Das Vitamin C-haltige Löffelkraut war früher als Mittel gegen Skorbut bekannt. Als Heilpflanze spielt es heute kaum noch eine Rolle, dabei haben die Inhaltsstoffe medizinische Eigenschaften, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Vor allem dient das Kraut dazu, Entzündungen in Mund und Rachen sowie Hauterkrankungen zu lindern.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Cochlearia officinalis
- Volksnamen: Echtes Löffelkraut, Gebräuchliches Löffelkraut, Bitterkresse, Skorbutkraut, Löffelblättchen, Löffelkresse
- Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
- Verbreitung: Mittel- und Nordeuropa, Asien und Nordamerika; in Südeuropa (Spanien, Italien als Neophyt)
- Verwendete Pflanzenteile: Die Blätter
- Inhaltsstoffe: Glucosinolate (Senfölglykoside) mit Glucocochlearin, Glucotropaeolin (Benzylsenfölglykosid) und Allylglucosinolat, ätherisches Öl mit sekundärem Butylsenföl (87-98 Prozent), Benzylsenföl und andere Isothiocyanate, Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Mineralstoffe, Vitamin C, Protoanemonin (Toxin)
- Anwendungsgebiete: Entzündungen in Mund und Rachen sowie an den Zähnen (Parodontose), Mandelentzündung, Hautentzündungen, Atemwegserkrankungen, Durchfall, Magenbeschwerden.
Echtes Löffelkraut – Eine Übersicht
- Löffelkraut war ein wichtiges Mittel gegen Skorbut (siehe Vitaminmangel). Dafür wurde es eingesalzen und von den Seefahrern mit auf Ihre Schiffe genommen.
- Im Vergleich mit einer Zitrone enthalten die Blätter dreimal so viel Vitamin C.
- Als Heilpflanze ist Löffelkraut heute wenig bekannt – obwohl es Inhaltsstoffe bietet mit vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften.
- Löffelkraut liebt salzreiche Böden. Deswegen ist es besonders an Küsten verbreitet und auch dort, wo im Winter Salz gestreut wird.
- Die Blätter des Krauts ähneln einem Löffel, wovon der Name Löffelkraut abgeleitet ist.
- Löffelkraut gehört zur gleichen Familie wie Kresse – bei beiden Pflanzen sorgen die Senfölglykoside für einen scharfen Geschmack. Deshalb schmecken sie gut es gut zu Salaten, Quark oder Kräuterbutter.
- Löffelkraut ist eines der wenigen Gewürzkräuter nördlicher Küsten Europas.
Inhaltsstoffe
Löffelkraut enthält Vitamin C in hoher Konzentration – sogar mehr als die für ihren hohen Vitamin C-Gehalt bekannte Zitrone. Dazu beinhaltet die Pflanze Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Mineralstoffe.
Zu den Hauptinhaltsstoffen des Krauts gehören außerdem Glucosinolate (Senfölglykoside) mit Glucocochlearin, Glucotropaeolin (Benzylsenfölglykosid) und Allylglucosinolat, ätherisches Öl mit sekundärem Butylsenföl (87-98 Prozent), Benzylsenföl und andere Isothiocyanate, sowie geringe Mengen an Protoanemonin (Toxin).
Medizinische Wirkung
Die enthaltenen Senfölglykoside und Isothiocyanate wirken teilweise stark antibakteriell.
Flavonoide haben viele gesundheitsfördernde Wirkungen, die in zahlreichen Studien untersucht wurden. Zu den wichtigsten Effekten gehören antioxidative, antimikrobielle, entzündungshemmende und antiallergische Effekte. Auch Wirkungen gegen Krebs wurden nachgewiesen.
Die im Löffelkraut enthaltene hohe Konzentration an Vitamin C schützt ebenfalls vor freien Radikalen und stärkt das Immunsystem.
Bestimmte Flavonoide sollen auch Erkrankungen des Herz-Kreislaufs entgegenwirken sowie Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen.
Eine Studie (2016) kam außerdem zu dem Ergebnis, dass ein hoher Anteil von Flavonoiden in der Ernährung dazu beitragen könnten, dass im Erwachsenenalter eine Gewichtserhaltung erleichtert wird und dadurch einer zunehmenden Fettleibigkeit entgegengewirkt werden könnte.
