Fieberklee, auch Bitterklee genannt, ist die einzige Art der Gattung Menyanthes. Typischerweise finden wir die Pflanze in Mooren und Sümpfen, der Uferzone von Teichen und der Flachzone von stillen Gewässern. Im Jahr 2020 wurde der Fieberklee von der Loki Schmidt Stiftung als “Blume des Jahres” gekürt, um auf die Bedrohung der Moore hinzuweisen. Der Name deutet auf die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe hin: Wurzeln und Blätter enthalten Bitterstoffe – diese regen die Sekretion von Verdauungssäften an, was verdauungsfördernd und leicht appetitanregend wirkt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zum Fieberklee
- Wissenschaftlicher Name: Menyanthes trifoliata
- Volksnamen: Bitterklee, Biberklee, Dreiblatt, Dreiblättriger Fieberklee, Gallkraut, Magenklee, Monatsblume, Sumpf-Bitterklee, Sumpfklee, Zottelblume, Wasserklee, Zottenblume, Ziegenlappen, Butterklee, Moospflanze, Moosklee, Bohnenblad, Bitterblad, Wilde Boonen
- Familie: Fieberkleegewächse (Menyanthaceae)
- Vorkommen: Feuchtgebiete der gemäßigten Zonen der nördlichen Hemisphäre
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Wurzeln
- Anwendungsgebiete in der Volksmedizin :
- Fiebrige Erkrankungen
- Rheumatische Leiden
- Hautkrankheiten
- Anerkannte medizinische Anwendungsgebiete:
- Magen-Darm-Beschwerden
- Verdauungsbeschwerden (z.B. Blähungen)
- Gallebeschwerden
- Appetitlosigkeit
Fieberklee – Inhaltsstoffe
Fieberklee enthält reichlich Bitterstoffe, die beim Menschen verdauungsfördernd wirken.
darunter Secoiridoidglykoside wie Dihydrofoliamenthin als Hauptstoff, Menthiafolin und Foliamenthin sowie Swerosid.
Fieberklee bietet bis zu sieben Prozent Gerbstoffe, die bei der Pflanze einer Fäulnis entgegenwirkt, eine Anpassung an den nassen Lebensraum. Medizinisch sind die Gerbstoffe vor allem wegen ihrer entzündungshemmenden und zusammenziehenden Wirkungen interessant.
Zu den Inhaltsstoffen des Bitterklees zählen außerdem Flavonoide, Cumarine wie Scopoletin, Hydroxykaffeesäurederivate und Pyridinalkaloide. Auch die Wurzel bietet Iridoidglykoside (vor allem Loganin), Triterpene und Triterpensaponine (unter anderem Betulinsäure).
Wirkungen
Wissenschaftlich anerkannt sind Effekte auf die Verdauung und um den Appetit zu steigern. Bitterklee hilft gegen Völlegefühl und leichte Blähungen. Diese Wirkung ensteht, weil die Bitterstoffe das Ausschütten von Verdauungssäften (Speichel, Magensaft) anregen.
Teeaufgüsse aus den Blättern und/oder der Wurzel helfen bei allgemeinen Problemen im Oberbauch, bei Appetitlosigkeit und leichten Fettverdauungsbeschwerden.
Bitterklee ist in der Volksmedizin auch bekannt dafür, schweißtreibend und fiebersenkend zu wirken sowie Entzündungen zu hemmen. Dies ist wissenschaftlich nicht belegt.
Die in der Wurzel enthaltene Betulinsäure wurde bereits 2003 in einer Studie als eine vielversprechende Anti-Krebs-Substanz beschrieben, in dem dieses Terpen den Zelltod in Krebszellen zu induzieren könnte.
Zudem wurden in Untersuchungen (Zusammenfassung in Latté, 2020) Wurzelextrakten (Rhizom) des Fieberklees nicht nur zytotoxische Wirkungen, sondern auch antioxidative, antientzüdliche, und antimikrobielle Wirkungen beschrieben. Für Extrakte aus den Blättern sind neben antioxidativen und antimikrobiellen auch immunmodulatorische Wirkungen beschrieben. Klinische Studien und toxikologische Daten liegen allerdings nicht vor, so dass diese Wirkungen nicht belegt sind und eine Anwendung für diese Zwecke nicht empfohlen wird.
