Eibisch ist eine seit Jahrhunderten bewährte Heilpflanze. Die Schleimstoffe in der Wurzel lindern Reizhusten und Entzündungen, helfen gegen trockene und strapazierte Haut.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Althaea officinalis
- Volksnamen: Echter Eibisch, Arznei-Eibisch, Sumpfmalve, Samtpappel, Heilwurz, Althee
- Familie: Malvengewächse (Malvaceae)
- Verbreitung: Echter Eibisch wächst wild in den Steppen von Südrussland bis in den Altai, und im Westen entlang des Mittelmeers bis nach Spanien. In Mitteleuropa ist er verwildert und wird in vielen Ländern als Heil- und Nahrungspflanze kultiviert.
- Verwendete Pflanzenteile: Sprossachsen, Blüten, Blätter, Wurzel
- Inhaltsstoffe: Glucane, Arabinogalactane und Rhamnogalacturonane (Schleimstoffe), Glycinbetain, Aminosäuren, Cumarin
- Anwendungsgebiete: Unter anderen Heiserkeit, Sodbrennen, Husten, bronchiale Infektionen, trockene und entzündete Schleimhäute, Beschleunigung der Wundheilung, Verstopfung, Magen-Darm-Leiden
Eibisch – Eine Übersicht
- Durch die Zuckerstoffe schmeckt Eibischwurzel süß, und durch die Schleimstoffe verklumpt sie bei der Zubereitung. Historisch war sie die Grundlage für Marshmallows.
- Alle Pflanzenteile sind essbar und werden in der Küche verwendet. Eibischwurzel war ein Arme-Leute-Essen in Hungerzeiten.
- Echter Eibisch braucht viel Feuchtigkeit und viele Nährstoffe und gedeiht auch auf salzhaltigen Böden. Natürlich besiedelt er Uferzonen.
- Eibischblätter werden gerne in Teemischungen zusammen mit anderen Heilkräutern genutzt, die Eibischwurzel hingegen vor allem als Einzeldroge. Die Wurzel kommt auch in Fertigarzneien und Sirupen zur Anwendung.
- Eibisch ist eine sehr gut verträgliche Heilpflanze. Ausgeprägte Risiken und Nebenwirkungen sind nicht bekannt und auch unwahrscheinlich.
- Eibisch-Sirup enthält Flüssigextrakt aus der Eibischwurzel. Er bildet einen Schutzfilm über entzündeten Stellen in Mund, Rachen und Hals und lindert so Entzündungen und Hustenreiz.
Inhaltsstoffe
Eibischwurzel enthält mit am meisten Schleimstoffe unter den Pflanzen, im Durchschnitt sind es rund 15 Prozent der Gesamtkomponenten (die Blätter liefern zehn Prozent). Zu den Inhaltsstoffen gehören Glucane, Arabinogalactane und Rhamnogalacturonane. Hinzu kommen Glycinbetain, Aminosäuren und Cumarin.
Laut eines Reviews von 2013 bietet Eibisch zudem fünf Prozent Flavonoide wie Kaempferol und Hypolaetin-8-Glucosid sowie Isoquercitrin.
Medizinische Wirkung
Schleimstoffe dienen Pflanzen als Energiereserve und Wasserspeicher. Diese Eigenschaften lassen sich gut in der Humanmedizin nutzen.
Solche pflanzlichen Schleimstoffe mindern Reize, erweichen Haut, Schleimhaut und Gewebe, lösen Verstopfung und führen ab, lindern trockenen Reizhusten, legen sich als Schutzfilm über gereizte Schleimhäute und rissige Haut, wirken gegen Halsschmerzen und Magen-Darm-Leiden und beschleunigen die Wundheilung.
Schleimstoffe in der Eibischwurzel wirken gegen Entzündungen. Sie legen sich über die Schleimhäute des Rachens und Magens und schützen so entzündete Magenschleimhaut vor dem Kontakt mit der Magensäure.
Auch gegen Sodbrennen wirken diese Schleimstoffe, weil sie die Säure auf Distanz halten, die das Sodbrennen auslöst. Äußerlich aufgetragen, helfen Schleimstoffe gegen Sonnenbrand, ausgetrocknete, rissige und strapazierte Haut. Sie kühlen zudem und senken den Blutzuckerspiegel.
