Estragon wird als Gewürz wegen seines süßherben Geschmacks genutzt, der an Anis erinnert. Wahrscheinlich ging das Kraut auch in die Küche ein, weil es die Verdauung anregt und Magenbeschwerden lindert.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Artemisia dracunculus
- Volksnamen: veraltet Dragon / Dragun, Bertram, Zwitterkraut, Eierkraut, Kaisersalat
- Familie: Korbblütler (Asteraceae)
- Verbreitung: Ursprünglich Mittelasien bis Sibirien, als Kulturpflanze in Arabien und Mitteleuropa eingeführt, heute auch in den Amerikas und Südasien.
- Verwendete Pflanzenteile: Das Kraut (die oberirdischen Teile)
- Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Asparagin, Carvon, Estragol, Beta-Sitosterol, Eugenol, Limonen, Menthol, Phytosterole, Salicylsäure, Thujon, Umbelliferon, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Glutaminsäure, Flavonoide, Mineralstoffe und Spurenelemente (Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Jod, Zink), Vitamine (Vitamin A, Vitamin C), Ocimen, Terpineol, Estragol, Anethol, Quercetin, Palutenin. Der Russische Estragon liefert Sabinen und Elemicin sowie Ocimen- und Eugenolderivate.
- Anwendungsgebiete: Zahnschmerzen, Husten, Übelkeit, Nervosität / Stress, Magen- und Darmbeschwerden
Estragon – Eine Übersicht
- Estragon heißt nach dem lateinischen Wort „Dracunculus“, und das bedeutet „kleiner Drache“. Vielleicht rührt der Name daher, dass die schmalen, spitz zulaufenden Blätter an einen Echsenschwanz erinnern.
- Als Korbblütler ist Estragon mit Löwenzahn und Kamille verwandt. Noch näher stehen ihm als Pflanzen der gleichen Gattung Wermut, Beifuß oder Eberraute.
- Bestimmte Inhaltsstoffe sind typisch für die Gattung Artemisia, deshalb ähneln manche Heilwirkungen des Estragons denen des verwandten Wermuts und des Beifußes.
- Estragonblätter schmecken aromatisch und erinnern an Anis. Sie werden in künstlicher Hitze und zirkulierender Luft getrocknet, um den Geschmack und die tiefgrüne Farbe zu erhalten.
- Estragon passt zu Salaten, Suppen, Dips und Kräuterbutter, würzt Öl, Essig und Senf und ist ein klassisches Gewürz, um Gurken einzulegen.
- Da Estragon aus Regionen mit kalten Wintern stammt, gedeiht er hierzulande bestens im Freien.
- Estragon wird unterschieden in Russischen und Französischen Estragon. Der französische schmeckt süßlich-bitter, der russische herber und weniger aromatisch.
- Estragon ergänzt sich in Geschmack und Wirkung mit Petersilie und Dill und findet sich daher oft mit diesen zusammen in Kräutermischungen.
Inhaltsstoffe
Estragon enthält eine bunte Mischung verschiedener Inhaltsstoffe:
- Flavone,
- Isocumarine,
- ätherische Öle,
- Asparagin,
- Carvon,
- Estragol,
- Beta-Sitosterol,
- Eugenol,
- Limonen,
- Menthol,
- Phytosterole,
- Salicylsäure,
- Thujon,
- Umbelliferon,
- Gerbstoffe,
- Bitterstoffe,
- Quercetin,
- Palutenin,
- Glutaminsäure,
- Kalium,
- Kalzium,
- Magnesium,
- Eisen,
- Jod,
- Zink,
- Vitamin A,
- Vitamin C.
Ein kritischer Review eines internationalen Wissenschaftsteams erläuterte 2011: Zu den Terpenen im Estragon zählen Ocimen und Terpineol. Estragol und Anethol sorgen zusammen für ein Aroma, das an Anis erinnert.
Die Flavonoide Quercetin und Palutenin fügen einen herben Geschmack hinzu. Die Wildform Russischer Estragon enthält nur ein Prozent ätherische Öle, kein Estragol, dafür jedoch Sabinen und Elemicin sowie Ocimen- und Eugenolderivate.
Medizinische Wirkungen von Estragon
Estragon werden folgende Wirkungen zugeschrieben: Er soll die Verdauung fördern, Krämpfe lindern, Entzündungen hemmen und beruhigen. In der Forschung sind antiseptische, antibakterielle und fungizide Effekte belegt, außerdem hilft das Kraut gegen innere Parasiten.