Volksmedizin – Fieber und Nierenbeschwerden
Außerdem nicht bestätigt ist die volksmedizinische Anwendung gegen Fieber: Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Bitterklee Fieber senkt. Möglicherweise rührt der Ruf der Pflanze als Fieberkraut daher, dass manche fiebrige Erkrankungen wie Grippe mit Magen-Darm-Beschwerden verbunden sind und der Bitterklee diese Begleitsymptome lindert.
Die wahrscheinlichste Erklärung sind jedoch die Bitterstoffe: Bitter schmeckende Pflanzen galten in der Volksmedizin generell als Mittel gegen fiebrige und entzündliche Erkrankungen.
In der schwedischen Volksheilkunde dienen Fieberklee-Extrakte dazu, Nierenentzündungen zu behandeln. Untersuchungen (1995) zu Extrakten aus dem Rhizom zeigten, dass die Pflanze Filterfunktionen der Nierenkörperchen fördert. Weitere Forschung ist allerdings nötig, um solch potenzielle Wirkungen zu belegen und medizinisch zu nutzen.
Traditionelle Anwendungen
Verwendungen des Bitterklees in Zeiten des Mittelalters lassen sich heute nicht eindeutig zuordnen, da bei den bekannten Beschreibungen unklar ist, um welche Pflanze es sich handelt. Aufzeichungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu Folge hatte Fieberkleee in der Neuzeit eine gewisse Bedeutung als Bitterstoffdroge: das Elixir Aurantiorum compositum diente dazu, den Magen zu stärken und enthielt größere Bestandteile an Bitterklee. Seefahrer führten zudem junge Bitterkleeblätter auf Schiffen mit, um sich so mit Vitamin C zu versorgen.
Der deutsch-dänische Arzt Simon Pauli erwähnte in seinem Werk Quadripartitum botanicum, er habe mit dieser Pflanze Skorbutkranke geheilt. Anderen Ärzten nach sollte der Bitterklee gegen alles mögliche helfen – von Asthma bis hin zu Kopfläusen.
Anton Alfred Henrici, Mediziner und Professor für Pharmakologie und Geschichte der Medizin der kaiserlichen Universität Dorpat, schrieb 1894 über Fieberklee in der russischen Volksmedizin: „Schon Pallas (Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reichs. St. Petersburg 1773-1776, Band 1, Seite 72) erwähnt den Fieberklee, indem er sagt, daß er von den Mokschanern zu Umschlägen bei Entzündungen und “innerlich in Tränken bei Wassergeschwülsten” gebraucht wird.“
In Polen wurde die Pflanze gegen Wassersucht und Fieber eingesetzt, in Dänemark diente sie dazu, das Blut zu reinigen und den Magen zu stärken. In Litauen kam Fieberklee als Mittel gegen Hämorrhoiden, Fieber, Verdauungsstörungen und Appetitlosigkeit zum Einsatz. In Norwegen sollte ein Aufguss gegen Gicht, Wassersucht, Gelbsucht, Blutarmut, Erkältungen und Skorbut helfen sowie das Heilen äußerer Wunden beschleunigen.
Fieberklee-Tee für den Magen
Gegen Blähungen, Völlegefühl, „Magengrummeln“ und Magendruck wird einen Teelöffel der getrockneten Blätter auf einen Viertelliter kaltem Wasser angesetzt und für eine Minute gekocht. Nach dem Abseihen wird der Tee lauwarm getrunken. Täglich können bis zu drei kleine Tassen vor den Mahlzeiten eingenommen werden.
Fieberklee – Nebenwirkungen
Fieberklee ist leicht toxisch. In größeren Mengen wirkt er stark abführend und kann Erbrechen auslösen. Hohe Dosierungen lösen Kopfschmerzen aus, bedingt durch das Alkaloid Gentianin.
Gegenanzeigen
Bitterklee sollte nicht angewendet werden während der Schwangerschaft und Stillzeit
sowie bei Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren, da sich die Geschwüre durch die Anregung der Magensäureproduktion verschlechtern können.
Fieberklee – Kennzeichen
Fieberklee ist mehrjährig, wird nur circa 30 Zentimeter hoch, hat dreiteilige Blätter, die aber größer sind als beim “echten” Klee (Trifolium), wie beispielsweise dem bekannten Wiesenklee. Er blüht weiß, dabei stehen die Blüten auf einem blattlosen Schaft. Dieser Klee bevorzugt feuchtes bis nasses Terrain, oft unmittelbar an Gewässern und in Moorgebieten (Wasser- und Sumpfpflanze).
