Mannstreu hat seinen Namen daher, dass diese Pflanze historisch als Aphrodisiakum für Mann und Frau galt. Heute werden verschiedene Arten dieser Edeldisteln wegen ihrer Schönheit in Gärten gepflanzt. Darüber hinaus haben sie aber auch medizinische Wirkungen und sind essbar.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wiss enschaftlicher Name: Eryngium campestre (Feld-Mannstreu)
- Volksnamen: Edeldistel, Donnerdistel, Radendistel, Krausdistel, Brachdistel, Gemeine Brachdistel, Rolldistel, Unruhe, Elend, Unruhe
- Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
- Verbreitung: Eurasien und Nordafrika, im Osten bis in den Kaukasus, Iran und Afghanistan
- Verwendete Pflanzenteile: Wurzeln und Kraut
- Inhaltsstoffe (Eryngium): Seifenstoffe (Saponine), Gerbstoffe, ätherisches Öl (wenig), Triterpenoide, Flavonoide, Phenolsäuren, Cumarine, Acetylene, Steroide
- Anwendungsgebiete (Volksmedizin): Blasen-, Nieren- und Harnwegsinfektionen (harntreibend), Blasen- und Nierensteine, Krämpfe (Nierenkoliken), Husten / Keuchhusten (schleimlösend und hustenstillend), Bronchitis; historisch: Aphrodisiakum, Regulierung der Menstruation, Verdauungs- und Magenbeschwerden
Mannstreu – Eine Übersicht
- Mannstreu ist eine artenreiche Gattung. Die Spezies haben alle eine Pfahlwurzel und stachelige Blätter, die an „edle Disteln“ erinnern. Ihre Blütenköpfe sind in der Regel kugelig bis zylindrisch.
- Die Gattung Eryngium besiedelt gemäßigte und warme Regionen der Erde, die meisten Spezies finden sich in Mexiko, Brasilien und Argentinien. Feld-Mannstreu ist bekannt für europäische, kontinentale und (sub-) mediterrane Regionen.
- Anwendungen von Mannstreu in der Volksmedizin verschiedenster Länder sind bereits seit der Antike nachgewiesen. Historisch galt Eryngium campestre unter anderem als aphrodisierend.
- Aus der Volksheilkunde sind vielerlei Wirkungen bekannt, am häufigsten sind antibakterielle und entzündungshemmende sowie schleimlösende und harntreibende Effekte beschrieben.
- Bis in die heutige Zeit finden die Pflanzen in der Volksmedizin Anwendung vor allem bei Leiden der Blase, Niere und Harnwege sowie bei Atemwegserkrankungen.
- Mannstreu-Spezies werden vielerorts auch als Nahrung und Gewürz genutzt, als Salat oder eingelegt. Das Aroma ist einzigartig – bittersüß und scharf zugleich.
- Mannstreu ist auch als Gartenpflanze beliebt. Die verschiedenen Arten bevorzugt einen sonnigen Standort, kommen aber auch mit weniger Sonne zurecht. Staunässe toleriert die Pflanze jedoch nicht – sie braucht einen durchlässigen Boden.
Eryngium – Inhaltsstoffe
Einer Studie (2015) zur Folge konnten durch phytochemische Analysen vor allem folgende Inhaltsstoffe für die Gattung Eryngium nachgewiesen werden: Flavonoide, Gerbstoffe, Saponine und Triterpenoide, Cumarine/Cumarin-Derivate und ätherisches Öl. Das Öl enthält mit Eryngial eine bedeutende Verbindung mit antibakterieller Wirkung.
Laut einer Studie (2017) enthält das ätherische Öl vom Mannstreu (hier: Eryngium campestre und Eryngium amethystinum) auch reichlich Sesquiterpen-Kohlenwasserstoffe, wobei Germacren D die wichtigste Verbindung ist. Daneben sind noch Allo-Aromadendren, β-Elemen, Spathulenol und Ledol enthalten.