Die Bitterstoffe im Estragon fördern die Produktion der Magensäfte und steigern so den Appetit, und die Gerbstoffe fördern die Verdauung. Auch deswegen ist Estragon als Gewürz schwer verdaulicher Speisen bekannt.
In einer türkischen Studie von 2006 wird erwähnt: Das im Estragon vorhandene Quercetin wirkt stark antioxidativ. Ähnlich wie das ebenfalls in den Blättern enthaltene Vitamin C.
Antioxidantien verhindern, dass andere Substanzen oxidieren. Sie sind für die Körperfunktionen wichtig, da sie freie Radikale bremsen.
Sie deaktivieren also reaktive Sauerstoffansammlungen. Zu viele freie Radikale lösen oxidativen Stress aus, der wiederum die Zellen überfordert, die jetzt mehr Energie benötigen, um ihre Membranen zu festigen.
Sind die Zellen überfordert, oxidieren Proteine und ändern dabei ihre Struktur. Kann die Zelle diese Schäden nicht ausgleichen, greifen die geschädigten Proteine die Zelle an. Oxidativer Stress kann die DNA schädigen und ist eine Ursache für Krebsformen, beschleunigte Alterungsprozesse und eine geringe Lebenserwartung.
Diesen oxidativen Stress zu bremsen, verlangsamt hingegen das Altern und fördert ein langes Leben. Laut einer chinesischen Studie von 2016 wirkt Quercetin Entzündungen entgegen und stärkt das körpereigene Immunsystem.
Wie wirkt Estragontee?
Tee aus Estragonkraut ist ein Hausmittel, um den Harnfluss zu fördern, den Stoffwechsel anzuregen und so überschüssige Wasseransammlungen im Körper auszuschwemmen. Er fördert den Schlaf und lindert stressbedingte Beschwerden.
Ist Estragon in der Schwangerschaft geeignet?
Estragon enthält Phytosterole, also pflanzliche Hormone. Diese wirken sich auf die Menstruation aus und können eine verspätete Periode auslösen. Schwangere sollten das Kraut wegen der Phytosterole meiden.
Medizinische Anwendungen
Estragontee ist ein Hausmittel gegen Husten und fiebrige Erkältungen. Er beruhigt und hilft gegen Stress sowie Probleme beim Einschlafen.
Gekauter Brei aus Estragonblättern hilft gegen Zahnschmerzen und Entzündungen im Mundraum, und Umschläge aus frischen Estragonblättern dienen in der Volksmedizin dazu, rheumatische Schmerzen in den Gelenken zu lindern.
Verwendung von Estragon
Estragon kennt die Volksheilkunde, um die Verdauung zu stärken und Zahnschmerzen zu mindern. Im Mittelalter war die Pflanze bekannt als Dragun oder Dragoncell. Dieses „Drachenkraut“ sollte den Harn treiben, bei Magenbeschwerden helfen und Verstopfungen lösen.
Ein deutsch-polnischer Review von 2021 vermerkt: In Arabien galt Estragon als Mittel gegen Epilepsie, in China als Mittel gegen Beschwerden in Magen, Darm und Leber.
Kennzeichen
Estragon ist mehrjährig und kann bis zu über einem Meter in die Höhe wachsen. Kulturformen bleiben aber meist kleiner.
Es handelt sich um einen Flachwurzler, der bereits in einer Humusdicke von rund 15 Zentimeter gedeiht. Typisch sind die dunkelgrünen Blätter, schmal und spitz zulaufend werden sie kaum 3,5 Zentimeter lang.
Die Blüten zeigen sich in einem Grüngelb zwischen Mai und Juni in Rispen. Mit Korbblüten, die nur einen Durchmesser von rund fünf Millimeter haben und bis zu drei Dutzend Einzelblüten enthalten.
Estragon pflanzen
Estragon ist als Pflanze des kontinentalen Norden Asiens winterhart. Er bevorzugt Sonne bis Halbschatten und Windschutz und mag es mäßig trocken bis feucht.
Er lässt sich am besten ab Mitte März direkt ins Freie aussäen. Er gedeiht besser, wenn er in Vorkulturen gezogen wurde und die Pflänzchen selbst nach draußen kommen – das ist aber nicht notwendig.
Als Lichtkeimer sollten Sie die Samen nur auf die Erde drücken, aber nicht mit einer Bodenschicht bedecken. Estragon wächst auch in die Breite, und der Abstand zu anderen Pflanzen sollte deshalb mindestens einen halben Meter betragen.
