Die Eselsdistel bezeichnen Gartenbesitzer oft als Unkraut, denn ihre Pfahlwurzeln lassen sich nur schwer entfernen und ihre Samen halten sich über Jahre hinweg. In der Vergangenheit war die sogenannte Krebsdistel jedoch eine hoch geschätzte Heilpflanze und sollte sogar gegen Hauttumore wirken. Bis heute liegen allerdings nur wenige Studien über medizinische Wirkungen für eine Phytotherapie vor. Diese zeigen indes mögliche Wirkungen als Diuretikum, gegen Bluthochdruck und ein Potenzial für neue Krebsarzneien.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Onopordum acanthium
- Pflanzenfamilie: Korbblütler (Asteraceae)
- Volksnamen: Kratzdistel, Wegdistel, Wolldistel, Krebsdistel, Krampfdistel
- Verwendete Pflanzenteile: die frischen oberirdischen Pflanzenteile: Blüten/Blütenkörbchen und Stiele, der Saft, das getrocknete Kraut
- Anwendungsgebiete:
- In der historischen Volksmedizin: Tumore im Gesicht, Herzkrankheiten, Ödeme, Entzündungen und Nervosität
- in der Anthroposophie: Herzrhythmusstörungen, Schlafbeschwerden und Kreislaufprobleme
- in der evidenzbasierten Medizin: potenzielle Anwendungsmöglichkeiten bei Entzündungen, Tumoren und Bluthochdruck
Inhaltsstoffe
Eselsdistel enthält circa 0,05 Prozent Alkaloide, Onopordopikrin, Sesquiterpenlactone, Flavonglykoside und Gerbstoffe. Phenole, Triterpene und steroide Strukturen lassen sich in den oberirdischen Teilen finden. In den Wurzeln finden sich Sesquiterpenlactone und Polyacetylene. In den Blättern finden sich Flavonoide wie Pectolinarigenin, Scutellarin-4‘-Methylether sowie Acanthiolide.
Als aktivste Komponente zeigte sich in Studien Lacton, gefolgt von Pectolinarigenin, während Scutellarin-4‘-Methyläther sich weniger aktiv verhält. Das Öl der Kratzdistel enthält Fettsäuren, darunter linoleische (576,5 g/kg), oleische (287,9 g/kg), palmitische (88,1 g/kg) und stearische (39,5 g/kg), wobei die Mengenverhältnisse je nach Studie leicht unterschiedlich angegeben werden.
Die Distel enthält sowohl gesättigte Fettsäuren wie stearische, palmitische, arachidische, margarische, myristische und behenische als auch ungesättigte Säuren mit einer Doppelbindung wie palmitoleische, oleische, gadoleische, und vaccenische; zudem mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie linoleische Säuren.
Wirkungen
Verschiedene Wirkungen – interessant für Kosmetik und Medizin – werden der Eselsdistel seit langer Zeit zugeschrieben, wie etwa entzündungshemmende, antitumorale und kardiotonische Wirkungen. Die wenigen belegten Nachweise für pharmakologische Effekte wurden in einer Übersichtsarbeit von 2019 zusammengefasst. Extrakte und einzelne Komponenten der Eisendistel zeigten bei pharmakologischen Untersuchungen beispielsweise eine antientzündliche und antibakterielle Aktivität und eine Wirkung gegen freie Radikale.
Eselsdistel gegen Krebs?
Verschiedene Studien zeigten auch gewisse Anti-Tumor Effekte. So zeigte ein flüssiger Extrakt aus Eselsdistel eine Steigerung der natürlichen Killerzellenaktivität von Lymphzellen in Tierversuchen mit Mäusen. Dabei lag die Effektivität bei Extrakten aus frischen Blättern deutlich höher als bei getrocknetem Material. Ein Versuch von Csupor-Löffler mit den aktivsten Komponenten der Distelwurzel, 4ß,15-Dihydro-3-dehydrozaluazanin C und Zaluazin C, zeigte keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die untersuchten Zelllinien.
Zaluzanin C wird genrell eine zytotoxische Wirkung gegen Zelllinien von Eierstockkrebs, schwarzem Hautkrebs, Krebs im zentralen Nervensystem, Darmkrebs und Leberkrebs zugeschrieben. Das resultierende Potenzial der Eselsdistel im Hinblick auf neue Krebstherapien wurde bislang nicht weitergehend untersucht.
Antientzündliche und analgetische Effekte
Ethanolextrakte von Eselsdistel zeigten in Tierversuchen mit Ratten deutliche Effekte gegen Entzündungen, und Distelextrakte mit Essigsäure linderten Schmerzen und Krämpfe. Ob sich daraus Perspektiven für Arzneimittel ableiten lassen, bedarf weiterer Forschung.
Eisendistel gegen Bluthochdruck
Bei einer Untersuchung mit Personen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren, die mit Trockenxtrakt-Kapseln behandelt wurden, zeigte sich eine Reduktion des durchschnittlichen systolischen Blutdrucks von 151,9 zu 13,74 mmHg auf 134,6 zu 18,25 mmHg am Ende der Therapie. Der diastolische Blutdruck fiel von 97,41 zu 10,36 mmHg auf 85,71 zu 7,481 mmHg. Die Behandlung erfolgte mit Kapseln, die ein Gramm Trockenextrakt aus den Samen von Onopordum acanthium enthielten, der aus jeweils 11 Gramm luftgetrockneten Samen mit Ethanol extrahiert wurde. Die Distelsamen könnten sich demnach für Arzneien gegen Bluthochdruck eignen.
Kosmetik – Anti-Aging und Regeneration der Haut
Gattefossé (Saint-Priest, France) entwickelte ein kosmetisches Präparat, das einen Alkoholextrakt aus den Blättern, Blüten und Stielen enthält und in Cremes und Balsamen eingesetzt werden könnte, da es Anti-Aging-Eigenschaften zeigt und die Aktivität der Epidermis wiederherstellt.
