Feigenkakteen sind die Kulturform eines Wildkaktus und gehören in Mittelamerika zu den verbreiteten Nahrungsmitteln. Sie werden auch in der Volksmedizin eingesetzt, besonders gegen Darmleiden, um Gewicht zu reduzieren, und um die Folgen des Alkoholkonsums zu beheben.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Opuntia ficus indica
- Volksnamen: Opuntie, Hasenohrkaktus, Micky-Mouse-Kaktus, Kaktusbirne, Nopal, Kaktusfeige, Indische Feige, Indische Birne
- Familie: Kakteen (Cactaceae)
- Verbreitung: Warme Gebiete des Südwestens der USA, Mexiko, Mittel- und Südamerika, heute in klimatisch ähnlichen Regionen eingebürgert, zum Beispiel rund um das Mittelmeer, in Südafrika, Israel, Australien und Spanien. der Ursprung liegt vermutlich in Mexiko
- Verwendete Pflanzenteile: Früchte, Blüten, junge Triebe, Kerne
- Inhaltsstoffe: Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium, Kalium, Silicium, Natrium, in geringen Mengen Eisen, Aluminium und Mangan, Pflanzensterine (Beta-Sitosterin), Flavonoide und Vitamin C, Faserstoffe (Ballaststoffe), Oxalsäure, Pektin, Betalain-Farbstoffe,
- Anwendungsgebiete: Kopfschmerzen, Vitaminmangel, Kater nach Alkoholkonsum, Darmbeschwerden, Ausgleich des CholesterinspiegelsKrebsprävention, Entzündungen, Wundheilung, Infektionen im Mundraum, Kopfschmerzen, Versorgung mit FlüssigkeitDiabetes, Übergewicht
Feigenkaktus – Eine Übersicht
- Opuntia ficus indica ist eine kultivierte Kaktusart, die in der Küche Mexikos eine erhebliche Rolle spielt.
- Kaktusfeigen werden seit Jahrhunderten in der Volksmedizin eingesetzt, zum Beispiel gegen Kopfschmerzen, Erschöpfung, entzündliche Erkrankungen und zur Wundheilung.
- Wie Birnen oder Äpfel sind Feigenkakteen eine Kulturform.
- Aus den getrockneten Kernen wird ein Öl hergestellt, das sich sowohl in der Küche wie in der Kosmetik nutzen lässt und zur Hautgesundheit beiträgt.
- Feigenkakteen enthalten viele Carbohydratfasern, und diese quellen in Kontakt mit Flüssigkeit im Gastrointestinaltrakt zu einem Gel auf, was durch Pektin noch gefördert wird. So wirken sie einerseits Entzündungen im Magen-Darm-Trakt entgegen und führen zudem zu einem Gefühl der Sättigung, was beim Abnehmen hilft.
- Unter Begriffen wie Nopal werden Produkte mit Kaktusfeigen als Nahrungsergänzungsmittel angegeben. Deren Nutzen entspricht nicht notwendig den Versprechen der Hersteller.
- Feigenkaktus wirkt sich zwar positiv bei Diabeteserkrankungen aus. Medizinerinnen und Mediziner warnen aber vor einer Selbstmedikation mit Nopalprodukten: Diabetes mellitus ist eine schwere Erkrankung, die sich nicht einfach mit einer selbst organisierten Phytotherapie heilen lässt, sondern für die es in der ärztlichen Therapie ein breites Spektrum an Prophylaxe und Arzneien gibt.
Inhaltsstoffe
Die Früchte des Feigenkaktus liefern 3,6 Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm und Mineralstoffe wie Kalzium (56 Milligramm pro 100 Gramm) und Magnesium (85 Milligramm pro 100 Gramm). Hinzu kommen Flavonoide und Pflanzensterine (Beta-Sitosterin).
Katusfeigen haben einen hohen Anteil an Vitamin C, nämlich 14 Milligramm auf 100 Gramm. Feigenkaktus liefert viele Faserstoffe (Ballaststoffe). Er enthält Oxalsäure.
Der Wasser- und Fettgehalt sowie der Anteil an Kohlenhydraten in Kaktusfeigen entsprechen dem Durchschnitt anderer Früchte. Überdurchschnittlich hoch ist hingegen der Anteil an Proteinen und Glucose.
