. Der britische Chesterkäse hat seine orange-gelbe Färbung vom Labkraut und ebenso sein einzigartiges Aroma.
- Volksmedizinische Anwendungen der Labkräuter sind vielfältig. Vor allem durch die harntreibende und hautpflegende Wirkung ist das Kraut auch in der heutigen Naturheilkunde noch von Bedeutung.
- Die aus der Volksheilkunde bekannten Wirkungen des Labkrauts wurden bislang nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht. Studienergebnisse zu antioxidativen und krebshemmenden Wirkungen sind vielversprechend, aber es bedarf weiterer Forschungsarbeiten.
- Andere Labkräuter mit ähnlichen Inhaltsstoffen und Wirkungen sind beispielsweise das Kletten-Labkraut (Galium aparine), das Wiesen-Labkraut (Galium mollugo) oder der Waldmeister (Galium odoratum).
Inhaltsstoffe
Echtes Labkraut enthält Flavonoide, Iridoidglykoside (wie Asperulosid und Monotropein), ätherisches Öl, Cumarine, Gerbstoffe, Kieselsäure, Chlorogensäure, Anthrachinon-Derivate sowie ein Protein, das dem Labenzym ähnelt.
Medizinische Wirkungen von Labkraut
Die Medizinischen Wirkungen des Echten Labkrauts machte man sich schon früh in der Volksheilkunde zu Nutze. Es wurde beispielsweise zur Erleichterung der Geburt, Blutstillung, Lösung von Krämpfen und Beruhigung genutzt. Auch gegen Krebs wurde die Pflanze angewendet.
Heute findet die Heilpflanze in der Volksmedizin vor allem Anwendung als harntreibendes, krampflösendes und adstringierendes Mittel sowie als Hautpflegemittel (Labkrautsalbe). Wissenschaftliche Belege gibt es bislang für diese Wirkungen nicht, denn die Pflanze wurde bisher nur unzureichend untersucht.
Wirkt Labkraut gegen Krebs?
An der Universitätsklinik Würzburg wurden in Studien aus den Jahren 2013 und 2014 wässrige Extrakte (Abkochung) aus dem Echten Labkraut hinsichtlich der Wirkung gegen Krebs im Kopf- und Halsbereich beziehungsweise gegen Kehlkopfkrebs untersucht. Es zeigte sich, dass die Extrakte auf die untersuchten Zelllinien zytotoxisch wirkten.
Die Schlussfolgerung war, dass der analysierte Galium-Extrakt als präventive oder auch begleitende Therapie bei den untersuchten Krebsarten nützlich sein könnte. Weitere Studien hierzu folgten bislang nicht.
Antioxidative Wirkungen von Echtem Labkraut
Eine serbische Studie (2019) untersuchte im Tierversuch die Wirkung eines Labkraut-Extrakts auf die Myokardischämie und den damit verbundenen oxidativen Stress nach einem spontanen Bluthochdruck.
Es zeigte sich, dass der Einsatz des Extrakts die oxidativen Schäden am Herzen mildern und eingeschränkte Herzfunktion erheblich verbessern kann. Dieses vielversprechende Potenzial von Galium verum und die zugrundeliegenden Mechanismen sollten Bestandteil weiterer Forschungen sein.
Eine weitere Studie aus Serbien untersuchte bereits 2010 das antioxidative Potenzial von Methanolextrakten des Echten Labkrauts in verschiedenen Modellen aus Pflanzenmaterial von zwei Standorten in Serbien. Extrakte von beiden Orten zeigten eine starke antioxidative Wirkung. Beobachtete Unterschiede in der antioxidativen Aktivität ließen sich auf verschiedene Zusammensetzungen der Inhaltsstoffe (Phenole, Flavonoide, Chlorophylle) zurückführen.
Eine rumänische Studie (2022) konzentrierte sich auf die Antioxidantien (Flavonoide, Polyphenole) im Echten Labkraut, um diese als natürliche Wirkstoffe für dermokosmetische Präparate, etwa gegen Hautalterung, zu nutzen. Die Ergebnisse seien vielversprechend und ermutigen zu weiteren Tests und dermatologische Voruntersuchungen zur Herstellung und Wirkung von Emulsion mit Galium verum-Extrakt.
