Farne gehören zu den ältesten Pflanzen und entstanden im Erdaltertum, fast 200 Millionen Jahre bevor sich Blütenpflanzen (Samenpflanzen) entwickelten. Sie verfügen über diverse Wirkstoffe, von denen manche in keiner anderen Pflanze vorhanden sind.
In Deutschland war neben dem Hirschzungen- und Tüpfelfarn vor allem der Wurmfarn (Farnkraut) als Heilpflanze in der Volksmedizin beliebt. Dieser diente, wie der Name bereits sagt, als Mittel gegen Parasiten im Magen-Darm-Trakt. Leider wirkt das Farngift nicht nur bei einem Haken- oder Bandwurm, sondern führt auch bei deren menschlichem Wirt zu Übelkeit, Leber- und Nervenstörungen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zum Farn
- Wissenschaftlicher Name: Polypodiopsida (Echte Farne, eine Klasse von insgesamt vier Klassen innerhalb der Farne)
- Verbreitung: Weltweit, vor allem auf ozeanischen Inseln und in den Tropen
- Verwendete Pflanzenteile: Der von den Wurzeln befreite, ungeschälte Wurzelstock mit den daran sitzenden Blattbasen, Farnwedel
- Anwendungsgebiete in der Volksmedizin (Auswahl):
- Wurmbefall
- Mittel gegen weitere Parasiten wie Flöhe und Wanzen
- Rheuma
- Arthritis
- Kopfschmerzen
- Regelschmerzen
- Hauterkrankungen
- Verdauungsstörungen
- Husten
Echte Farne – Botanik
Echte Farne sind zumeist krautige Pflanzen mit einem Rhizom, welches bei manchen Arten bis zu 40 Meter Länge erreichen kann. Einige (sub-) tropische Arten haben eine baumähnliche Form (Baumfarne) und bilden einen Stamm aus. In den Stämmen sitzt anfangs eine Protostele (einzelnes, konzentrisches Leitbündel) im Zentrum, später entwickeln sich diverse Siphono- und Polystelen.
Die Stämme werden stabil durch Blattspurstränge und durch Sklerenchymplatten, nicht durch Verholzung. Farnblätter sind oft gefiedert und bilden Wedel, sie wachsen mit einer zweischneidigen Scheitelstelle. Unter diesen Photosynthese betreibenden Blättern sitzen unzählige Sporangien – Farne verbreiten sich durch Sporen.
Farne in Volksmedizin und Medizingeschichte
Die Volksmedizin nutzte Pflanzenteile des Wurmfarns und anderer Echter Farne äußerlich gegen Rheuma, Gicht, Hauterkrankungen, Wadenkrämpfe, Krampfadern und Verbrennungen. Innerlich angewandt diente der Wurmfarn auch als Mittel gegen Verdauungsprobleme, Sodbrennen und einen gereizten Darm. Wesentlich war indessen der Einsatz gegen Eingeweidewürmer.
Der Farn ist als Wurmmittel seit der Antike bekannt. Bereits griechisch-römische Autoren des Altertums wie Plinius, Dioskurides und Theophrast erwähnen die Pflanze, um Parasiten zu bekämpfen.
In der christlichen Signaturenlehre des Mittelalters, die Analogien bildete über Assoziationen zwischen vermeintlich „ähnlichen“ Pflanzen, Tieren, Organen, Planeten, Steinen und Krankheiten, galten Farne als Mittel gegen Rückenschmerzen, weil die Farnwedel an die Wirbelsäule erinnerten.
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie (2019) zur ethnomedizinischen Verwendung von Blättern (Extrakt) des Wurmfarns weisen auf eine ausgeprägte entzündungshemmende Wirkung hin. Für die Behandlung von Entzündungen und rheumatoider Arthritis könnte Wurmfarn als potenzielles entzündungshemmendes Mittel ohne Nebenwirungen auf den Magen dienen – weitere Studien vorausgesetzt.
Farnwedel als Toilettenpapier
Unsere Vorfahren pflanzten Farne gezielt, um zu verhindern, dass sich Würmer vermehrten, und nutzten Farnwedel als Toilettenpapier. Mehr noch: Sie warfen die Wedel in die Plumpsklos und dämmten so die Verbreitung der mit dem Kot ausgeschiedenen Würmer ein.
Flöhe bekämpfen mit Farnkissen
Ein Kissen mit getrockneten Wurmfarnwedeln und Farnwurzeln diente traditionell dazu, Flöhe, Wanzen und Milben vom Menschen abzuhalten. Dazu legten unsere Vorfahren die Farnwedel und Wurzeln in das Bett, in den Kleiderschrank oder beim Schlafen unter den Kopf.