Unter den Mineralstoffen ragen Magnesium und Kalzium heraus. Kalium, Silicium und Natrium sind in veritablen Mengen enthalten, Eisen, Aluminium und Mangan nur zu einem geringen Anteil. Außerdem liefert die Pflanze Pektin.
Die Vitamine und Mineralstoffe des Feigenkaktus liefern auch viele andere Obstarten. Eine Besonderheit der Kaktusfeige sind indessen die Betalain-Farbstoffe. Nur wenige Pflanzenfamilien weisen diese Stickstoffverbindungen auf, die sich aus der Aminosäure L-Dopa ableiten. Diese erfüllen hier die Funktion als Farbstoff wie bei anderen Pflanzen die Anthocyane.
Feigenkaktus in der Volksmedizin
Feigenkakteen werden in Mittelamerika und Südasien genutzt, um diverse Beschwerden zu behandeln. Dazu werden die Früchte und die Kerne verwendet.
Am verbreitetsten ist das Essen von Kaktusfeigen, um Darmbeschwerden zu lindern. Außerdem kann Feigenkaktus helfen, die Nachwirkungen des Alkoholkonsums zu beheben (besonders den trockenen Rachen und die Übelkeit).
Feigenkaktus wird auch genutzt, um Gewicht zu reduzieren und zu halten. Ebenso, um Diabetes Typ 2 zu behandeln und um einen hohen Cholesterinspiegel zu senken.
Medizinische Wirkung
Laut einem Review an der Universität von San Diego von 2014 sind Wirkungen des Feigenkaktus gegen Arthritis, Entzündungen und zellschädigende Oxidationsprozesse belegt. Diese spielen zusammen mit Effekten gegen Infektionen im Mundraum, Krebs und zu hohen Blutzuckerspiegel. (Seema Patel: Opuntia cladodes (nopal): Emerging functional food and dietary supplement; in: Mediterranean Journal of Nutrition and Metabolism, Volume 7, Issue 1, Seiten 11-19, 2014 https://content.iospress.com/articles/mediterranean-journal-of-nutrition-and-metabolism/mnm003 )
Ein australischer Review widmete sich 2019 der Frage, wie der blutzuckersenkende Effekt des Feigenkaktus zustande kommt. Dass es diesen Effekt gibt, ist laut den Autor:innen, belegt. Dieser Untersuchung zufolge mangelt es an Evidenz, um Produkte aus der Kaktusfeige als komplementäre Therapie zu empfehlen, um das Risiko für Diabetes 2 zu senken oder die ausgebrochene Erkrankung zu handhaben. Indessen böte die Kaktusfeige eine versprechendes Potenzial für Wirkungen, um den Blutzucker zu senken, die weiterer Forschung bedürften. (Caroline A. Gouws, Ekavi N. Georgousopoulou, Duane D. Mellor; et. al.: Effects of the Consumption of Prickly Pear Cacti (Opuntia spp.) and its Products on Blood Glucose Levels and Insulin: A Systematic Review.; in: Medicina Volume 55, Issue 5, Seiten 138-156, 2019 https://www.mdpi.com/1648-9144/55/5/138 )
Feigenkaktus liefert viele Faserstoffe (Ballaststoffe). Er fördert so die Verdauung und hilft beim Abnehmen, wenn zusätzlich viel Flüssigkeit aufgenommen wird.
Die unverdaulichen Fasern binden Fette aus der Nahrung. Zugleich bilden die löslichen Fasern ein Gel, das dieses gebundene Faser-Fett-Gemisch einhüllt. Über den Kot werden diese Gebilde dann ausgeschieden. So hilft Kaktusfeige beim Abnehmen.
Die Faserstoffe sättigen, die unverdaulichen Fasern führen dem Körper dabei keine Kalorien zu und binden sogar kalorienreiche Fette. Das Aufquellen der Fasern durch Flüssigkeit empfiehlt Feigenkaktus auch als Hausmittel gegen Durchfall.
Die Gelbildung wird durch Pektin noch verstärkt. Dieses Gel hilft gegen Entzündungen der Schleimhäute und empfindliche Schleimhäute, da es sich wie eine Schutzhülle über diese legt.
Insofern ist eine volksmedizinische Anwendung plausibel. Der Verzehr von Kaktusfeigen ist in Mexiko ein Mittel gegen Darmentzündungen.
