Der Färber-Ginster diente in der Vergangenheit vor allem dazu, um Leinen und Wolle gelb zu färben. In der Volksheilkunde wurde er genutzt, um die Harnmenge zu vergrößern, Harngries auszuschwemmen, Menstruationsbeschwerden zu lindern und Magen-Darm-Erkrankungen sowie Gallenleiden zu behandeln. Da alle Ginster giftig sind, ist von Eigenversuchen mit der gesammelten Pflanze abzuraten.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Genista tinctoria
- Volksnamen: Diverse regionale Bezeichnungen im deutschsprachigen Raum: Färbekraut in Süddeutschland; Farbblumen, Farbkraut in der Schweiz; Genist, Genster in Thüringen; Gilbkrut in Mecklenburg; Gilve, Gölleisen, Glösen in Pommern; Grünling in Sachsen; Heidenschmuck in Württemberg; Grintsche, Grünholz in Schlesien. Überregional verbreitete Trivialnamen sind unter anderem: Schöngelb, Teufelsbesen, Hasenheide, Hohlheide, Jonist, Streichblume, Eierplatzeln, Färberkraut, Rohrheide, Gelbe Scharte und Wilder Ginster.
- Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
- Verbreitung: Europa bis zum Ural, fehlt in Irland, Skandinavien, auf dem Großteil der Iberischen Halbinsel und in Griechenland, eingeführt auf den Kanarischen Inseln, in den USA und Asien.
- Verwendete Pflanzenteile: Kraut, Blüten und Samen
- Inhaltsstoffe: Im Kraut N-Methylcitisin, Spartein, Anagyrin, Cytisin (rund 0,08 Prozent bis 0,14 Prozent). In den Blüten und Samen vor allem Cytisin (bis 0,25 Prozent). Die Pflanze enthält Lupanin, Isospartein, Luteolin, Genistein, Kaffeesäure, Rutin, Quercitrin, Isoquercitrin, Apigenin, Chlorogensäure und Ferulasäure
- Anwendungsgebiete: Fördern der Verdauung und des Harntriebs, Abführmittel und Diuretikum, Brechmittel, in der Volksheilkunde Wechseljahresbeschwerden und Menstruationsprobleme. Da diese Effekte mit toxischen Wirkungen einhergehen, können Eigenversuche mit Färber-Ginster nicht empfohlen werden: Alle Teile der Pflanze sind durch Chinolizidin-Alkaloide giftig.
Färber-Ginster – Eine Übersicht
- Der Färber-Ginster wächst auf Trockenwiesen und Heiden, in lichten Wäldern und Trockengehölzen.
- Färber-Ginster ist eine wertvolle Nahrungspflanze für Wildinsekten. Er liefert nicht nur Nektar für Wildbienen und Hummeln, sondern versorgt auch die Raupen von Schmetterlingen.
- Färber-Ginster ist seltener geworden, da er nährstoffarmen Boden besiedelt. Häufige Überdüngung führt dazu, dass ihn konkurrenzstärkere Pflanzen an vielen Standorten verdrängen.
- Die Hauptfarbstoffe der gelben Blüten sind Luteolin und Genistein. Im Färber-Ginster enthaltene Flavonoide wirken antioxidativ, fördern vermutlich den Stoffwechsel und die Herzgesundheit und beugen bestimmten Krebsformen vor.
- Alle Ginster enthalten giftige Alkaloide. Der Verzehr ist für Kleinkinder weit gefährlicher als für Erwachsene. Das im Färber-Ginster enthaltene Cytisin kann den Tod durch Atemstillstand hervorrufen.
- Für Haus- und Nutztiere ist Ginster ebenfalls giftig: Kleintiere können durch den Verzehr von Ginster sterben. Sie sollten Ginster nicht in die Nähe eines Gartenteichs pflanzen, da auch Fische verenden können, wenn Samen ins Wasser fallen. Von Weiden sollte Ginster entfernt werden, denn auch Schafe und Pferde sind nicht gegen das Gift immun.
- Die Unterart Küsten-Färber-Ginster (Genista tinctoria ssp. littoralis (Corb.) Rothm.) kommt hierzulande nur in feuchten Heiden der Nordseeküste und der Nordsee-Inseln vor. Sie ist gefährdet.
Färber-Ginster – Inhaltsstoffe
Das Kraut enthält N-Methylcitisin, Spartein, Anagyrin, Cytisin (rund 0,08 Prozent bis 0,14 Prozent). In den Blüten und Samen ist vor allem Cytisin (bis 0,25 Prozent) vorhanden. Weitere Stoffe der Pflanze sind Lupanin, Isospartein, Luteolin, Genistein, Kaffeesäure, Rutin, Quercitrin, Isoquercitrin, Apigenin, Chlorogensäure und Ferulasäure.