Extrakte aus dem Löffelkraut dienten in der Vergangenheit als Mittel gegen Akne und Pickel (siehe unreine Haut), Ekzeme und Hautgeschwüre, was wahrscheinlich auf die enthaltenen Gerbstoffe zurückgeht. Diese wirken zusammenziehend auf die Epidermiszellen der Haut, wodurch Bakterien nicht mehr an benötigte Eiweiße gelangen und sterben. Die Hautoberfläche verdichtet sich, und die Haut kann sich erneuern. Gerbstoffe desinfizieren, lindern Blutergüsse und können Wundinfektionen vorbeugen.
Da sie Gewebe zusammenziehen, sind Gerbstoffe auch ein Mittel gegen Krampfadern. Innerlich hilft der zusammenziehende Effekt gegen Entzündungen der Schleimhäute in Mund, Rachen, Magen und Darm. Auch bei leichtem Durchfall (stopfende Wirkung) oder bei leichten Verbrennungen und Frostschäden können Gerbstoffe helfen.
Löffelkraut lässt sich auch als Mittel gegen Infekte der Atemwege und Entzündungen der Harnwege sowie der Blase nutzen. Hier bekämpfen sie die Erreger, die die Erkrankungen verursachen.
Eine Übersicht zu den phytotherapeutischen Wirkungen von Löffelkraut lässt sich auch der Diplomarbeit von Veronika Fischer (2011) an der Universität Graz entnehmen.
In den älteren Blättern des Löffelkrauts ist auch ein geringer Anteil an Protoanemonin enthalten. Dieser Stoff ist leicht giftig und löst in höheren Dosen Durchfall, Erbrechen und Übelkeit aus. Als Faustregel gilt: Je schärfer die Blätter schmecken, desto mehr Protoanemonin enthalten sie. Löffelkraut gilt dennoch als ein nicht giftiges Heil- und Küchenkraut.
Medizinische Anwendungen von Löffelkraut – früher und heute
In der Volksmedizin ist der frische Saft der Blätter ein Mittel gegen Mandelentzündung und weitere Entzündungen in Mund und Rachen. Davon wird täglich dreimal ein Teelöffel geschluckt. Das Kraut wird in Schnaps oder Wein angesetzt und bei Entzündungen in Mund, Hals und Rachen gegurgelt. Bei Nierenbeschwerden galt Wein mit Löffelkrautextrakt früher auch als Arznei.
Gegen Parodontose gilt ein Kaltauszug aus Salbei und Löffelkraut als gutes Heilmittel. Jeweils ein Teelöffel der frischen Blätter werden rund zwölf Stunden lang in einer Tasse kalten Wassers gelagert. Danach soll der Sud gegurgelt werden.
Um Ekzeme, Geschwüre, Akne, Ekzeme oder Pickel zu behandeln, wird ein Esslöffel Löffelkraut in einen halben Liter kochenden Wassers gegeben, zehn Minuten ziehen gelassen und dann abgesiebt. Mit einem Lappen wird der Sud auf die entzündeten Hautstellen aufgetragen.
Auch bei Magenbeschwerden und Magenschmerzen kommt das Löffelkraut als Heilpflanze in der Volksheilkunde zum Einsatz.
Löffelkrauttee
Gegen Erkältung, Entzündungen der Atemwege und Mandeln soll auch ein Tee aus Löffelkraut wirken. Dafür werden zwei Teelöffel der frischen Blätter mit 150 Milliliter kalten Wassers übergossen, zehn Minuten ziehen gelassen und dann getrunken.
Löffelkraut gegen Skorbut
Ein Mangel an Vitamin C ist heute in Industriestaaten kein Problem mehr. Historisch war jedoch die „Seefahrerkrankheit“ Skorbut (Mangel an Vitamin C) ein Risiko, das umso größer wurde, desto länger die Schiffsreise dauerte, auf der die Seeleute sich von Trockennahrung wie Zwieback und Dörrfleisch ernährten.