Sammeln für die Phytotherapie
Um selbst Eselsdistel als pflanzliche Medizin (Phytotherapie) zu nutzen, sammeln Sie die blühende Pflanze und die Wurzel. Die Pflanze schneiden Sie zu Beginn der Blüte über dem Boden ab und trocknen Sie im Schatten an der Luft. Ist die Pflanze getrocknet, schneiden Sie den Hauptstängel ab und zerkleinern die Blätter sowie den oberen Teil der Pflanze.
In der Wachstumsphase der Pflanze können Sie die oberirdischen Teile frisch verwenden und auch den Saft auspressen. Das Trocknen diente in der Volksmedizin nur dazu, die Krebsdistel auch im Winter zur Verfügung zu haben.
Die Wurzel schneiden Sie hingegen im Frühling. Sie stechen die unterirdischen Pflanzenteile aus, mit einem spitzen Spaten oder, besser noch, mit einem Wurzelstecher. Sie reinigen die Wurzeln sorgfältig, denn an ihnen haftet viel Erde. Dann fädeln Sie die Stücke auf und hängen Sie im Schatten auf – ideal ist eine windige Stelle.
Die Samen können Sie ebenfalls sammeln – nach der Blüte. Sie trocknen Sie im Schatten und lagern Sie an einem trockenen, dunklen Ort.
Volksmedizin und Disteltee
In der Volksmedizin wurde der aus der Distel gepresste Saft direkt auf Hautleiden geträufelt. Zu den so behandelten Beschwerden gehörten: Schwarzer Hautkrebs (daher der Name Krebsdistel), Geschwüre aller Art, Ekzeme, Akne und Insektenstiche.
In der Naturheilkunde gelten die frischen Wurzeln und jungen Sprossen (als Gemüse, im Salat etc.) als Mittel, um das Blut zu reinigen und als Diuretikum. Um die Verdauung zu fördern und den Harnfluss anzuregen – gegen Wassereinlagerungen (Ödeme) im Körper – dient traditionell ein Tee aus Blättern und/oder Wurzeln mit einer Dosierung von circa einem Teelöffel des getrockneten Krautes pro Tasse. Davon können bei akuten Beschwerden bis zu drei Tassen pro Tag getrunken werden.
Traditionelle Medizin und Esoterik
Volksnamen wie Krebsdistel und Krampfdistel zeigen es: Eselsdistel wurde in der Volksmedizin Europas als Mittel gegen verschiedene Krebsarten eingesetzt, vor allem gegen Tumore im Gesicht, zudem gegen Krämpfe, vor allem im Unterleib.
Pulver aus der getrockneten Pflanze, der Saft und Extrakte aus den oberirdischen Teilen dienten auch als Diuretikum und dazu, nervöse Zustände zu beruhigen. In der esoterischen Lehre der Anthroposophie dient Eselsdistel als Mittel gegen Herzstörungen, Schlafbeschwerden und Probleme mit dem Kreislauf.
Distel in der Küche
Eselsdistel lässt sich gut als Gemüse nutzen. Die Blütenböden können Sie ähnlich zubereiten wie die distelartige Artischocken. Die Stängel können Sie schälen und wie Spargel in der Küche verwenden. Die stachligen Blätter eigenen sich hingegen kaum, um sie in der Küche zu verwenden.
Eselsdistel – Die Pflanze
Die Distel ist ein Korbblütler, der bis zu drei Meter in die Höhe wächst. In Gärten ist sie oft ein ungeliebter Gast, da ihre bis zu einem Meter tiefe Pfahlwurzeln dem Boden Wasser und Nährstoffe entzieht.
Im zweiten Jahr bildet sie Blätter, die bis zu 50 Zentimeter lang werden können, von Rippen und Adern durchzogen und von Stacheln geschützt sind. Die Distel blüht im Hochsommer mit prallen Blütenköpfen in Purpur. Die Blütenkugel besteht aus diversen Einzelblüten und ist mit feinen Fäden behaart. Nach dem zweiten Jahr stirbt die Pflanze.
Verbreitung
Die Eselsdistel war ursprünglich eine mediterrane Pflanze. Sie wächst in Spanien wie in Frankreich, in Kleinasien und den Steppen des südlichen Russlands. Vielerorts in Europa wurde sie eingeschleppt, wächst aber nicht überall.
Sie benötigt einen hohen Stickstoffgehalt im Boden und bevorzugt warme und trockene Standorte. In Mitteleuropa ist sie häufig an Wegrändern (Wegdistel) und auf nährstoffarmen Brachflächen zu finden. Ebenso stehen sie auf Trockenwiesen (die heute in Deutschland selten sind) und sich häufig auf Verkehrsinseln und sonnenbeschienenen Bahndämmen zu finden. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Garsiya, Ekaterina; Konovalov, Dmitry; Shamilov, Arnold et al.: A Traditional Medicine Plant, Onopordum acanthium L. (Asteraceae): Chemical Composition and Pharmacological Research, in: Plants, Volume 8, Issue 2, Pages 40-67, Feb 2019, mdpi
- Grothusheitkamp, Kerstin: Pflanzen in der Krebstherapie des 18. bis 20. Jahrhunderts unter Berücksichtigung ihres Einsatzes in der Homöopathie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2019
- Mayer-Nicolai, Christine: Vergleich der durch die historischen Autoren Hildegard von Bingen und Leonhart Fuchs pflanzlichen Arzneimitteln zugeschriebenen mit aktuell anerkannten Indikationen, Dissertation, Universität Würzburg, 2008, Deutsche Nationalbibliothek
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.