Farn – Anwendungen
Äußerlich angewandt ist Wurm- wie Tüpfelfarn unbedenklich, zum Beispiel als Sud, Tee, als Tinktur oder als Kräuterkissen mit Farnwedeln, als Umschlag, Kompresse oder in Bädern.
Echter Wurmfarn – Kennzeichen
Der auch als „Farnkraut“ bekannte Echte Wurmfarn (Dryopteris filix-mas) ist mehrjährig und bleibt sehr lange grün – bis in den Winter hinein. Seine Wedel bilden die Form einer Rosette, die zu einem Trichter ausläuft, und werden bis zu 1,50 Meter lang. An kurzen Blattstielen sitzen gelbbraune Spreuschuppen.
Zu Beginn des Wachstums rollen sich die Wedel als Spiralen. Ausgewachsen sind diese oval-länglich und doppelt gefiedert. Die Fiedersegmente werden an der Spindel immer kürzer, die Spitze ist stumpf gerundet.
Stiele und Spindel bedecken länglich-spitze Schuppen von bräunlich-transparenter Farbe.
Das Farnblatt gliedert sich zweifach und läuft spitz zu, die Fieder sind gesägt; auf den Wedeln, die Sporen tragen, sitzen diese an der Unterseite in zwei Reihen von Sporenbehältern. Die Sporen verbreiten sich von Juli bis September.
Wurmfarn ähnelt dem Gewönlichen Frauenfarn (auch Wald-Frauenfarn) aus der Gattung der Frauenfarne Athyrium. Dieser unterscheidet sich durch ein helleres Grün der Wedel und feinere Fiederchen. Dass hellere Wedel als weiblich und dunklere Wedel als männlich galten, geht auf den Namensgeber Leonhardt Fuchs zurück: Dieser nannte 1543 den Gemeinen Wurmfarn „Wurmfarn mennle“ und den Gewöhnlichen Frauenfarn „Wurmfarn weible“ – im Lateinischen Dryopteris filix-mas und Athyrium filix femina.
Wurmfarn – Vorkommen
Der Echte Wurmfarn kommt hierzulande häufig vor. Er mag es feucht, schattig und wächst meist in Wäldern, besonders in Laubmisch-, Buchen- und Kiefernwäldern, am Waldrand, im Gebüsch, zwischen Hochstauden, auf Waldlichtungen, Schutthalden, Bahndämmen, an Mauern und auf Geröllhaufen, in Gärten, Friedhöfen und Parks. Er wächst von Nordwestafrika über Europa und Westasien bis nach Zentralasien und Nordamerika. Die Art entstand vermutlich im Kaukasus.
Wurmfarn – Inhaltsstoffe
Im Farn finden sich Filmaron, Aspidinol, Albaspidin, Flavaspidsäure und Filixsäure. Acylphloroglucinole sitzen in den Blattbasen und dem Rhizom. Weitere Inhaltsstoffe sind bis zu 0,04 Prozent ätherisches Öl, circa acht Prozent Gerbstoffe, fettes Öl, Terpenoide, Zucker und Stärke.
Medizinische Wirkung des Wurmfarns
Die Phloroglucinderivate lähmen die Muskulatur und das Nervensystem bei verschiedenen Würmern, die als Parasiten in den Organen des menschlichen Körpers leben, zum Beispiel von Band- und Spulwürmern. Mit Hilfe eines Abführmittels können die abgetöteten Parasiten dann leicht aus dem Körper ausgeschieden werden.
Toxische Wirkung
Das gegen Würmer wirkende Filmaron ist ein Nerven- und Muskelgift, sowohl bei Parasiten wie bei Menschen. Deswegen sollten Sie auf keinen Fall Extrakte aus dem Farn selbst herstellen. Unerwünschte Nebenwirkungen des Giftes sind Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen, Leberschäden und Störungen der Sehnerven, die zum Erblinden führen können.
Todesfälle sind erwiesen. Die Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) rät dringend davon ab, Wurmfarn in Rohform zu verwenden.
Tüpfelfarn
Weitere medizinisch wirksame Farne in Deutschland sind der Tüpfelfarn und der Hirschzungenfarn. Der Gemeine Tüpfelfarn ist in Mitteleuropa ebenfalls weit verbreitet, im Schatten von Mauern, in Eichen- oder Birkenwäldern. Seine Harze lösen Krämpfe und enthalten Stoffe, die Entzündungen hemmen. In den Wurzeln finden sich Bitterstoffe, die die Verdauung anregen, da sie die Produktion von Galle stimulieren.