Volksmedizin
Echtes Labkraut wurde und wird in der Volksmedizin ebenso häufig verwendet wie andere Labkräuter. Vor allem das blühende Kraut dient dabei als pflanzliches Arzneimittel. Es wird getrocknet als Tee oder frisch als Saft zubereitet. Anwendung findet es äußerlich sowie innerlich.
Generell wird dem Echten Labkraut eine stärkere Wirkung zugeschrieben als dem Kletten-Labkraut und diesem wiederum ein besserer Effekt als dem Wiesen-Labkraut (Galium mollugo).
Häufig wird Labkraut-Tee genutzt, um Erkrankungen der Blase, der Nieren und der Harnwege zu behandeln. Hierbei steht seine Wirkung als Diuretikum im Vordergrund. Es vermehrt die Harnmenge und führt so zu einem erhöhten Harndrang. Durch diesen lassen sich Nierensteine und Harngrieß besser herausspülen. Auch Erreger, die Harnröhre und Blase infizieren, werden so aus dem Körper entfernt.
Äußerlich wurde Labkraut genutzt, um geschwollene Gliedmaßen (vor allem Knöchel) zu behandeln sowie um Zerrungen oder Verstauchungen zu lindern. Auch um die Heilung von Hautwunden zu verbessern, wurde Labkraut eingesetzt. Diese Verwendungen sind heutzutage noch verbreitet.
Die Pflanze galt zudem als Frauenpflanze, so sollte der Geruch von Labkrautblüten im Bett Hochschwangeren den Geburtsprozess erleichtern. Früher wurde auch ein Pulver aus der getrockneten Pflanze genutzt, um es auf Geschwüre aufzutragen und diese zu lindern.
Labkraut-Tee
Labkraut-Tee wurde früher bei vielen Leiden getrunken. Es sollte die Stimmung bessern und Nervosität dämpfen, die Nerven stärken und leichten Depressionen entgegenwirken. Außerdem wurde er dazu eingesetzt Krämpfe im Verdauungstrakt zu lindern, Leber, Milz und Nieren zu reinigen, Blutungen zu bremsen und Durchfall zu verfestigen.
Bei äußeren Wunden, Hautausschlägen, Ekzemen und Geschwüren wurden im Tee getränkte Umschläge auf die entsprechenden Stellen gelegt. Bei Ohrenschmerzen wurde Tee, Saft oder Extrakt aus Labkraut in die Ohren geträufelt. Bei Seitenstechen wurde die Brust mit dem Tee oder Saft eingerieben.
Der Tee ist noch heute als Hausmittel bekannt – vor allem bei Nieren-, Blasen- und Harnwegsbeschwerden aufgrund der harntreibenden Wirkung. Aber auch der Einsatz bei den anderen überlieferten Wirkungen von Labkraut finden heute noch Beachtung.
Medizingeschichte
In der Medizingeschichte wurde Echtes Labkraut häufig erwähnt. Es sollte gegen Nervenkrankheiten, Nierenleiden, Harngrieß und Harnverhalt helfen, außerdem gegen Epilepsie und außerordentliche Erregung. Im antiken Rom und Griechenland wurde Labkrautextrakt auf Schlangen- und Spinnenbisse aufgetragen.
Die antiken Ärzte Hippokrates und Dioskurides setzten beide das Labkraut ein, und in der frühen Neuzeit empfahl der Pflanzenkundler Hieronymus Bock es als Heilmittel. Laut dem Corpus Hippocraticum sollte Labkraut die Menstruation anregen. Dioskurides nannte das Labkraut „gala“, was Milch bedeutet und sich darauf bezieht, dass es die Milch gerinnen lässt.
Der Arzt Tabernaemontanus erwähnte 1588 verschiedene Anwendungen des Echten Labkrauts. So würde ein Brei aus Labkraut bei Verbrennungen und Brustkrebs eingesetzt. Labkraut stoppe Nasenbluten ebenso wie innere Blutungen.