Medizinische Wirkungen
Einzelne Stoffe des Färber-Ginsters sind für ihre medizinischen Effekte bekannt und werden in Therapien eingesetzt. Spartein reduziert Nervenimpulse am Herz und schützt dieses so vor starker nervöser Belastung. Damit enthält Färber-Ginster als eine der wenigen Pflanzen Stoffe, die Funktionsstörungen des Herzens entgegenwirken: Konkret hilft Spartein gegen Herzstolpern und Herzklopfen.
Eine Studie (2013) erörterte: Das im Färber-Ginster enthaltene Isoflavon Genistein zeigt ein vielversprechendes Potenzial gegen Diabetes und Fettleibigkeit. Zudem ist es an biologischen Prozessen beteiligt, die gegen Entzündungen, freie Radikale und Osteoporose wirken und ein guter Kandidat, um Störungen des Stoffwechsels zu behandeln.
Laut einem Review (2014) belegen verschiedene Studien Effekte von Genistein als Phytoöstrogen etwa gegen Brust- und Prostatakrebs und Wechseljahresbeschwerden.
Das Alkaloid Cytisin hemmt, dem Review zufolge, die Nikotinaufnahme im Gehirn, was helfen kann das Rauchen zu beenden. Mittlerweise ist Cytisin auch in Deutschland als Raucherentwöhnung auf dem Markt; häufige Nebenwirkungen sollten aber nicht außer Acht gelassen werden.
Eine 2016 veröffentlichte Studie fand einen deutlichen antioxidativen Effekt eines Extraktes aus Färber-Ginster, der stärker war als beim Flügel-Ginster.
In einem Übersichtartikel (2008) wurde festgehalten: Das im Färber-Ginster vorhandene Luteolin wirkt vermutlich antioxidativ und hemmt Entzündungen. Eine Wirkung gegen bestimmte Krebsformen werde vermutet, sei aber unzureichend untersucht.
Ferulasäure, die Färber-Ginster ebenfalls liefert, ist laut einer Studie (2002) ebenfalls ein Antioxidans.
Färber-Ginster enthält also eine Reihe von Stoffen, die antioxidativ wirken. Antioxidantien durchbrechen eine biochemische Kettenreaktion. Diese Kettenreaktion würde sonst zum Oxidieren von Stoffen führen. Dieser sogenannte oxidative Stress schädigt die Zellwände und damit die DNA. Er ist ein Auslöser für Erkrankungen des Herzkreislaufs und bestimmte Krebsformen.
Vergiftungen durch Ginster
Färber-Ginster enthält also eine Reihe von Stoffen, die isoliert und in Fertigpräparaten heilende Effekte erzielen. Aber zugleich ist die gesamte Pflanze giftig, die Samen sind gefährlicher als das Kraut.
Da Färber-Ginster unangenehm schmeckt und im Rachenraum bei Verzehr einen brennenden Schmerz auslöst, kommt es selten zu Vergiftungen bei Kindern, da diese eingenommenen Teile der Pflanze oft sofort ausspucken.
Allerdings vergiften sich Kinder nicht nur durch das Essen der Pflanze, sondern auch dadurch, dass sie die Samen in den Fingern reiben. Die Alkaloide können dann mit dem Speichel in Kontakt kommen, weil die Kinder sich die Finger in den Mund stecken. Sie sollten in jedem Fall Kleinkinder vor dem Konsum und Hautkontakt mit Ginster warnen.
Färber-Ginster und andere Ginster enthalten ebenso wie Goldregen das Gift Cytisin. Dessen Konzentration ist zwar bei den jeweiligen Ginsterarten unterschiedlich (ebenso wie bei den anderen Alkaloiden), giftig sind Ginsterpflanzen aber alle: Für Erwachsene, mehr noch für Kleinkinder und Haustiere. Bei kleinen Kindern können selbst geringe Mengen der Alkaloide zu schlimmen Vergiftungen führen.
Symptome sind Erbrechen, Krämpfe, Lähmungen und Störungen des Kreislaufs. Erstes Anzeichen einer Vergiftung ist ein Brennen in Mund und Rachen. Ab 15 Minuten danach werden die Beine schwach. Es kommt zu Übelkeit und Erbrechen, Erregung, Schwindel, Delirien und verstärktem Schweißfluss. Bei schweren Vergiftungen treten Lähmungen auf, in seltenen Fällen führen diese zum Tod, wenn die Atmung paralysiert ist.
