Heilpflanze Efeu: Alles über die Heilwirkung dieser besonderen Pflanze
Der Gewöhnliche Efeu gehört zu den Aralien. Er ist zwar giftig, wurde 2010 jedoch nicht ohne Grund zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Die Dosis macht das Gift, oder die Heilung. Welche Wirkung sich mit Efeu erzielen lässt und welche Risiken bei der Anwendung bestehen, wird in anschließenden Absätzen ausführlich erörtert. Hier die wichtigsten Fakten zum Efeu vorab:
- Efeu wirkt gegen Bakterien, Viren und Pilze.
- Inhaltsstoffe sind in höherer Dosierung giftig und müssen deshalb genau abgemessen werden.
- Efeu hilft, Schleim abzuhusten, wirkt gegen Erkältung und Erkrankungen der Atemwege.
- Efeu wirkt gegen Hauterkrankungen und zur Massage bei Cellulite und mangelnder Durchblutung der Haut.
- Efeu wirkt betäubend.
- Einige Efeublätter, am besten ausgewachsene,
- 20 g Bienenwachs
- und 100 ml Pflanzenöl, zum Beispiel Olive, Raps oder Sonnenblume.
- Stauss-Grabo, Manuela; Atiye, Saynab: "Efeu-eine traditionelle Heilpflanze in der modernen Phytotherapie", in: Zeitschrift für Phytotherapie, 30(30), 2009, Thieme Connect
- Phytocon Entwicklung und Zulassung pflanzlicher Arzneimittel: www.phytocon.ch (Abruf: 13.04.2018), phytocon.ch
- Gottfried Mayer, Johannes: "Efeu – Hedera helix L. – Kulturhistorisches Porträt einer Arzneipflanze[1]", in: Zeitschrift für Phytotherapie, 31(5), 2010, Thieme Connect
- van Wyk, Ben-Erik; Wink, Coralie; Wink, Michael: Handbuch der Arzneipflanzen: Ein illustrierter Leitfaden, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2003
- Volger, Eberhard: Brinkhaus, Benno: Kursbuch Naturheilverfahren: für die ärztliche Weiterbildung, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013
- Winckler, Nathali: Thymian, Brennnessel und Karotten, das könnte unsere Revolution sein: Ein Lesebuch über westliche Pflanzen aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin, Books on Demand, 2017
- Fetzner, Angela: Meine liebsten heimischen Heilpflanzen, Books on Demand, 2019
- Blech, Michael: Studien zum Kranz bei den Griechen, Walter de Gruyter, 2011
- Kremp, Dieter: Wenn im November die Nebel wallen. Gevatter Tod, Totenmond und Seelenmond, Engelsdorfer Verlag, 2011
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsstoffe
Die nutzbaren Wirkstoffe des Efeus sind in seinen Blättern. Dazu gehören Triterpensaponine, Hederacosid C und B wie auch alpha-Hederin. Hinzu kommen Kaffeesäurederivate, Flavonoide und ätherisches Öl, außerdem Glykoside und Chlorogensäure.
Die Triterpensaponine sind giftig. Sie kommen in hohen Konzentrationen in den Efeu-Beeren vor und bereits wenige Beeren lösen Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerzen, hohen Puls und Krämpfe aus. Höhere Dosen führen zu einem Schock und Atemstillstand.
Die Inhaltsstoffe des Efeus wirken auch antimykotisch (gegen Pilze wie zum Beispiel Hautpilze), antiviral (z.B. gegen Influenzaerreger) und antibiotisch (gegen Bakterien). Die Pflanzenwirkstoffe töten zudem Parasiten ab, darunter verschiedene Würmer.
Anwendungen
In niedrigen Dosen erweisen sich die Giftwirkungen der Blätter als wirksam gegen Erkrankungen der Bronchien, gegen Krampf- und Reizhusten. Die giftigen Triterpensaponine führen dazu, dass die Bronchialschleimhaut dünnen Schleim herstellt. Damit lässt sich der Schleim leichter aushusten. Ein Extrakt aus Efeublättern sorgt außerdem dafür, dass der Schleim besser abtransportiert wird. Alpha-Hederin entspannt die Bronchialmuskeln und lockert damit verkrampfte Atemwege.
