Die Elsbeere gehört zu den Mehlbeeren und ist eine enge Verwandte der Vogelbeere. Dieser sommergrüne Baum wird bis zu hundert Jahre alt und ist angepasst an Wälder, die erstens trocken sind und zweitens nährstoffreich. Die Früchte werden als Hausmittel gegen Durchfall und Verdauungsprobleme genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Sorbus torminalis
- Volksnamen: Viele regionale Namen: Ruhrbirne, Alzbeere, Adlerbeere, Atlasbaum, Adlitzbeere, Arisbeere, Arlesbeere, Arlkirsche, Darmbeere, Els-Vogelbeere, Elze, Frauenbeeri, Krause Else, Schöne Else, Sauerbirl, Wilder Sperberbaum
- Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
- Verbreitung: Vor allem Mittel- und Südeuropa, bis nach Nordafrika und Westasien, von der Bretagne bis nach Aserbeidschan und von Marokko bis Südschweden. Der Ursprung liegt vermutlich im Kaukasus.
- Verwendete Pflanzenteile: Früchte, Blüten, Rinde und Blätter
- Inhaltsstoffe: Flavonoide, Gerbstoffe, Pektin, Fruchtsäure, Vitamin C
- Anwendungsgebiete: Zusammenziehende Wirkung, deshalb traditionell eingesetzt gegen Durchfall und Verdauungsbeschwerden; Versorgung mit Vitamin C, bakterielle, virale und allgemein entzündliche Erkrankungen, Tumore und Geschwüre, Hautleiden
Elsbeere – Eine Übersicht
- Das feinfaserige Holz der Elsbeere ist das teuerste Holz in Deutschland. Es ist trotz seiner Schwere biegsam und zugleich zäh, hart und elastisch. Es lässt sich hervorragend polieren.
- Der Elsbeerbaum ist das größte Rosengewächs.
- Elsbeerfrüchte sind in der Küche kein „Mainstream“, werden regional jedoch vielseitig eingesetzt, in Kuchen, mit Schokolade, in Müslis oder Desserts.
- Die Früchte enthalten viele Gerbstoffe, die gegen Durchfall helfen. Daher stammen die Volksnamen Ruhrbirne und Darmbirne.
- Elsbeere ist ein typischer Baum trockener Südhänge mit nährstoffreichem Boden. Sie gedeiht an Waldrändern und in lichten Wäldern, wo sie ebenso viel Wärme bekommt wie Nährstoffe durch Humus.
- In Mitteleuropa liegt der Schwerpunkt der Verbreitung im Süden, im Zuge der Klimaerhitzung wird die Elsbeere indessen zunehmend auch weiter im Norden eingepflanzt.
- Auch wenn die Früchte in Dolden am Baum hängen und somit zum Beispiel an Holunder erinnern, ist Elsbeere wie Apfel und Birne ein Kernobstgewächs.
Inhaltsstoffe
Die Früchte der Elsbeere enthalten vor allem folgende Inhaltsstoffe:
- Caffeoylchinasäuren,
- Flavonoide (darunter Proanthocyanidine),
- Pektin,
- Fruchtsäure,
- Gerbstoffe,
- reichlich Vitamin C.
Elsbeere in der Volksmedizin
Zubereitungen aus verschiedenen Teilen der Pflanze wurden und werden als natürliches Mittel eingesetzt, um Entzündungen zu behandeln, die durch Bakterien oder Viren verursacht werden. Die Früchte wurden gegen Bauchschmerzen genutzt.
Vor allem dienten die Früchte, frisch oder getrocknet, als Mittel gegen Durchfall, Verstopfung und Blähungen. Auch gegen Völlegefühl und generell gegen Magen-Darm-Beschwerden wurden sie angewendet.
Medizinische Wirkung
Eine wissenschaftliche Studie aus der Türkei von 2015 wies deutliche antioxidative Effekte bei Extrakten aus den Früchten der Elsbeere nach und empfahl die Pflanze als natürliches Antioxidans. Diese antioxidativen Eigenschaften wurden bei verschiedenen Arten der Gattung Sorbus nachgewiesen, am stärksten waren sie bei der verwandten Vogelbeere / Eberesche.
Ein Wissenschaftsteam aus Estland und Litauen fasste 2020 in einem Review zusammen: Caffeoylchinasäuren, Flavonoide und Proanthocyanidine werden bei diversen Unterarten der Elsbeere als die am stärksten vertretenen polyphenolischen Antioxidantien in der Fachliteratur erwähnt. Pflanzenteile der Elsbeere wurden mit versprechenden Ergebnissen auf Wirkungen getestet gegen Diabetes, sowie neurologische Beschwerden und Störungen des Herzsystems.