Eine Studie aus dem Jahr 2010 belegte, dass wässrige Extrakte und Polysaccharide aus der Eibischwurzel die Zellen der Haut effektiv stimulieren. Eibisch ist somit ein plausibles Mittel, um Bindegewebe zu regenerieren. Eine Laborstudie zeigte antioxidative und antientzündliche Effekte von Eibischextrakten, die ähnlich oder sogar besser wirkten als Diclofenac.
Eine Studie von 2016 kam zu folgendem Ergebnis: Phytochemikalien aus Extrakten der Eibischwurzel haben das Potenzial, in Hautarzneien eingesetzt zu werden, deren Ziel es ist, Schäden durch oxidativen Stress auszugleichen. Damit eignet sich Eibischwurzel tendenziell als Arznei, um Hautkrebs vorzubeugen.
Eibisch gegen Hustenreiz
Die Schleimstoffe der Eibischwurzel helfen besonders gegen trockenen Reizhusten, wie er bei einer Erkältung auftritt. Mit Eibischwurzeltee zu gurgeln oder diesen zu trinken, befeuchtet und schützt die entzündeten Schleimhäute und damit den Reiz, der den Husten verursacht.
Eibisch gegen gereizte Schleimhäute
Gereizte Schleimhäute schwellen an, verdicken und sondern Sekrete ab. Diese Sekrete setzen sich am Ort der Entzündung fest: In Mund und Rachen, in der Nasennebenhöhle und der Stirnhöhle oder in den Bronchien.
Im verfestigten Sekret sammeln sich pathogene Erreger, und die verursachen Entzündungen. Schleimstoffe im Eibisch weichen dieses verdickte Sekret auf, verflüssigen es und sorgen dafür, dass es sich löst.
Eibisch gegen Mundbrennen
Mundbrennen bezeichnet einen Symptomkomplex auf der Zunge, dem Zahnfleisch und der Wangeninnenseite, der durch eine Mundschleimhautentzündung oder eine Zungenentzündung verursacht wird. Kennzeichen ist ein brennendes Gefühl im Mund.
Die Entzündung kann ausgelöst sein zum Beispiel durch winzige Verletzungen. Auch Bakterien, Viren und Pilze lösen Infektionen der Mundschleimhaut und der Zunge aus, zum Beispiel Herpes Simplex.
Die Ursache für eine solche Entzündung müssen Sie unbedingt medizinisch abklären lassen. Das Mundbrennen selbst als Symptom lässt sich durch das Gurgeln mit Eibischwurzeltee lindern.
Eibisch gegen Halsschmerzen
Halsschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Sehr häufig lässt sich dieses Symptom lindern, indem die Schleimhäute in Hals und Rachen befeuchtet und durch Schleimstoffe geschützt werden.
Hierzu eignet sich erst einmal Wasser. Darüber hinaus entfaltet Kräutertee mit Salbei, Thymian, Kamille, Spitzwegerich, Malve und Eibischwurzel eine lindernde Wirkung.
Eibischwurzel-Tee
Für einen Tee aus Eibischwurzel schneiden Sie eine Wurzel der Pflanze in Scheiben und lassen sie eineinhalb Stunden in kaltem Wasser ziehen. Sie können den Auszug dann kalt trinken oder erhitzen.
Die Wurzel lässt sich hervorragend mit anderen Pflanzen mischen, deren Wirkungen sich ergänzen. Dazu gehören Malve und Spitzwegerich.
Ein solcher Tee ist ein Hausmittel gegen trockenen Husten. Die empfohlene Dosis Eibischwurzel liegt bei sechs Gramm täglich.
Eibischblätter in der Volksmedizin
Die Volksmedizin nutzt Eibischblätter in Umschlägen und Auflagen dazu, entzündete Hautregionen zu beruhigen. Zerquetschte Eibischblätter sind eine erste Hilfe gegen Insektenstiche.
Eibisch und Salbei
Eine gute Kombination bei Erkältung ist eine Mischung aus Eibischwurzel und Salbeiblättern als Tee. Während die Eibischwurzel Schleimstoffe liefert, wirkt der Salbei antiseptisch und antibakteriell.
Dafür übergießen Sie einen Teelöffel der geschnittenen Eibischwurzel und geschnittener Salbeiblätter mit einem Viertelliter kochendem Wasser. Dann lassen Sie alles fünfzehn Minuten ziehen und trinken es.