Das Herbal Medicinal Product Committee hat die Efeublätter als Arznei zum Schleimlösen anerkannt, und die Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sieht Efeublätter als wirksam bei „Katarrhen der Luftwege und zur symptomatischen Behandlung chronisch-entzündlicher Bronchialerkrankungen.“
Saft, Tee, Tabletten
In Apotheken gibt es verschiedene Mittel auf der Basis von Efeublättern, zum Beispiel Hustentropfen, Hustensaft oder Tabletten. Tee lässt sich aus Efeu nur mit Vorsicht zubereiten, da wegen der Giftwirkung nur geringe Mengen der Pflanze als Heilmittel angewandt werden dürfen. Efeu verträgt sich mit anderen Schleimlösern wie Thymian, Primelwurzeln und Eukalyptus.
Bei äußerlicher Anwendung besteht keine Gefahr. Efeublätter wirken betäubend und gegen Nervenentzündungen, rheumatische Schmerzen, Ischiasschmerzen und Arthritis. Auch gegen Cellulite hilft Efeu, da er einerseits betäubt und so kräftiger massiert werden kann, und anderseits die durch Efeu ausgelöste Gefäßverengung dem Gewebe gespeichertes Wasser entzieht.
Efeu-Extrakt selbst herstellen
Sie kochen eine Handvoll Efeublätter mit 0,75 Liter Wasser ungefähr 10 bis 12 Minuten auf. Das ergibt einen konzentrierten Aufguss. In diesen tauchen Sie Tücher, drücken sie aus und legen die feuchten Umschläge auf die gewünschten Stellen – einmal pro Woche.
Für einen Tee zum Trinken nutzen Sie viel weniger Efeublätter. Sie nehmen nur einen halben Teelöffel davon und übergießen ihn mit kochendem Wasser, lassen den Sud ungefähr 10 Minuten ziehen und gießen ihn dann durch ein Teesieb. Bei Erkältungen, Husten und Schleimhautentzündungen in Nase, Mund, Rachen und Atemwegen trinken Sie täglich 2 Tassen davon. Efeu schmeckt bitter, und um diesen Geschmack zu mildern, können Sie Honig hinzufügen.
Efeu-Salbe
Eine Efeu-Salbe strafft die Haut, fördert die Durchblutung und Wundheilung und hemmt Entzündungen. Um eine solche Salbe herzustellen, nehmen Sie:
Sie schmelzen das Bienenwachs und das Öl im Wasserbad, zerkleinern die Efeublätter und rühren diese hinein, am besten mit einem Mixstab.
Efeutinktur
Für eine Efeutinktur waschen Sie Efeublätter, zerkleinern sie und füllen Sie diese in ein Gefäß mit luftdichtem Deckel. Weiterhin füllen Sie hochprozentigen klaren Schnaps hinzu wie Grappa, Wodka oder Gin und lassen alles einen Monat ziehen. Danach füllen Sie die Tinktur in dunkle Flaschen. Wenn Sie einen Saftmixer haben, können Sie den Efeu auch mit dem Alkohol durchmixen, die Tinktur erhält dann eine dunklegrüne Farbe wie Absinth.
Warnung
Wenn Sie auf Efeu allergisch reagieren, sollten Sie keine Efeuprodukte zu sich nehmen. Vermeiden Sie die Früchte, denn die Konzentration von Saponinen ist hier hoch, und statt sich zu heilen, vergiften Sie sich vermutlich, denn selbst geringe Mengen wirken toxisch. Bei getrockneten Efeublättern sollte die Tagesdosis nie höher als 3 Gramm liegen.
Efeu als Gartenpflanze
In der Natur windet Efeu sich vor allem um Bäume oder bedeckt den Boden, die Pflanzen reichen dabei bis zu 20 m in den Baum hinein. Die Wurzeln haften lediglich am Holz, entziehen ihm aber keine Nährstoffe. Indessen können alte Efeupflanzen Bäumen schaden, indem sie diese mit einer Art „Außengerüst“ umhüllen. Das führt bisweilen dazu, dass der Baum stirbt.