Der Schweizer Pfarrer Johann Künzle beschrieb Labkraut Anfang des 20. Jahrhunderts in seinem Buch „Chrut und Uchrut“ („Kraut und Unkraut“). Er sah in der Pflanze ein Mittel gegen „Nierenleiden aller Art“ und empfahl einen Tee daraus bei geschwollenen Knöcheln.
Labkraut in der Küche
Labkraut ist in gemäßigten Breiten ganzjährig vorhanden und nicht selten. Es wurde und wird in der Wildkräuterküche gerne genutzt und gehört zu den teilweise vergessenen Pflanzen der ländlichen Küchen.
Labkraut ist gut verdaulich und mild, hat dabei einen deutlichen Eigengeschmack. Es eignet sich sehr gut für Rohkostsalat, aber auch für Suppen, Eintöpfe und in Gemüse.
Das Kraut / die Blätter lassen sich zubereiten wie Spinat. Als Gemüse lassen sich die oberen weichen Triebe mit Blüten, Blättern und Stielen nutzen. Die Samen können Sie im Spätsommer sammeln, und im Winter werden sie dann ausgekeimt.
Käseherstellung
Die einfachste Art, mit Labkraut Käse herzustellen, besteht darin, Stoffsäckchen mit gehacktem Labkraut in Milch zu hängen, alles in einem Gefäß zu verschließen und über Nacht ruhen zu lassen. Das Enzym im Labkraut sorgt dafür, dass die Milch gerinnt, ohne sauer zu werden. So entsteht ein einfacher Frischkäse.
Der englische Chesterkäse wird heute noch mit Labkraut erzeugt und die orange-gelbe Färbung kommt ebenso vom Labkraut wie sein einzigartiges Aroma. Dabei werden die Blüten des Labkrauts als Färbemittel eingesetzt.
Wo wächst Echtes Labkraut?
Das Echte Labkraut findet man an Wegrändern und auf mageren Wiesen, Halbtrockenrasen, in Saumbiotopen und auf Moorwiesen. Es gedeiht vor allem auf kalkhaltigen Böden. Die Pflanze bevorzugt wechseltrockene, basenreiche Böden und steht am liebsten in der prallen Sonne oder im Halbschatten.
Charakteristisch für die Pflanze sind die gelben Blütenrispen, die von Juni bis Oktober blühen und einen Duft nach Honig abgeben. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jovana Bradic, Vladimir Zivkovic, Ivan Srejovic et al.: Protective Effects of Galium verum L. Extract against Cardiac Ischemia/Reperfusion Injury in Spontaneously Hypertensive Rats, in: Oxidative Medicine and Cellular Longevity, Volume 2019, Article ID 4235405, 2019, Wiley Online
- Neda Lakić, Neda-Mimica Dukić, Jelena Isak, Biljana Božin: Antioxidant properties of Galium verum L. (Rubiaceae) extracts, in: Central European Journal of Biology, Volume 5, Issue 3, Seiten, 331–337, 2010, De Gryter
- Marianne Schmidt, Christine Polednik, Jeanette Rolle, Rudolf Hagen: Galium verum aqueous extract strongly inhibits the motility of head and neck cancer cell lines and protects mucosal keratinocytes against toxic DNA damage, in: Oncology Reports, Volume 32, Issue 3, Seiten 1296-1302, 2014, Spandidos Publications
- Marianne Schmidt, Claus-Juergen Scholz, Georgiana-Luminita Gavril et al.: Effect of Galium verum aqueous extract on growth, motility and gene expression in drug-sensitive and -resistant laryngeal carcinoma cell lines, in: International Journal of Oncology, Volume 44, Issue 3, Seiten 745-760, 2013, Spandidos Publications
- Delia Turcov, Ana Simona Barna, Adriana Trifan et al.: Antioxidants from Galium verum as Ingredients for the Design of New Dermatocosmetic Products, in: Plants (Basel), Volume 11, Issue 19, 2454, 2022, MDPI
Wichtiger Hinweis:
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