Worauf müssen Sie achten?
Der medizinische Effekt der Schleimstoffe sorgt nicht nur dafür, die Schleimhäute durch einen Schutzfilm vor Magensäure und pathogenen Erregern zu schützen. Dieser Schutzfilm verhindert auch die Aufnahme anderer Medikamente durch den Darm.
Deswegen sollten Eibisch-Präparate nicht zeitgleich mit Arzneien konsumiert werden, deren Komponenten durch den Darm in der Organismus gelangen. Fragen Sie hier gegebenenfalls in der Apotheke oder in Ihrer hausärztlichen Praxis nach Alternativen beziehungsweise nach der geeigneten Einnahmeweise.
Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen
Eibisch löst keine ernsten Nebenwirkungen bei Menschen aus, die nicht unter spezifischen Unverträglichkeiten gegenüber den Wirkstoffen leiden. Da Eibischwurzel einen hohen Anteil an Stärke und vor allem Zucker enthält, sollten Menschen, die an Diabetes leiden, bei der Einnahme von Eibisch vorsichtig sein und diese immer mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin absprechen.
Welche Pflanzen wirken ähnlich wie Eibisch?
Die medizinische Wirkung der Eibischwurzel liegt vor allem an den Schleimstoffen, die 15 Prozent der Inhaltsstoffe ausmachen. Ähnliche Effekte gegen Reizhusten und Heiserkeit lösen die Schleimstoffe folgender Pflanzen aus:
Eibisch als Therapiepflanze?
Die Schleimstoffe im Eibisch dienen der effektiven, aber ergänzenden Behandlung. Alleinmittel sind sie bei unangenehmen, aber meist harmlosen Beschwerden wie Verstopfung oder Durchfall. Bei ernsten Erkrankungen oder länger anhaltenden Beschwerden sollten Sie in jedem Fall einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Anwendung in der traditionellen und modernen Medizin
Eine iranische Studie von 2019 vergleicht traditionelle Anwendungen von Eibisch in der iranischen traditionellen Medizin mit den wissenschaftlich belegten Wirkungen bestimmter Inhaltstoffe der Pflanze. Ein Ergebnis war, dass die moderne Evidenz Effekte traditioneller Nutzung in der Volksheilkunde bestätigt und sich so neue Möglichkeiten ergeben, besonders in der Kindermedizin zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden und Fieber. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ali Esmail Al-Snafi: The Pharmaceutical importance of Althaea officinalis and Althaea rosea: A review; in: International Journal of PharmTech Research; Volume 5, Issue 3, Seiten 1378-1335, 2013, ResearchGate
- Gabriel A. Bonaterra, Kevin Bronischewski, Pacal Hunold et al.: Anti-inflammatory and Anti-oxidative Effects of Phytohustil® and Root Extract of Althaea officinalis L. on Macrophages in vitro; in: Frontiers in Pharmacology, Volume 11, Issue 290, 2020, frontiers in Pharmacology
- Alison Curnow, Sara J. Owen: An Evaluation of Root Phytochemicals Derived from Althea officinalis (Marshmallow) and Astragalus membranaceus as Potential Natural Components of UV Protecting Dermatological Formulations; in: Oxidative Medicine and Cellular Longevity, Volume 2016, 2016, Hindawi
- Alexandra Deters, Janina Zippel, Nils Hellenbrand et al.: Aqueous extracts and polysaccharides from Marshmallow roots (Althea officinalis L.): Cellular internalisation and stimulation of cell physiology of human epithelial cells in vitro; in: Journal of Ethnopharmacology, Volume 127, Issue 1, Seiten 62-69, 2010, ScienceDirect
- Volker Fintelmann, Rudolf Fritz Weiss: Lehrbuch der Phytotherapie, Stuttgart, 2005
- Alieh Kianitalaei, Zohre Feyzabadi, Shokuhsadat Hamedi et al.: Althaea Officinalis in Traditional Medicine and modern phytotherapy; in: Journal of Advanced Pharmacy Education & Research, 2019 , Salamati24
- Elfrune Wendelberger: Heilpflanzen. Erkennen, sammeln, anwenden. München / Wien / Zürich, 2003
- Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Lage, Stuttgart, 2008
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.