Nachdem bekannt geworden war, dass bestimmte Lebensmittel den Ausbruch der Krankheit verhindern, wurde Löffelkraut eingesalzen und mit auf die Fahrt genommen. Ein alter Name der Pflanze lautet „Scharbocksheil“, und er kommt aus dieser Zeit, denn „Scharbock“ war der damalige Begriff für Skorbut. Die Seefahrer waren es auch, die die Arzneipflanze über die ganze Welt verbreiteten.
Cochlearia officinalis in der Küche
Löffelkraut ist nicht nur eine Heil-, sondern auch eine Küchenpflanze. Die löffelförmigen Blätter schmecken würzig und scharf und lassen sich ähnlich einsetzen wie Brunnen- oder Gartenkresse. Sie werden fein gehackt und auf Salate gestreut, geben Rührei und Quark Geschmack, liefern Kräuterbutter und Bratkartoffeln Aroma.
Geerntet werden meist die jungen Blätter, allerdings ist die Ernte das ganze Jahr über möglich, mit Ausnahme der Blüte in Mai und Juni. Löffelkraut bleibt selbst dann grün, wenn auf ihm Schnee liegt.
Löffelkraut war auch deshalb historisch als Gewürz-, Küchen- und Heilpflanze begehrt, weil es sich auch im Winter ernten lässt, und das machte es unter den Gewürzen im Norden einzigartig.
Die Blätter sollen eher frisch verzehrt werden, denn Löffelkraut eignet sich nur schlecht zum Trocknen.
Das Trocknen dient primär dazu, die Blätter als Tee zu nutzen, nicht aber zum Essen. Früher wurden die Blätter in Salz eingelegt, was gut funktioniert, um sie zu konservieren.
Die alten Blätter sind in der Küche weniger beliebt, da sie sehr scharf und auch bitter schmecken. Dies liegt daran, dass der Anteil der jeweiligen Stoffe mit dem Alter der Blätter steigt. Dass die jungen Blätter besser schmecken bietet beim Verzehr einen gewissen Schutz. Denn das milde junge Grün mit frischem Aroma enthält nur sehr wenig Protoanemonin.
Löffelkraut – Standorte in der freien Natur und im Garten
Löffelkraut ist von Natur aus eine Pflanze salzhaltiger Küsten gemäßigter und nördlicher Breiten. Ein Standort im eigenen Garten muss feucht sein und sollte am besten im Halbschatten liegen.
Löffelkraut liebt Humus und gedeiht am besten in Kompost, der mindestens ein Jahr gereift ist.
Übrigens: Wenn Sie eine Stelle auf dem Grundstück haben, auf der nichts wächst, weil der Boden viel Salz enthält, ist Löffelkraut die ideale Wahl – es toleriert Salz nicht nur, sondern bevorzugt es. Die beste Zeit, um die Samen in flachen Rillen zu setzen ist der Frühling von März bis April und der Spätsommer / Frühherbst im August und September.
Natürlicherweise wächst Löffelkraut auch im salzhaltigen Marschland an Meeresküsten. Im Wattenmeer der Nordsee wachsen beispielsweise drei verschiedene Arten der Löffelkräuter. Auf den Halligen findet sich vor allem das Gewöhnliche Löffelkraut, auf dem Festland herrscht jedoch das Englische Löffelkraut vor. Auf den sandigen Böden der Nordseeinseln gedeiht hingegen besonders das Dänische Löffelkraut. Die Verwendung als Heil- und Küchenpflanze unterscheidet sich nicht bei den drei Arten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Monica L. Bertoia, Eric B. Rimm, Kenneth J. Mukamal et al.: Dietary flavonoid intake and weight maintenance: three prospective cohorts of 124 086 US men and women followed for up to 24 years, in: BMJ, 352:i17, 2016, BMJ
- Veronika Fischer: Die pflanzlichen Komponenten in den flüssigen Arzneien des „Granatapfels“ und ihre Beurteilung aus der Sicht der modernenWissenschaften, Diplomarbeit an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, 419 Seiten, 2011, Universitätsbibliothek Graz
- Karl Hiller und Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K. Heidelberg-Berlin, 1999
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.