Reizdarmsyndrom ebenso wie Halsentzündungen lassen sich durch Kaktusfeigen behandeln. Laut einem koreanischen Review von 2004 wird Feigenkaktus genutzt, um Diabetes zu lindern.
Die Pima, Indigene im Südwesten der USA, setzen Feigenkaktus in einer an Diabetes mellitus angepassten Ernährung ein. Feigenkaktus beeinflusst die Empfindlichkeit gegenüber Insulin.
Daher wird er auch in der modernen Medizin als Arznei gegen Diabetes diskutiert. Ein deutsches Forschungsteam zog 2004 allerdings in einer klinisch-pharmakologischen Bewertung den Schluss, dass der potenzielle Wirkmechanismus unzureichend erforscht sei.
Kaktusfeigen können den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen. Ein österreichisches Wissenschaftsteam untersuchte einen möglichen Effekt mit einem täglichen Verzehr von 250 Gramm Kaktusfeigen bei acht gesunden Freiwilligen und acht Menschen mit erhöhten LDL-Cholesterinwerten.
Deutlich senkte der Konsum die Proteine der Blutplättchen, sowohl bei den Gesunden wie bei denjenigen mit erhöhten Cholesterinwerten. Das Ergebnis der Studie war: Kaktusfeigen können die Aktivität der Blutplättchen senken und somit die blutstillenden Prozesse im Körper in Balance bringen.
Eine Studie eines französisch-marokkanischen Wissenschaftsteams kam zu dem Ergebnis: Die reichhaltigen Polyphenole, Vitamine, Fett- und Aminosäuren in Kaktusfeigen lassen sich mit einer Vielzahl von Extraktionsmethoden isolieren.
Identifizierte Stoffe in der Kaktusfeige spielen in biologisch wichtigen Prozessen eine Rolle. Diese wirken Entzündungen entgegen, sind antioxidativ, schützen das Nervensystem und bekämpfen Mikroben.
Eine amerikanische Studie untersuchte die Auswirkungen von Kaktusfeigen auf den Kater nach Alkoholkonsum. Sie kam zu dem Ergebnis: Der Kater (alcohol hangover) könnte mit Entzündungen zusammenhängen.
Diese werden durch Nebenwirkungen des Alkohols ausgelöst. Ein Extrakt aus Opuntia ficus indica senkte deutlich diese entzündliche Reaktion.
Wie sicher ist Feigenkaktus?
Kaktusfeige enthält ebenso wie Rhabarber reichlich Oxalsäure. Nierenkranke sollten deshalb weder die Früchte noch Produkte daraus zu sich nehmen.
Menschen mit Diabetes oder solche, die Cholesterinsenker nehmen, sollten den Verzehr von Kaktusfeigen unbedingt mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. Generell ist Feigenkaktus aber ein sicheres Nahrungsmittel.
Die Früchte, Blüten, Blätter, Triebe und standardisierten Extrakte sind vermutlich sicher, wenn sie über den Mund für eine kurze Zeit und in empfohlenen Dosen eingenommen werden. Seltene Nebenwirkungen bei sensiblen Personen oder beim Verzehr großer Mengen umfassen milden Durchfall, Übelkeit, Blähungen und Kopfschmerzen.
Herkunft und Verbreitung
Gary N. Ervin schrieb 2012 im Fachmagazin Haseltonia: Opuntia ficus indica ist heute von globaler Bedeutung als Nahrungsmittel für Menschen und Tiere, sein Ursprung hingegen unzureichend erforscht.
Zwar stammt die Wildform recht sicher aus Mexiko. Unklar ist aber, wann er in Südamerika eingeführt wurde.
Feigenkaktus essen
Gewöhnlich wird das Innere der Frucht mit den Kernen gegessen. Dieses ist gelbgrün bis rot und schmeckt süß-säuerlich erfrischend.
Die Frucht lässt sich roh essen oder verarbeiten, sei es zu Marmelade, zu Dessert oder in Fruchtgetränken. Die getrockneten Kerne werden zu Kaktusfeigenkernöl gepresst. Dieses dient als Speiseöl und zur Hautpflege.