Der Korbblütler gedeiht sehr gut in größeren Blumentöpfen. Im Garten müssen Sie bedenken, dass das Kraut in der Konkurrenz schwächelt. Deswegen sollten Sie besonders auf Wildpflanzen achten, die ihm den Platz streitig machen.
Estragon verträgt keine Staunässe und zugleich sollten die Wurzeln nie vollständig austrocknen – mäßige Trockenheit ist hingegen immer besser als Dauernässe. Zu viel Feuchtigkeit macht dem Pflänzchen schnell den Garaus.
Estragon ist ein Schwachzehrer und sein Anspruch an den Boden gering. Im Frühjahr können Sie ihm eine Schicht Gartenkompost geben, und das reicht als Dünger für das Jahr. Im Topf sollten Sie alle fünf Wochen mit einem Kräuterdünger nachhelfen.
Ernte
Sie ernten Estragon vor der Blüte, da er während dieser und danach viel an Aroma verliert. Den besten Geschmack haben die Blätter unmittelbar vor dem Aufblühen, denn dann ist die Konzentration der aromatischen Stoffe am höchsten.
Estragon schmeckt am besten frisch, lässt sich aber auch tiefkühlen und trocknen. Beim Trocknen geht leider reichlich Aroma verloren. Dafür hält sich das frische Kraut lange.
Estragonsenf herstellen
Einen Estragonsenf können Sie selbst herstellen. Dafür zerhacken Sie Senfkörner sehr fein, geben Pfefferkörner hinzu und verrühren beides mit fein gehackten Estragonblättern.
Sie fügen Weinessig hinzu, schmecken mit Salz und Zucker ab. Sie können aber auch die frisch gehackten Estragonblätter einfach in fertigen Senf einrühren.
Ein solcher Estragonsenf ist nicht nur pikante Würze, sondern auch medizinisch wirksam, denn zu den Heileffekten des „kleinen Drachen“ kommen die des Senfes: Senfkörner enthalten Isothiocyanate, fettes Öl, Sterole und Schleimstoffe, besonders aber Senfölglykoside.
Diese schützen die Pflanze vor Bakterien, Viren und Pilzen. Senf fördert die Produktion von Speichel, Magen- und Gallensäften und kurbelt so die Verdauung an.
Estragon in der Küche: Geschmack, Essig, Saucen und Rezepte
Der Estragongeschmack erinnert an Anis, Waldmeister und Fenchel, würzig, bitter und süß zugleich. Für Estragonessig- oder öl können Sie nicht nur die Blätter, sondern die ganzen Stängel verwenden und diese der Länge nach aufrecht in eine Flasche stellen und diese zu zwei Drittel mit Essig auffüllen.
Die Flasche verschließen Sie sorgfältig und stellen diese einige Tage zum Durchziehen ab. Danach können Sie den Essig nutzen, zum Beispiel in einem Salatdressing, oder um Gurken einzulegen.
Es gibt viele Rezepte für Saucen mit Estragon. Basis sind Senf, Remoulade, Sahne, Creme Fraiche oder Schmand. Estragon harmoniert mit Petersilie, Salz und schwarzem wie grünem Pfeffer. Diese Saucen passen besonders zu hartgekochten Eiern (Eierkraut). (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mehlika Benli, Ilhan Kaya, Nazife Yigit: Screening antimicrobial activity of various extracts of Artemisia dracunculus L.; in: Cell Biochemistry and Function, Volume 25, Issue 6, Seiten 681-686, 2007, wiley.com
- Halina Ekiert, Joanna Swatkowska, Ewa Knut et al.: Artemisia dracunculus (Tarragon): A Review of Its Traditional Uses, Phytochemistry and Pharmacology; in: Frontiers in Pharmacology, Research Topic Ethnopharmacology of Eastern European Countries, Volume 12, Online, 2021, frontiersin.org
- Yao Li, Jiaoying Yao, Chunyan Han et al.: Quercetin, Inflammation and Immunity; in: Nutrients, Volume 8, Issue 3, Seite 167, 2016, mdpi.com
- Dimitrij Obolskiy, Ivo Pischel, Björn Feistel et al.: Artemisia dracunculus L. (Tarragon): A Critical Review of Its Traditional Use, Chemical Composition, Pharmacology, and Safety, in: Journal of Agricultural and Food Chemistry, Volume 59, Issue 21, Seiten 11367-11384, 2011, discovery.ucl.ac.uk
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