Hirschzungenfarn
Hirschzungenfarn findet sich oft an feuchten Steinen, Stadtmauern und alten Gebäuden sowie an bemoosten Bäumen und in der Nähe von Totholz. Hildegard von Bingen (1098-1179) erwähnte ihn als Heilpflanze und tatsächlich wirken die Gerbstoffe im Wurzelstock und den Wedeln zusammenziehend und helfen so bei der Wundheilung wie bei Magen-Darm-Problemen.
Er treibt den Harn und ein Extrakt daraus ist ein gutes Mittel bei festsitzendem Husten, Bronchitis und allergischem Asthma. Weitere Anwendungsbereiche sind Unterleibsschmerzen, Hormonstörungen während der Wechseljahre sowie Funktionsstörungen der Schilddrüse.
Farn kaufen
Wurmfarn ist eine häufige, einfach zu pflegende heimische Pflanze, und sie können ihn in vielen Gärtnereien günstig kaufen. In schattigen Gärten siedelt er sich oft von selbst an.
Wurmfarn gegen Schnecken
Das Gift des Wurmfarns wirkt nicht nur gegen Parasiten im Magen und Darm, auch Schnecken meiden die Pflanze deswegen. Im Garten ist dieser Farn deshalb ein bewährter Helfer gegen Schneckenfraß. Dafür können Sie:
- Die Beete mit frischen Farnblättern mulchen.
- Getrocknete Farnblätter vor die Pflanzen streuen, von denen Sie Schnecken fernhalten wollen.
- Eine Jauche aus einem Kilogramm Wurmfarnblättern sowie 10 Litern Wasser ansetzen, alles zwei Wochen abgedeckt stehen lassen und dann mit der Gießkanne auf dem Boden verteilen.
Farn pflanzen
Wurmfarn einzupflanzen ist einfach. Er eignet sich ausgezeichnet für einen schattigen Garten, einen Waldgarten und für die Hausmauer. Kurzum: Der Farn lässt sich als Zierpflanze und Tierversteck überall dort anpflanzen, wo sonnenliebende Pflanzen eher verdorren. Er braucht kaum Licht, er mag es dunkel und eher trocken, gedeiht am Wasserhahn, am Fahrradständer zwischen den Mülltonnen sowie am Gartenweg auf der Nordseite.
Er mag lockeren und frischen Boden, der etwas sauer sein kann – so wie im Wald. Sie pflanzen ihn am besten im Frühjahr oder Herbst. Wenn der Boden sehr dicht ist, können Sie diesen mit Sand auflockern. Eine Humusschicht aus Gartenkompost ist für diese und andere Pflanzen ein guter Nährboden. Im Herbst eignet sich gefallenes Laub im Pflanzloch gut dafür, den „Waldboden“ zu ersetzen.
Zwischen den Farnen sollten um die 60 Zentimeter Abstand eingehalten werden. Beim Einpflanzen und in den ersten Wochen sollten Sie den Wurmfarn reichlich gießen – bis sich das Rhizom ausgebreitet hat.
Farn pflegen
Viel Pflege braucht der Farn nicht. Im Winter können Sie die Rosette einmal säubern, da sich hier viel Schmutz und pflanzliche Reste sammeln. Im Frühjahr können Sie ihn mit etwas Kompost frische Nährstoffe zuführen.
Um den Farn im Garten zu vermehren, teilen Sie ihn. Sie graben die Pflanze dazu aus und entfernen die Stücke vom Wurzelstock, die sie als einzelne Pflanzen an anderen Orten platzieren wollen. Den Altfarn und die neuen Teilstücke setzen Sie jetzt schleunigst wieder in die Erde und gießen nicht zu knapp. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Haeupler, Henning; Muer, Thomas: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands, Verlag Eugen Ulmer, 2008
- Götz, Hans: Farne und Gräser - Bds-Handbuch IIIb, Cadmos, 2012
- Strehlow, Dr. Wighard: Der Hildegard-Kompass: Die wichtigsten Heilmittel und Anwendungen, Knaur MensSana HC, 2014
- Erhirhie, Earnest Oghenesuvwe; Emeghebo, Chika Ndubuisi; Chiedu Okoye, Festus Basden Gerald et al.: Dryopteris filix-mas (L.) Schott ethanolic leaf extract and fractions exhibited profound anti-inflammatory activity, in: Avicenna Journal of Phytomedicine, 9(4): 396-409, Juli-August 2019, PMC
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.