Heute finden wir Efeu überall: An öffentlichen Gebäuden, in Gärten, an Bäumen. Bei Gärtnern ist er beliebt, denn das dichte Blattwerk gilt als schön, die Pflanze bedeckt weite, sonst kahle Flächen und ist immer grün. Zudem sind die meisten Efeuarten anspruchslos, mögen sogar Schatten und halten Nässe ebenso aus wie Trockenheit.
In Deutschland ist er so beliebt, dass er viele Synonyme trägt: Immergrün, Mauerefeu, Eppich, Mauerewig, Wintergrün und Totenranke. Efeu lässt sich im Garten leicht vermehren. Sie müssen dazu nur Stecklinge in die Erde ziehen und angießen.
Efeu ethymologisch
Die Bezeichnung Efeu leitet sich vermutlich vom sächsischen ebah ab, und das bedeutete klettern, ep-hou bedeutete im Althochdeutschen „Klettergras“.
Die Kränze des Dionysos
Die griechische Göttin der Fruchtbarkeit, Demeter, der griechische Gott des Waldes und der Hirten, Pan und der griechische Gott des Weins, der Extase, des Werdens und Vergehens in der Natur sowie der sinnlichen Freude (Dionysos) haben eines gemeinsam: Ihnen allen war der Efeu geweiht.
Efeu wurde mit Efeuranken und Weintrauben dargestellt, und der Stab des Dionysos war mit Efeu umwunden. Auch seine Anhängerinnen, die Mänaden, kränzten sich mit Efeu, dazu trugen sie Tierfelle und Efeu umwundene Stäbe. Die Griechen trugen Efeukränze bei Trinkgelagen, zum einen, um Dionysos zu huldigen, zum anderen, um den Kopf zu kühlen. Ihre Weinbecher umhüllten sie ebenfalls mit Efeu.
Für die Griechen hatte Efeu eine heilige Bedeutung: Wuchs er üppig, dann war Dionysos in der Nähe. Auch zum Gott Apoll gehörte die Pflanze, und deswegen schmückten sich die Dichter damit.
In Deutschland gibt es Nachweise für Efeu in Gärten 1561 durch den Naturkundler Conrad Gessner. Die geometrisch angelegten Parks des Barock liefen dem üppig wachsenden Efeu jedoch entgegen. Beliebt wurde er erst in den von England ausgehenden Landschaftsgärten des 18. Jh, und englische Gärtner züchteten mehr und mehr Sorten. In der frühen Neuzeit galt er als Heilmittel gegen Pest, Gicht, Gelbsucht und schlechtes Gehör.
Efeu als Symbol
Mauerewig und Totenranke zeigen, dass der Efeu symbolisch aufgeladen ist – als Sinnbild für Treue und Unsterblichkeit. So wurden in der Sage Tristan und Isolde getrennt begraben, doch auf ihren Gräbern wuchs Efeu, der sich in der Luft verband und so das Liebespaar wieder zusammen brachte. Bei den Christen stand er für das ewige Leben nach dem Tod. Auch deshalb ist Efeu auf Gräbern so beliebt. Bereits in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung findet sich Efeu auf christlichen Gräbern.
Auch das Herzsymbol geht mutmaßlich auf Efeublätter zurück, es stammt aus einer Zeit, als das Öffnen des menschlichen Körpers als Verbrechen gegen Gott galt, und deshalb niemand wusste, wie unser Herz aussieht. Das „herzförmige“ Efeublatt stand für unendliche Liebe und Treue. Für Treue stand der Efeu, weil er sich mit seinen Haftwurzeln fest hängt.
Efeu auf Friedhöfen
Als Symbol für das ewige Leben reicht Efeu zwar bis ins frühe Christentum zurück, in Mode kam er als Friedhofsschmuck jedoch erst im frühen 19. Jahrhundert. Zuvor waren die Grabstätten in Mitteleuropa schlicht gehalten, jetzt verwandelten sie sich in städtische Gartenanlagen mit der Kernfarbe dunkelgrün. Damit verbreiteten sich immergrüne Friedhofsgewächse wie Rosmarin oder Buchsbaum, vor allem aber Efeu, der so nicht nur symbolisch, sondern praktisch die Pflanze der Totenruhe Nummer 1 ist. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
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