Medizinische Anwendungen
Die in den Früchten vorhandenen Gerbstoffe ziehen Bindegewebe zusammen. Dies lässt sich bei der Wundheilung einsetzen, da sie auch verletztes Gewebe zusammenziehen und so Blutungen bremsen.
Die Gerbstoffe ziehen auch den Darmtrakt zusammen. So stoppen sie nicht nur Durchfall, sondern helfen auch gegen Dünndarmentzündungen. Traditionell wurde ein Mus aus Früchten der Elsbeere eingesetzt gegen Hautgeschwüre und Hämorrhoiden.
Ein Extrakt aus der Rinde diente, ebenfalls äußerlich aufgetragen, als Mittel gegen Hautentzündungen, besonders als Arznei gegen Infektionen im Genitalbereich. Ein Tee aus den Früchten und Blättern gilt in der Volksmedizin als Mittel gegen:
- Verdauungsprobleme,
- Husten,
- Infektionen der Atemwege,
- rheumatische Beschwerden,
- Gicht.
Elsbeere: Wie sieht der Baum aus?
Elsbeere ist ein Laubbaum und wird mehrere hundert Jahre alt. Ihre Blätter erinnern an Ahorn, doch sie sind wesentlich spitzer gezackt. Die Krone wächst kugelförmig.
Von April bis Frühsommer trägt das Rosengewächs kleine weiße Blüten in Dolden. Elsbeerbäume werden rund 25 Meter groß.
Junge Bäume haben eine glatte Rinde in der Farbe von Kastanien oder Oliven. Im Alter wird die Rinde schwarzgrau, kleinschuppig und entwickelt vertikale Risse.
Stamm und Äste ähneln denen des Birnbaums. Das schwere harte Holz ist gelb bis rotbraun gefärbt.
Wo wächst die Elsbeere in Deutschland?
Elsbeere wächst bevorzugt in trockenen, warmen und lichten Wäldern. In Deutschland sind die dichtesten Vorkommen deshalb im Süden: In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Süden Nordrhein-Westfalens, im bayrischen Mainfranken und in Südhessen.
Im Osten findet sie sich im trockenen Südosten Mecklenburg-Vorpommerns, in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Bekannt ist Sailershausen in Unterfranken mit nahezu 1.500 Elsbeeren. In Bayern ist der zur Universität Würzburg gehörende Wald für seinen dichten Bestand an diesen Bäumen berühmt.
Die Früchte der Elsbeere
In der Volksmedizin stehen die Früchte der Elsbeere im Fokus. Diese reifen im Spätsommer.
Sie wachsen in Dolden und erinnern in der Form an Beeren. Ihre Farbe ist anfangs ein Olivgrün, nach dem ersten Frost im Herbst wechselt sie zu Rotbraun, das hellere Punkte sprenkeln.
Mit dem Reifegrad wechselt der Geschmack von herb zu süß-sauer, erinnert an Marzipan. Die Früchte lassen sich auch roh essen.
Überreife Früchte verlieren ihre Gerbstoffe, ebenso verschwinden diese beim Kochen. Die Beeren müssen vor der Überreife geerntet werden, denn ab der Vollreife sind Vögel geradezu verrückt danach.
Sie müssen die Früchte pflücken. Durch das Wachsen in Dolden lassen sie sich nicht wie Äpfel vom Baum schütteln.
Wo wächst die Elsbeere?
Elsbeere ist in Mitteleuropa und Südeuropa verbreitet. Der Schwerpunkt liegt dabei zum einen in Frankreich, zum anderen auf dem Balkan. Dort sieht man die „schöne Else“ einzeln oder in Gruppen und oft in Eichen- und Buchenwäldern.
Da Elsbeeren es warm und trocken mögen, gedeihen sie besonders an Südhängen. Zugleich können sie Frost indessen ertragen und sind zäh.
Sie benötigen einen nährstoffreichen Boden, der viel Ton enthält. Sandböden mögen sie nicht, und das gleiche gilt auch für Sümpfe. Staunässe vertragen sie nicht.
In der derzeitigen Klimaerhitzung gibt es vermehrt Versuche, die Elsbeere in nördlichen Breiten anzusiedeln, um so das wertvolle Holz zu nutzen. So zog der dänische Förster Hans Christian Graversgaard Elsbeeeren in Dänemark.