Eine weitere Arbeit (2018) ergänzt zusammenfassend die wichtigsten Inhaltsstoffe um Phenolsäuren, Acetylene und Steroide.
Medizinische Wirkung und Anwendungen
Die zusammenfassende Arbeit (2018) zeigt zahlreiche biologische und pharmakologische Aktivitäten vom Feld-Mannstreu auf, unter anderem antibakterielle und antimykotische Aktivitäten, entzündungshemmende Effekte, antioxidative Aktivitäten und Wirkungen gegen Krebszellen, etwa durch zytotoxische Effekte.
Die Studie (2017) zu den Wirkungen der ätherischen Öle aus Eryngium campestre und Eryngium amethystinum belegte effektive zytotoxische Effekte auf Tumorzellen sowie gewisse antioxidative Aktivitäten. Die genannten Potenziale für medizinische Anwendungen müssen allerdings noch weiter untersucht werden.
Mannstreu in Volksmedizin und Kultur
Die Gattung Eryngium umfasst mehr als 250 Arten, von denen viele in der traditionellen Medizin genutzt wurden und auch noch heute Anwendung finden.
Mannstreu war bereits in der Antike als Heilpflanze bekannt und wird in vielen Ländern Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas als Würzmittel, Gemüse und Medizin genutzt. Aus der Antike finden innere Anwendungen Erwähnung: Die Pflanze wurde für Aufgüsse mit Wasser, Wein oder Milch genutzt, die zu Heilzwecken getrunken wurden.
Sappho, eine bedeutende Dichterin der Antike, soll Mannstreu als Liebesmittel genutzt haben. Diese Sage verweist darauf, dass im alten Griechenland die Pflanze als Aphrodisiakum galt.
Spezies der Gattung Eryngium werden laut einer Übersichtsarbeit (2015) in verschiedenen Ländern als Speise- und Heilpflanzen verwendet. Einige Arten werden als Gewürze verwendet und dafür auch angebaut. Andere Arten werden zur Behandlung unter anderem von Bluthochdruck, Magen-Darm-Problemen, Asthma, Verbrennungen, Fieber, Durchfall, Malaria angewandt. Hervorgehoben wird Eryngial, einer der wichtigsten Bestandteile des ätherischen Öls von Eryngium-Arten mit einer bedeutenden antibakteriellen Wirkung.
Bei Eryngium foetidium und Eryngium causcasium überschneidet sich die Verwendung als Heilpflanze mit der als Küchenkraut. Beide werden in Ländern Westasiens in großem Ausmaß kultiviert, besonders in der Türkei und im Iran. Eryngium caucasium ist im Nordiran sogar eines der am meisten genutzten Blattgemüse und wird dort gerne eingelegt. Die Früchte von Eryngium foetidium werden unter anderem in Nigeria gegessen.
Eryngium creticum ist eine wichtige Pflanze in der Volksheilkunde Jordaniens. Eryngium elegans setzen Argentinier als Diuretikum ein. In China gelten Eryngium foetidum und Eryngium yuccifolium als Arzneimittel. Sie dienen als Medizin gegen Schlangenbisse und Zahnschmerzen, Verdauungsprobleme, Durchfall und Kopfschmerzen.
Die türkische Medizin setzt Eryngium campestre ein gegen Husten, zum Stimulieren bei allgemeiner Schwäche, um die sexuelle Lust zu steigern und um den Harndrang anzuregen.
In der bereits genannten Arbeit (2018) Eryngium campestre wird auch auf Behandlungen, die aus der Ethnomedizin bekannt sind, eingegangen. Hier werden etwa Erkrankungen wie Keuchhusten /Husten und Entzündungen der Nieren sowie Harnwege genannt. Die Pflanze soll harntreibend und auch appetitanregend wirken. Insbesondere das Kraut und die Wurzeln werden auch gegen Krämpfe im Magen eingesetzt.