Er wächst häufig in Gemeinschaft mit Froschlöffel und Pfeilkraut, mit Sumpfenzian und Mehlprimel. In Deutschland ist er selten geworden und gilt als gefährdet, da die natürlichen Standorte vielerorts trockengelegt wurden. Dort wo er vorkommt, weist er aber oft ein großflächiges Vorkommen auf. Er wird der Familie der Fieberkleegewächse zugeordnet und ist somit kein Klee, wie sein Name irrtümlich vermuten lässt.
Blume des Jahres 2020
2020 wird der Fieberklee als Blume des Jahres bei der Loki Schmidt Stiftung ausgerufen. Die Stiftung erinnert damit daran, dass das Habitat der Pflanze, die Moorlandschaft, hoch bedroht und zugleich sehr wichtig für unser Klima ist – als CO2-Speicher genauso wertvoll wie alte Wälder.
Bitterklee im Garten
Bitterklee hat nicht nur Heilwirkungen, die Blüten sehen auch prächtig aus. Um ihn im Garten zu pflegen, empfiehlt es sich, auf vorgezogene Pflanzen zurückzugreifen.
Der Klee benötigt einen dauerhaft feuchten bis nassen Standort in sonniger bis halbschattiger Lage. Der Boden muss humusreich und sauer sein (pH-Wert von weniger als fünf). Am besten gedeiht die Pflanze in schlammigen Böden oder Moorböden, zum Beispiel in der Sumpfzone oder Flachwasserzone eines Gartenteichs.
Wenn Sie den Boden anreichern müssen, können Sie Moorbeeterde verstreuen. Bitte verwenden Sie niemals Torf: Moore, aus denen Torf gewonnen wird, gehören zu den bedrohtesten Lebensräumen in Deutschland.
Achten Sie am Ufer des Gartenteichs darauf, dass die Pflanzen einen ausreichenden Abstand zueinander haben, damit sie nicht um die Nährstoffe konkurrieren. Sie müssen zwischen Frühling und Sommer regelmäßig düngen.
Überwintern ist kein Problem, Fieberklee übersteht auch nordische Winter – wenn der oberirdische Teil abstirbt, übersteht das Rhizom die kalte Jahreszeit im Boden, und im Frühjahr sprießen die Blätter neu.
Fieberklee kaufen
Wenn Sie Fieberklee als Gartenpflanze kaufen, achten Sie auf Folgendes: Ist die Erde in den Blumentöpfen nass? Wenn die Pflanzen bereits einige Zeit in trockenem Humus standen, erleiden sie Schaden, der nicht sofort sichtbar sein muss, aber dazu führen kann, dass Ihnen die Pflanze in den nächsten Wochen abstirbt.
Am besten sind junge Pflanzen: Diese haben noch kein weit wucherndes Rhizom gebildet und wachsen deswegen schneller an. Zur Anwendung können im Kräuterfachhandel getrocknete Fieberteeblätter gekauft werden. Diese kosten um fünf Euro pro 100 Gramm. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Roth, Lutz; Daunderer, Max; Kormann, Kurt: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. Hamburg 2000
- Madaus, Gerhard: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Thieme, 1938
- Henrici, Anton Alfred von, in: Kobert, Rudolf (Hrsg.): Historische Studien aus dem Pharmakologischen Institute der Kaiserlichen Universität Dorpat, Band 4, Seite 41, 1894
- Loki Schmidt Stiftung: Blumen des Jahres (Abruf: 04.2.2022), Loki Schmidt Stiftung
- Patočka, Jiří: Biologically active pentacyclic triterpenes and their current medicine signification, in: Journal of Applied Biomedicine, 1: 7-12, 2003, Journal of Applied Biomedicine
- Tunón, H.; Bohlin, L.: Anti-inflammatory studies on Menyanthes trifoliata related to the effect shown against renal failure in rats, in: Phytomedicine, 2(2): 103-12, Oktober 1995, ScienceDirect
- Kuduk-Jaworska, Janina; Szpunar, Joanna et al.: Immunomodulating Polysaccharide Fractions of Menyanthes trifoliata L., in: Zeitschrift für Naturforschung C, 59/7-8: 485–493, Juli 2004, De Gruyter
- Latté, Klaus-Peter: Menyanthes trifoliata L. – der Fieberklee, in: Zeitschrift für Phytotherapie, 41 ( 02): 101-108, 2020, Thieme Connect
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.