Heilpflanzen tragen bisweilen ihren erhofften Nutzen bereits im Namen: Augentrost (Euphrasia) heißt auch Augen- oder Lichtkraut und galt in der traditionellen Heilkunde als wirkungsvolles Kraut, um die Sehkraft zu verbessern, Kurzsichtigkeit zu korrigieren und den Augen zu helfen, sich an starkes Licht anzupassen. Euphrasia wird auch heutzutage eingesetzt, vor allem um Schwellungen der Augenlider bei Entzündungen zu lindern. Diese Wirkungen sind wissenschaftlich nicht belegt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Euphrasia officinalis (Gemeiner Augentrost)
- Volksnamen: Augentrost, Augenkraut, Lichtkraut
- Familie: Braunwurzgewächse, Rachenblütler (Scrophulariaceae)
- Verbreitung: Weit verbreitet in fast gesamt Europa, vom Flachland bis in Höhenlagen von 2400 Metern
- Verwendete Pflanzenteile: oberirdische Pflanzenteile (getrocknet), ganze frische Pflanze
- Inhaltsstoffe (Auswahl): Flavonoide, Gerbstoffe, Bitterstoffe und Iridoidglykoside
- Anwendungsgebiete (Auswahl): innere Anwendung: Verdauungsprobleme, Appetitlosigkeit, Erkältungssymptome; äußere Anwendung: Augenentzündung, Entzündungen von Mundraum und Epidermis
Euphrasia – Die wichtigsten Fakten
- Vorkommen: Der Augentrost wächst in ganz Europa auf nährstoffarmen Trockenböden, auf Feldern, Wiesen und Weiden.
- Traditionelle Heilkunde: In der Volksheilkunde galt Euphrasia als Mittel, um die Sehkraft zu stärken, Entzündungen am Auge zu heilen und das Auge gegen starkes Licht zu desensibilisieren (besonders im Sommer bei der Feldarbeit).
- Wirkung: Vermutet werden abschwellende Effekte bei Entzündungen, zum Beispiel der Epidermis, des Mundes und des Rachens. Bitterstoffe regen wahrscheinlich den Appetit an und wirken gegen Beschwerden der Verdauung.
- Anwendung: Innerlich wie äußerliche werden alle Pflanzenteile zu Heilzwecken verwendet.
Heilwirkung von Euphrasia
Euphrasia soll antibakteriell wirken und Entzündungen bekämpfen – vor allem am Auge. Wissenschaftlich ist diese Wirkung jedoch nicht belegt. Dennoch deuten Ergebnisse von Studien drauf hin, dass Extrakte aus Euphrasia officinalis positive Wirkungen gegen UVB-induzierten oxidativen Stress und Entzündungen haben kann. Dies könnte zum Zellschutzschutz für Augen und Haut bedeutend sein.
Als pflanzliches Heilmittel ist Augentrost in Deutschland nicht zugelassen. Euphrasia wird aber häufig als pflanzliches Heilmittel in der Naturheilkunde angewandt.
Euphrasia – Anwendungsgebiete
Augenkraut wurde traditionell eingesetzt und auch noch heute angewandt gegen:
- nicht-eitrige Bindehautentzündung,
- gereizte Bindehäute,
- geschwollene Augen in Folge eines Lidödems,
- Entzündungen am Auge,
- Schnupfen,
- Husten,
- ausgetrocknete Nasenschleimhäute,
- Gicht,
- rheumatische Beschwerden,
- Verdauungsbeschwerden
- und Appetitlosigkeit.
Inhaltsstoffe von Euphrasia
Euphrasia verfügt über Flavonoide, Gerbstoffe und Iridoidglykoside. Obwohl zum Augentrost bislang umfassende wissenschaftliche Untersuchungen fehlen, können die der Pflanze zugeschrieben Wirkungen dieses Inhaltsstoffen zugeordnet werden: Diese wirken allgemein adstringierend, antibakteriell und gegen Entzündungen.