In Mittelamerika werden auch die jungen Triebe genutzt und als Gemüse zubereitet, gekocht, geschmort oder in Salaten. Produkte mit Kaktusfeigen umfassen Säfte, Honig, Gelee, Wein und sogar Käse.
Nopal als Nahrungsergänzungsmittel
„Nopal“ oder „Opuntia“ bezeichnet Produkte aus dem Feigenkaktus, die als Nahrungsergänzungen angeboten werden. Sie sollen, laut Werbung, Adipositas vorbeugen, den Cholesterinspiegel senken und gegen Diabetes helfen.
Darüber hinaus sollen sie die allgemeine Gesundheit fördern und die Körperfunktionen positiv beeinflussen. Doch wissenschaftliche Studien, die diese Aussagen belegen würden, liegen, laut der Verbraucherzentrale, meist nicht vor.
Feigenkaktus pflanzen
Der Feigenkaktus braucht nicht viel Wasser, aber Wärme und Sonne. Sie pflanzen ihn in der Vollsonne. Als Boden eignet sich ein Substrat aus Mulch, Sand, Bims und Lavagestein.
Im März sollten die Feigenkakteen mit einem Mineraldünger versorgt werden. Für eine weitere Portion Dünger im Sommer sind sie dankbar.
Feigenkaktus ist zwar eine Pflanze sonniger Regionen, aber keine Wüstenpflanze. Deswegen sollten Sie ihn von Frühling bis Herbst regelmäßig gießen.
Im Winter hingegen dürfen Sie weder gießen noch düngen, sondern die Pflanze an einen kühlen Platz stellen. Zu hohe Temperaturen im Winter führen dazu, dass der Kaktus lange helle Triebe entwickelt, die die Pflanze schwächen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Florian C. Stintzing, Reinhold Carle: Cactus stems (Opuntia spp.): a review on their chemistry, technology, and uses; in: Molecular nutrition & food research, Volume 49, Seiten 175-194, 2005, onlinelibrary.wiley.com
- Seema Patel: Opuntia cladodes (nopal): Emerging functional food and dietary supplement; in: Mediterranean Journal of Nutrition and Metabolism, Volume 7, Issue 1, Seiten 11-19, 2014, content.iospress.com
- Caroline A. Gouws, Ekavi N. Georgousopoulou, Duane D. Mellor; et. al.: Effects of the Consumption of Prickly Pear Cacti (Opuntia spp.) and its Products on Blood Glucose Levels and Insulin: A Systematic Review.; in: Medicina Volume 55, Issue 5, Seiten 138-156, 2019 https://www.mdpi.com/1648-9144/55/5/138 , mdpi.com
- Karym El-Mostaffa, Youssef El Kharrassi, Asmaa Badreddine; et al.: Nopal Cactus (Opuntia ficus-indica) as a Source of Bioactive Compounds for Nutrition, Health and Disease; in: Molecules, Volume 19, Issue 9, Seiten 14879-14901, 2014, mdpi.com
- Gary N. Ervin: Indian Fig Cactus (Opuntia Ficus-Indica(L.) Miller) in the Americas: an Uncertain History; in: Haseltonia, Volume 17, Seiten 70-81, 2012, bioone.org
- Karl Hiller; Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K. Heidelberg-Berlin, 1999
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- Thilo Bertsche, Uta Müller, Martin Schulz: Der Feigenkaktus Nopal als Antidiabetikum; in: Pharmazeutische Zeitung, Issue 28, 2004, pharmazeutische-zeitung.de
- Verbraucherzentrale: Nopal – der Feigenkaktus, 23.09.2021 (abgerufen am 06.12.2022), verbraucherzentrale.de
- Jeff Wiese, Steve McPherson, Michelle C. Odden; et al.: Effect of Opuntia ficus indica on Symptoms of the Alcohol Hangover; in: JAMA Internal Medicine, Volume 164, Issue 12, Seiten 1334-1340, 2004, jamanetwork.com
- Roswitha Wolfram, Alexandra Budinsky, Y. Efthimiou; et al.: Daily prickly pear ponsumption improves platelet function; in: Plefa, Volume 69, Issue 1, Seiten 61-66, 2003, plefa.com
- Walter Wurzer (Hg.): Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen. Klagenfurt 1994. Titel des Originals 1977 „Le erbe“. Übertragung aus dem Italienischen.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.