Zeigen sich Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufprobleme nach der Einnahme von Färber-Ginster, muss sofort ein Notarzt benachrichtigt werden.
Eine Behandlung erfolgt durch unmittelbare Einnahme medizinischer Kohle (Aktivkohle). Benzodiazepine helfen akut gegen Krämpfe. Infusionslösungen gleichen einen Flüssigkeitsverlust aus. Die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung muss gegeben sein.
Bei trächtigen Stuten führt der Verzehr größerer Mengen von Ginstern zu vorzeitigen Wehen. Hunde, Katzen und Kaninchen können durch die Gifte im Färber-Ginster sterben, und das gilt auch für Fische. Bei erwachsenen Menschen ist bei der Aufnahme von rund zehn Samen eine giftige Dosis erreicht.
Bei Färber-Ginster im Garten können Sie darauf achten, zum Schutz stets Handschuhe anzuziehen, wenn Sie die Pflanzen pflegen oder zurückschneiden.
Volksmedizin
Färber-Ginster wurde als Tee aus dem Kraut in der Volksheilkunde vielfach eingesetzt: Er diente dazu, Erkrankungen der Leber, Galle und Lunge zu behandeln und wurde als Mittel zum Auszuschwemmen von Nieren- und Harnsteinen angewandt.
Auch wurden entzündete Gelenke damit eingerieben sowie Ekzeme und Hautgeschwüre. Der Tee galt als kräftigend nach überstandener Krankheit, er sollte das Blut reinigen, eine stockende Menstruation in Fluss bringen sowie den Blutfluss im Herzen fördern.
Wo wächst Färber-Ginster?
Der Färber-Ginster wächst auf frischem bis wechselfeuchtem, neutralem bis leicht sauren Boden, der Lehm und Ton enthält. Oft findet es sich auf sandigem Untergrund, nicht aber auf Kalk. Färber-Ginster steht häufig in der vollen Sonne, gedeiht aber auch im Halbschatten; im Vollschatten findet man ihn nicht. Böden, in denen die Pflanze überlebt, müssen eine gewisse Durchlässigkeit für Wasser haben, denn sie verträgt keine Staunässe.
Die leuchtend gelb blühende Pflanze eignet sich sehr gut für Heide- und Steingärten, zum Bepflanzen von Trockenmauern und Gärten an felsigen Hängen in voller Sonne. Färber-Ginster lässt sich ohne Weiteres in Kübeln auf dem Balkon und in Garten und Hof ziehen.
Färber-Ginster findet sich häufig im Stadtklima: am Straßenrand oder auf Parkplätzen. Standorte, an denen der Boden kiesig ist und nicht gedüngt wird, sind für Färber-Ginster ideal. Hier ist das Pflanzen von Färber-Ginster zudem eine gute Maßnahme, bedrohten Insekten zu helfen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nouredine Behloul, Guanzhong Wu: Genistein: A promising therapeutic agent for obesity and diabetes treatment, in: European Journal of Pharmacology, Volume 698, Issue 1-3, Seiten 31-38, 2013, Science Direct
- Daniela Hanganu, Neli-Kinga Olah, Daniela Benedec et al.: Comparative polyphenolic content and antioxidant activities of Genista tinctoria L. and Genistella sagittalis (L.) Gams (Fabaceae), in: Pakistan Journal of Pharmaceutical Sciences, Volume 29, Seiten 301-307, 2016, BVS
- Hiroe Kikuzaki, Masashi Hisamoto, Knae Hirose, et al.: Antioxidant Properties of Ferulic Acid and Its Related Compounds, in: Journal of Agricultural Food Chemistry, Volume 50, Issue 7, Seiten 2161-2168, 2002, ACS
- Günter Seelinger, Irmgard Merton, Christoph M. Schempp: Anti-oxidant, anti-inflammatory and anti-allergic activities of luteolin, in: Planta Medica, Volume 74, Issue 14, Seiten 1667-1677, 2008, Thieme
- Amelia Tero-Vescan, Camil-Eugen Vari, Laurian Vlase: Alkaloid content of some potential isoflavonoids sources (native genista species). long-term safety implications, in: Farmacia, Volume 62, Issue 6, Seiten 1109-1117, 2014, FARMACIA
- Annette Rößler: Cytisin zur Raucherentwöhnung, in: Pharmazeutische Zeitung, 06.01.2021 (Abruf: 27.01.2023), PZ
Wichtiger Hinweis:
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