Die Pflanze enthält viele Bitterstoffe und diese regen das Verdauungssystem an. Höchstwahrscheinlich hilft ein Augentrost-Tee demnach gegen Verdauungsstörungen und fehlenden Appetit. Ähnliche Bitterstoffe in Wermut, Enzianwurzel und Löwenzahn zeigen genau diese Wirkung.
Woher kommt die Bezeichnung Augentrost?
Euphrasia galt in der historischen Heilkunde als Mittel gegen Augenleiden – nicht wegen nachgewiesener Inhaltsstoffe, sondern im Rahmen der Signaturenlehre des Mittelalters, die in Analogien dachte. Die weißen Blüten der Euphrasia, mit ihrem oft gelben Fleck auf der unteren dreilappigen Lippe und dem dunklen Schatten aus dem Inneren der Blüte, erinnerten unsere Vorfahren an ein Auge. Zusammen mit der Annahme einer heilenden Wirkung bei Augenleiden, erhielt die Pflanze Namen wie Augentrost, Lichtkraut oder Augenkraut.
Augenkraut – Beschreibung
Das Lichtkraut heißt lateinisch Euphrasia officinalis (Gemeiner Augentrost) und gehört zur Gattung Euphrasia in der Familie der Scrophulariaceae (Braunwurzgewächse, Rachenblütler). Es handelt sich um eine einjährige Blühpflanze mit einfachem bis verästeltem Stängel. Dieser ist behaart und wächst bis zu 25 Zentimeter hoch.
Die Blätter des Augentrosts sind gerade bis oval mit einem Blattgrund in Keilform. Der Blattrand ist gezähnt. Manche Blätter sitzen am Stängel an, andere zeigen einen kurzen Stiel.
Die Blütenblätter sind meist weiß, der Blütenrachen färbt sich rosa mit gelben Flecken. Der Kelch hat die Form einer Röhre mit vier Zähnchen am Ende. Die Krone läuft ebenfalls als Röhre zu, der Rachen teilt sich in zwei Hälften. Die Oberlippe teilt sich oft noch einmal in zwei Teile, die Unterlippe hingegen in drei.
Die Früchte sind kleine, längliche Kapseln mit vielen gestreiften Samen im Inneren. Im trockenem Zustand können sich die Kapslen öffnen und der Verbreitung der Samen dienen – vor allem über Wind und Tiere.
Verbreitung von Euphrasia
Euphrasia kommt in ganz Europa als typische Pflanze von mageren Wiesen, Weiden und Feldern vor – und das bis in Höhenlagen von 2400 Metern.
In der Vergangenheit war das Augenkraut weit verbreitet. Heute gilt der Gemeine Augentrost aufgrund der anhaltenden starken Bestandsrückgänge laut der Roten Liste für Deutschland als eine gefährdete Pflanzenart. Als eine Ursache gilt die Agrarindustrie und der Einsatz von Mineraldünger. Euphrasia liebt nährstoffarme Böden und wächst bevorzugt auf mageren Wiesen. Diese waren früher weit verbreitet. Heute sind viele Böden mit zu viel Nährstoffen belastet, so dass Magerwiesen in Deutschland heute nur noch selten vorzufinden sind.
Augentrost sammeln
Augentrost wird zwischen Juli und September gesammelt. Genutzt wird die ganze Pflanze, so dass das Lichtkraut mitsamt der Wurzeln ausgegraben wird. Die Wurzeln werden von der anhaftenden Erde und die Pflanze von trockenen Blättern gesäubert.
Die gesammelten Pflanzen sollten locker übereinander geschichtet an Schattenplätzen gelagert werden. Das Sammelgut kann auch in Bündeln an die Wand gehängt werden. Die getrockneten Pflanzen lassen sich auch in Töpfen aus Keramik oder in Gläsern an einem dunklen Standort aufbewahren.
Euphrasia anwenden
Euphrasia lässt sich innerlich als Tee anwenden und äußerlich in Form von Tropfen, Kompressen oder Waschungen.
Augentrost-Tee für die innere Anwendung
Lichtkraut soll den Appetit anregen und die Verdauung fördern. Dafür lassen wir circa ein Gramm der getrockneten Pflanze in 100 Milliliter Wasser ziehen und trinken eine kleine Tasse davon vor den Hauptmahlzeiten.
