Essig-Rose ist eine ursprünglich aus dem Orient stammende Art, die zu den ältesten Zuchtformen der Rosen gehört. Sie wurde bereits in der Antike in der Medizin und Hautpflege genutzt. Auf ihre Bedeutung in der Pharmazie weist auch ihr Trivialname „Apotheker-Rose“ hin.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Rosa gallica
- Volksnamen: Apotheker-Rose, Gallica-Rose, Französische Rose, Provinsrose, Bischofsrose, Centifolie, Fleischrose, Knopfrose, Gallische Rose, Gartenrose, Hundertblättrige Rose, Rote Rose, Jungfernrose, Kaiserrose, Samtrose, Moosrose, Pomponrose, Trianonrose, Zuckerrose, Vielblättrige Rose
- Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
- Verbreitung: Im südlichen Mittel- und Südeuropa, in Deutschland vor allem südlich des Mains, historisch angebaut besonders in der Region Provins bei Paris. Als Ursprungsland gilt der heutige Iran.
- Verwendete Pflanzenteile: Blüten, Hagebutten
- Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Saponine, ätherische Öle, Flavonoide (Anthocyane), Vitamine A, C und E, Fettsäuren. Das ätherische Öl enthält Alpha- und Beta-Pinen, Citronellol, Eugenol, Geraniol und Nerol.
- Anwendungsgebiete: Entzündungen in Mund und Rachen, Halsschmerzen, Wundheilung, Durchfall, Entzündungen der Augen (historisch), Entwässern (Hagebutten), Harnwegsinfekte, Hautpflege, Erkältungen, Bronchitis, Gastritis, Depression und Antriebslosigkeit
Essig-Rose – Eine Übersicht
- Essig-Rose ist eine wertvolle Pflanze in der Natur – sie bietet etwa Nahrung und Unterschlupf für Vögel und Insekten.
- Die Pflanze gehört zu den historischen Rosen, aus denen viele Gartenrosen gezüchtet wurden, ihre Kulturformen sind in Europa seit dem Mittelalter dokumentiert.
- Bereits in der Antike wurde diese Rose als Heilpflanze und in der Kosmetik eingesetzt. Besonders wurde aus ihr ein Weinessig hergestellt, daher stammt der Name Essig-Rose .
- Essig-Rose liebt Wärme, braucht Nässe im Frühjahr und Trockenheit im Sommer sowie Lehmboden mit vielen Nährstoffen und wenig Kalk.
- Das Öl der Essig-Rose wird unter anderem in der Aromatherapie eingesetzt, um die Stimmung aufzuheitern, Angstzustände zu mindern und Depressionen zu lindern.
- Rosenöl und Rosenwasser aus der Essig-Rose sind im Iran seit Jahrhunderten Bestandteil medizinischer Anwendungen für ein breites Spektrum von Krankheiten. Viele dieser Behandlungen sind aufgrund enthaltener Inhaltsstoffe plausibel, einige sind auch wissenschaftlich belegt.
- Blüten der Essig-Rose sind sehr gut verträglich, sie dienen nicht nur als Medizin, sondern sind essbar und werden kulinarisch verwertet.
Inhaltsstoffe
Die Blüten der Essig-Rose enthalten Gerbstoffe, Saponine, ätherische Öle, Flavonoide (unter anderem Anthocyane), Vitamine A, C und E, sowie Fettsäuren. Das ätherische Öl besteht unter anderem aus Alpha- und Beta-Pinen, Citronellol, Eugenol, Geraniol und Nerol.
Medizinische Wirkungen der Essig-Rose
Essig-Rosen enthalten eine Fülle an Stoffen, die sich nachweislich positiv auf die Gesundheit auswirken. Saponine, wie sie in der Essig-Rose enthalten sind, haben immunologische Wirkungen und können die Produktion von Antikörpern und Gedächtniszellen fördern. Sie wirken gegen potenziell pathogene Bakterien und Pilze. Sie hemmen Entzündungen und fördern den Harnfluss. Traditionelle Anwendungen der Essig-Rose gegen Infektionen und als Diuretikum erscheinen insofern plausibel.
Die Terpenalkohole Geraniol und Citronellol helfen effektiv gegen Mikroorganismen. Der Pflanze dienen sie vermutlich dazu, sich gegen pathogene Mikroben zu schützen. Einen ähnlichen Effekt haben sie beim Menschen, wenn sie innerlich angewendet werden gegen Entzündungen des Zahnfleisches, Mundes und Rachens oder äußerlich gegen Hautausschlag, der durch Befall von Mikroben verursacht wird.