Manche Behandlungen gleichen sich beim Einsatz unterschiedlicher Arten in verschiedenen Ländern, die historisch oft wenig Kontakt hatten. Das macht insbesondere die häufig beschriebenen Wirkungen plausibel. Kulturübergreifend werden vor allem Effekte bei Magendarm-Leiden, Blasen-, Harnwegs- und Nierenerkrankungen (Infektionen/Entzündungen) und Husten beschrieben.
Edeldistel im Garten
Mannstreu-Arten sind wegen ihrer kuppelförmigen Blütenköpfe und ihrer Farbenpracht als Gartenpflanzen beliebt. Generell handelt es sich um Stauden warm-gemäßigter und heißer Gebiete. Viele Spezies bevorzugen sonnige Standorte. Sie wachsen zwar auch im Halbschatten, doch entfalten sie erst bei viel Sonneneinstrahlung ihre volle Blütenpracht. In Deutschland heimische Arten sind winterhart – Flachblatt-Mannstreu (Eryngium planum) zum Beispiel kommt auch mit 30 Grad unter Null ohne Probleme zurecht.
Eryngium-Spezies vertragen keine Staunässe. Ist der Boden undurchlässig oder verdichtet, dann faulen die Wurzeln schnell. Der Boden sollte daher am besten trocken bis frisch und sehr durchlässig sein. Dies entspricht den natürlichen Habitaten. Eryngium campestre zum Beispiel wächst besonders in Kalkgebirgen. Die vielen Arten besiedeln zwar durchaus verschiedene Lebensräume, die im Garten gepflanzten Arten wachsen natürlicherweise allerdings vor allem in offenen Landschaften, an Hängen und in Felsspalten, auf trockenen Sandwiesen und auf Sandmagerrasen.
Bei einem Anbau von Edeldisteln im Garten heißt das: Magern Sie schwere Muttererde mit Sand auf und verwöhnen den Mannstreu mit einer Schicht Kies, Splitt oder Schotter, durch die Wasser absickern kann.
Sie können im Gartenhandel ebenso Samen wie Jungpflanzen erwerben. Kaufen Sie diese im Frühjahr, dann können Sie die Einzelpflanzen gleich draußen einpflanzen. Da die Staude viel Platz einnimmt, sollten die Pflanzen allein oder im Abstand von rund 60 Zentimetern in den Boden gesetzt werden. Die eingepflanzte Pflanze sollten Sie reichlich angießen.
Mannstreu ist eine ausgezeichnete Kübelpflanze, allerdings sollte der Kübel breit und tief genug sein, um der Pfahlwurzel ihren Raum zu geben. Zum Topfrand müssen um die 30 Zentimeter Platz vorhanden sein. Der Kübel muss unbedingt ein Abflussloch haben, und darüber legen Sie eine Drainageschicht. Hier eignet sich Blähton. Als Substrat können Sie normale Erde für Balkonpflanzen verwenden. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sinem Aslan Erdem, Seyed Fazel Nabavi, Iklay Erdogan Orhan et al.: Blessings in disguise: a review of phytochemical composition and antimicrobial activity of plants belonging to the genus Eryngium, in: DARU Journal of Pharmaceutical Sciences, Volume 23, Artikel Nr. 53, 2015, SpringerLink
- Kevin Canflaglione, Evy E. Blume, Luana Quassinti et al.: Cytotoxic Essential Oils from Eryngium campestre and Eryngium amethystinum (Apiaceae) Growing in Central Italy, in: Chemistry & Biodiversity, Volume 14, Issue 7, 2017, Wiley
- Ronald Ross Watson, Victor R. Preedy and Sherma Zibadi (Hrsg.): Polyphenols: Mechanisms of Action in Human Health and Disease (Second Edition), Chapter 7 - Eryngium campestre L.: Polyphenolic and Flavonoid Compounds; Applications to Health and Disease, Academic Press, Seiten 69-79, 2018, ScienceDirect
- Karl Hiller und Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K. Heidelberg-Berlin, 1999
- Alexander Kupfer: Göttliche Gifte. Kleine Kulturgeschichte des Rausches seit dem Garten Eden. Metzler, Stuttgart, 2002
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.