Äußerliche Anwendung
Um Euphrasia bei einer Augenentzündung einzusetzen und das Abschwellen zu fördern, lassen wir zunächst ein Gramm getrocknetes Augentrostkraut in 100 Milliliter Wasser ziehen. Dann waschen wir damit die Augenregion aus und legen auf die erkrankten Stellen Kompressen, die wir mit dem Augentrost-Tee getränkt haben.
Bei Entzündungen im Rachen, der Epidermis und des Mundes nehmen wir sechs Gramm Augenkraut auf 100 Milliliter Wasser und gurgeln dieses zwei bis drei Minuten kräftig durch. Auch im Mund legen wir mit Augentrost-Tee getränkte Kompressen auf die entzündeten Stellen.
Euphrasia Augentropfen
Euphrasia Augentropfen enthalten eine verdünnte Zubereitung aus dem Augentrostkraut und sollen gegen gereizte und/oder trockene Augen helfen. Eine gewisse Verdünnung, bei der aber noch nachweisbare Wirkstoffe vorhanden sind, ist vermutlich nötig, da höhere Dosierungen das Auge reizen können. Die Studienlage dazu ist jedoch unzureichend.
Die Tropfen sollen Reize lindern, Entzündungen hemmen und zusammenziehend wirken. Dazu träufeln Sie diese zwei bis dreimal pro Tag auf die Bindehaut des Auges. Bei Euphrasia Augentropfen können als Nebenwirkungen bei Überempfindlichkeit leichte Beschwerden wie Augenbrennen, Rötungen, Juckreiz, geschwollene Augen oder vermehrter Tränenfluss auftreten.
Verschiedene Anbieter bieten die Augentrost-Tropfen an. Weleda Augentropfen und Wala Augentropfen sind die bekanntesten Produkte. Beide gehören zu den sogenannten anthroposophischen Arzneimitteln an. Die Anwendungsgebiete sind:
- Augenreizungen,
- leichte Entzündungen der Bindehaut,
- tränende Augen,
- Fremdkörpergefühl im Auge
- und Schwellungen des Augenlids.
Anwendungen mit Euphrasia – Nebenwirkungen
Kompressen, Augentropfen und das Waschen der Augen führen bei bestehenden Entzündungen schnell zu Rötungen, Brennen und Jucken. Generell sollten Sie deshalb bei Augenentzündungen jegliche Reizungen von außen auf ein Minimum beschränken. Falls das Brennen, Jucken und die Rötung anhält, sollten sie einen ärztlichen Rat einholen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Metherell, Chris: Eyebrights (Euphrasia) of the UK and Ireland, Botanical Society of Britain and Ireland, 2018
- Pahlow, M.: Das große Buch der Heilpflanzen: Gesund durch die Heilkräfte der Natur, Nikol Verlag, 2006
- Soyer-Willemet, Hubert Felix: Euphrasia Officinalis Et Especes Voisines: Erica Vagans Et Multiflora (1855), Kessinger Publishing, 2010
- Liu, Ying et al.: Protective Effects of Euphrasia officinalis Extract against Ultraviolet B-Induced Photoaging in Normal Human Dermal Fibroblasts, in: International Journal of Molecular Sciences, 19(11): 3327, November 2018, PMC
- Paduch, Roman; Woźniak, Anna; Niedziela, Piotr; Rejdak, Robert: Assessment of Eyebright (Euphrasia Officinalis L.) Extract Activity in Relation to Human Corneal Cells Using In Vitro Tests, in: Balkan Medical Journal, 31(1): 29–36, März 2014, PMC
- Bigagli, Elisabetta; Cinci, Lorenzo; D'Ambrosio, Mario; Luceri, Cristina: Pharmacological activities of an eye drop containing Matricaria chamomilla and Euphrasia officinalis extracts in UVB-induced oxidative stress and inflammation of human corneal cells, in: Journal of Photochemistry and Photobiology B: Biology, 173: 618-625, August 2017, ScienceDirect
Wichtiger Hinweis:
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