Gerbstoffe wirken antioxidativ, gegen Pilze, Bakterien und gegen manche Viren. Sie entziehen Bakterien Eiweiße und schließen die Epidermiszellen der Haut. Die verdichtete Haut kann sich dann erneuern, und die zusammen gezogenen Zellen versperren potenziellen Erregern den Eingang. Dadurch erschweren Gerbstoffe, dass Hautwunden sich infizieren. Sie stärken die Hautbarriere gegen Keime, und sie mindern durch das Zusammenziehen Blutungen.
Das Zusammenziehen hilft auch gegen Krampfadern und darüber hinaus gegen Entzündungen der Schleimhäute in Magen, Darm, Mund und Rachen, gegen Verbrennungen und Erfrierungen. Zudem verfestigen Gerbstoffe Durchfall und verschließen verletztes Gewebe.
Essig-Rose wurde und wird zum Behandeln von Hautwunden, Darmentzündungen, Infektionen des Zahnfleisches, des Mundes und Rachens eingesetzt – aufgrund der belegten Wirkung von Gerbstoffen erscheinen derlei Anwendungen gerechtfertigt.
Eine deutliche Wirkung eines Extraktes aus Blüten der Essig-Rose gegen Hautentzündungen bei UV-Exposition konnte in einer Studie aus Südkorea (2018) wissenschaftlich belegt werden.
Hilft Essig-Rose gegen Lungenkrebs?
Eine koreanische Studie stellte 2020 einen bis dahin unbekannten Effekt von Extrakt aus Blüten der Essig-Rose fest. Der Untersuchung zufolge hemmte der Rosenextrakt (Lungen-)Krebszellen dabei, zu wachsen und sich auszudehnen. Falls sich diese Wirkung durch weitere Studien bestätigen lässt, wäre Essig-Rose etwa ein Kandidat, um Medikamente zu entwickeln, die verhindern, dass ein entstandener Lungentumor Metastasen bildet.
Rosenöl
Öl aus der Essig-Rose wurde und wird gegen eine Vielzahl von Krankheiten eingesetzt:
- allergische Reaktionen,
- Müdigkeit und Abgespanntheit,
- Menstruationsprobleme,
- Kopfschmerzen,
- Fieber,
- Herzrasen,
- Darmträgheit und Durchfall,
- Muskelverspannung und krampfartige Schmerzen.
Äußerliche Anwendungen des Öls
Äußere traditionelle Anwendungen des Öls der Essig-Rose umfassen infektiöse Erkrankungen der Haut, Pflege der Babyhaut, Schmerzen beim Geburtsvorgang, Schwangerschaftsstreifen und Falten, Verdauungsprobleme und Hautpflege bei Erwachsenen.
Innere Anwendungen des Öls
Für die innere Anwendung geben Sie zwei Tropfen Rosenöl in eine Tasse Tee. Behandeln können Sie damit entzündete Atemwege, Infektionen der Gebärmutter und Scheide, Kopfschmerzen, Probleme beim Gallenfluss und Migräne.
Medizinische Anwendungen der Blüten
Im Handel lassen sich Tees und Öle aus Essig-Rosenblüten erwerben. Für einen Tee übergießen Sie einen Teelöffel getrocknete Blüten mit einer Tasse heißem Wasser, lassen alles rund zehn Minuten ziehen und seihen es dann ab.
Ein solcher Tee fand schon traditionell Anwendung und wird getrunken, um die Nerven zu stärken und ängstliche Stimmungen zu lindern, aber auch bei Schmerzen und einer zu starken Monatsblutung. Als Umschlag wird er auf leichte Wunden aufgetragen und hilft gegen leichte Verbrennungen. Gegurgelt und als Mundspülung dient er gegen Entzündungen des Zahnfleischs, des Mundes und des Rachens.
Medizinische Anwendungen des Rosenwassers
Im Iran wird das „Wasser“, also der Kaltextrakt der Blüten der Essig-Rose, seit vielen Jahrhunderten genutzt, um zahlreiche Krankheiten zu behandeln. Gegen Infektionen an den Augen wird Baumwolle mit dem Rosenwasser getränkt und auf das entzündete Auge gedrückt.
Eine Mischung aus Sandelholz, Zitronensaft und Rosenwasser wird im Iran auf die Haut aufgetragen, um Akne zu lindern und Akne-Narben zu glätten. Gesichtswasser auf der Basis der Essig-Rose ist im Iran ein Hausmittel gegen geschwollene infektiöse Pickel, Hautentzündungen und Hautrötungen, gegen Sonnenbrand und allergische Reaktionen auf der Haut. Insektenstiche werden im Iran behandelt, indem Rosenwasser darauf getröpfelt wird.