Vermehrung durch Wurzelbrut
Elsbeere wurde in der modernen Forstwirtschaft trotz ihres wertvollen Holzes vernachlässigt und verdrängt. Im kommerziellen Hochwald, in dem die einzelnen Stämme besonders hoch wachsen, hat sie kaum Chancen, sich durchzusetzen.
Elsbeere ist vielmehr ein typischer Baum des Niederwaldes, in dem sich durch das wiederholte Fällen einzelner Bäume die Vegetation regeneriert und verstärkt Sonnenlicht den Boden erreicht. Trotzdem lief die Elsbeere nie Gefahr, auszusterben, und das liegt an ihrer hervorragenden Fähigkeit, sich vegetativ über Wurzelbrut zu vermehren.
Um einen einzigen Baum dieser Art findet sich häufig Wurzelbrut in einem 30-Meter-Radius. Diese Form, sich durch Wurzelbrut einen geeigneten Standort zu sichern, ist offenbar eine besondere evolutionäre Anpassung dieser Pflanze. Ganze „Wälder“ aus Elsbeeren sind bisweilen keine jeweils eigenen Individuen, sondern ein Kollektiv aus Klonen.
Elsbeere und Vogelbeere
Die Elsbeere ist eine Gattungsverwandte der viel häufigeren Vogelbeere / Eberesche (Sorbus aucuparia). Gerade in Regionen, wo Elsbeeren nur vereinzelt wachsen und deshalb nicht allgemein bekannt sind, lassen sich beide Arten leicht verwechseln.
Auch die Vogelbeere hat ahornähnlich gelappte Blätter, allerdings sind diese bei der Elsbeere wesentlich spitzzackiger. Die Früchte der Vogelbeere sollten vor dem Verzehr gekocht werden, die der Elsbeere sind auch roh essbar.
Das Holz der Elsbeere
Elsbeerholz wird im Handel oft als „Birnbaum“ oder „Schweizer Birnbaum“ verkauft. Es erzielt höchste Preise, pro Stamm bis zu 14.000 Euro.
Es lässt sich für besondere Gegenstände nutzen, die sowohl große Härte wie Flexibilität und eine gute Politur benötigen. Elsbeerholz ist hart, sehr zäh und außerordentlich spaltfest, dazu biegsam.
Mit Elsbeerholz werden zum Beispiel Flöten, Furnier und Kleinmöbel hergestellt. Ein Kubikmeter Elsbeerholz wird mit rund 600 Euro gehandelt, ein Kubikmeter Buche mit 65 und ein Kubikmeter Eiche mit 100 Euro.
Elsbeere ist ein Reifholzbaum, der helles Kernholz hat. Jüngere Bäume haben ein weißgelbliches bis rötliches Holz, das dem der frischen Rotbuche farblich ähnelt.
Ältere Bäume zeigen einen dunkleren, rotgelbbraunen Ton. Unter Lichteinfluss dunkelt dieser auch noch nach.
Elsbeerholz lagern
Elsbeere muss früh im Winter gefällt und eingeschnitten werden. Frisch geschnittene Stämme sollten sofort in luftigen Trockenschuppen gestapelt werden, und zwar auf dünnen Stapellatten. Im Freien müssen die Stapel unbedingt gegen Sonne und Regen geschützt sein. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Gozde Hasbal, Tugba Yilmaz-Ozden, Ayse Can: Antioxidant and antiacetylcholinesterase activities of Sorbus torminalis (L.) Crantz (wild service tree) fruits; in: Journal of Food and Drug Analysis, Volume 23, Issue 1, Seiten 57-62, 2015, ScienceDirect
- Karl Hiller; Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K, Heidelberg-Berlin 1999
- Monika A. Olszewska, Piotr Michel: Antioxidant activity of inflorescences, leaves and fruits of three Sorbus species in relation to their polyphenolic composition; in: Natural product research, Volume 23, Issue 16, Seiten 1507-1521, 2009, Taylor & Francis Online
- Vilve Sarv, Petras Rimantas Venskutonis, Rajeev Bhat: The Sorbus spp.—Underutilised Plants for Foods and Nutraceuticals: Review on Polyphenolic Phytochemicals and Antioxidant Potential; in: Antioxidants, Volume 9, Issue 9, Seite 813, 2020, MDPI
- Walter Wurzer (Hg.): Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen. Klagenfurt, 1994
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.