Essig-Rose zur Haarpflege
Traditionelle Produkte zur Haarpflege basieren im Iran ebenfalls oft auf Rosenwasser. Dieses schäumt gut auf durch die Saponine, während die Gerbstoffe und ätherischen Öle die Kopfhaut mit antibakteriellen Substanzen schützen. Es soll die Haarwurzeln stärken, den Haarwuchs fördern, und das Haar regenerieren, indem es den Blutfluss in dessen Wurzeln antreibt.
Bei den heißen Temperaturen im Iran ist nicht ausgewaschenes Rosenwasser zudem beliebt, da es die Haarwurzeln kühlt, was nicht nur angenehm ist, sondern auch Entzündungen vorbeugt.
Die Medizingeschichte der Essig-Rose
Die Essig-Rose zählt als „Apotheker-Rose“ zu den ältesten kultivierten Rosensorten. Die antiken Römer nutzten die „persische Rose“, um den Kater nach reichlichem Alkoholkonsum zu beheben. Dazu marinierten sie die Blüten in Wein (Essig).
Der persische Arzt Ibn Sina empfahl im 11. Jahrhundert Öl aus der Essig-Rose als Medizin für diverse Beschwerden. Kreuzritter brachten die Pflanze aus dem Orient nach Europa, und dort wurde sie vor allem in Klostergärten zu medizinischen Zwecken gezogen.
Seit dem Mittelalter war sie die Basis des berühmten Rosenöls. Dies wurde sowohl in Parfüms verarbeitet wie in der Hautpflege und Kosmetik, aber auch zu medizinischen Zwecken. So diente Rosenöl, Rosenessig und Rosenwasser aus der Rosa gallica dazu, Magenbeschwerden zu behandeln, Erkrankungen der Bronchien wie Asthma zu heilen und in einer Schale verdunstet, dazu, zu entspannen und schlechte Stimmungen zu vertreiben.
Die Volksheilkunde nutzte vor allem Tee aus den getrockneten Blättern und das Rosenwasser statt des Rosenöls, um Darmentzündungen und Durchfall zu behandeln ebenso wie Infekte der Harnwege, zum Entwässern und gegen Atemwegserkrankungen. Dies lag nicht daran, dass das Rosenöl als weniger wirksam galt, sondern an dem hohen Preis, den die Apotheker dafür verlangten.
Im 19. Jahrhundert zogen Pharmazeuten in Frankreich die Essig-Rose in Töpfen und stellten diese an den Eingang ihrer Geschäfte. So wurde die Essig-Rose zum Wahrzeichen der Apotheken. Die französischen Apotheker nutzten die Blüten indessen auch als Medizin. Sie stellten daraus Präparate her, um Sodbrennen zu behandeln, Verdauungsstörungen und Hautausschlag zu heilen.
Tee aus Rosenblüten
Sie können die Blüten und das Öl der Essig-Rose pur zu Tee verarbeiten, aber auch sehr gut mit anderen Tees mischen. Der Geschmack passt unter anderem zu Honig, Vanille, Holunder, Mango, Pfirsich, Bananen, Himbeere, Brombeere und Zitrusfrüchten, aber auch zu Äpfeln und Birnen.
An Kräutertees sind Melisse (Zitronenmelisse), Minze, Lavendel oder Ringelblumen gute Partner. Die Blüten harmonieren weiterhin mit Earl Gray, schwarzem, grünem und weißem Tee.
Essig-Rose in der Küche
Die Blütenblätter der Essig-Rose sind essbar und werden roh wie gekocht in der Küche genutzt. Sie dekorieren Salate und werden zu Sirup verarbeitet. Getrocknet geben sie Tees, Keksen und Kuchen eine besondere Note.
Die getrockneten Blütenblätter und Blütenknospen finden sich in der nordafrikanischen Gewürzmischung Ras-el-Hanout. Das aus einem Kaltextrakt der Blütenblätter hergestellte Rosenwasser wird zum Aromatisieren von Süßspeisen verwendet, besonders für Turkish Delight. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Karl Hiller und Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Zweiter Band L bis Z. Heidelberg-Berlin, 1999
- Myung-hee Lee, Tae Gyu Nam, Ilil Lee et al.: Skin anti-inflammatory activity of rose petal extract (Rosa gallica) through reduction of MAPK signaling pathway, in: Food Science and Nutrition, Volume 6, Issue 8, Seiten 2560-2567, 2018, Wiley online
- Won-Chul Lim, Hyo-Kyung Choi, Kyung-Tack Kim et al.: Rose (Rosa gallica) Petal Extract Suppress Proliferation, Migration, and Invasion of Human Lung Adenocarcinoma A549 Cells through via the EGFR Signaling Pathway, in: Molecules, Volume 25, Issue 21, Seite 5119, 2020, MDPI
- Ben-Erik van Wy, Coralie Wink, Michael Wink: Handbuch der Arzneipflanzen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaf, 2015
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.